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Dresdner Journal : 17.01.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187901171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790117
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-01
- Tag 1879-01-17
-
Monat
1879-01
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 17.01.1879
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O13 Freitag den 17. Januar. 1879 lm U»LI« a»»t»ek*» L*l«d«: diikrliok: . . 18 ^sLkrtiod: 4 IlLrk »v kk. Lmrslos^inllweru: 10 ks tU—rtuad d«i dsutseke» 8«ieke» tritt kost- uud ktewpelrusctilu^ Kiuru. luserateuprel^er kür Uso k»uw «iü«r ^ospultousu kotitLoiie SO kl. Vater „kiu^vE-dt?' dis 2vll« bO kl. Lr«sk»I»«o r l'i^Iiok mit Auirmkms der 8oaa- and koiorts^e .^dend» lür den solxeaäea 'kaz. Dresdner Zom nal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Ios«r»t«u»oa»kme ausHrkrts: LranMetter, vowiaEooLr «les Orosäaer douro^t«; Srwdor^ - L»rlia Visa l^ipri^ 8»««I - Lr«>I»u krev^tl: l ,. U: L kvAier, LsrUu Vt«»-»luudui^- kr»b'l<*ipii^-^r»aktiu1 «. H. Müi»<ü>«ll: dtl«<t Lto««, LsrUa: L. ^orriic^, , 8r«w«a: L ScUottr Lr«»I»u: L -8ta»tAt»'« öüroau; vdemuin: /<> ko>At; rrsaktart ». N.: ^«eAe^sok« u. td. ^/rrrman«- sekv Nuodkavdlun^; VSrM»: 6. L/Mer, S»ULor«l <7. Lc/iüds/k'r/ k»rt,-L«rIia-rr»Lllturt ». H. StaN^rt'. Da«be L tdo.,- L-u-dur^: ^enÄAen, ^1d. Herausxvder: XöniLl. Expedition dos l>resdaor dourn^ts, Vreden, Lvinskerstrasse I^o. LV. Amtlicher Theil. Dresden, 16. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern Abend 10 Uhr 15 Min. von Leipzig zurückgekehrt. Dresden, 15. Januar. Se. Königliche Majestät Kat den zeitherigen Kanzleidirector Friedrich Hugo Richter in Glauchau, unter Verleihung de» Titels und Ranges eines Justizraths, zum Gerichtsrath bei dem Bezirksgericht Zwickau zu ernennen allergnädigst geruht. Bekanntmachung. vr. Ernst Friedrich August Kersten zu Dresden ist in Folge des Ausgangs einer wider ihn geführten Untersuchung der bisher von ihm bekleideten Aemter der Advokatur und des Notariats verlustig geworden. Dresden, am 10. Januar 1879. Ministerium der Justiz. v. Abeken. Rosenberg. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Wie«, Mittwoch, 15. Januar, Abends. (Corr. Bur.) Wie die „Presse" meldet, drückte der Kaiser den Wunsch auS, daß auS Anlaß seiner silbernen Hochzeit keine Stiftungen, wie sie beabsichtigt waren, von Seite der Gemeinden oder durch öffent liche Subscriptiovev gemacht werden mögen, da die Bevölkerung in letzter Zeit durch zahlreiche Stif tungen für patriotische Zwecke zu sehr in Anspruch genommen worden sei. DaS Abgeordnetenhaus begann in seiner Heu tigea Sitzung die GeneraldiScusfion deS Berliner Vertrages. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Versailles, Mittwoch, 15. Januar, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Senats wurde der von den vereinigten Linken ausgestellte Kandidat Martel mit 153 Stimmen zum Prä sidenten gewählt. Der Gegenkandidat, Herzog v. Audiffret-PaSquier, erhielt 81 Stimmen. JuleS Simon hatte seine Kandidatur zurückgezogen. Zu Licepräfidenten wurden Rampon, Leroyer und Prlletan von der Linken gewählt. DaS Programm deS Ministeriums wird vor aussichtlich morgen, sowohl im Senat wir in der Deputirtenkammrr, verlesen «erden. Rom, Mittwoch, 15. Januar, AbendS. (W. T. B.) Der Ministerpräsident hat der Kammer das vorlänfige Uebereivkommen, betreffend die Rege lung der französisch-italienischen Handelsbeziehun gen, vorgelegt. Die „Jtalie" meldet, daß der Minister De- prrtiS und der französische Botschafter, Marquis de RoailleS, heute den provisorischen Handelsver trag zwischen Italien und Frankreich für das laufende Jahr unterzeichnet haben,^und fügt hinzn: Der abgeschlossene Vertrag sichert beiden Ländern die Behandlung der meistbegünstigten Nationen. In Italien ist Oesterreich meistbegünstigt; in Frankreich werden die italienischen Waaren wie die spanischen, schwedischen rc. behandelt werden.- Der neue Vertrag bildet eine namhafte Verbesserung des Handelsverkehrs beider Länder und hat übrigens den sehr großen Vor theil, das herzliche Einvernehmen mit Frankreich be züglich der commerziellen Angelegenheiten wieder her- mstellen, indem er uns endlich wieder von der Anwendung der allgemeinen, den beiderseitigen Han- delsinteressen so schädlichen Tarife abkommen läßt. Man wird sohin Muße haben, den definitiven Han- delSverlrag auszuarbeiten, welcher im Jahre 1880 in Kraft treten soll. Wir eS scheint, beabsichtigen die verschiedenen Fraktionen nicht, dem Ministerium Verlegenheiten zu bereiten, sondern wollen vielmehr demselben Zeit zur Feststellung seines Programms lassen. Konstantinopel, Mittwoch, 15. Januar, Mittags. (W. T. B.) In Adrianopel find durch das Austreten der Maritza beträchtliche Ver heerungen angerichtet worden; namentlich find große russische Proviantvorräthe unbrauchbar ge worden. Tagesgeschichte. Dresden, 16. Januar. Ueder den gestrigen Tag des Aufenthalts Ihrer Majestäten des Königs und der Königin in Leipzig wird uns von dort noch berichtet: Se. Majestät der König geruhte zunächst, wie schon vorläufig berichtet, mehrern Vorlesungen an der Landesuniversität beizuwohnen, sowie die neuen Justizbauten an der Harkortstraße in Augenschein zu nehmen, während Ihre Majestät die Königin, Aller- höchstwelcher nach der Rückkehr aus der Kirche von der Kapelle des 7. Infanterieregiments Nr. 106 eine Morgenmusik dargebracht wurde, das katholische Ge sellenhaus und die Kinderbewahranstalt in der Wiesen straße, sowie die Blindenanstalt in der Salomonstraße mit Ihrem Besuche beehrte. Nachmittags 2 Uhr em pfing der König den geschäftsführenden Ausschuß vom Centralcomite für die Kunstgewerbeausstellung, welcher Sr. Majestät den Dank für die hochgeneigte Ueber- nahme des Protektorats abstattete. Ueber den Besuch der Theatervorstellung von vorgestern Abend wird uns noch mitgetheilt, daß die allerhöchsten und höchsten Herrschaften bei Eintritt in den Mittelbalcon mit einem Tusch der Theaterkapelle begrüßt wurden, worauf letztere die Volkshymne spielte, welche das Publicum, das das Haus bis auf den letzten Platz gefüllt hatte, stehend anhörte. Ein Ihrer Majestät der Königin von Fräul, Wagner (Tochter des Leipziger Buchhändlers und Stadt raths Franz Wagner) überreichtes Bouquet geruhte Ihre Majestät huldvoll anzunehmen. Gestern Abend 7 Uhr 55 Min. erfolgte sodann die Rückreise Ihrer Majestäten von Leipzig nach Dresden. Zur Verabschiedung hatten sich auf dem Bahnhofe eingefunden Se. königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Baden, Se. Durch!, der Prinz von Schaumburg-Lippe, ferner Reichsoberhandelsge richtspräsident wirkt. Geh. Rath vr. Pape, General lieutenant v. Montbc- nebst Frau Gemahlin, Kreis hauptmann Graf zu Münster, kector wagnik. Prof, vr. Stobbe, Oberbürgermeister Vr. Georgi, Polizei director l)r. Rüder und mehrere Offiziere. * Berlin, 15. Januar. In Bezug auf die be vorstehende Reichstag ssession macht heute die„Prov-- Corr " aufmerksam, daß die Eröffnung derselben na mentlich mit Rücksicht auf die rechtzeitige Feststellung des Reichshaushaltsetats und die Beschlußnahme des Reichstags in Betreff dcs Handelsvertrags nnt Oester reich schwerlich über den 12. Februar hinausgeschoben werden kann. Dabei bestätigt die „Prov.Corr.", daß der preußische Landtag auch dies Mal wiederum län gere Zeit neben dem Reichstage tagen wird, indem sie hervorhebt, daß die Etatsberathungen, namentlich die Erörterungen, welche sich an die in der Budgetcom mission vorberathenen Abschnitte, besonders an den noch zu erstattenden Generalbericht über die allgemei nen Budgetfragen knüpfen werden, sich noch weit in den Monat Februar erstrecken dürften und daneben, abgesehen von allen anderen Vorlagen, vor Allem die ganze Reihe von Justizgesetzen zu erledigen bleibt, deren Vereinbarung behufs Durchführung der Reichs gesetze eine unabweisliche Nothwendigkeit ist. — Gegen ¬ über der lebhaften Bewegung, welche die Vorlage über die Strafgewalt des Reichstages in der Presse hervorgerufen, bemerkt die „Prov.-Corr.": So lebhaft und erregt die Vorlage in mehreren Richtungen be sprochen und im Voraus als absolut unannehmbar be zeichnet werde, so dürste doch diese erste Erregung demnächst ruhigeren Erwägungen Raum geben, welche sich vor allem Anderen auf die Frage zu richten haben würden: ist für Aenderungen der Reichstagsdisciplin ein dringendes Bedürfniß vorhanden? Werde diese Frage bejaht, so werde sich gewiß auch die Verstän digung über die von dem Kanzler vorgeschlagenen Maßregeln zur Abhilfe, welche zuvörderst der Prüfung des Bundesraths unterliegen, erreichen lassen. — Der' französische Botschafter am hiesigen allerhöchsten Hofe, Graf Saint Ballier, hat sich behufs Theilnahme an den Sitzungen des französischen Senats nach Paris begeben. Während seiner Abwesenheit werden die Geschäfte der französischen Botschaft durch deren ersten Secretär, Grafen de Mouy, als interimistischen Geschäftsträger, geleitet. — Die Commission für die Wilhelmspende hat gestern das Statut definitiv angenommen. Dasselbe enthält 35> Paragraphen. Danach steht die Stiftung unter dem Protectorate des Kronprinzen, hat die Rechte einer juristischen Person und in der Stadt Berlin ihren Sitz und Gerichtsstand. Sie führt den Namen „Kaiser-Wilhelmspende, allgemeine deutsche Stiftung für Altersrenten- und Capitalversicherung". Die Anstalt hat den Zweck, den gering bemittelten Klassen des deutschen Volkes, insbesondere dem Arbeiterstande, Gelegenheit zu geben, für sich und ihre Angehörigen für die Zeit ihres Alters Renten oder Capital zu versichern und genossenschaftliche Alterversorgungsanstalten für einzelne Berufskreise durch Beschaffung der nothwendigen statistischen und Rech nungsgrundlagen, sowie durch Beirath bei Redaction der Statuten und bei der sonstigen Einrichtung ihrer Verwaltung zu unterstützen. Der Garantiefond der Anstalt besteht aus dem derselben überwiesenen Er trage der Kaiser-Wilhelmspende, dessen Zinsen zunächst zur Bestreitung der Verwaltungskosten dienen. — Die „N. Pr. Z." schreibt: Das Kriegsgericht in Sachen des „Großen Kurfürsten" dürfte, wie es heißt, bereits nächste Woche zusammentreten, nachdem die dem Vorsitzenden desselben, General der Cavallerie v. Rheinbaben, gewährte Frist zur Information in den Acten abgelaufen ist. Die beiden Beisitzer des Kriegsgerichts aus der Armee sind der Inspekteur der 2. Feldartillerieinspection Generallieutenant v. Bülow und der Commandant der 2. Gardeinfanteriedivision Generallieutenant v. Dannenberg. Der demnächst hier zusammentretende Admiralitätsrath, zum ersten Male durch den jetzigen Chef der Admiralität berufen, hat nichts mit der Angelegenheit des „Großen Kur fürsten" zu thun, und wird sich jetzt wahrscheinlich nur mit einer zweiten Einfahrt nach Wilhelmshafen zu beschäftigen haben. ü. Berlin, 15. Januar. Die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses erhielt ein besonderes Interesse durch eine längere Rede des Staatsministers vr. Falk, in welcher dieser bei der fortgesetzten Berathung des Etats des Cultusministeriums den gegen seine Leitung dieses Ministeriums gerichteten Angriffen entgegentrat. Der Minister wendete sich hauptsächlich gegen die vom Aba. Stablewsky hervorgebrachte Klage über Vernach lässigung der polnischen Sprache und des Religions unterrichts an den Seminaren in der Provinz Posen und wies den Vorwurf zurück, daß seine Verwaltung die Erziehung in der Volksschule, namentlich die Grundlage der Erziehung in der Religion, vernach lässige; solche Borwürfe seien auch außerhalb des Hauses, auch evangelischerseits, erhoben worden. Letztere könne er wohl als Verbündete des Centrums bezeich nen, gegen den Vorwurf der Zerstörung der Religion wolle er wesentlich mit Thatsachen antworten. Man habe die Reorganisation des Volksschulwesens in den letzten 6 Jahren in Zusammenhang gebracht mit den schweren socialen Schäden, mit den Ausschreitungen der Socialdemokraten, mit den Attentaten; er erinnere daran, daß die socialdemokratischen Wähler durchweg älter sind, als sie sein müßten, wenn seine Verwaltung hätte Einfluß üben können. Ebenso sei es mit den socialdemokra tischen Lehrern. Hödel sei in Leipzig ausgebildet, später in Zeitz unter dem Regime der Regulative, er habe den Kopf voller Lieder und Sprüche gehabt. Haben die An kläger denn vergessen, in welcher unendlich traurigen Weise die Zöglinge jener streng pietistisch geleiteten Seminare Anschuldigungen gegen letztere erhoben haben? In der „Gartenlaube" und anderswo? Er erinnere im Allgemeinen an die Verdammungsurtheile in der pädagogischen Presse jener Zeit und in Lehrerversamm lungen. Daß das System der Regulative keinen glück lichen Erfolg für die Schule haben könnte, sei ein leuchtend; zahlreiche Aeltern hielten ihre Söhne vom Lehrerstande wegen Abneigung gegen Regulative fern. Die Liebe zur Religion sei unter der Herrschaft der Regulative verloren gegangen. Sein Bestreben sei ge wesen, diese Liebe wieder herzustellen; seine Mittel hierzu seien gewesen die Vermehrung und Verbesserung der Schulen, wie die bessere Ausbildung der Lehrer und Anweisung zur fruchtbringenden Ertheilung des Religionsunterrichts. Seine Ansicht sei nicht: Erzieh ung und Unterricht, sondern Erziehung durch Unter richt! Der Minister entwickelt seine Ansichten über die rationelle Methode des Unterrichts. Infolge der von ihm getroffenen Maßregeln hätten unter seiner Aera 400000 Kinder Unterricht erhalten, den sie vor her hatten entbehren müssen. Die Religion und ihre Uebung werde in den Seminaren hinreichend berück sichtigt. Der Minister weist dies eingehend nach. Der Vorwurf, daß die unter seiner Verwaltung ausgebilde ten Lehrer wenig qualificirt seien, treffe nicht zu, die, Leistungsfähigkeit dieser Lehrer sei vielmehr eine höhere als in der voraufgegangenen Periode, was die Prüfungs resultate ergäben. Wolle man die Ursachen der socialen Mißstände erforschen, so müsse man die Blicke auf andere Erscheinungen des modernen Lebens richten, als auf die verderblichen Gewohnheiten der Gegenwart, von denen ja auch die Lehrer angesteckt seien, aber man mache nicht die Verwaltung für die Ungehörigkeiten verant wortlich. Der Minister entwickelt sodann die Grundsätze, wonach der Religionsunterricht in der Volksschule er- theilt werde, wobei überall das formale Auswendig lernen in den Hintergrund trete, im Gegensatz zu dem hervorgekehrten Princip der Innerlichkeit. Seine Be mühungen habe ein socialdemokratisches Blatt als Ver such bezeichnet, die gefährdeten Säulen des Staates und der Gesellschaft zu stützen, ein Versuch, welcher der Socialdemokratie gefährlicher werden könne, als die Regulative; er glaube, das Blatt habe in diesem Falle Recht (lebhafter Beifall). In der EtatSberathung der Ausgaben der Staatsarchive wurden die Anträge der Budgetcommission gemäß unverändert bewilligt. Hierauf wurde die Debatte des CultusetatS fortgesetzt. Abg. Hammerstein bringt zur Sprache, daß Lehrer des Real gymnasiums in Lippstadt vor einiger Zeit Stellen auS einem Darwinistischen Lehrbuche vorgetragen haben und fragt an, ob die Regierung Sorge tragen wolle, daß Aehnliches Hinfort nicht wieder vorkomme. Ministerial- director Stauder erwidert, er habe seinerzeit den be treffenden Lehrer verwarnt und die Regierung sei ernst entschlossen, derartigen Vorkommnissen überall entgegen zutreten, da sie entschieden der Ansicht sei, daß die Theorien und Hypothesen, wie sie in Höckel, Darwin, Carus und Sterne zum Vortrag kommen, nicht vor die Schülerkreise unserer Lehranstalten gehören. Eine wei tere Debatte ruft das Capitel 125, Elementarunter richtswesen, hervor. Der Bericht der Unterrichtscom- Feuilleton. Redigier von Otto Banck. K. Hostheater. Der große Denker und Dichter Lessing gehört zwar ganz Deutschland, ja der gesamm- ten gebildeten Welt an, denn für Alle, die im Reiche deS Geistes genießen oder schaffen wollen, hat er frucht tragende Tbaten gesät und neue Bahnen, ja neuen urbaren Boden ausgebrochen; aber vor allen anderen Ländern genießt Sachsen eine Ehre, um die es viel fach beneidet wird: es ist die Ehre, die Heimath des erhabenen Geniu» zu sein. Blieb demselben leider auch bei seinen Lebzeiten wie so manchem AuSerwählten sein Vaterland den irdischen Dank schuldig, so ist eS doch ein uraltes Her kommen in der Menschengeschichte, daß in solchen Fällen die Enkel die Verpflichtungen der Väter und Vorfahren oft Jahrhunderte hindurch zu tilgen suchen. Wir wollen uns bei solcher Betrachtung, zu der so oft Gelegenheit wäre, nicht durch die Thatsache betrüben lafsen, daß diese Anerkennung, zu der ohnehin gesunde Vernunft und Selbstachtung zwingen, Denen, die uns so überreich beschenkt, für Entbehrungen und tiefe Herzenswunden keinen Balsam mehr bieten kann. Ist eS auch Pflicht, sich dieser beschämenden Wahrheit nicht hochmüthig zu entziehen, so liegt doch der harmonische Ausgleich nicht minder nahe, sich der Anerkennung freudig hinzugeben, welche die Gegenwart — wenn auch nicht immer dem Guten und Schönen in ihrer Mitte — so doch Dem, wa» unbedenklicher zu preisen ist, dem längst Aner kannten und Großen der Vergangenheit darbringt. Auch an unserm Hoftheater ist in solchem Sinne die Beachtung des Außerordentlichen gestiegen, in der Culturgeschichte finden die geistigen Feiertage der Na tion willkommene Auszeichnung. So wird denn auch der 150. Geburtstag Lessing's (der 22. Januar 1879) an unserer Hof bühne eine würdige Feier finden. Neuinscenirt und in vorzüglicher Besetzung wird des Dichters „Miß Sara Sampson" zur Aufführung gelangen, der ein vom Hrn. Hofralh vr. Julius Pabst verfaßter und von Hrn. Porth gesprochener Prolog vorausgehen und die Bedeutung des Tages verherrlichen soll. Bei dem Sinne Dresdens für die deutsche Nationaldichtung läßt sich die regste öffentliche Theilnahme an dieser Feier erwarten. O. B. Residenztheater. Am 15. Januar trat Herr Emil Schneider vom Theater zu Frankfurt a. M. in der Rolle des Marsan in dem Lustspiele „Man sucht einen Erzieher" (von Bahn nach dem Franzö sischen) auf. DaS Stück ist in Dresden vielfach gegeben worden und besonders durch ein berühmtes Gastspiel bedeutend ausgenutzt. Daraus erklärt sich ein scywacher Besuch, der indeß gerade im umgekehrten Verhältniß zur Tüch tigkeit der Leistung, überhaupt zum schauspielerischen Reize deS ganzen Abends stand, denn dem genannten Stücke folgte „Die einzige Tochter" von Fredro, eine Glanzleistung des Hrn. Dessoir, deren gesteigerte Nuancen und feine Ausarbeitungen ich erst kürzlich berührt habe. Hr. Schneider hat als Marsan eine überraschende Wahrheit und gesunde logische Ausführung der Cha rakteristik entfaltet und der Rolle dadurch einen großen natürlichen Effect abgewonnen, daß er sie aus dem Vollen, aus der Gesammtsituation ohne Raffinement und Zersetzung durch Episoden gestaltete. Er verlor dabei in den vom Verfasser bekanntlich sehr theatralisch zurecht gelegten Spitzen die scenische Wirkung durchaus nicht, ja er brachte diese Momente zu vollem Sieg. Seine Sprache ist einfach, beweglich, das Organ steigert sich im männlich nobeln Klang mit Leichtigkeit zu großer Kraft. Hr. Schneider beherrscht die feine geistige Betonung in einem seltenen Grade, versteht es, die Illusion der Zuschauer warm zu erhalten, und würde sich den Dank der Dresdner Theaterfreunde verdienen, wenn er sich noch in verschiedenen Lustspielrollen zeigte. Die nächsten Wiederholungen der Marsanrolle wer den ein volles Haus finden. Um so mehr ist dies auzuuehmen, da das Stück auch im Uebrigen trefflich einstudirt war, fehr zwang los gegeben wurde, und da endlich Hr. Dessoir als Abraham Meier einen wahrhaft entzückenden Humor und Züge der köstlichsten Charakteristik entfaltete. Es war ein überaus genußreicher Abend. O. B. * Aus München wird geschrieben: In der perma nenten Ausstellung des hiesiger. Kunstvereins zieht jetzt ein Werk Franz Desregger's die Aufmerksamkeit in einem hohen Grade aus sich Diese neueste Arbeit des geschätzten Künstlers ist, wie man hört, dazu bestimmt, m der internationalen Kunstausstellung einen Platz einzunehmen, welche im Laufe dcS kommenden Som mers hicrselbst im königl. Glaspalast veranstaltet wer den wird. Da» Bild ist dem tragischen Lebensabschluß Andreas Hofer's gewidmet. Es stellt den tapferen tiroler Kämpfer auf seinem letzten Gange dar, wie er, am 20. Februar 1810, zu Mantua von seinen Mitge fangenen Landsleuten Abschied nimmt. Dieses neueste Gemälde Defregger's ist in hohem Grade ergreifend und charakterisirt in trefflichster Weise die auftretenden Persönlichkeiten in lebensgroßen Gestalten, so daß das Ganze sich zu einer mächtigen Gefammtwirkung ge staltet. * Vr. Schliemann ist wieder von Paris nach Athen zurückgekehrt. Er bereitet die Herausgabe eines umfassenden Werkes (ähnlich dem „Mykenä" betitelten) über seine neuesten Ausgrabungen in Troja nebst einer eingehenden Dissertation über Ithaka vor, welches Werk reich mit Bildern und Plänen auSgestattet sein wird. * Die Zeitschrift „Cornelia" brachte kürzlich neben anderen sachgemäßen Beiträgen auch einen Aufsatz „Königin Carola als Kinderfreundin", der bei den Lesern des pädagogischen Unternehmens allgemeine Theilnahme finden wird. * Das Pariser „Journal officiel" veröffentlichte kürzlich einen auch für nicht französische Künstler wich tigen Bericht des Ministers Bardoux an den Prä sidenten der Republik, in welchem er heißt: „Dem Oberkunstrath, welcher alljährlich die Ausstellung der lebenden Künstler zu regeln hat, mußte schon seit längerer Zeit der immer wachsende Strom von Werken, die sich für unsere Jahnssalons einstellen und unmög lich alle zur öffentlichen Belehrung beitragen können, bedenklich erscheinen. Auf der anderen Seite wollte und konnte der Rath, der aus mitstrebenden Künstlern, Verwaltungsbeamten und aufgeklärten Liebhabern zu sammengesetzt ist, bei seiner lebhaften Sympathie für
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