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Redaction, Druck und Verlag von Catl Zehne in Dippoldiswalde. Freitag. Diese« Blatt erscheint Dienstags u. Freitag« und kostet vierteljähr lich IVNgr, wofür e« durch alle Postanstal ten und Buchhandlun gen zu beziehen Ist. Nr.' 58. Hierauf erklärte StaalSminister Vr. Zfchinsky im Namen Sr. Maj. des Königs den Landtag für geöffnet und Se. Majestät verließen, begleitet von ihrem Gefolge und den Direktorien der Kammern, unter einem wiederholten von dem Präsidenten der H. Kammer auSgebrachteu drei maligen Hoch den Saal und begaben Sich nach dem kbnjgk. Schlosse zurück. Sämmtliche Ständemitglieder sind heute zu der um - Uhr im Schlosse stattfindenden königk. Tafel gezogen worden. Dresden, 24- Juli. Gestern in den Abendstunden stürzte sich hier ein Mann von der Brücke herab in die Elbe, ward jedoch durch schnelle Hülfe mehrerer Gondelfühler vom Er trinken gerettet. Er heißt Jllig. Die Ursache, weshalb er sich das Leben zu nehmen versuchte, ist unbekannt; doch soff er in letzter Zeit häufig Spuren von Tiefsinn gezeigt haben.— Heute Mittag I Uhr ist die Königin von Preußen von Ber lin hier eingetroffen und begab sich sogleich nach Pillnitz. (Dr. I.) Dippoldiswalde. Das rege Leben, welches seit eini ger Zeit «Heils durch das Militär, theilö durch den starken Besuch des sehr geschmackvoll hergestellten SchießhauseS täglich auf unserer angenehm gelegenen Aue gebildet hat, wird in den nächsten Tagen noch stärker werden. ES be ginnen nicht nur die sonntäglichen Scheibenschießübungen der Schützengesellschaft, sondern eS soll auch am 4., 5. und 6. August das Haupt- Vogelschießen abgehalten werden. Unsere Leser werden sich erinnern, daß dieses Fest seit meh rer» Jahren sich eines sehr zahlreichen Besuches erfreute und in dieser Beziehung eine rühmliche Ausnahme machte von den in den Nachbarstädten üblichen Pfingstschießen, wo eben nur der Schießlustige ein Vergnügen findet, für das übrige Publikum aber so wenig gethan wird, daß der Schießplatz nicht einmal besucht wird. So war eS auch bis vor weni- gen Jahren bei unS, —- nur der vom Frühstück in eine süße Stimmung versetzte Schütze betvegte sich heiter unter seinen Genossen; an dem übrigen Publikum ging das Fest theil- nahmlos vorüber. DaS ist nun aber anders geworden: eine Anzahl Männer nahm sich deS verlassenen KindleinS an, suchte auf alle Weise eine Theilnahme zll erwecken, ver anstaltete zu diesem Bebufe eine Festfeier, welche geeignet war, derselben «inen volkSthümlichen Eharaeter zu geben, und so ist eS gekommen, daß unser Schießen sich seitdem eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreuen und mehreren Gewerbsleuten einen bedeutenden Gewinn bereitet hat. Wie man hört, werden auch für dieses Jahr Veranstaltungen ge, troffen, um dasselbe in jener Weise vorzuführen und wo mög lich daS nachzuholen, waS im vorigen Jahre wegbleiben mußte, weil wir im Kriegsstande lebten. Die Schützen- Gesellschaft ha: sich der Festfeier wieder angenommen, und aus ihrer Mitte mehrere Männy gewählt, welche bereits früher und auch noch in den jüngsten Tagen bewiesen ha ben, daß sie Lust, Geschmack und Fähigkeit besitzen, volkS- thümliche Feste in'S Leben zu rufen. Wir rechnen dahin außer Anderen besonders Apoth. Klug und Kaufm. Zehne. Aus dem Vaterlands. Dresden, 22. Juli. Die feierliche Eröffnung des zum 15. Juli einberufenen ordentlichen Landtags fand heute Mittag 1 Uhr im Sitzungssaal« der II. Kam mer durch Sr. Majestät den König statt. Gegen */r1 Uhr versammelten sich die Stände in dem festlich geschmück ten Saale, und kurz vor I Uhr traten die Herren SlaatS- minister vr. ZschinSky, v. Beust, Rabenhorst, v. Frie sen und Behr in den Saal. Auf der Tribüne peS diplo matischen EorpS bemerkten wir u. A. die Gesandten Ruß lands, Englands, Oesterreichs, Frankreichs und Preußens, nebst einem sehr zahlreich.en GefandschaftSpersonale. Die große Galerie, die Damenlribüne und die übrigen Abtheilungen waren bis in die äußersten Räume gefüllt. — Die Auffahrt Sr. Maj. des Königs erfolgte Punkt 1 Uhr. An der Treppe deS Landhauses von den Direktorien der beiden Kammern empfangen und in den Saal geleitet, wurden Allerhöchstdieselben beim Eintritte durch ein von dem Prä sidenten - der I. Kammer auSgcbrachteS dreimaliges Hoch . empfangen, in welches sämmtliche Anwesend«, auch daS Pu blikum auf den Galerien, auf da- lebhafteste einstimmten. Nachdem Se. Majestät sich auf den Thronsessel, neben dem rechts Se. König!. Hoh. Prinz Johann, links Se. Königl. Hoh. Prinz Albert standen, niedergelassen hatten, lasen Aller höchstdieselben bedeckten Hauptes die folgende Rede ab: „Meine Herren Stände! Ich habe Sie wieder um Mich ver sammelt und sehr mit Freuden, daß Sie zahlreich gekommen sind, Mir Ihre thatkräftige Mitwirkung, Ihren bewährten Beirath bei den Maßregeln zu widmen, die zur Rettung des Vaterlandes, zur endlichen Ordnung unserer staatlichen Verhältnisse dringend nothwcndig sind. Sie haben die Gefahren, in denen dar Vaterland schwebte, richtig erkannt, und sind gekommen, zu helfen, als Ich Sie rief. Meine Herren! Ich danke Ihnen dafür! Sie find, davon bin Ich fest überzeugt, mit Mir darüber einver standen, daß eS jetzt vor Allem Noth thut, die wesentlichen Grund sätze der konservativen Staatsordnung wieder festzustellen und dabei — persönliche Ansichten und Wünsche dem unzweifelhaften Gebote des GemeinwohlS willig unterordnend — an die Verfassung, die acht zehn Jahre hindurch das Glück Sachsen» begründete, vertrauensvoll anzuknüpfen, ohne jedoch die Abänderungen zurückzuweisen, welche die gemachten Erfahrungen und veränderten Zeitverhältniffe als noth- wendig erkennen lassen. Ich hoffe daher, daß Sie den Vorlagen, Vie Meine Regierung in diesem Sinne Ihnen machen wird, gern bei stimmen werden. Da es aber zu wünschen ist, daß Sie Ihre Arbeiten bald voll enden und wir da» gemeinschaftliche Ziel schnell erreichen, so sollen Ihnen diesmal nnr die Gesetze vorgelrgt werden, deren Erledigung jetzt unbedingt nothwendig ist. Hierher gehören neben dem neuen Wahlgesetze und den deshalb und sonst nolhwkndtgen Abänderungen der Nerfassungsurkunde, sowie den inmittelst nach H. 88 der Letzteren erlassenen Verordnungen, die Gesetze über die Ablösung der Lehn gelder, der geistlichen Zehnten und wegen einiger Nachträge zu den bisherigen Ablösungsgesetzen, und endlich die in Betreff unserer Finanz verhältnisse nöthigen Vorlagen. Run, Meine Herren, beginnen Sie Ihre Arbeiten! Mögen sie zum Heile des Vaterlandes führen; es bedarf der Ruhe nnd Ordnung, der Wiederbcfestigung so mancher wankend gewordenen Verhältnisse, es verlangt nach jenen unschätzbaren Gütern und erblickt in den Maß regeln, die Ich jüngst getroffen, eine Bürgschaft dafür, daß eS fie bald und vollständig erhalten wird. Leihen St« Mir Ihren gewich tige» Beistand zu dem großen Werke, und d«r Dank dr« Vaterlandes, die gerechte Anerkennung der Nachwelt wird Ihnen nicht fehlen." 26. Juli 185«. Inserate »lle» Art kV Zeitung angeuöntmsa Ein unterhallendes Wochenblatt fiir den Bürger «nd LandMaim.