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Anmmer 170 — 29. Jahrgang DkIch«ttU ft mal wSckii!. N>n illullr. «ratt»»eila»rn ^Heimat UN« Nell' und der Mnderbeilage.Frohmlil', lowie »r» Lerlbeilage» »Li. Venuo-Blati' .Uulerdnlluuz »nd Wille»', .Die Welt de« ßr»»' «lerjMchcl Ratgeber'. .Da» gute Buch'. .Ftlmrund, Mau'. Monatlicher Bezug-dret» 3 Ml. elnlchl. Deslellgeltz, ffltt>eln»nin>7, II» -I Sonnabend- ». Sonntaanummer li« H> Tr. l«. T-»»,- «-» Tre»l>«n. FreUag, den 25. Juli 1950 »Verlag»»»«, »r«»d« «nzelgenprelse« Die lgelvaltene Petit,ell, N« ^.Familie»- anzeigen ».Stellengesuche ü«4» DiePetitreNamezetI«, Mmoa breit. L Für Anzeigen außerhalb de» Verbreitungsgebiete» 4» 4. die PeittreNamezeile l.»«^. Drlesgeb.lt« Im Fall, -»derer Gewalt «ritscht j«de Berpflschtuga aus Lieferung sowt« «rfüllung v. «niesgtn-SuftrSgtN'u.'Kkisliing'^v.'Gchabenersatz. «eschSMicher Dell! Fra», <Sttn«ard. Dr«,den. NcichastSftelte, Drun ».Verlag r «ermaina. R^>S. illr Verlag >tnd Dritikerei. Filiale Dresden. Dresden.?!. 1. Polierslratze ll. FernruittwIL. VosticheMonto Dresden 47N1 Banfsonu- Ttabtbank Dresden ?!r 8l7Il> Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen V«lk»z«t»nng DreSden.Slltstadl l. Polierstratze 17. Fernnil Mil und «1012. De Kalaslrophe in Italien 1778 Tore» 4284 Verletzte, mehr als 5000 Käufer eingestürzl oder beschädig! Die Folgen -es Erdbebens Rom. 24. Juli. 'Rach amtlicher Mitteilung beträgt die Gesamt,saht der Toten im siiditatienischen Erdbebengebiet 1778. die von Ver wundeten 4284. vollkommen eingestürzt sind 3188 Häuser, 2757 Häuser wurden beschädigt. Der Umfang der Katastrophe ist trotz der vielen erschüt ternden Einzelheiten, die die heutigen Morgenblätter bringen, auch jetzt noch nicht zu übersehen. Die Zahl der Toten allein für Melfi, das unmittelbar im Epizentrum des Erdbebens liegt, wird heute früh mit 20» angegeben, 400 Personen sollen verletzt sein. Auch in dem zum Hanplbebengebiet gehörenden Lacedvnia sollen mehr als hundert Menschen nmgekvmmcn sein. Eine Anzahl kleiner Dörfer ist ebenso wie Melsi säst völlig zerstört. Mil anderen Dörfer» kannte überhaupt nach keine Verbindung hergestellt werden. Die Hilfsaktion ans der Hauptstadt, ans Neapel, Potcnza. Foggia. Avellino ist in vollem Gange. Decken. Klei der. Wasser. Medikamente „nd Instrnmenle aller Art. Aerzte und Lanitätspersonal sind mit Bahn und Auto in die am meisten hcimgesnchlen Gemeinden entsandt worden. Ans dein Hanplbebengebiet werden die ersten Schreckensszenen berichtet. Nach diesen Meldungen war die Wucht ds Bebens von Anfang an so stark, datz In unzähligen Fällen eine Flucht und el„ Ent- D e «mgekippte Brücke Koblenz. 24. Juli. Bisher sind 38 Todesopfer des Briicken-Unglücks vom Lienstag geborgen. 18 Personen werden noch vermißt. — Die Ztrombauverwnltuiig hatte am Mittmochvormittug bei der Lpezialfirina für Schiffshebe , Taucher- und Sprengarbeiten 's Peter Jansen in Köln Taucher für die weitere Suche »ach Ver- unglücklen angefvrdert. Ein Taucher ging daraufhin am Nach mittag in dem Eingang zum Ticherheitshafen von der Unfall stelle aus eine Strecke van etiva 70 Metern hafeneinwärts ab. Die Suche blieb ergebnislos. Es wurden lediglich einige Klei dungsstücke gefunden. Da mit Sicherheit angenommen ivird, datz in den, schlammigen Grund »och mehr Leichen stecken, wer den die Tancherarbeiten heute vormittag fortgesetzt. » ' Vei der eingcstiirzten Brücke handelt es sich ui» eine Brücke, ^ die über eine etwa 25 Meter breite Hafeneinfahrt von ) der Mosel in den sogenannten Floß-Sicherheits- z Hafen führt Als die Festbeleuchtung gegen 11 Uhr zu Ende -) war, strömte eine mehrere tausend Köpfe zählende Menschen- > menge von dem dem Deutschen Eck gegen über- liegenden Ufer auf diese Brücke zu. die dem Massen- ä andrang jedoch nicht gewachsen war. Die Brücke ruhte auf zwei . Pontons, ans denen je zwei Pfeiler angebracht waron, über die sich der Bohlenbelag von einem Ufer zum anderen erstreckte. Dadurch, daß die Brücke eine einseitige Belastung erfuhr, senkte sie sich nach Westen: als der Menschenandrang sich noch mehr rg zFjrstärkte, stürzte die Brücke vollends um. Schätzungs- l<Mise sind 120 bis 150 Menschen ins Wasser gefallen, von denen l «zAerdings die meisten sich selbst retten konnten. Die Brücke, die «-is fiMeits des Hauptverkehrs lag, hatte keine Beleuchtung aufzuweisen, so datz allgemeine Verwirrung und entsetzliche Panik entstand. Die Hilfeschreie waren weithin in der Nacht z« hören und «urden selbst auf dem gegenüberliegenden Ufer des Rhrins und der Mosel vernommen. Die Feuerwehr war innerhalb acht Minuten zur Stelle, zu gleicher Zeit erschien auch ein größeres Polizeiaufgebot. Tech nische Nothilfe stellte sich ebenfalls zur Verfügung, sowie eine große Anzahl von Schiffern, die in ihren Kähnen und Motor booten an die Unfallstelle eilten. Zunächst wurden etwa fünfzig Menschen gerettet, die mit dein Tode rangen. Die Böschungen an beide» Ufern sind nämlich steil, so daß die jenigen, die sich durch Schwimmen retten konnten, ebensalls in höchster Gefahr waren. kommen der schlaftrunkenen Bewohner auch aus kleine,, Häu ser» garnicht möglich war. Im Verlauf des gestrigen Tages haben sich an verschie denen Stellen noch örtliche Nachbeben ereignet. Sie haben jedvch keine neuen Schäden angerichtet, und Sachkundige schlie ße,, daraus, das; das Naturereignis seinen normalen Gang nimmt lind, ohne weitere Gefahren mit sich zu bringen, seinem Ende enigegengeht Vv» de» Bergungsarbeiten im Erdbebengebiet werden tragische Szenen berichlei. Ganze Familien sind ums Lebcn gekommen. Eine Frau war mühsam lebend ans den Trünunermassen befreit worden. Bevor sie jedoch weggetragen werden Konnle. trat plötzlich ein Nachbeben ein, ein Qnader- block kan, ins Rollen und zerschlug der Frau den Schädel. Auch nnier dem Netlnngspersonal. das unter Einsetzung des eigenen Lebens sich nni die Verungiüchlen bemüht, sind bereits Opfer Z» verzeichnen. Die im .Hanplbebengebiet fast völlig zerstörten Gemeinden bieten einen trostlosen, erschütternde» Anblick. Ab gesehen von den sehr wenigen erdbebensicher gebauten Hausern sind eine ganze Zahl von Gebäuden nunmehr Siein- und Schutthaufen, aus denen gespensterhast die dicken, hohen Mauern jahrhundertealter Paläste herausragen. Auch der Schaden an den Kirchen ist sehr groß. Eine beträcht liche Anzahl von Kirchen ist in sich zusammengebrochen und in Stein- und Schntthanfcn verwandelt. Nach Rettung der im Wasser treibenden Menschen wurde sofort mit der Suche nach den Opfern begonnen. Die Wasscrtiefe be trägt an dieser Stelle etwa sieben bis acht Meter. Bei den Verunglückten handelt es sich vorwiegend uin junge Mäd chen im Alter von 16 bis 20 Jahren und um Frauen. Verein zelt sind auch Kinder und erwachsene Männer unter den Todes opfern. Es war nicht möglich, alle Leichen zu rekognoszieren, da bei verschiedenen Mädchen und Frauen Ausweispapiere fehlen und die Vermißtenanzeigen wechseln. In der Nacht weilten nicht nur der Oberbürgermeister von Koblenz, sondern auch der Oberpräfidcnt der Rheinprovinz a» der Unglücksstätte. Am Morgen erschien Ministerpräsident Braun an der Un- glücksstelle. um sich von dem Fortgang der Bergungsarbeiten zu überzeugen. Bis zur Stunde sind Feuerwehr und Schutzpolizei noch mit den Bergungsarbeiten beschäftigt, ohne daß es gelang, die umgestürzte Brücke zu heben, und die unter dieser Brücke noch vermuteten Todesopfer zu bergen. Hingegen wurden zahl reiche Kleidungsstücke. Handtaschen, Aktentaschen, Photographen apparate und Stöcke aus dem Wasser gezogen. Eine Reihe von Aerzten und Geistlichen weilte an der Un glücksstelle. Schreckliche Szenen spielten sich angesichts der Leichen ab. Die Identität der meisten bleibt zunächst fraglich, da es sich nicht nur »m Einwohner von Koblenz-Lützel, sondern auch um Fremde handelte, die aus der Umgegend hcrbeigcströmt waren. Unglücklicherweise schlugen alle Versuche fehl, die Brücke zu heben, obwohl man alle Anstrengungen unternommen hattte, weil man uncr den Trümmern der Brücke noch mit Verletzten rechnet. Es ist bis zum Vormittag noch nicht ge lungen, die Brücke aus ihrer «'/geiiblicklichen Lage zu bewegen. Die Absuchungsarbeiten bei der Hafeneinfahrt und im Hafen selbst werden auch in den Vormittagsstunden mit allen Kräften fortgesetzt. Auch ein Todesopfer aus Sachsen Dresden, 24. Juli. Die in Tageszeitungen verbreitete Mitteilung, daß von einer Dresdner Reisegesellschaft 2 Teilnehmer beim Vrücken- einsturz in Koblenz »nt verunglückt seien, trifft in dieser Form nicht zu. Von den Teilnehmern am Sonderzug der Reichsbahn direktion Dresden nach Koblenz ist bedauerlicherweise eine Dame, und zwar eine Frau Püschel aus Buchholz i. E. bei dem Brückeneinsturz tödlich verunglückt. Die übrigen Teilnehmer sind unversehrt. Auch ein Parlament! 387OVÜ Arbeitslose unb 96, Sie auch nicht arbeiten Sachsen hat steine Negierung. Denn das Kabinett Schieck ist beim Beginn dieses neuen und glorreichen Landtages Zurückgetreten und führt nur noch als Lücken büßer die Geschäfte. Sachsen hat auch steine ordnungs gemäße Grundlage seines Staatshaushaltes. Denn der vom Kabinett Bänger vorgelegte Haushaltplan ist durch die Landtagsauflosung erledigt: ein neuer Etat aber konnte noch nicht vorgelegt werden, da eben noch steine neue Negierung da ist. Dafür aber hat Sachsen 887 000 Arbeitslose, also weit mehr als 10 Prozent der gesamten Arbeitslosenzahl im ganzen Reich, weit mehr als dem Lande Sachsen seiner Bevälkernngszahl oder gar seiner räumlichen Ausdehnung nach zustommt. Man sollte mei nen. in solcher Lage müßten die für die Geschicke des Landes verantwortlichen Männer stein Auge zutun kön nen vor Sorge um die Heimat, müßten sie in ununter brochener, eifriger Beratung alle Möglichkeiten prüfen, wie die Not des ihrer Weisheit anvertrauten Volkes ge lindert werden könnte. Aber o Fremdling, kommst du nach Dresden, dann gehe einmal in den Landtag dieses Freistaates Sach sen hinein und siehe, wie sie sich dort sorgen! Dann wirst du zu deinem Erstaunen von dem getreuen Pförtner die ses ebenso abscheulichen wie großen Gebäudes hören, daß die Herren Landtagsabgeordneten — ln Ferien sind. Kein S t a a t s h a u s h a l t p l a n. steine Re gie rt, ng, 387000 Arbeitslose — aber der Landtag macht Ferien! Wenn schon so viele tau send Menschen in Sachsen arbeitslos sind, warum sollen wir arbeiten, denken die Herren Volksvertreter. Eine Regierung bringen wir doch nicht zustande, und wenn Herr Schieck die Geschäfte schon bis zum Juli geführt Hot, dann niag er sie auch bis zum September führen. Mit einem scheuen Seitenblick auf die Erwerbslosen, die in ollen Städten dieses schönen Landes müßig ans den Stra ßen stehen müssen, hat man noch rasch die Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung bewilligt, die dieses Kabinett Schierst norgeschlagen hatte. Damit hatte man genug ge tan für seine kärglichen paar Diäten, und konnte getro sten Muts nach Hause fahren. Wir haben nicht oft Gelegenheit, mit den Kommu nisten einer Meinung zu sein. Aber die Auffassung, die am Mittwoch im Landtag von kommunistischer Seite ver treten worden ist: daß zur Vertagung des Landtages jetzt wahrlich kein Anlaß sei — der kann inan mit gutem Ge wissen beitreten.- Wenn der Landtag sich schau den Spas; erlaubt hat. mitten im Sommer Neuwahl zu spielen, dann soll er gefülliast auch die Folgerungen daraus ziehen und nach dieser Neuwahl im Schweiße seines Angesichts so lange tagen, bis eine stabile Regierung gebildet und der Etat erledigt ist. Ans der letzten Haager Konferenz hat der englische Schatzkanzler Snowden angesichts der Zän kereien zwischen den Staaten der kleinen Entente über die Ostreparationen den Vorschlag gemacht, man solle die Herren ohne Nahrung solange in ein Zimmer znsammen- sperren, bis sie sich geeinigt hätten. Diese Methode müßte man einmal im Sächsischen Landtag versuchen! Vielleicht würde dann die tö r i ch t e Nach a h m ung der üb len Sitten g r o ße r P a r l a m e n t e. die im Dresd ner Wallot-Vau üblich ist. aufhören und man würde sich entschließen, das Notwendige, wenn auch mit Seufzen, zu tun: der Verwaltungsarbeit in Sachsen eine ordnungs gemäße Grundlage zu geben! Fassen sich nicht die Wähler, die am 22, Juni den radikalen Parteien zur Rechten und Linken ihre Stim men gegeben haben, heute an den Kopf? Ist das das Ideal einer Palksregierung, wie sie es erträumt haben: daß die Palksvertreter sich nur zu zanken wissen und im übrigen nichts, nichts, aber auch gar nichts leisten und statt dessen in Ferien gehen, nachdem sie Diäten ..gefaßt" haben? Mau sage uns nicht, daß mir den Parlamentaris mus lächerlich machen. Mit Parlamentarismus hat das. was im Sächsischen Landtag gespielt wird so viel zu tun. wie etwa eine Revue mit der ernsten Kunst, nämlich gar nichts. Den Grundsätzen des Parlamentarismus Hütte es entsprochen, wenn die Opposition, die im Mai den Land tag aufgelöst hatte, nach der Neuwahl die Regierung ge bildet Hütte. Genügend Stimmen hatte sie dazu. Aber eine Negierung aus Kaminunisten, Nationalsozialisten und Sozialdemokraten möchten wir einmal sehen! Otto Wels. Vorsitzender der SPD,, hat dem Reichs- iilnenininister Dr. Wirth, der in der letzten Reichstags- sitznng van der Krise des Parlamentarismus sprach, zp- Wie -as Koblenzer Unglück geschah