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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110124025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911012402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911012402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-24
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Amkskkalt des Aales «nd des Nokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Einzetgen PrriS Or JiN«r»l« «u« i»d umgedu», dl« -istipaiien» iS eul» »r««, t-erir^tl» 2b ch. a»e 14 MI» beert« ««stllineitrlte I »» «l.warr« tt- «t, «retlame» t.20 uU: I»1er»ke »an Stddrve« » «>n!lich»n teil die 14 M» drrrt» Senlreil» «o >«tcha'lranle,arn «iii B aP»vrichrr>rra and t» der Aii,ndau»gad« -n> breii» ertzitbl. Rabat: na» Larit. Se>lageqedüdr b ». lautend «xk. «»stgeouHr. Hekerlellr« Auirrage können n,chl ,urück- ae^ogrn werden, hlir »a« ancheine» «n deuilaauen Lagen und SlL^n wir» lrU» atarann« übernommen «n,e,gen. SnnudMei Vu,uilu«vlaH d«> tamklichrn .Filialen u. allen Annonce». tttp«bltione,i de« ,ln» und AulIanbeA ch«»»r.»il»«i» veeld»! <«»> Dunck«, Herroql Savr Hofdllch. dandtunp lludoivkran« NX ^Del odoo Vl. Ar «jtttt,. Haupl-iitllal« Lrrabe« Leeirr de 4. t ilelerdon 4ü^1>. Nr. 24 Vtensmg, üen 24. Urinusr isil. 105. Jahrgang. Die Stimme sus üem Nintergcunüe. Die „Natl. Korr." schreibt: Den Debatten im preußischen Abgeordnetenhause über die Landratsplage und über den parteipoliti schen Mißbrauch, den auch andere konservative In haber höherer Venoaltungsposten mit den ihnen zur Förderung des Gemeininteresses anvertrauten Aemtern treiben, ist Ministerpräsident von Beth- mann Hollweg völlig fern geblieben, obwohl es sich hier doch gewissermaßen um den Kern der inner- politischen Situation, um den letzten Grund der zu nehmenden Verstimmung in den Kreisen der ge bildeten Minderheit handelt. Die Beantwortung der liberalen Beschwerden blieb vielmehr dem Minister von Dallwitz überlassen, der zur Behandlung dieser Materie schon deshalb wenig geeignet erscheint, weil er dereinst als „Kanalrebell" den Landräten ja selbst das Zeichen zur Mißachtung der Negierungsautorität gegeben hatte oder doch wenigstens diese Mißachtung an seinem Teil bereitwilligst mitbetätigte. Der Minister des Innern hat diese seine Vergangenheit denn auch so wenig verleugnet, daß er die Erklärung für angebracht hielt, es seien ihm „irgendwelche Tat sachen nicht bekannt geworden, welche es wünschens wert oder notwendig erscheinen ließen, besondere Maßnahmen zu treffen, um einseitigen parteipoliti- ichn Uebergriffen der Landräte entgegenzutreten". Nun hat der Minister dabei auch auf eine Ncdedes Ministerpräsidenten von Bethmann HoIlweg vom 10. Februar 1010 angespielt; aber er hat es bei der bloßen Anspielung genügen lassen und es vermieden, die Nede selbst wiedrrzugeben; offenbar in dem Gefühl, daß er sich damit selbst des- avcuiert haben würde. Um so interessanter ist es, daß Herr von Bethmann Hollweg seine Stimme nun wenigstens aus dem Hintergründe vernehmen läßt, indem er die „Notdd. Allg. Ztg." veranlaßte, jene Nede im Wortlaut in das Gedächtnis der Zeit genossen zurückzurufen. Darin heißt es nun nach einer scharfen Vermahnung an den Takt und das Berantwortlichkeitsgefühl der politischen Beamten zum Schluß: Jede Verfemung des Anders denkenden rächt sich: Deutschland und Preu ßen wissen davon ein trübes Lied zu singen, wenn sie sich der bleiernen Schwere erinnern, die in den zwanziger, dreißiger Jahren des vorigen Jahr hunderts aus dem Lande lastete. Meine Herren, wo ein solcher Mißbrauch stattfin den sollte, mißbillige ich ihn auf das ent schiedenste. Wo solche Mißstände stattfinden sollten, da mißbillige ich sie ebenso, wie ich Schikanen, wie Saalabtreibungen und ähnliches, verurteile. Meine Herren, das sind klein liche M a ß r e g e l n , w ed e r d e s B e a m t e n, der sie betreibt, noch der Partei würdig, zu deren Gunsten sie betrieben werden. Aber dagegen protestiere ich, daß man unseren politischen Beamten, unseren Landräten in ihrer Allgemein heit oder auch in einem nennenswerten Umfange Tendenzen in ihrer Amtsführung andichtet, die ich soeben besprochen und gerügt habe." Man darf billig bezweifeln, ob Herr von Beth mann Hollwcg nach den Vorkommnissen des letzten Jahres auch heute noch den „nennenswerten U nfang" landrätlichen Amtsmißbrauches in Abrede stellen würde. Immerhin muß er, wenn er sich in dieser ent schiedenen Weise äußerte, den tatsächlichen Umfang schon damals für nicht unbeträchtlich gehalten haben, und seine Schlußworte geben ja auch unzweideutig zu erkennen, daß er die kleinlichen und unwürdigen Maßregeln wenigstens einiger Landräte als erwiesen angesehen hat. Damit stehen aber die nunmehr von Herrn von Dallwitz abgegebenen Erklärungen in s ch ä r f st e m W i d e r s p r u ch. Herr von Dallwitz hat nichts, aber auch nicht das geringste bemerkt, was ihn veranlassen könnte, geeignete Vor kehrungen zu treffen, um das Vertrauen der Bevölke rung zu der „Regierung über den Parteien" wieder herzustellen. „Dies Kind, kein Engel ist so rein, soll meiner Huld befohlen sein!" Diese weder mit der Auffassung des Ministerpräsidenten, noch mit den offenkundigen Tatsachen vereinbare Ableugnung der bestehenden Mißstände kann auf gewiße Kreise natür lich nur die Wirkung der Aufmunterung haben, so wie bisher f o r t z u f a h r e n. In der „Kreuz zeitung" tritt das auch bereits zutage. Sie klagt wie der einmal darüber, daß der Liberalismus mit seinen angeblich so kolossalen Geldmitteln Len Konservati ven Abbruch tut, und fährt dann fort: „Aber wir haben andere Mittel, und die werden wir mit größter Rücksichtslosigkeit anwenden müßen, damit nicht eine wirtschaftliche und politische Krisis über das Land hereinbricht." Das kann nicht gut etwas anderes bedeuten, als daß bei den allge meinen Wahlen der behördliche Organis mus, speziell Landrat, Gendarm und Amtsvorsteher, für die konservativen Partei zwecke noch rücksichtsloser in Ampruch genommen werden soll, als schon bisher. Und da scheint denn doch die Frage am Platze, ob Herr von Bethmann Hollweg auch weiter hin im Hintergründe bleiben und der Zuspitzung dieser Dcnge mit verschränkten Armen zusehen, oder ob er nicht endlich hervortreten und seinem in der Rede vom 10. Februar 1910 deutlich genug bekunde ten Willen nicht auch Respekt verschaffen will." Ins Stratkwlter geschickt? Zu der Notiz von der Verehelichung des zur evangelischen Kirche überaecretenen Kaplans Koschitzki von der Trinitatiskirche in Leipzig mit der Wiener Schauspielerin Rosi Klötzel, die wir kürzlich brachten, veröffentlicht die „Chemn. Allg. Ztg." mehrere Briefe der beteiligten Personen, aus denen heroorgeht, daß nach längeren Korrespondenzen zwischen katholischen Geistlichen und Koschitzki dieser seine junge Gattin zweimal verlaßen hat. beide Male zurückkehrte und sie schließlich kurz nach Weihnachten endgültig verlieft. In einem der veröffentlichten Briese heiftt es. K o s ch i tz k i sei in Begleitung eines Geistlichen in ein Strafkloster geschafft worden. In dem ebenfalls abgedruckten Abschieds briefe Koschitzkis an seine Gattin schreibt er über seine Zukunft: „Es ist mir nicht möglich und vielleicht auch nicht erlaubt. Genaueres über meine zukünftigen Tage zu berichten, zum Teil weift ich es selbst noch nicht. Aber davon sei überzeugt, daß keiner der Tage wiederkommen wird, die das schöne Wien mir ge bracht, und daft ich meine letzte Kraft gebrauche, blök um das zu denken, was meiner harrt." Nach diesen Veröffentlichungen bedarf die An gelegenheit dringend der Aufklärung. Gtne Oüpierurn üer preutzilcken Re- gierung üurch Sie Bilchitte? Das „Neue Jahrhundert", das Organ der deutschen Modernisten, will wißen, daß auf der Fuldaer Konferenz im Dezember des verfloßenen Jahres einzelne Bischöfe für eine Befreiung der Ober lehrer erntraten. Die Bischöfe haben aber in dieser F'age keinen einstimmigen Beschluß gefaßt. Infolge dessen wurde den angestcllten Oberlehrern der Eid aoverlangt, ohne daß die Kal. Regierung davon eine Ahnung hatte. Denn sonst konnte Minister von Trott zu Solz nicht sagen, er habe erwartet, daß diese staatlichen Beamten nicht schwören müßten. Das Blatt schreibt werter: „Solche geistliche Staatsbeamten gibt es in Rheinland, Westfalen, Schlesien einige Hundert: Diese alle mußten Len Eid leisten, ohne daß die Bischöfe die Regierung benachrichtigt hätten! Wer kann uns die Frage verübeln, haben die Bischöfe in der Eidesscche ihre Pflicht gegen über der Regierung getan? Die preußische Regie rung übt weitgeh.ndste Noblesse gegen die Kirche, um das Grenzgebiet zwischen Staat und Kirche friedlich zu erhalten, was tut die Kirche zum Dank dafür? Der Herr Kultusminister von Trott zu Solz kann sich bei den preußischen Bischöfen bedan ken, wenn er im Abgeordnetenhaus offen erklären mußte, er sei über dre Handhabung der Eid.'soor- schrift gegenüber den Oberlehrern nicht orientiert. Die Bischöfe haben diese Orientierung ver säumt: die Bischöfe haben weiter versäumt, die selbstverständlichen Voraussetzungen der Regierung zu erfüllen. Das ist der Dank für alle Noblesse!" Wenn das stimmt, läge hier eins Irreführung der preußischen Regierung vor, zu der sie unmöglich still schweigen könnte. politilche Nachrichten. Im 10. sächs. Reichstagswahlkreise Nossen-Döbeln ist von der nationalliberalen Partei für die nächste Reichstagswahl der bisherige Abgeordnete Liz. Eve rling, Direktor des Evangelischen Bun des, wieder ausgestellt worden. Diese Kandidatur wird auch von der Fortschrittlichen Volks partei unterstlltzt. Die konservative Partei wird im Verein mit dem Bunde der Land wirte und der Mittel st andspartei einen eigenen Kandidaten aufstellen, über dessen Person noch Verhandlungen schweben. Eine Frage: Seit wann beteiligt sich die Mittel standsoereinigung wieder an politischen Wah len? Kürzlich erklärte sie doch, in Zukunft gänzlrch „unpolitisch" fein zu wollen. Staatsbürgerlicher Unterricht. Das sächsische Kultusministerium hat vor einiger Zeit auf die Notwendigkeit staatsbürgerlichen Unterrichtes an den böberen Schulen hingewiejen. Dieser Unterricht soll im Rahmen des bestehenden Lehrplanes im Anschluß an die Heimatkunde, die Erd kunde. den Geschichtsunterricht und den Unterricht in der deutschen Sprache erteilt werden. Es ist nach Preßemeldungen unter den Lehrern der höheren Schulen der Wunsch laut geworden. daft sie durch sachkundige Männer in die Rechts- und S t a a t s w i s s e n s ch a f t ein geführt würden. Das Ministerium hat diesen Wunsch zu erfüllen gesucht. Ein Dresdner Ober landesgerichtsrat wird zunächst in vier Vorträgen die Lehrer der höheren Schulen in die Begrifsswelt des Rechtes einführen. Der e;ste Vor trag hat bereits stattgefunden. 170 Hörer und dazu angemeldet. Die Angelegenheit Sorhlet-Wagner. Professor v. S o r h l e t hat in Len ..Münchner Neuesten Nachrichten" das Erscheinen einer neuen Broschüre angekündigt. worin er den Nachweis dafür antreten wird, daft Professor Wagner sDarmstadrf in seiner Schrift über die Thomasschlacke. die vor 22 Jahren versaßt wurde. Ergebnisse von Düngungs versuchen gefälscht habe. Hierzu schreibt uns Prof. Wagner: ..Die Angelegenheit ist längst dem Ministerium bekannt und ist der Staatsanwaltschaft angezeigt. Sobald die Veröffentlichung Sorblets vorliegt. werde ich den von mir gestellten Straf antrag gegen ihn auch auf diesen neuen Angriff aus- debnen." Man wird also auch hier den weiteren Verlauf der Sache abzuwarten haben. Nachklänge zum französischen Eisenbahnerstreik. Paris. 24. Januar. lTelst Auf dem Bahnhof von Lum es bei MezGres im Departement Ardennen wurden neun Bedienstete ver haftet. die während des Streiks zahlreiche Fracht sendungen gestohlen batten, von denen ein großer Teil in den Wohnungen der Verhafteten vor gefunden wurde. Unruhen der französischen Camelots du Roi. Paris, 24. Januar. (Tel.) Als der Präsident der Republik um >/^12 Uhr nachts nach Beendigung der Eröffnungsfeier das Ozeanographische Institut ver ließ veranstaltete eine vor dem Gebäude versammelte zahlreiche Gruppe von Camelots du Roi eine lärmende Kundgebung zugunsten ih es wegen seines Angriffes auf Briand verurteilten Ge noßen L a t e u r. Elf Lamelots wurden ver haftet und werden vom Polizeigericht abgeurteilt werden. Sus Leipzig und Umgegend. Leipzig, 24 Ianuar. Wetterbericht der KLnigl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 25. Januar 1911. Westliche Winde, heiter, etwas wärmer, trocken. Pöhlberg: Starke Schneedecke, fester guter Weg bis Annaberg, glänzender Eonnenunter- und -aufgang, Himmelssärbung orange, prächtige Rodel bahn. Gme neue verorünung Uber Tanzvergnügungen. Der offiziöse ..Wolffs Sächsischer Landesdienst" bringt folgende Auslastung: „In Nr. 4 des ..Dresdner Journals" vom 5. Januar 1911 ist eine Verordnung des Ministeriums des Innern über Tanzoergnügungen vom 8. Dezember 1910 veröffentlicht worden. Diese allgemeinver bindliche Landesverordnuna beabsichtigt, die bis herige Mannigfaltigkeit der Tanzregulatcve in den einzelnen Amtshauptmannschaften und Städten zu beseitigen. Die Herbeiführung einer größeren Einheitlichkeit auf dem Ee- Sein eigener Lahn. Roman von R. Ottolengui. (NuLdruck derbsten.) rrie sckieinen Hunde sehr zu lieben!" ertönte es in diesem Augenblicke hinter Lewis. Er sah rasch auf, ließ die Pfote des Hundes fahren und bemerkte, daß es Virginia gewesen war, die gesprochen hatte. „Jawohl", sagte er, „ich bin in die Hunde ganz vernarrt. Ich fühle mich sehr geschmeichelt durch die Gunst, welch« mir dieser da zuteil werden läßt. Er sieht nicht aus, wie einer, der mit jedermann Freund schaft schließt, und man behauptet, diese gescheiten Tiere haben einen Widerwillen gegen diejenigen, die es nicht ehrlich im Sinne haben." „Sie sind der erste Mensch, mit dem „Sultan" auf den ersten Blick Freundschaft schloß", antwortete Virginia. „Es gibt wenige Leute in der Nachbar schaft, die nicht Angst vor ihm haben. Ich bin üb rigens im Zweifel, ob das, was Sie sagen, wahr ist. Ich meine, ob ein Hund das kann, was ein Mensch nicht kann: den Charakter lesen und zwischen Gut und Böse unterscheiden?" „Ich bin nicht sicher, natürlich, aber ich glaube es Loch. Dies sind ja alles Vermutungen, wenn es auch Geschichten gibt, welche die Theorie bestätigen. Mag dem nun sein, wie ihm wolle, es freut mich, daß „Sultan" mein Freund ist, da ich ja nun Ihr Gast sein soll. Es wäre mir sonst sehr unangenehm. Ich würde mich fürchten, nachts crus dem Zimmer zu gehen." „Sie müßen sich nicht meinen East nennen", be merkte Virginia in freundlichem Tone. „Trotz allem, was Ihnen die Detektivs oder die andern über den kleinen Zwischenfall mit meinem Onkel erzählt haben mögen, habe ich ihn immer geliebt. Da Sie sein Sohn sind, betrachte ich Sie als seinen rechtmäßigen Erben, unbekümmert darum, was das Testament ent hält, von dem mir der Richter erzählt hat. Sie müßen sich als in Ihrem eigenen Hause befindlich betrachten." „Sie sind sehr liebenswürdig mit dem verlorenen Schn." — Hier machte er eine kleine Pause. — „Eben sagten Sie, daß Sie meinen Vater gern gehabt haben. — Seine Stimme zitterte ein wenig, und er machte abermals eine Pause, um seine Selbstbeherr schung wieder zu erlangen, Dann fuhr er fort: „Ich bin froh, daß ihn jemand geliebt hat." — Wieder mußte er eine Pause machen. — „Sie wißen, wie ich ihn behandelt habe, und er wäre ein recht verein samter Mann gewesen, hätten Sie ihn nicht mit Ihrer Zuneigung erfreut. Jetzt, wo ich zurückgekehrt bin, im Angesichte des schrecklichen Unglücks, das uns betroffen hat, laßen mich Ihre freundlichen Worte hoffen, daß — daß Sie mir freundlich gesinnt sind, jetzt, und daß wir später vielleicht gute Freunde werden. Bin ich — bin ich zu keck?" Wieder klang seine Stimme sehr bewegt, als er diese Worte aussprach. Virginia entging es nicht, daß er rätselhaft ergriffen war. Sie antwortete mit den einfachen Worten: »Ich sagte Ihnen die Wahrheit, als ich behauptet«, daft ich meinen Vater sehr geliebt habe — denn er war mir ein Vater. Wie konnte ich rhn nicht lieben? Er war so gut zu mir!" Sie antwortete auf diese Frage nicht direkt, und als sie die letzten Worte aussorach, konnte sie nur mit Mühe ein Schluchz» zurückdrängen und wandte ihr Gesicht ab, um ihre Rührung zu verbergen. Daher bemerkte sie nicht die unfreiwillige Bewegung, die Lewis gegen sie machte. Er streckte die Arme aus, als wollte er sie umarmen. Beinahe so schnell, als diese Bewegung geschah, sammelte er sich und hatte seine Selbstbeherrschung wiedererlangt, als sie ihn wieder anblickte. „Wißen Sie auch", sagte sie, „daß Ihre Stimme der Ihres Vaters sehr ähnlich ist? Und auch sonst gleichen Sie ihm!" Nach einer kleinen Pause reichte sie ihm plötzlich die Hand. „Jawohl, ich glaube, ich kann Ihnen ver sprechen, daß wir gute Freunde sein werden." Lewis nahm die dargebotene Hand und behielt sie in der seinen, ohne etwas zu sagen. Virginia zog sie sofort zurück, nicht, als reuten sie ihre Worte, nur war sie entschloßen, ihre Gefühle nicht zu zeigen. Ihre Aufregung und Rührung, die durch das be handelte Thema verursacht worden war, hatte sie mehr Gefühl zeigen laßen, als es ihre Gewohnheit war. Nunmehr kehrte sie zu ihrer gewohnten Art zurück und sagte in etwas kälterem Tone: „Kommen Sie bitte zum Frühstück! Ich wollte Sie dazu rufen!" Lewis seufzte, als er ihr folgte. Die Dogge hatte sich aus dem Teppich niedergelaßen und schlief jetzt, wie cs schien: aber als die beiden das Zimmer ver ließen, sprang sic aui und folgt« ihnen. Zehntes Kapitel. Etwa um neun Uhr langte Doktor Snow an; Burrows kam eben aus seinem Zimmer. Er fragt« den Arzt, ob er alles Nötige bei sich habe, um den Leichenbefund aufzunehmen, was dieser bejahte. „Wollen Sie jetzt sofort hinaufgehen? Darf ich Sie begleiten?" fügte der Detektiv hinzu. „Jawohl", erwiderte der Doktor, „ich hatte die Absicht, früher zu kommen, da ich diese Untersuchung sobald als möglich beendigen wollte, aber ich mußte einen Schwerkranken besuchen, welcher einige Meilen von hier wohnt. Ich wünschte gerade, daß Sie der Untersuchung beiwohnen sollten. Es ist immer das beste, wenn mehr als einer Zeuge einer Untersuchung ist, besonders für den Fall, daß etwas Unerwartetes entdeckt werden sollte." Gut! Gehen wir sofort hinauf, denn Sie können nicht gespannter sein, als ich es bin. Tatsächlich, es gibt mehr als einen Grund, warum ich gerne das Zimmer von innen sehen möchte." „Welches denn?" fragte etwas neugierig der Doktor. „Nun, ich will es Ihnen sagen", erwiderte Bur rows; „in der letzten Nacht glaube ich jemand in dem Zimmer gehört zu haben, und außeroem schien es mir, als ob ern Stuhl oder etwas Aehnliches um geworfen worden sei. Ich bin gespannt, ob wir etwas davon in dem Zimmer entdecken." „Ich zweifle sehr daran, denn ich habe die Schlüße! in der Tasche, und so kann niemand hinein gekommen sein." Die beiden begaben sich nunmehr zu dem Zimmer hinauf, worin der Leichnam lag. Der Doktor schloß die Türe aus und ließ dem Detektiv den Vortritt. Dieser sah sich rings in dem Zimmer um, konnte je doch kein Anzeichen entdecken, woraus er hätte schließen können, daß jemand seit gestern dort ge wesen war. „Sie sehen", sagt« der Doktor, „es ist alles in Ordnung. Ich fürchte, Ihre Einblldungskrast hat Ihnen einen Streich gespielt." Doktor Snow nahm jetzt aus einer Handtasche, die er mitgebracht hatte, sein« Instrumente heraus und machte sich sogleich an die Arbeit. Zunächst kleidete er den Leichnam vollends aus und fand eine ziem liche Menge geronnenen Blutes daran, das er sorg faltig mit einem Schwamm« abwusch. Kaum war dies geschehen, da rief Burrows, der ihm bei seiner Arbeit aufmerksam gefolgt war, aufgeregt aus: „Sehen Sie doch, Doktor, es scheinen zwei Wun den nebeneinander vorhanden zu sein!" „Wie Sie sagen, scheint dies der Fall zu sein", sagte der Doktor in phlegmatischem Tone, „aber bevor wir dies als sicher hinstellen, wollen wir sie näher untersuchen!" Mit diesen Worten nahm er eine Sonde in die Hand. Er führte sie in die eine Wunde ein und sondierte eine Weile, während Burrows be müht war, seine Ungeduld zu verbergen. Schließlich zog er das Instrument heraus und versenkte es in die zweite Oesfnung. Es ging leicht in die Wunde ein und erschien wieder, ungefähr zwölf Zentimeter vom Eintritt, auf dem Rücken des Leichnams. Schließ lich sagte der Doktor: »Ich glaube, Sie haben recht in Ihrer Annahme, daß zwei Kugeln getroffen haben. Man kann die eine mit der Sonde fühlen, die andere schlug durch, wie Sie aus dieser zweiten Probe sehen. Beide Wunden befinden sich nahe beieinander/ „Wollen Sie die Kugel nicht herausziehen?" fragte Burrows. ./Natürlich — sie wird uns wenigstens das Kaliber der benützten Waffe verraten." Hierauf fuhr er in der Untersuchung weiter fort, während Burrows am Fenster stand und über diesen letzten Punkt der Be weisaufnahme »rachsann. Barnes und er waren in ihren Theorien davon ausgegangen, daß der Verstorbene nur ein einziges Mal getroffen worden war. Jetzt war unwiderleglich bewiesen, daß der Leichnam zwei Wunden aufwies. Das Problem war, die Verbindung des schon Be kannten mit dieser neuen Entdeckung herzustellen. Burrows Scharfsinn begann sofort, eine Theorie auf der neuen Entdeckung aufzubauen. Wie man sich er innern wird, enthielten die Kammern der beiden Revolver, die Barnes draußen gefunden hatte, jede eine abgeschoßen« Patronenhülse, und da in Virginia, Zimmer nur eine Hülse gefunden word«n war. schloß er daraus, daß auch ihr Revolver nur einmal ab- gefevert worden war. Die Spuren im Schnee schienen darauf hinzuweisen, daft Virginia mit Lukas zu- sammengetroffen war, deßen Nam« auf einem der Revolver stand, und ihn sodann verlaßen hatte, um gegen das Gehölz hinabzuaehen. Angenommen nun, daft Lukas auf Lewis geschoßen hatte, und daft die Kugel nur jene Fleischwund« verursacht« und sich
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