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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110309010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911030901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911030901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-09
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Bezug-.Prel» Durch dt« Post: Druiichtiw« un» d« druKch«, tz»l«>ir» viertryLhr). US» »onatl. «m«fchU Poftbrllclllicld. Germer n> Url-i««, Dtnrmart, d«n Donauslaate». Lurrmdura. »U«derla»d«, «t«, weor», V«ft«r«ich-U>,»r», Echwri»«», k>ch»r<4 ». »„»««,. I, «II«, übrig,» Lt««le» »Ur d,rrkl »urch »ch G<t»»Ir»n«a« — »l«u«« «ht.u»ch. Du« v«ch,igrr lagrdlatt «^ch«»t 2 »t täglich, Sonn- ». y^rriLa» n« morgen«, »d»»«.. ,ol.Lnnavm«! U»guftu«pl,tz 8^ d«, unteren Lrtgern, Ailialen, Spediteur«« u»d Lonudweftellen. sowie PostLmtera uud «neslrLgerii. . St»,.i»,,ka«»«prei« der Mora«». «>,«»» 10 d« ^dend )«»a«be » ch, N«d«k1io« and Gefchäfttslell« .iobanniegasle «. Fer«spr«»err I46VL I««W, I46V4. Morgen-Ausslabe eiWgcrTWMaü Handelszeitung. Amtsblatt -es Aales und des Aolizeiamtes Ser Ltadt Leipzig. Anzeigen-PrelS chr J«ier«« «u» r«v»i, und amqedmq di« ögeioaltrne SV mm breite Petitzeile L di« 7« oua breite -teNamezeil« I von autwün« 6V Reklame» 1.2) Inserat« von Bebbrden '» amtlichen Letl di« 74 ww breit« Prtiizeil« 4a »eichLstsaiueigen mit P atzvorichniten and m der LbendauSaab« im Urea« ertzüht. Rabalr auch Laris. t>eilugen«bübr s p. Lauienb exkU Postgebühr. steftrrieilt« Luiträa« wnnen nicht vrrück. »e»»ae» werden, gür da« Eriche»»«» aa destimmtrn lag«, uu» Vlttzen wird ietn« Äaranti« übernommen «a-eigen-Snnabmei Augaftu-pkatz 8, bet itmtlichen Filialen u. «llra ttnaone«»« it«p«dU»oaen d«s Ja» und üullanbet. Hai«v1-»ilt«l, «rrk«»r Carl Dunck«r. Hcrv>gl «avr. Hostuch- hanblung Lüzowftrane w. (Lel-vdoa Vl. Rr. «ÜiL). Panpt.Stltale LreSde« keestrabe 4.1 (leleptzoa «621). Nr. SS. vonnersisg, üen S. I»sr; isi l. ISS. ZahrgSNtz. Das Dlchtlglte. * Der Deutsche Künstlerbund wird sich an der Leipziger Jahresausstellung 1911 beteiligen und hier zwei Villa Rom ana- Preise vergeben. (S. Feuill.) * Kapellmeister Richard Hagel hat einen Ruf als Nachfolger des Hofkapellmeisters Riedel nach Braunschweig angenommen. (S. Feuill.) * Im Reichstag begann am Mittwoch die zweite Lesung des Postetats. (S. Reichstags bericht.) * In der Schiffahrtsabgabenkom« Mission erklärte Minister v. Breitenbach, die Vorlage würde fallen, wenn der Antrag Dr. Iunck, der eine Beschränkung der Abgaben fordert, angenommen werden sollte. (S. Dtfchs. R.) * Die ».Köln. Ztg." veröffentlicht eine Auslassung über die Stellung des Bundesrats zur elsaß - lothringischen Verfassungsfrage, (2. Dtfchs. R.) * Im preußischen Abgeordnetenhaus gab bei der gestrigen fortgesetzten Beratung des Kultusetats der preußische Kultus minister eine abfchwächende Erklärung zu den vorgestrigen Ausführungen des Minister- präs identen ab. (S. bcs. Art. u. Bericht.) * Die Mobilisierung der nordamerikanischen Streitkräfte an der mexikanischen Grenze wird mit großem Eifer betrieben. (S. d. des. Art.) * Der KünstlerverbanddeutschcrBild- hauer protestiert gegen die Entscheidung des Preisgerichts im Bismarck-Nationaldenk mal-Wettbewerb. (S. Kunst u. Miss.) * Interessante Erinnerungen an Wagner und Liszt sind soeben von NenS heraus gegeben worden. (S. Kunst u. Miss.) * Der Berliner Messerstecher Benne witz wird mit dem N e b r i ch s ch e n M o r d im Johannistal in Leipzig in Verbindung gebracht. iS. Leipz. Angel.) Sine MlchmSchung. Was die Rede des preußischen Minister präsidenten im Abgeordnetenhause über den Modernisteneid am Dienstag Erfreuliches ent halten hatte, wurde durch die Darlegungen des preußischen Kultusministers am Mittwoch leider wieder recht abgeschwächt. Ein wohldurch dachter Vorstoß des Zentrumsführers Porsch zeugte von der Unbeugsamkeit der Zentrums mannen. Herr von Trott zu Solz kam dem Begehren dieser Seite des Parlaments ent gegen, indem er die prinzipielle Fernhaltung von beeideten katholischen Geistlichen aus dem Unterricht in Deutsch und in der Geschichte an höheren Schulen nicht entfernt mehr mit der Entschiedenheit vertrat, wie dies tags zuvor Herr von Bethmann Hollweg getan hatte. Das Ergebnis der Dienstags debatte hatte überall, wo man keine Bindung der Geister will sehr angenehm berührt, um so herber wird die Enttäuschung wirken, die uns der Mittwoch brachte. Daß vom Abg. Porsch speziell Sachsen als Zielscheibe der Kritik ge nommen wurde, nimmt uns nicht wunder, denn in ultramontanen Kreisen weiß man ganz genau, daß wir hierzulande gegen römische Hebelgriffe ganz besonders empfindlich sind. Die treffliche Kundgebung des Hochschul lehrertags, die von Leipzig ausging, hat davon erneut beredtes Zeugnis abgelegt. Wenn dagegen unser engeres Vaterlaud beinahe als Land der Finsterlinge hingestellt werden sollte, in dem man sogar von den Volksschullehrern durchaus die Verpflichtung zubekenntnismäßigem Religionsunterricht fordert, so müssen wir dazu bemerken, daß der Eid der Volksschullehrer mit dem Modernisteneid durchaus nicht zu ver gleichen ist, daß weiterhin für die bevorstehende Reform des sächsischen Schulgesetzes gerade von nationalliberaler Seite eine Befreiung von noch vorhandenen beengenden Bestimmungen gefordert wird. Auf alle diese Dinge wird noch näher zurückzukommen sein. Wir geben zunächst einem Berliner Mitarbeiter das Wort zu einem Bericht über den Verlauf der Mitt wochssitzung: ». Berlin, 8. März. (Privattelegramm.) Ohne den Ministerpräsidenten und ohne Sensa tion, aber in sehr enger sachlicher Debatte verlief der zweite Tag der Aussprache über den Moder nisteneid und die Papstdekrete. Wie sehr stach doch die Art, mit der im Reichstag Herr Kreth und im Abgeordnetenhaus die konservative Fraktion noch vor einiger Zeit die Behandlung der kirchenpolitischen Fragen abzuwehren suchte, von der Erörterung ab, die diesen Dingen nun allgemein, auch von konser vativer Seite, bei der zweiten Lesung des Etats zu teil wird! Kreth war spöttisch gegen Religionsge spräche, wie sie Abg. Everling einführen wolle, auf getreten, und den Abg. Friedberg hatte man im Ab geordnetenhaus mit höhnischem Lachen gegrüßt. Nun hat Heydebrand doch dem tiefen Mißbehagen Ausdruck geben müssen, das durch das Verhalten der Kurie in den Reihen seiner Partei entstanden ist. Es handelt sich hier eben nicht um eine „liberale Mache". Auch die heutige Rede des Abg. Porsch verriet, daß die Dinge ebenfalls auf katholischer Seite nicht leicht genommen werden, und daß man über die Schwierigkeiten durch allerlei Konstruktionen Hinwegzukommen sucht. Die Beratung begann mit einer langen Rede des Sozialdemokraten Ströbel. Trotz ihrer geringen Zahl wäre es den Sozialdemokraten nicht unmöglich, sich im Abgeordnetenhaus eine Stellung zu ver schaffen, wenn sie über Meister in der Redekunst verfügten. Das ist aber nicht der Fall. Auch Ströbel vermochte die Aufmerksamkeit des Hauses nicht auf sich zu lenken. Er spann einen Gedanken aus, der an sich Beachtung verdient. Er meinte, den Bestrebungen zur Freihaltung der höheren Schulen und der Universitäten von klerikalem Geiste könne er nicht sonderliche Sympathie entgegen bringen; mache man sich doch wenig Skrupel, die Volksschule der Kirche gebunden auszuliefern. Es wird Aufgabe der Regierungen sein, dafür zu sorgen, daß dieser Eindruck zu Recht nicht ent stehen kann. Das Haus befand sich in ziemlicher Auflösung, als Abg. Porsch (Ztr.) das Wort nahm. Es gelang ihm rasch, obwohl er, wie die meisten Parlamen tarier, es liebt, eine gewisse gleichgültige Geschäfts mäßigkeit zur Schau zu tragen, das Ohr des Hauses zu gewinnen. Hier wurde, das empfand man sofort, in stärkerem Muße als gestern die machtpo litische Bedeutung des Zentrum» in die Wagschale ge worfen und die Abgrenzung gegen andere Faktoren, sowohl die Negierung, wie die Parteien, in schärferer Weise vorgenommen als gestern von dem greisen Dittrich. Die Rede Porschs ist ein Bei spiel dafür, wie sich gebildete Zentrumskatholiken mit den religiösen und kirchenpolitischen Fragen, die ganz Deutschland bewegen, abfinden. Sie war in gewisser Beziehung das Hauptstück des heutigen Tages, näm lich dasjenige, mit dem sich der freiheitliche Be völkerungsteil in der Hauptsache auseinander zusetzen hat. Herr Porsch, Rechtsanwalt am Oberlandesgericht in Breslau und Eeheimkämmerer des Papstes, hatte ein reiches Material auf die Rednertribüne mitge nommen. Die kirchenrechtliche Frage, wie weit die Stellung der Geistlichen durch die neuen Dekrete verändert und gegen früher verschlechtert wird, wurde von ihm ausführlich erörtert. Hier kam er in die Lage, den guten katholischen Gewährsmann, den gestern Herr von Kardorff angeführt hatte, Professor Heiner in Freiburg — der die Ansicht vertritt, daß die Jahrtausende alte Stellung der katholischen Geistlichen eine Minderung erfahren hat —, zu des avouieren. Das ist ja das System derjenigen Ver teidiger der Kurie, die auf den Ruf, aufgeklärt zu sein, Wert legen: Sie deuten alles milder, spotten womöglich über die Andersdenkenden, als über solche, die nichts von der Sache verständen, und greifen zu dem Zeugnis solcher Männer, die sie als bester unterrichtet bezeichnen. Dieses System ist nur möglich, weil in der deutsch-katholischen Welt eine gewiste Regsamkeit und eine ziemliche Mannigfaltigkeit der Kundgebungen anzutreffen ist. Die Erklärungen der katholischen theologischen Fakultäten in Breslau und Münster dienten Herrn Porsch weiter zur Grundlage, um zu behaupten, daß der Modernisteneid gar keine neue Verbindlichkeit enthalte. Auch Mausbach, Professor der Moraltheologie in Münster, wurde herangezogen. Dabei muß man wissen, daß Maus bach schon manchem Strenggläubigen als recht an rüchig erschienen ist. Also ist Herr Porsch ein Mann der freien Richtung, ein kühner Bekenner, nahe daran, in den Verdacht des Modernismus zu ge raten? Herrn Porsch geschieht nicht unrecht, wenn diese Vermutung weit weggewiesen wird. Darin besteht ja gerade die Unfreiheit, die seit Jahrzehnten im Verhalten hochstehender Katholiken zu bemerken ist. Sie weisen immer nach, daß das, was von Rom komme, nicht so gemeint ist, wie der freiheitliche Volksteil es auffaßt, und wenn dann Schlag auf Schlag neue Dekrete von Rom über die Alpen fliegen, die ihnen alle Beschwich tigungsmittel und Ausflüchte aus der Hand reißen, dann geht man ruhig von dem früheren Standpunkt ab, nicht ohne sich auch für die neue Situation irgendwelche Gedankengänge zurecht- zuzimmern. Die Arbeit, immer neue Unterschei dungen zu finden, wird zum großen Teil durch di« katholtfch-theologischen Fakultäten verrichtet. Da» Zentrum ist, wie Herr Porsch offiziell bekannt gab, für die Erhaltung dieser Fakultäten. Es war dies eine nicht unbedeutsame, in feierlicher Form ab gegebene Erklärung. Herr Porsch ging weiter. Er ging zum Angriff über. Der Bindung der katholischen Geistlichen durch den Modernisteneid glaubt er die Bindung, die der Freiheit der Forschung bei den evange lisch-theologischen Fakultäten der Universi täten Leipzig, Rostock und Erlangen auferlegt sei, gegenübcrstellen zu können. Er nahm sich speziell Leipzig aufs Korn. Der Hochschullehrertag habe die Professoren, die den Modernisteneid geleistet hätten gleichsam exkommuniziert. Der Ausschuß dieser Vereinigung umfaste Leipziger Professoren. Der Vorsitzende sei ein Leipziger Professor. Mit dieser Hervorkehrung glaubte er die Nichtberechtigung der „Exkommunikation" zur Genüge bewiesen zu haben. Dazu noch eins: Die evangelischen Volksschul lehrer in Sachsen müßten sich ebenfalls durch Eid auf die dogmatische evangelische Auf fassung festlegen. Zu der parteiamtlichen Erklärung für die Fakul täten fügt der Zentrumsredner noch eine ebenfalls parteiamtliche Rüge für den Minister präsidenten hinzu: „Lebhaftes Befremden und Bedauern" herrscht in den Zentrumsreihen über besten gestrige Erklärung zur Oberlehrer frage. Hier unterstützte den Redner die Zentrums fraktion durch salvenartige Rufe „Sehr richtig!" Der Ministerpräsident war nicht anwesend, an seiner Statt erwiderte der Kultusminister von Trott zu Solz. Mit leiser Stimme, aber vollkommener Sicherheit unterzieht er sich seiner Aufgabe. Was er bot, war eine Abschwächung der gestrigen Er klärung des Ministerpräsidenten. Jetzt erscheint die Fernhaltung der katholischen, neu in den höheren Schuldienst eintretenden Geistlichen von den Fächern Deutsch und Geschichte nicht mehr gesichert. Wir hören nur noch von einer Zurückhaltung, die der Staat in der nächsten Zeit beobachten will! Der nationalliberale Redner des heutigen Tages war Friedberg. Er beschränkte seine Ausführungen hauptsächlich auf parteipolitische Auseinandersetzungen und auf die Eröricrung der Beziehungen des Staates zur Kirche. Herrn Porschs Heranziehung der evan gelischen Verpflichtungen wies er zurück. Die Kon« kordienformel schließe die Weiterentwicklung der menschlichen Erkenntnis nicht aus und greife ihr nicht vor. Aus dieser abweichenden evangelischen Auffassung seien auch die Verhältnisse bei den evan gelischen Fakultäten zu beurteilen. Wenn freilich in Sachsen den Volksfchullehrern ein Eid ab verlangt werde, der sie für alle Zukunft binde — wovon ihm, dem Redner, nichts bekannt sei — so billige das seinePartei nicht im geringsten. Abg. Pachnicke lFortschr. Volksp.) empfand mit Recht, daß an den ministeriellen Erklärungen nach dem heutigen Auftreten des Kultusministers kaum noch ein fester Kern bleibe. Dann hatten wir noch das Debüt des Herrn von Kiderlen-Wächter im Abgeordnetenhaus. Die Beratung des Etats des Auswärtigen Amts war mit der Kultusberatung verbunden worden und nun hatte er als Vertreter des abwesenden Ministers des Aeußern von Bethmann Hollweg zu sprechen. Sein Auftreten war kurz, aber nach unserem Gefühl verunglückt. Er äußerte sich nur über die Vor würfe, die dem preußischen Gesandten am päpstlichen Stuhle von Mühlberg gemacht worden waren. Nun mag es richtig sein, daß eine Regierung ihren eigenen Gesandten entweder nur decken oder ab berufen kann. Da das letztere nicht geschehen ist, deckte Herr von Kiderlen den Gesandten und sprach dabei nur wenig Sätze und diese in denkbar sanftestem Ton. Zweimal erregte er dabei die Heiterkeit des Hauses, wie uns schien, gegen seine eigene Erwartung. Wir ver langen Taten vom Staatssekretär des Auswärtigen Amtes; da wir diese noch von Herrn von Kiderlen erhoffen, können wir über einen rednerischen Fehl tritt hinwegfehen. Auch im Reichstage hat er ja mit einem Mißerfolg begonnen und sich später doch eine ganz gute Stellung errungen. Die Aussprache wurde nun durch einen Schluß antrag beendet. Das Haus bewilligte zwischendurch die preußischen Gesandtschaften und wandte sich dann der Einzelberatung des Kultusetats zu. Die tiefen Gegensätze der Meinungen klafften sofort wieder bei Erörterung des Falles Jatho. Vie smeriksnllche Mobilmachung. Heber Nacht ist die Welt mit erschreckender Deut lichkeit auf die Entwicklung der Dinge in Mexiko hingewiesen worden: Die Vereinigten Staaten führen eine große Mobilmachung an der mexikanischen Grenze durch, um auf alle Eventualitäten gefaßt zu sein. Diese Tatsache — es handelt sich um em ernstes Unternehmen, das anscheinend mit großer Energie in Angriff genommen wird — hat größtes Aufsehen und Unruhe hervorgerufen. Sie zeiat, daß die Dinge in Mexiko sehr schlecht stehen muffen. Obgleich die Revolution in der Republik Diaz' amtlich vor einiger Zeit als beendet erklärt wurde, mußte selbst der öffiziöse Draht immer wieder von einem Aufflackern der Unruhen berichten, die zum Teil für die Regierungstruppen große Verluste und Niederlagen mit sich brachten. Jetzt scheint den Vereinigten Staaten die Möglichkeit eines Ein schreitens nicht zu ferne zu liegen. Der äußere Grund hierfür soll einmal, wie schon gemeldet, der schlechte Gesundheitszustand des mexi« kanischen Präsidenten Porfirio Dtaz sein, der ein baldiges Ableben und damit eine bedeutende Zu nahme der Revolution befürchten laste. Der andere Umstand ist der, daß die britische Regierung (laut„ Morning Post") in Washington hat erklären lasten, daß, wenn die Vereinigten Staaten nicht energische Maßregeln zum Schutze fremder Inter- essen träfen, England gezwungen sein würde, selbst für seine Staatsangehörigen in Mexiko einzu treten. Auch von deutscher Seite sollen, wie sich der „L.-A." drahten läßt, Vorstellungen erfolgt sein. Deutsche und englische Interessen in Mexiko bleiben nicht weit hinter den ameritanfichcn zurück; da aber Amerika mit der Monroe-Doktrin gewiste Ver pflichtungen für die Aufrechterhaltung der Ordnung in den lateinischen Schwesterrepubliken übernommen hat und europäische Einmischung sehr ungern sieht, so haben es die Negierungen von Berlin und Lon don den Washingtoner Behörden angeblich nahe gelegt, die europäischen Interessen in Mexiko zu wahren. Zur selben Zeit, als diese Vorstellungen in Washington eintrasen, langte dort auch der ameri kanische Gesandte in Mexiko Mr. Wilson an, der sofort zum Präsidenten Taft beschie- den wurde. Kriegsminister Dickinson, Marine minister Meyer und Generalstabschef Wood wurden zur Beratung »ugezogen, und die Folge war, daß eiligst Befehl an die Kommandeure der militärischen Departements im ganzen Land erging, alle zur Verfügung stehenden Truppen sofort nach der mexi kanischen Grenze zu entsenden. Es sollen 20 000 Mann, von denen etwa 6000, hauptsächlich Kavallerie, bereits auf dem Marsche sind, für die „ W i n te r m a n ü v e r ", wie man die Operationen in Washington offiziell bezeichnet, mobilisiert werden. General Wood wird die Operationen von seinem Hauptquartier in Washington aus leiten, während General Carter den Oberbefehl auf dem „Kriegsschauplätze" führen und jein Hauptquartier zunächst in San Antonio in Texas, 200 englische Meilen von der mexika nischen Grenze entfernt, aufschlagen wird. Die Ent fernung von San Antonio nach Galveston an der Eoldkllste beträgt ungefähr ebensoviel. Hier wird ein Geschwader amerikanischer Panzerkreuzer unter Konteradmiral Stanton Aufstellung nehmen. Auch 1500 Seesoldaten werden nach Galveston ein geschifft. Nach einer Version sollen diese Maßnahmen auf den besonderen Wunsch des im 9l. Jahre stehen den mexikanischen Präsidenten Diaz geschehen sein. (?) Ueber die Mobilisierung wird aus Washington gemeldet: Die kommandierenden Offiziere befolgen überall mit Eifer den Befehl zur Sammlung von Truppen. Zahlreiche Regimenter sind bereits auf dem Marsch nach den Sammelstellen. Andere sind bereit, auf- zudrechen, sie warten nur auf die Verladung, für welche die Bahnverwaltungen auf so kurze An kündigung hin die notwendigen Züge nicht stellen können. Schiffe find im Atlantischen und Großen Ozean beschäftigt, Kohlen und Lebensmittel einzunehmen zur Vorbereitung schneller Fahrten nach dem Golf von Mexiko ober nach den Gewässern Südkaliforniens. Man glaubt, daß die wirkliche Bedeutung der Mobilmachung auf die Lage in Mexiko zurück,uführen fit und auf die wachsende Wahrscheinlichkeit, daß die Dinge sich dort in weniger befriedigendem Zustande befinden, als die mexikanische Negierung behauptet. Es wird berichtet, daß der Gesundheitszustand des Präsidenten Diaz in der letzten Zeit seine Freunde beunruhigte; man muß sich auf wichtig eEreignisie vorbereiten, denn von einer anderen Seile wird be richtet, daß das Pearson-Syndikat, das große Interessen im nördlichen Mexiko hat, die englische Regierung um angemessenen Schutz für seine und andere fremde Interessen ersuchte mit Rücksicht auf die chaotischen Verhältnisse, auf die fast sicher ein Schwinden des Ansehens der mexikanischen Negierung, geschweige ein Zusammenbruch der Negierung des Präsidenten Diaz folgen müßte. Die rege Tängkeit, die plötzlich eingesetzt hat, scheint die Meldung zu bestätigen, daß der englische Botschafter Bryce an gedeutet habe, England werde eingreifen, wenn die Vereinigten Staaten dies nicht selber tun wollen. Einem Telegramm aus der Hauptstadt Mexikos zufolge machte der Präsident am Dienstag seinen gewöhnlichen Spaziergang in den Anlagen des Palastes und erledigte bis spät nachts Staats geschäfte, offenbar ohne durch die Zusammenziehung der amerikanischen Truppen beunruhigt zu sein. Der mexikanische Minister des Aeußern Creel erklärte, es sei augenblicklich kein Anlaß vorhanden für Intervention seitens Amerikas. Ferner wird telegraphisch gemeldet: Los Angeles, 8. März. (Tel.) Gestern abend 9 Uhr ist ein Torpedobootszerstörer nach Sau Pedro gegangen; die Kreuzer „California", „Penn sylvania" und „South Dacota" laufen heute mittag aus. Eine Auslastung des mexikanischen Gesandten in London. Wie das „Reutersche Bureau" erfährt, versteht der mexikanische Gesandte in London nicht die Möglichkeit einer britisch-ameri kanischen Intervention. Er könne nicht glauben, daß dre britische Regierung die Fähigkeit der mexikanischen bezweifle, die britischen Unter tanen zu schützen. Es fei kein Grund zu der An nahme vorhanden, daß die Ausländer in Ge fahr seien. Die mexikanische Regierung könnte bis letzt die plündernden Banden im äußersten Norden Mexikos in Schach halten, werde jedoch ameri kanische Schiffe bewillkommnen und die Grenze selber abstreifen lasten, um Zuzüge für die Aufständischen von den Vereinigten Staaten her zu verhindern. Letzter« wüßten genau, daß die meisten Bewegungen in den Vereinigten Staaten entstanden seien, wo Ma dero noch Propaganda betreib:. Die Behörden seien vollkommen imstande, alle Frem den zu schützen. Die revolutionären Führer in den Vereinigten Staaten seien selber eifrig be dacht, fremde Interessen nicht zu gefährden. Der Entwurf über üte Errichtung unü üen Besuch von PMchtkortbllüunyslchulen, der dem preußischen Abgeordnetenhaus« zugegangen ist, bestimmt, daß jede Gemeinde mit 1VOOO oder mehr Einwohnern verpflichtet ist, für di« nach den Bestimmungen dieses Gesetzes innerhalb des Ke- meindvbezirks fortbildungsschulpflichtigen Personen eine Lortbildungsschul« -u errichten und zu unter«
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