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7L Jahrgang. S« rs- Freilag, 1». Mai 1S2S Gegründet 1859 »k-htanlchgst: N«<Hrichte« »«»»«» gernwrecher-Lammelnumme«! SV 241 N,r >»r N-chtgelprtch«: 20 011 »om r«. »w »t. Bi« t»»» »et ickgtta, »weimaogei üusteUuna >rr» H-u« l <)LHU68*iDevUyr BoftrezuglpreU iür Mona» Mai »,4V Marl ohne Bosl»u!lrUl,notgrdul,r Mnt»l«»«»er io aiennt«. «nhrrhald »«»»,« 1» Pl»»*i». M« «»»eigen werden na» »oldmari berechnen Kfn,ai^an-<Nrotka« Big.. iür auswLrt» »0 Big. S»mU>enLn,r>gi v""""' ld Big., außerhalb ib Big., die W mm breile rsv Big. Ofieriengebah« so Bi«. «uiwLrtigr idi« «»«eigen werden nach »oldmari berechnen d>e »tnivaitige »o mm breite Leite iür auswärt« tu Big. isamllienanzrigen und Etelleugeiuche ohne diabali Rekiamezelle iüO Big., außerhalb «uilrllg, gegen Borau«be,ahlung. EchriiUeiiung und HauvIgeichSNistelle! «arirnilraße SP »2 Druck und Verlag von »iievich » dieichar», n rrrkde« Postlchcck-lionto 1OSS Drrbbe« Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe , Dresdner Nackir.-' »ulltiiig — Unverlangte Schrtititücke werden nicht auibcwahrt. Reichs- und StMtsminifter a.I. Ir. Heinze Weitere Besserung im Befinden Dr. Stresemanns - Neuer Konflikt zwischen den Ranking-GenerSlen Ein schwerer Verlust für das Vaterland. Am Vorabend de» Himmelsahrtstage» ist ln seiner Wohnung in Dresden-Weiber Hirsch, mitten au» an gestrengter Wahlkampfarbeit heraus, der Vorsitzende des Vahlkreisverbande» Ostsachsen der DVP.. Reichs- und Staatsminister a. D. Dr. helnze. an Herzschlag ver schieden. Kaum daß die dunkle Sorgenwolke, die sich aus Anlaß der Erkrankung Dr. Stresemanns über unser Volk gelagert hatte, durch die Meldung von der In seinem Befinden ein- getrctciicu Besserung verscheucht worden ist, so geht schon eine neue inhaltsschwere Kunde ins Land, die diesmal nicht bloß Lvrge, sondern Trauer in ihrem Gefolge hat. Dr. Heinze, der mit so vielen Fäden mit der sächsischen Heimat ver bunden mar, ist plötzlich vom Tode ereilt worden, der den erst Zweiundsechzigjährigen viel zu früh seiner öffent lichen Wirksamkeit entrissen hat. Nicht bloß in Sachsen, sondern im ganzen deutschen Vaterlande hat der Name Dr. Hcinzcö einen guten Klang gehabt, da sein Träger eine Per sönlichkeit von vollendeter Vornehmheit der Gesinnung war, verbunden mit einem umfassenden Wissen und Können als Jurist, Staatsmann und Politiker. In seiner juristischen Lausbahn stieg Dr. Heinze bis zum Mitgltede des Reichs- gcrichts empor, und von da führte ihn die Entwicklung der Ereignisse im Frühjahr 1918 In das sächsische Justizministe rium. Nach der Revolution verband er sich mit Dr. Strese- maun in dem gemeinsamen Streben, sür die alte National- liberale Partei einen zeitgemäßen Ersatz zu schaffen. Sv wurde er zum Mitbegründer der Deutschen Bolkspartei, als deren Spitzenkandidat er jetzt wieder aus der Liste für den Wahlkreis Ostsachsen stand. Dr. Heinze mar aber niemals ein auf bestimmte Dogmen und Formeln eingeschworener Partetmann im engeren Sinne, sondern sein durch und durch von lauterer Vaterlandsliebe beherrschtes Bcscn erblickte das höchste nationale Ziel in der Zusammen fassung aller der Kräfte und Kreise, die einer staatserhalten, den und staatsaufbauenden Anschauung huldigen und den Grundsatz vertreten, daß das Vaterland unbedingt über die Partei geht und daß daher jeder parteipolitische Egoismus völlig in den Hintergrund geschoben werden muß, wenn es sich um das überparteiliche Zusammenwirken zum Wohle der gesamten Nation handelt. In solchem Sinne und Geiste war Dr. Heinze allezeit ein mit Zungen redender Apostel für die Gcincinschastsarbclt aller Elemente, die vorurteilsfrei und uneigennützig am Wiederaufbau des Reiches mitzuhelfen und dafür ihr Bestes einzusctzen bereit sind. Die Verbind lichkeit seines persönlichen Sichgebens erwarb Dr. Heinze auch in gegnerischen politischen Kreisen zahlreiche Sympathien und befähigte ihn in besonderem Maße zu Bermittlungs- aküonen zwischen rechts und links. Niemals aber gab er der Linken gegenüber irgend etwas Grundsätzliches preis. Dr. Heinze mußte ganz genau die Grenze zu ziehen, an der um eines unveräußerlichen Prinzips willen jedes Kompromiß aufljorcn muß. Seine gesamten Anschauungen und Neigungen waren so ansgesprochen besonnen und gemäßigt und sein politischer Standpunkt entsprach immer so sehr den Forderungen einer wvhlabgcwogenen Staatsweisheit, daß sein Platz vaiurgciiiäß nur auf dem rechten Flügel seiner Partei sein konnte. Seine hohe juristische Begabung vermochte er zwei mal in der nachnovemberltchcn Zeit in den Dienst des Reiches als Iiislizminister zu stellen, und eS rief allgemeines leb haftes Bedauern hervor, daß die politischen Verhältnisse es Tr Heinze nicht ermöglichten, dauernd an der Spitze des Reichojustizininisterliims zu verbleiben. Wie weit der Rus Tr. Heinzcö als juristischer Fachmann auch über die deutschen Grenzen hinaus verbreitet war, beweist die Tatsache, baß er vor seiner Uebernahme des sächsischen Justizministeriums eine Berufung nach Stambul erhielt, um dort die türkische Justiz zu reformieren; eine Aufgabe, die er mit glänzendem Erfolge dnrchsührtc. lim den sächsischen Staat erwarb sich Dr. Heinze daS be- sondere Verdienst, daß er als von der Rcichsgewalt berufener Llnalekominissar Zetgner seines Amtes entsetzte und eine Neuwahl der Negierung in die Wege leitete. Gerade in jener von den wildesten Leidenschaften durchwtthlten Zeit war Tr. Heinze für eine solche Aufgabe der rechte Mann am rechten Platze. Es ist ein schwerer Schlag für das ganze politische Leben Deutschlands, daß ein so ausgezeichneter Geist, eine so hochverdiente nationale Kraft, ein so reichbegabter Staatsmann und Politiker so früh dahtngerafft werden muhte. Sctn Wirken war in hohem Maße gesegnet für das große Vaterland sowohl wie für unsere engere sächsische Heimat Möge sein Vorbild die Aufstrebenden der jungen Generation ansencrn, es ihm gleich,utun an Tüchtigkeit, Lauterkeit der Gesinnung überparteilichem nationalem Streben! Tr. Rudolf Heinze war am 22. Juki 1965 in Olden- bürg geboren. Sein Vater war der 1909 verstorbene be- kannte Phtlosophieprvfessor Max Hctnze an der Universität Leipzig. Rudolf Heinze besuchte die Leipziger Nikolaischule und studierte in den Jahren 1889 bis 1887 Rechtswissenschaft an den Universitäten Tübingen, Heidelberg. Berlin und Leipzig. Im folgenden Jahre genügte er seiner Militär- dtenstpflicht beim Infanterie-Regiment 107. Dr. Heinze trat dann in den sächsischen Justtzüienft, wo er dank seiner vor- zllglichen Befähigung als Jurist rasch befördert wurde. 1896 wurde er Amtsrichter. 1901 Landrichter und 1906 Landgerichts- birektor tn Dresden. 1912 wurde er zum Hilfsarbeiter bei der Reichsanwaltschaft und 1914 zum Reichsgerichtsrat er- nannt. Seit seiner Dresdner Zeit betätigte sich Dr. Heinze im öffentlichen Leben. Er war vorübergehend Mitglied des Dresdner Stadtverordnetenkollegiums und von 1907 bis 1912 Mitglied des Reichstages als Vertreter der nationalltberalen Partei für den Wahlkreis Dresden-Altstadt. Bon 1915 bis 1916 gehörte Dr. Heinze auch dem Sächsischen Landtage an. Während des Krieges war er längere Zeit tn hoher richter licher Stellung in Polen tätig und wurde im Mai 1916 zur Reform der türkischen Rechtspflege nach Konstantinopel be rufen. Im Frühjahr 1918 ernannte ihn der sächsische König zum Nachfolger des plötzlich verstorbenen Justizministers Dr. Nagel. Im Herbst des gleichen Jahres wurde Dr. Heinze mit der Bildung des ersten parlamentarischen Kabinetts in Sachsen betraut. Wie das Kabinett des Prinzen Max im Reiche, bestand das erste parlamentarische Kabinett Hesiize tn Sachsen nur kurze Zeit. Nach der Revolution gründete Dr. Heinze Mit Dr. Stresewann zusammen die Deutsche Bolkspartei. Als deren Vertreter sandte ihn der Wahlkreis Ostsachsen 1919 tn die NationalvetsammlUüg und später tn den Reichstag. Den Auftrag zur Regierungsbildung nach den Reichstagswahlen vom 6. Juni 1920 lehnte Dr. Heinze ab. Er wurde aber im Kabinett Fehrenbach Justizmtnister, trat mit diesem zurück und bekleidete dieselbe Stellung wieder im Kabinett Dr. Cunos. In aller Erinnerung ist noch Heinzes M,' Tätigkeit als Reichskommissar tn Sachsen. Im Oktober 1929 waren die Beziehungen zwischen Sachsen, das ganz unter dem Einfluß ZeignerS stand, und dem Reiche derartig ge spannt geworden, daß sich der damalige Kanzler Dr. Strese- mann entschloß, durch eine Reichsexekutive in Sachsen Wandel zu schaffen. Als Kommissar wurde der um den sächsischen Staat hochverdiente Dr. Heinze ausersehen. Er entsetzte daS Kabinett Zetgner seines Amtes und ließ eine Neuwahl der sächsischen Regierung vornehmen. Noch bis tn die letzten Tage seines Lebens war Dr. Heinze im Aufträge des Auswärtigen Amtes, unter anderem als Vorsitzender des Deutsch-Aegyptt- schen Schiedsgerichts, tätig. Trotz seines seit Jahr und Tag erschütterten Gesundheitszustandes behielt Dr. Heinze bis zuletzt neben seinem RelchötagSmandat das Parteiehrenamt des Wahlkreisvorsitzendcn der Deutschen Bolkspartei Ost- sachsen bet, als welcher er durch lange Jahre die regste organi satorische Tätigkeit entwickelte. An den Arbeiten des Reichs tags selbst hatte Dr. Heinze bis zuletzt regsten Anteil; so vertrat er seine Fraktion noch tn den letzten Monaten im Btldungsausschuß des Reichstags, wo er sich mit Entschieden heit für die Ausräumung der aus dem Keudellschen Schul» gesetzentwurf entstandenen Schwierigkeiten und sür die Neu schaffung der evangelischen Schule tn Sachsen einsetzte. Die Nachfolge vr. Helnze». Dr. HeinzeS Nachfolger tn der Spitzenkandidatur der Deutschen Bolkspartei Ostsachsens, ist der bisherige Reichs tagsabgeordnete Direktor Dr. Rudolph Schneider, der seit 1924 in enger Gemeinschaft mit Dr. Helnze die Deutsche Volkspartei des Reichstagswahlkreises Ostsachsen im Reichs- tage vertritt. Auf den zweiten Platz der ostsächsischen Kandidatenliste rückt die langjährige frühere Landtags- abgeorbnete Frau Dr. Hertwig-Vünger« Der Wahlkampf um de» Rhein. Von Horst von Metzsch. Der Neichsaußcnminister wollte die Außenpolitik aus dem Wahlkampf ausschalten. Sie hat sich aber, zwangs läufig, eingeschoben. Zunächst hat Frankreich so ganz anders gewählt, als die deutsche Linke vorausgcsagt hatte. Dann kam Kclloggs Paktvorschlag. Es folgten die sehr vielsagenden Antwortnoten. Daneben machte die akademische Kundgebung in Heidelberg viel von sich reden, und schließlich sah man zwei große Völker im Ferne» Osten ohne voransgegangenc Kriegs erklärung aufeinander schlagen. Der Völkerbund schweigt. In einigen Wochen wird er vielleicht sestgestcllt haben, daß er nicht zuständig ist. Man darf hoffen, daß das nicht ohne Eindruck auf nach, denklichc Wähler bleibt. Wir halten cs überhaupt für ganz unerwünscht, daß die Außenlage so behandelt wird, als ginge sie die Wählcrmasscn gar nichts an. Wenn sie das Primäre in der Wahlagitation wäre, hätte Deutschland vielleicht nur dreizehn statt dreißig Parteien. Auch diese, noch immer böse Dreizehn wurde denn wahrscheinlich weniger in Eigcnbröde- let machen, als das heute bet den zwecklosen Splitterparteien geschieht. Natürlich ist sehr wichtig, ob der Hausbesitzer oder der Mieter das Fensterstreichen bezahlt. Aber wenn ihnen eine französische Fliegerbombe das Dach einschlägt, sind sie beide geschädigt. Also sollte man doch lieber gegen den Fran. zosen als gegenander stimmen. Die Außenpolitik entlarvt eben, wie wir schon von Bismarck wissen, die Wichtig, tueret allen Jnnenzanks. Erst durch die Außen, läge wird ein Volk zur Nation. Darum stehen in Frankreich die außenpolitischen Dinge immer im Vordergründe des Interesses; auch, wenn es sich um die Stabilisierung des Franken handelt. So galten denn auch die letzten französischen Wahlen vorwiegend der Außenpolitik. Das Wahlergebnis ist eine klare Manifestation des nationalen Willens, alle machtpolttischen Vorteile des Versailler Diktates unter allen Umständen aufrechtzucrhalten. Darüber hinaus beabsichtigt Frankreich, seine Räumungspflicht des linken Nheinufers zu bestreiten. Der französische Professor Basch hat das soeben hier, in der Reichshauptstadt, unter dem Schutze und Jubel des Reichsbanners bei einer skandalösen Veranstaltung der deutschen Friedensliga erneut bestätigt. So also sieht die Antwort der deutschen Linken auf das französische Wahl ergebnis aus! Statt dessen müßte Deutschland den fran. zösischen Kammerwahlen eine Wahlkundgcbung gegenüber, steelln, die ebenso klar, wie das in Frankreich geschehen ist, den festen Volkswtllen erkennen läßt, das zerrüttende Ver sailler Diktat tn einen aufbaucnden Vertrag umzuwandeln. Das bedeutet nicht Völkerverhetzung, sondern nur Ver. ständigung auf der Grundlage der Gleich be rech, tigung. Nationale Wahlen bedeuten, daß Deutschland nicht länger wehrlos auf die Schlachtbank geschnallt sein will. National wählen heißt einem feindlichen Einbruch Vorbeugen. Durch Würdelosigkeiten, wie die oben angedeutete, oder durch innerpolittschc Zerfahrenheit werden feindliche Ucberfälle geradezu herausgeforöert. Ins Große übertragen ist Deutsch lands heutige Lage nicht anders, als die Lage Polens vor seinen Teilungen war! Nationale Mehrheiten schützen auch vor der naiven Illusion, daß Locarno und Genf reale Sicherheit gegen Einbruch nnd Diebstahl bieten. Nur eine nationale Mehrheit wird den Staat dahin bringen, die Not wehr wenigstens insoweit zu organisieren, daß ein deutsches „Tsinanfu" nicht möglich ist. Wie lange sollen denn nun eigentlich 05 Millionen Deutsche noch von der Gnade ihrer Nachbarn leben? Daß auch diese Schonung höchst fragwürdig ist. geht u. a. aus dem Buche hervor, das der General Mordacq über seine fünf, jährige Befehlsführung am Rhein geschrieben hat. Er schreibt, der deutschen Mentalität gehöre der Fuß aus den Nacken ge. letzt. Ander sei sie nicht zu bändigen. Aber unter den Sozia listen. so sagt er weiter, gäbe cS allerdings viele „mohldispo- nterte Leute". Auf sie müsse sich die französische Politik, d. h. also die Vergewaltigung dcS deutschen Volkes, stützen! Der französische Botschafter Paleologuc erzählt, die sächsischen Arbteterzentrcn seien oft eine recht ergiebige Nachrichtenquelle gewesen. Aber Ser französische Arbeiter sei nicht käuflich. Der Franzose Jacques Mortane berichtet in „I,a Nouvells ^llemsxne", die gesamte deutsche Arbeiterschaft sei pazifistisch eingestellt. Aber an dem patriotischen Heroismus seiner Landsleute in den Fabriken zweifelt er nicht. Ein anderer Franzose, Maurice Pernot, schreibt in „I/^llemagns »ujoui-6 bui". wirtschaftliche Verständigung sei ganz gut un schön, aber skeptisch fügt er hinzu: /lpres cela on verrat Der Franzose verliert sich eben nie in die internationale Unwirklichkeit. Er kennt unsere nationale Zerfahrenheit und nutzt sie für seine machtpolttischen Zwecke aus. Bei uns geht es um Partei, Klasse und Gott weiß welche Ismen. In Frankreich denkt man nur an daö Vaterland, das Volkstum und die Vormacht in Europa, besonders am Rhein. Selbst dle wirtschaftliche Verständigung betrachtet der Frau- zose mit allem Vorbehalt. Das tat auch Bismarck. Er warnte vor dem Wahn, sich die Gunst anderer Völker durch „wirtschaftliche Trinkgelder" zu erkaufen. Aber die deutsche Linkspresse meint, cS käme nur darauf an, „in die europäische