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Dienstag. 53. 11 Juli 1865. Preis pro Quartal 10 Ngr, Inserate di« Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Armier und Stadträthe Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Ärscheint Dienstags und L LL HWtl Pt 1 ll anstalten. l Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne !n Dippoldiswalde Der Zweigverein der Gustav Adolph- Stiftung für Dippoldiswalde u. Umgegend, welcher in der Richtung nach Lauenstein und Altenberg hin bis an die böhmische Grenze sich erstreckt und über 60 Ortschaften in sich faßt, hält die Jahresversamm lung jedesmal die erste Mittwoch im Monat Juli ab, und war bei der letzten Versammlung für dieses Jahr Sadisdorf erwählt worden. Bekanntlich erfreuen sich diese Jahresversammlungen einer zahlreichen Theil- nahme, die sich auch in diesem Jahre zeigte, zumal nach einer, längere Zeit anhaltenden kalten und nassen Witterung ein sehr freundlicher Tag zur Reise nach Sadisdorf aufmunterte. In Begleitung einiger hiesiger Lehrer trat ich kurz nach 5 Uhr früh den sehr ange nehmen Weg über die Bärenburg durch den langen Grund nach Schmiedeberg an. Wir erfreuten uns des herrlichen Mortzens und der prächtigen Waldparthien, deren gefiederte Bewohner durch ein ununterbrochenes Concert die Reise angenehm machten. Beim Eintritte in Naundorf rief eine gewaltige Ehrenpforte dem Ein sprechenden ein „Willkommen" zu, während eine andere die mit Blumen geschmückte Schrift „Zu Ehren der Gustav-Adolph-Stiftung" trug, und fast an jedem Hause Kränze oder Guirlandeu gezogen waren. Diese Zeichen der Thetlnahme steigerten sich in Sadisdorf selbst, wo nicht nur ebenfalls Ehrenpforten den Wan derer begrüßten, sondern auch die durch das Dorf bis an die Kirche führende Straße zu beiden Seiten mit Birkenbäumchen besetzt war, überdies noch manche Kränze, manche mit Blumen umgebene Tchrift Zeugniß ablegten, daß in der Gemeinde Sadisdorf ein Festtag begangen werde. Kurz vor 9 Uhr trafen mit Musik die Gemeinden Obercarsdorf und Naundorf, an ihrer Spitze die Schuljugend, von welcher jedes Mädchen einen Kranz, die Knaben aber grüne Fähnchen trugen, im Unterdorfe von Sadisdorf ein, und wurden daselbst von der Schuljugend und den Einwohnern aus Sadis dorf empfangen und bildeten nun, geführt von den Lehrern, den Zug in die Kirche, die Mitglieder des Vorstandes und die Auswärtigen in ihre Mitte auf nehmend. Der Zug war ansehnlich und hat mehr als 600 Köpfe gehalten, weil sich nicht Wenige aus Reich städt, Hennersdorf nnd Schmiedeberg demselben an schlossen. Die Kirche vermochte nicht Alle aufzunehmen, und ein Theil verblieb während des Gottesdienstes vor den Kirchthüren. Die Kirche war reich geschmückt mit Blumen und Kränzen, und die gottesdienstliche Feier- Ward erhöht durch drei Gesangsaufführungen, welche zum Theil von einer Anzahl Herren und Damen aus Dippoldiswalde, unter trefflicher Direktion des Herrn Lehrer Bieber, theils von der L-chuljugend in Sadisdorf, unter Leitung ihres braven Lehrers, ausgeführt wurden. Die Festpredigt hielt Herr Pastor Böttrich aus Reich städt über 1. Cor. 15, 58. Der auch in weiteren Kreisen beliebte Kanzelredner hatte daraus das Thema entnommen: „Unser Liebeswerk ei» Werk des Herrn ; 1) die Liebe zu dem Herrn ist's, welche uns zur Arbeit beruft, 2) die Kraft des Herrn ist's, die unsere Arbeit an den Brüdern nicht hat vergeblich sein lassen, 3) die Treue des Herrn ist's, die uns ermuntert, immer mehr zuzunehmen in dem Worte." Nach beendigtem Gottes dienste fanden in dem Saale des Gasthofes die Ver handlungen statt, welche diesmal von kürzerer Dauer waren, als früher, da über die Vorschläge des Vor standes eine Discussion nicht stattfand. Eingeleitet wurde die Handlung durch eine Ansprache des Vor sitzenden des Vorstandes, Herrn Sup.N. v. Zobel, welcher, wie er dies zeither jedesmal unter allgemeiner Auf merksamkeit gethan, eine kurzgedrängte Mittheilung über Has, was der Gustav-Adolph-Verein bezweckt und was er zeither und insbesondere im vorigen Jahre er reicht hat, der Versammlung gab, worauf der Vortrag der Rechnung, welche zur Zeit eine Einnahme von etwas mehr als 150 Thlrn aufwies, folgte, und wobei zu gedenken ist, daß noch mehrere Gemeinden mit Ein sendung der bereits gesammelten Beiträge in Rückstand sich befinden. Hierauf wurden vie Vorschläge des Vor standes, von solchen i/3 der Gemeinde Gürkan-Reihen haus, ein gleicher Betrag der Gemeinde Liebschütz-Let- schütz, beide in Böhmen, und >/3 dem Centralvorstand zur sofortigen Verwendung, sowie die Ueberlassung der Kirchencollecte zum Liebeswerk, genehmigt, die Wahl des Abgeordneten nach Kamenz zur Hauptversammlung dein Vorstand überlassen und mit Gesang die Versammlung, an welcher über 60 Mitglieder theilnahmen, geschlossen. Eine gleiche Zahl betheiligte sich auch an dem darauf folgenden Mittagsmahle, welches, wie zeither, durch seine Einfachheit und Gemüthlichkeit immer mehr den Charakter eines wahren Liebesmahleö beurkundete, wäh rend manches gute Wort und nicht wenig Toaste eine genußreiche Unterhaltung hervorriefen. Geselliger Ver kehr hielt die Theilnehmer noch längere Zeit beisammen. Auch die Feier in Sadisdorf wird beigetragen haben, der preiswsirdigen Gustav-Adolph-Stiftung die zeithe- rigen Freunde nnd Gönner zu erhalten und derselben neue zuzuführen. Riedel. TageSgeschiehte. Dresden. Im Herbst dies. I. wird eine Zu sammenziehung der Infanterie und des größten Theiles der Reiterei „Brigaden- resp. Regimenterweise" in Cantonnements von circa vier- re,p. dreiwöchentlicher