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Bezugsprei» mmulütch M. 2.26, durch Beten stet in« Hau« geliefert, bei Abholung in den Geschäftsstellen M. 2.—, Wochen» karten 50 Psg. Bei Postbezug vierteljährlich M. 6.75 ausschließlich Zustellungsgebühr. Einzelne Nummer 15 Psg. Ausgabe werktäg lich nachmittags. Falls durch höher« Gewalt, Betriebsstörung, Streik, Sperre, Aussperrung der Anzeiger verspätet oder nicht erscheint, ist der Verlag nicht zum Ersatz verpflichtet. — Postscheckkonto Leipzig 49214. Geschäftsstelle: Hohenstein-Ernstthal, Bahnstr. 8. zugleich Oberlungwitzer Tageblatt . und Gersdorfer Tageblatt Anzeigenpreis im Brrb«itung«bezirk die «gespaltene Norpulzeit. 40 Psg., sonst 50 Pfg., Reklamezeile 1,26 Mk.; bei Wiederholungen tarifmäßiger Nachlaß. Buskunfterteilung und Vermittlung von schriftlichen Angeboten 80 Pfg. Bnzeigenausgabe durch Fernsprecher schließt jeden Ersatzanspruch au». Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren tnuch Klage oder im KonkurSfalle gelangt der volle Betrag unter Wegfall da bei sofortig« Bezahlung bewilligten Abzlige in Anrechnung. — Fernsprecher Nr. 1S1. Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Rüsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand» Mittelbach, Grüna, Ursprung,Kirchberg, Erlbach, Meinsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf usw. Ar. IS SMibeiid, 24. 3m«ar 1S2S 47. JOM- Bezirksverband. K -L-Nr : 33 Fe. HKchftpkiiss für AandbuUcr, Onark. OuarMse und Milch. Zur Deckung der seit dem I. Januar 1920 erhöhten Umsatzsteuer werden die in der Be kanntmachung des Bezirksverbandes vom 10 September 1919 — Nr 643 Fe. — (Nr. 210 der Glauchauer Zeitung vom 11 September 1919) festgesetzten Höchstpreise auf folgende Sätze erhöht: I. Landbutter. 1. Der Herstellerpreis auf 5,50 Mark lür ein Pfund. 2. Der von den Siädten und Gemeinden festzusetzende Kleinoerkaufspreis auf höchstens 1,20 Mark für ein Pfund. Die Festsetzung dieser Sätze ergänzt die Abschnitte I und II? der Bekanntmachung des Bezirksverbandes vom 14 Januar lS20 (Glauchauer Zeitung vom 16 Januar 1920), soweit sie sich aus Landbutter beziehen. H Speisequark. 1. Der Herstellerpreis (Abschn. Hl, Abs 1 der Bekanntmachung vom 10. 9. 19) aus 1,02 Mark für ein Pfund 2. Der von den Siädten und Gemeinden festzusetzende Kleinverkaufspreis auf höchstens 1,46 Mark für ein. Pfund III. Quarkkäse. 1. Der Herstellerpreis (Abschn. iv, Abs 1 d.r Bekanntmachung vom 10. S. 19) auf 2,48 Mark für ein Pfund. 2. Der von den Städten und Gemeinden sestzusetzende Kleinverkaufspreis auf höchstens 2,92 Mk. für ein Pfund vnsandserügen Quarkkäse und höchstens 2,97 Mark für ein Pfund voll- reifen Quarkkäse. IV. Milch. Die Erhöhung der Kleinhandelspreise für Doll-, Mager- und Buttermilch, deren Fest setzung nach 2, 3, 5 der Verordnung des Wtrtschaflsmintsteriums vom 4 September 1919 (Nr. 204 der Sächsischen Staatszeitung vom 6. September 1919) zu erfolgen hat und durch die genannte Bekanntmachung des Bezirksoerbandes den Städten und Gemeinden überlasten ist, erfolgt nach der Verordnung des Wirtschastsministeriums vom 15. Januar 1920 (Nr 12 der Sächsischen Staats- zeitung vom 18. Januar 1920). V. Diese Bestimmungen treten sofort in Kraft. Glauchau, am 21. Januar 1920. Freiherr von Welck, Amtshauptmann. Waffersteuer für das 4 Vierteljahr 1919 ist zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung spätestens bis zum 31 Januar 1920 an die hiesige Stadthauptkaste, Rathaus Zimmer Nr. 1, zu bezahlen. Hohenstein-Ernstthal, am 20. Januar 1920. Der Stadtrat. Hohenlohe Kinderuahrung, I Päckchen 65 Psg. Graue Lebensmittelkarte 0, Marke Vlll bei Elster, Dresdner Str., rote Lebensmittelkarte 0, Marke und weiße Lebensmittelkarte ä, Marke v 3 bei Lange, Bahnstc Die Mitglieder des Konsum-Vereins erhalten Kinderuahrung gegen vorstehend erwähnte Kartenabschaitte im Konsumverein. ArunMnng in der Neustädter Schuls Die Anmeldung aller im Schulbezirke der Neustadt wohnenden und Ostern 1920 schul pflichtig werdenden Kinder hat Dienstag, den 27. Januar, nachmittags von 2—4 Uhr zu erfolgen, und zwar 2—3 Uhr: Knaben, 3—4 Uhr: Mädchen. Dorzulegen ist für alle Kinder der Impfschein, für die auswärts geborenen außerdem Geburtsurkunde und Taufbescheinigung. Hohenstein-Ernstthal, den 16. Januar 1920. Schuldirektor Patzig, Schulleiter. Bekamttmachrmg. Nachdem geringe Kohlenmengen eingegangen sind, wird die Stromsperre für das gesamte Berforgungdgebiet des Glektrieitätswerkes a. d Lnngwitz in Oberlungwitz ab ÄS. ds Mts. wieder aufgehoben Eine ständige Weiter- beliefernng hängt von den künftigen Kohleneingängen ab. Die Sperre an Sonn- und Feiertagen von 8 Uhr bis 4 Uhr nachm. bleibt bis auf weiteres bestehen. - Der VertramriM» des ReichskvMifsars für dar Elektricitätswerk a. d. LunM. Nähre. Oberlungwitz. Die Auszahlung der Beschaffungsbeihilfe an die Angehörigen von Kriegsgefangenen, Vermißten und Internierten erfolgt Sonnabend, den 24. Januar 1920. vorm. von 9—10 Uhr. Anspruch baden nur diejmigen, die Kriegsunterstützung beziehen und deren Angehörige am 3. September 1919 noch nicht zurückgekehrt bezw. entlasten waren. An die Kriegshinterbliebenen wird die vorgenannte Beihilfe in Kürze ausgezahlt. Freibank N. Sonnabend, den 24 d. M, kommt von 10—11 Uhr vorm. rohes Schweinefleisch, Psd. 2,50 Mk, zum-Verkauf. Freibank-Fleischbezugskartennummern 81—102. Oberlungwitz, am 23. Januar 1920. Der Gemeindevorstand. Erzberger m Kreuzfeuer. In der gestrigen Sitzung des Prozesses Erz berger-Helfferich teilte der Vorsitzende mit, das; verschiedene Zeugen, darunter August Thyssen, incht kommen könnten. Der Gerichtshos beschließt, Thyssen kommissarisch an seinem Wohnsitz zu vernehmen. Nach einer Erklärung des Rechtsbeislandes Erzbergers soll Thyssen darüber Auskunst geben, daß die geschäftlichen Beziehungen zwischen dem Thysscnschen Konzern und Erzberger erst seit Frühjahr 1918 datieren. Es folgt Vernehmung Helfferichs zum Fall Thyffen. Helfferich hebt hervor, daß Erzberger in sei nen Eingeständnissen weiter gegangen sei als er selbst. Erzberger sei Anfang des Krieges als Annexionist weiter gegangen als alle. Helfferich > fährt fort, Erzberger habe für Deutschland die . der Normandie vorgelagerten englischen Inseln -. verlangt, welche Erzlager besitzen. Er mußte - wissen, daß Thyssen in der Normandie große Erzlager habe. Der Anacklagte überreicht sodann ein wenige Wochen nach Ausbruch des Krieges ausgearbei- tetes Annexionsprogramm Erzbergers zu den Akten. Von seinem AnnexionismuS sei Erzber ger abgekommen, nachdem in Wien der Thron wechsel ' eingetreten war, In Uebereinstimmung mit der Familie Parma habe er nun sehr stark gegen den AnnexionismuS zu arbeite" begonnen Helfferich fähA zusammenfassend fort, Erz berger habe also trotz Juli-Resolution für die Annexion von Briey gearbeitet. Erft nachdem Thyssen sich von ibm getrennt hatte, wurde Erzberger auch in bezug auf Briey das, was ich in der „Kreuzzeitung" den schärf sten Gegner des AnnexionismuS genannt habe. Unmittelbar, nachdem ich das Reichsamt des Innern übernommen hatte, teilte mir Untcr- staatssekretär Richter mit, Thyssen habe erneut einen Antrag auf Uebereignung der Brieygrubcn gestellt. Herr Erzberger bedränge ihn in diesen Sachen in sehr unangenehmer Weile. Ich bat ihn, er möchte Erzberger da? nächste Mal zu mir schicken. Erzberger kam und wies darauf hin, daß Thyssen mit der Aufgabe keiner normannischen Erzgruben ernstlich rechnen müsse. Ich erklm-tc, daß ich mich zu einer Eigentumsübertragung nicht entschließen könne. In gleicher Weise trat Erzberger bei mir für die Liquidation des in Deutsch-Lothringen ge legenen Grubcnbesitzcs der Gebrüder Wendel ein. Auch hier vertrat er die Thyssen- schen Interessen bezüglich einer Eigen tumsübertragung. Ich mußte auch hier Herrn Erzberger abschlägig Bescheid geben. Im Frühjahr 1916 hatte ich ein Gesetz vor bereitet, das den Reichskanzler ermächtigen sollte, bei der Erteilung der Genehmigung zur Aus fuhr bestimmter Waren, darunter Eisen und Koh- len, Abgaben zu erbeben, um auf diese Weise den Unterschied zwischen Inlands- und Aus landspreisen auszugletchen Hierfür trat zunächst auch Herr Erzberger, Mitglied des Thyssenschen Aufsichtsrats, ein. Nachdem er aber aus dem Tbyskenschen Konzern ausgetreten war, brachte er einen Antrag ein, nicht nur für die Zukuyft solche Maaben zu erbeben, sondern auch nach träglich die Differenz zwischen Inlands- und Auslandspreisen, die er auf 644 Millionen be rechnete, von der Industrie cinzuziehcn. Erzbergers Verteidigung. Hierauf wird Reichsfinanzminister Erzberger als Zeuge vernommen, der u. a. bekundet: Tbyssen gab mir im Laufe der Jahre im Interesse der Volkswirtschaft wichtiges Material mit der Bitfe, für die Eisenindustrie einzutrcten. Diese Beziehungen wurden in; Laufe der Iabre immer freundschaftlicher. Irgendwelche pekuniären Beziehungen habe ich zu Thyssen nicht gehabt. Aebnliche Beziehungen hatte ich auch mit einer Reihe anderer Unternehmungen. Im Jahre 1915 schrieb mir Tbyssen, er sei zu dem Ent- kchluß gekommen, mich in den Aufsichtsrat seiner drei großen Unternehmungen zu nehmen, er bitte mich, ' den bekannten Familienstreit einer Verständigung entgegenzuführen und ferner, sein Testamentsvollstrecker zu scin. Thyssen kam dann nach Berlin und wiederholte seine Wünsche. Ich kam zu der Ueberzeugung daß keinerlei mora- lilche oder sonstige Bedenken vorlagen. Ich kann liier unter Eid erklären, daß mir die Firma > Thyssen nie eine einzige Zumutung gemacht hat. die uiäft^das allgemeine Interesse, sondem ihr eigenes geschäftliches Interesse betraf. ES sollte mir niemand nachsagen können, daß ich meine politüche Stellung irgendwie zu materiellen Din gen benutze. Ich habe deshalb die Beteiligung an den Dividenden usw. abgelehnt. Thyssen bot nur einen festen Iahresgehalt von 40 000 M. an. Es ist dann nie wieder von der sinanziel- ttn Frage die Rede gewesen. (Erzberger nahm den Jahresgehalt also an. Schriftltg.) Was ich Wei er zugunsten der Firma Thyssen getan habe, habe ich lediglich im Rahmen des allgemeinen volkswirtschaftlichen Jntercsses getan, und ich kann es in jeder Beziehung verantworten. Nun zur Uebereignung der Gruben im Briey- Gebiet. Es war zuerst August Thyssen, der nach Luxemburg ins Hauptquartier fuhr und dort offen erklärte, Deutschland müsse den Krieg ver lieren, wenn wir kein Erz bekämen. Alle Länder hätten ihre Stahlproduktion gesteigert, die deut sche war gesunken und die Front schrie nach Material. Das tvar der Gnmd, weshalb ich für die Liquidation der Erzgruben im Briey-Gebiet und Ausnützung im deutschen Interesse eintrat. Man folgte mir nicht, sondern bezog aus Schwe den Erze und die deutsche Industrie kam in Ab hängigkeit. Es trat eine Verschuldung ein, und diese Suppe kann ich beute als Finanzminister auSessen. Außerdem batte der Feind deutsche Firmen liquidieren lassen und als Gegenmaß regel wollte ich für Liquidation der französischen Erzgruben eintreten. Auf eine Frage des Vorsitzenden über die ibm vorgeworfcne Wandlung in seinen volitischen Anschauungen erwiderte Erzberger, als Berichterstatter über den Militär etat habe er weiteste Kenntnis des Schlicffen- schen Planes gehabt, der dahin ging, daß nur etwas zu machen sei, wenn man Frankreich in ftchS Wochen niedeickämpfen könnte. Nachdem er gekehcn habe, daß diese Hoffnung im Westen sich nicht erfüllt habe, habe notgedrungen in seiner Ueberzeugung eine Wandlung eintreten müssen. Auf die Vorhaltung Dr. Alsbergs, daß er doch gewissermaßen der Pater der FriedenS- rekolution gewesen sei und nach ihr mit einem Make der Anspruch gekommen sei, wir wollten Briey und Lonawy haben, erklärte Erzberger: Ich habe auch zu anderen AnnerionSplänen keine Stellung genommen. Ter Erwerb von Briey und Longwy im Wege eines Aus gleichs lag imRabmen der Friedens- r e s o l u t i o n. Arft Betragen des Oberstaatsanwalts erklärte Erzberger, daß es sich lediglich um Inbetrieb nahme und Ausbeutung, keinesfalls um «ine Eigcntumsübertragung an die Firma Tbyssen gebandelt babe. Helfferich betont ausdrücklich, daß diese Auffassung damals im Reichsamt des Innern nicht bekannt gewesen sei. Der Vorsitzende erklärt, daß er zu nächst deir Eindruck gebabt habe, daß Thyssen nach Friedensschluß Eigentumsrechte auf die Gruben geltend machen wollte. Dagegen weist Staatsanwalt von Klausewttz darauf bin, daß in den Eingaben nirgends eine sofortige Nebcrtraaung verlangt werde. Helfferich erklärt nochmals, daß sein« ganze Unterhaltung mit dem damaligen Erz berger sich nur darum gedreht habe, diesem den Gedanken auszureden, das; das Reich der Eigen- tumSiibertragung an Tbysien zustimmen könnte. Erzberger bestreikt dies, er könne jeden falls unter seinem Eide bekunden, daß er nie Helfferich angegangen habe, wegen einer Eigen tumsübergabe, sondern nur wegen einer Nebcr- weisung zur Ausbeutung unter staatlicher Kon trolle. Auf weitere Fragen des Vorsitzenden, wann Erzberger aus dem Thyssen-Konzern ausgeschieden sei, erklärt der Zeuge: Ich bin Mitte 1917 nach der FricdenSrcwlution aus dem NufsichtSrat auSgeschicden. Die Bezüge wur den bis zum 1. Januar bezahlt; im ganzen habe ich etwa 100 000 Mk. bezogen. Ich bin nusgeschieden, weil meine Ansichten, die in der Friedensresolution ausgedrückt waren, nicht mit denen des Tbyllen-KonzernS iibereinstimmten. Helfferich erklärt, daß er an Steuern usw. alles herausgeholt habe, was herauSzubolen war, und daß ihm dabei fast ständig der Abg^ Erz berger in den Arm gefallen sei, allerdings erst, nachdem er aus der Schwerindustrie auSgeschie-