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Adorfer Grenzbote Amtsblatt für den Siadtrat zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer in Adorf. Tel.-Adr. Grenzbote. 108. Semrinde-Siro-Konto 118 Dienstag, den Z S. Mai 8020. Posm«r-Konto s-wM »736s Hatzrg. 83. grüncn Marken: der gelben Marken: der Marmelade blauen Marken: der Marmelade V Der Kommnnalverbaud. Oelsnitz i. B., 8. Mai 1920. Waren- und Fettverteilung Vr Pfund Haserslücken Der Stadtrat ,Vm. Pfingsten führt. k» 5» -1 V« Grieß Haferslocken Marmelade 50 Pfg. Gebühren sind mitzubringen. Adorf, den 10. Mai 1920. verteilt. Die Waren können von Donnerstag ab bei den Händlern entnommen werden. zum Verkaufe. Der Verkauf erfolgt nur an solche Personen, die den Bezug durch Anmeldemarke Nr. 50—55 angemeldet haben und durch den Händler, bet dem die Anmeldung erfolgt ist. Auf Landcsfetikarte V werden 100 Gramm Jnlandsmargarine zum Preise von 3.55 Mark je 100 Gramm Di« x Ausgabe der Mahlkarten findet Dienstag, den 11. dss. Mir., vormittags 8-10 Uhr im Einwohner meldeamt statt. Himmelsahrtslag. Weit hat sich in der schönen Gottesweli die Pforte aufgetau, durch die wir in die liebliche Pstngstzcit eintreten sollen. Mehr noch als das, mir schauen schon jetzt den ganzen Tempel pfingstlicher Anmur, Pracht und Herrlichkeit, es braucht zum Feste selbst kaum noch etwas hinzu zu kommen. Tie Welt braucht nicht mehr mit jedem Tag schöner zu werden, sie ist so schön, /Aes Herz aufjauchzen müßte in Heller Lust, wenn es mcht mit Sorgen belastet wäre. E'n großes Geschenk, das die aufhellen soll, hat uns die göttliche AOumcht gemacht, «np nichts weiter verlangt sie dafür, als einen Pulsschlag warmen Hcrzensdauk und eine Stunde -vergesse^, des unheilvollen Zuges, der uns h^te rn winen Bann geschlagen hat. Tas Gemüt soll an Leidenschaft und Tand denken, und ide Augen sollen nicht im Geldkasten nach mehr umherwandern. Gir sollen den harmlosen Frohsinn wieder gewinnen, den wir früher hatten, und den wir verloren haben. MEonen 'Äsen, daß es früher anders und für ihren taglrchen ^ eben besser gewesen ist, als heute, uud st^ das schwere Unglück des Weltkriege- ri <) gken des deutschen Charakters geraubt hat. «^."ken nicht daran, daß ei» starkes Volk sich großer zeige» niuß als sein Geicknck - daß es nicht statt des alten Ehrenkleides ^"dischen Stolze» die ScheUenjacke Ler Geldgier und der ArdeiGunlust anlegen soll. Wir sind in ein Paar Jahren starker verwandelt worden als sonst- in Jahrzehnten, G in einem Jahrhundert Das Gold, das wir besaßen war der unverfälschte Geist der strengen Redlichkeit und des Willensstärken Festhalrens an den deutschen Tugenden und ihren Ueber- lieferungen. Tie konnte uns kein Kriegsunglück nehmen die konnten nur wir selbst prersgcben, und das ist leider Gottes geschehen. Wäre das nicht erfolgt, so wäre vieles unterblieben, die Tätigkeit rm Dienst pes Vaterlandes stünde nicht jeden Augenblick in Gefahr, um des Geldes wegen hingeworfeu zu werden. Das erschien früher allen unmöglich, heute erscheint es vielen selbstverständlich, unbekümmert darum, oo viele Tau sende darunter leiden. Es ist oft verpesten, daß wir alle Deutsche sind, es wird oft die Parteiangehörigkeit Über die des gemeinsamen Deutschtums gestellt. Noch dazu in dieser Zeit der schweren Bedrängnis. Es ist kein Wunder, daß wir täglich tiefer in den sumps einer seit 1871 unbekannt gewordenen Uneinigkeit hiu- cinsinken, und es ist keine Aussicht, daß wir eine gedeih liche Zukunft haben, bevor wir nicht das alte Trcigestwn deutscher Größe wieder leuchten lassen, Ehre, Recht, Vaterland! Im deutschen Hw^u sitzt an der Stelle des uns früher erhebenden taufrischen deutschen Gemütes ein Geldbeutel, der uns die Gewähr für alle Genüsse hieten soll, latsächlich aber nur Aergcr und Verdruß zeitigt. Millionen empfinden das, aber sie haben auch hier eine Entschuldigung, es geht bei den teuren Zeiten nicht anders. Wir können die arge Gegenwart nicht Aufheben, aber wir können den Schärfen, die uns gleich Nadeln peinigen, die Spitze abbrechcn, indem wir uns zusammentun zu einer Gemeinde der Wiederentfachung der alten Moral der Genügsamkeit und der Wahrheit, Lie von der Genußsucht und von der Verleumdung verdrängt sind. Die lichten Höhen, die uns dazu helfen sollen, zir denen wir wieder empor blicken müssen, sind die Erinnerungen an die Jahre deutscher Größe, Und erst danck können wir dies Gedenken ausschalten, wenn die Gegenwart sich aus dem tiefen Abgrund, in den sie gesunken ist, wieder aufgerickstet hat und uns Großes zeigt, an dem wir unsere Freude haben. Tie harten Entbehrungen der Kriegsjahre entschuldigen vieles, was seitdem geschehen ist, und erklären noch mehr, aber schon heute wird von vielen empfunden, daß sie das Leben, welches sie jetzt führen oder führen zu müssen glauben, keine innere Befriedigung gibt. Tie Notwendigkeit, uns selbst wieder in echte und rechte Deutsche zurückzuverwandeln, ist klar. Sie hat mit der Politik nichts zu tun, um so mehr mit der Selbst achtung und mit der Zukunft unseres Vaterlandes, die unsere eigene ist. Tas bedeutet der Blick nach oben, der das Ausschauen nach vorwärts darstellt, um uns über die Scherben und Trümmer aller Hoffnungen fort zuhelfen, die auf unseren Wegen lagern. Es fehlt heute nicht an Zeitgenossen, die glauben ,den Himmel stürmen, das heißt das Unmögliche möglich machen zu können. Wir sollen aber froh sein, wenn er uns ein Bild seines Friedens auf Erden zeigt, wie er es uns jetzt zum Himmelfahrtstage gewährt, der uns zu Dies« Woche gelangt auf Warenmarke Nr. 50 der roten Marken: (das V- Mund 2.40 Mark), Die Konferenz von Spaa. Deutschlands Wünsche- Ter deutsche Geschäftsträger Dr. Meher hatte eine Besprechung mit Millerand, über deren In halt die „Chicago Tribune" mitteilt: Tr. Mayer versicherte Millerand, daß die deutsche Regierung bemüht sei, die wirtschaftliche Krise zu be seitige«, die seit dem Waffenstillstand bestehe, und daß das deutsche Volk im Begriff sei, sich an die Arbeit zu begeben. Tie deutsche Regierung wünsche nicht-, daß die Alliierten die jährliche Summe festsetzten, die Deutschland zu bezahlen habe. Dagegen wünsche die deutsche Negierung, daß die Gesamtsumme der von Deutschland zu zahlenden Entschädigung festgesetzt werde. Eine bestimmte Verpflichtung zu überneh men, welche Summe Deutschland im nächsten Jahre bezahlen könne, sei die R e g i e r u n g nichtin der Lage. Eine Ente. Aus Brüssel kommt eine Meldung, daß die deutsche Regierung die Absicht habe, eine Vertagung der Kon- serenz von Spaa, die bekanntlich am 2§. Mai beginnen soll, br» nach dem 6. Juni, dem Tage der Reichstags- wähl, zu beantragen. Diese Meldung entspricht, wie deutscherseits amtlich mrtgeteilt wird, nicht den Tat- fachen. Ten Franzosen scheint die Spaa-Konferenz sehr unangenehm zu sein, sie machen ihrem Zusammentrelen alle möglichen Schwierigkeiten. Es ist möglich, daß sie durch solche Falschmeldungen Unklarheiten über den Zeitpunkt der Konferenz Hervorrufen wollen, um sie schließlich ganz zu verhindern. r/g „ braune Bohnen oder: '/? „ Erbsmehl Vs „ Marmelade 'L » 0.46 „ Vs 2.45 V, „ 2.80 „ V« „ 1-85 „ Deutschlands Gegenrechnung. Was wir bereits an die Alliierten gezahlt haben« In Spaa werden die Alliierten fesrsetzen wollen, was sie von Deutschland fordern wollen. Es ist daher an der Zeit — und es wird von der Regierung beabsichtigt, dies auch in Spaa zu tun — eine deutsche Gegen rechnung über das auszumachen, was von Teutschland tatsächlich bereits gezahlt und geleistet wurde. Es sind dies schon ganz erhebliche Werte, und wir können mit Fug rknd Recht verlangen, dag diese uns auf die zu zahlende Entschädigung in Alv» rechnung gebracht werden. Von Len Deutschland gut zu schreibenden Leistungen, sind zu nennen: 1. die Saargruben — Schätzungswert 1 Mil- liarde; 2. Tas Reichs- und Staatseigentum irr den abgetretenen Gebieten — Wert oop fast 7 Milliarden. (Hierbei sind die staatlichen Liegen schaften und das Staatseigentum in Elsaß-Lothmngen, Eupen-Malmedy, im ehemaligen Königreich Polen und der deutsche Kolonialbesitz nicht einbegriffen); 3. die gemäß Art. 236 des Friedensvertrages bereits tatsächlich geleisteten Wiedergut machungen, als da sind Auslieferung von Wieder aufbaumaterial, Tieren, Maschinen, Kohlen. Färb» stoffen, Kali, Saatgut, Eisenbahnmaterial, dazu diG deutschen Kabel — Wert etwa 2,5 Milliarden: 4. die deutsche Handelsflotte — Werr 8Ä Milliarden; 5. die in Frankreich und Belgien gebliebenen Rücklaßgüter, die das deutsch« dort gelassen hat — Wert 7 Milliarden: 6. die liquidierten deutschen Unternehmun gen im Ausland, die unabsehbare Mil- kiardenwerie darstellen: 7. die Staatsschulden Oesterreich-Un garns, Bulgari ens und der Türkei an Deutsch land — Nennwert 7 Milliardeck; 8. die Zölle und Steuern in den besetzten Gebieten, die von der Entente einbehalten we» den — Wert bis Ende März 212 Millionen. * Hierbei sind noch eine ganze Reihe von Einzel« Posten gar nicht mitgerechner, wie z. B. die Anteil« der abgetretenen Gebiete an Deutschlands Vorkriegs« schuld, das in Polen zurückgelassene Eisenbahnmaterial, Gar nicht eingerechnet ist das bereits ausgeliefert« Kriegsmaterial und die K iiegsflotte^ die doch! auch Milliardenwerte repräsentieren. Hierzu kommen dann noch die ungeheuren Kosten für die O kku p a t i v n s t r u P P e n und die verschie denen interalliierten Kommissionen in Deutschlands In» Friedensoertrag ist nickst festgelegt, daß Deutschland diese Aufwendungen zu tragen haben muß, und st« belasten unser aufs äußerste angespanntes Budget tat sächlich in einer unerträglich Weise. Ju Spaa mutz daher auch hierüber Klarheit geschaffen werden und zwar in dem Sinne, daß diese Lasten von Deutschland genommen werden. Tie Kosten für das Besatzungs-. Heer beliefen sich bis zum 1. April auf ruud drei Milliarden, die Kosten für die interalliierten Kom- . Missionen auf l27,5 Millionen. Es sei z. B erwähnt, daß nach den Beschlüssen des Obersten Rates Teuttzh« Aks Beiträge der Besitzer von Pferden und Rindern zur Deckung der a) im Jahre 1018 an Diehseuchen-Entschädignng (Verordnung vom 6. April 1912, G.- und V.-BI. S. 51 fl.) d) vom 1. Januar 1918 bis 31. März 1820 an Entschädigungen für nrchtgewerbliche Schlachtungen (Gesetz vom 1906 Ausführungsverordnung vom 2. November 1906, Ges.- u. V.-Bi. S. 74 u. 364 sl.), beürittenen Berlage sind nach der Viehoufzeichnung vom 1. De zember 19>9 zu Kisten jür jedes im Privatbesitz befindliche Pferd z« L-. 3 M. 06 Pf, «lind unter 3 Monaten zn a: 78 Pf., ?iind von 3 Monaten und darüber zu a: 78 Pfg., zn d: 3 M. 48 Pf, zusammen 4 M. 26 Pf. sowie sür jedes im Reichs- oder Staatsbesitz befind! che Rind von 3 Monaten und darüber zu b: 3 M. 48 Pfg. Die Erhebung dieser Beitläge erfolgt demnächst durch die Gemeindebehörden. Wegen der Einhebung und Ablieferung der Beiträge verbleibt es bei dem zeit- herigen Verfahren. Dresden, am 8. Mai 1920. Wirtschaftsministerin«.