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dafür bildet gleich das nach der Leier, einem Volksinstrument, genannte Trio, KV 602, Nr. 3). Auch humoristischer Effekte bediente sich der Komponist in diesen Trios, so im „Kanarienvogel“, KV 600, Nr. 5 (mit Piccoloflöte) und in der „Schlittenfahrt“, KV 605, Nr. 3 (mit Schellen und Posthorn). Alle diese Tänze aber sind in bezug auf melo dische Einfälle und feine Verarbeitung wahre kleine Kunstwerke und offenbaren ge rade bei dem geringen Spielraum der Form in ihrer Einfachheit und Volkstümlichkeit wieder den unerschöpflichen Erfindungsreichtum Mozarts. T schaikowskis Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 entstand 1893, im letzten Lebensjahre des Komponisten, und wurde kurze Zeit vor dem Tode des großen russischen Meisters in Petersburg uraufgeführt. Tschaikowski, der das Werk selbst dirigierte, trat damit zum letzten Male in der Öffentlichkeit auf. Die „Sechste“, das letzte große Werk des Komponisten, stellt schlechthin einen Gipfelpunkt in seinem gesamten Schaffen dar. Sie wurde tatsächlich sein „bestes Werk“, wie Tschaikowski mehrfach während der Arbeit an der Sinfonie geäußert hatte. Sie wurde zugleich sein Requiem. „Du weißt, daß ich im Herbst eine zum größten Teil schon fertig komponierte und instrumentierte Symphonie vernichtete, und das war gut, denn sie enthielt wenig Wert volles und war nur ein leeres Tongeklingel ohne wirkliche Inspiration. Während der Reise kam mir der Gedanke an eine neue Symphonie, diesmal eine Programmsymphonie, deren Programm aber für alle ein Rätsel bleiben soll . . . Dieses Programm ist durch und durch subjektiv . . . Der Form nach wird diese Symphonie viel Neues enthalten, unter anderem wird das Finale kein lärmendes Allegro, sondern im Gegenteil ein sehr langgedehntes Adagio sein.“ Diese Briefstellen des dreiundfünfzigjährigen Tschai kowski an seinen Neffen Wladimir Dawidow zeigen, aus welcher Situation heraus die „Sechste“ entstanden ist. Die äußeren Lebensumstände des Meisters waren mit zu nehmendem Alter durch sich steigernde Ruhelosigkeit, innere Gegensätzlichkeit und Zerrissenheit gekennzeichnet. Nur die Flucht in rastloses Schaffen verhalf ihm zu relativem Gleichgewicht. Leidenschaftlichster, unmittelbarer Ausdruck der ihn bewegen den, ja fast zerreißenden Gegensätze wurde seine sechste Sinfonie. „In diese Sinfonie“, schrieb Tschaikowski, „legte ich ohne Übertreibung meine ganze Seele; ... ich liebe sie, wie ich nie zuvor eine meiner Schöpfungen geliebt habe.“ Wie viele seiner letzten Werke ist auch die „Sechste“ von leidvollen Stimmungen durchzogen, aber nie im Sinne pessimistischer Hoffnungslosigkeit, Todessehnsucht oder willenloser Passivität. Auch im Ausdruck des Tragischen, der Klage, schwingt bei Tschaikowski seine leiden schaftliche Liebe zum Leben mit, seine Überzeugung von den erstaunlichen Kräften der menschlichen Seele, seine Verehrung für alles Schöne und Gute im Leben des Men schen und in der Natur. Unter den nachgelassenen Papieren des Komponisten fand sich ein Programmentwurf für die „Sechste“, nach dem die eigentliche Idee des Werkes mit dem Wort „Leben“ charakterisiert wird. Diese Idee, die ganz allgemein das Auf und Ab der dargestellten Stimmungen deutlich macht, aber durchaus in einem innigen Zusammen hang mit dem Leben des Komponisten steht, hilft dem Hörer beim Verständnis des Werkes, wenn es sich auch ganz und gar nicht um ein „Programm“ im Sinne der illu strativen Programmatik Berlioz’, Liszts oder Richard Strauss’ handelt. Tschaikowskis Bruder Modest erzählt uns in seiner Biographie, wie die sechste Sinfo nie ihren Beinamen „Pathetique“ erhielt. Am Tage nach der Uraufführung grübelte der Komponist über einen treffenden Titel für sein neuestes Werk, dessen ursprüng licher Name „Programmsinfonie“ ihm plötzlich nicht mehr gefiel. Modest schlug ihm „Tragische Sinfonie“ vor, aber auch das mißfiel ihm. „Ich verließ bald darauf das Zimmer, bevor Peter Iljitsch noch zu einem Entschluß gekommen war. Da fiel mir plötzlich die Bezeichnung ,Pathetique“ ein. Sogleich kehrte ich wieder ins Zimmer zu rück — ich erinnere mich noch so deutlich daran, als ob es gestern gewesen wäre! - und schlug sie Peter Iljitsch vor, der begeistert ausrief: .Ausgezeichnet, Modi, bravo! Pathetique“ - und dann setzte er in meiner Gegenwart den Titel ein, durch den die Sinfonie überall bekannt geworden ist.“ Wenn Tschaikowski in formaler Hinsicht von „viel Neuem“ in seiner „Sechsten“ spricht, so gilt das für die enorme Gegensätzlichkeit der Themen und der daraus resultierenden Verarbeitung sowie für die Umstellung der Sätze gegenüber der traditionellen Norm. Diese Sätze wiederum sind im einzelnen durch eine große Strenge, Klarheit und Kon sequenz des Aufbaus gekennzeichnet. Sie bedingen sich gegenseitig im Sinne aussage mäßiger Kontraste, sind aber auch durch gemeinsame Elemente miteinander verbunden (Tonfortschreitungen; spezifisch nationaler Charakter). Der inhaltliche Schwerpunkt der Sinfonie ist wohl der erste Satz, ein komplizierter Sonatenhauptsatz. Bereits in der melancholischen Adagio-Einleitung spricht sich das Kernmotiv des nachfolgenden Allegro-Satzes aus, dort allerdings ins Erregte gestei gert. Lichter, freudvoller ist das kontrastierende zweite Thema in den sordinierten Violinen angelegt. Aus dem Kampf dieser konträren Stimmungen entwickelt sich eine teils leidenschaftlich-dramatische, teils lyrisch-innige Musik, auf die sich die Bezeich nung „Pathetique“ bezieht. Der zweite Satz (Allegro con grazia) hat elegant-tänzeri schen, ja walzcrartigen Charakter. Der ungewöhnliche ^-Rhythmus verweist auf die russische Volksmusik. Heitere, anmutige Stimmungen herrschen vor, lediglich im Mittel teil (con dolcessa e flebile) klingen die Nachtseiten des vorangegangenen Satzes als montonc Melancholie herein. Der dritte Satz (Allegro molto vivace), teils wispernd, teils schwungvoll mitreißend, ist ein mächtiger Bau, der Scherzo und Marsch innig verknüpft. Abweichend von der Tradition des sinfonischen Zyklus, hat Tschaikowski als Finale einen langsamen Satz geschrieben, ein Adagio lamentoso, das in seiner tragischen Haltung an den ersten Satz anschließt, in seiner Schilderung des Leides in denkbar großem Gegensatz zu den beiden lebensbejahenden Mittelsätzen steht. Zwei Themen stehen miteinander in einem gespannten Verhältnis. Die Coda ist inhaltlich der Einleitung der Sinfonie verwandt. Ein Bogen wird geschlagen, ein Kreis geschlos sen. Anfangs- und Schlußklang entsprechen sich fast völlig: tiefe Streicher und Fagott in tiefster Lage in Molldreiklängen. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: 22. und 23. Februar 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 11. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Dr. Heinz Röttger, Dessau Solist: Theo Adam, Dresden-Berlin Verdi-Wagner-Abcnd Freier Kartenverkauf 11. und 12. März 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 12. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Ude Nissen, Erfurt Solist: Helmut Roloff, Berlin, Klavier Werke von Siegfried Matthus, Robert Schumann und Johannes Brahms Freier Kartenverkauf 26. und 27. März 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 13. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Fritz Mahler, USA Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Gustav Mahler und Johannes Brahms Freier Kartenverkauf 8. und 9. April 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 14. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Prof. Heinz Bongartz, Dresden Freier Kartenverkauf 14. April 1967, 19.30 Uhr, Kongreßsaal Einführungsvortrag 18.30 Uhr, Dr. Dieter Härtwig 5. KONZERT IM ANRECHT C FÜR BETRIEBE Dirigent: Gerhard Rolf Bauer, Karl-Marx-Stadt Solistin: Kiyoko Tanaka, Japan, Klavier Werke von Alfredo Casella, Wolfgang Amadeus Mozart und Fryderyk Chopin Anrecht C Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1966/67 - Künstlerischer Leiter: Prof. Horst Förster Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte t konzert im ANRECHT C FÜR BETRIEBE 1966/67 40129 III 9 5 0,7 167 ItG 009 1 67