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MsdrufferTageblatt Nr. 200 — 98. AahrMM Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt Die^stK!'!, den 89. August 1939 Postscheck: Dresden 2640 Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Ik Uhr Bezugspreis monaN. 2 RM tret Haus, bei Postbcstellung I.sll RM. zuzügt. Bestellgeld Einzelnummer Iv Rpl Alle Poftanstalteix Postboten.diniere Austräger u GcschällSstelle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen besteht lein Anspruch — 2 i—i: auf Ltcterung der Zc«. tuns oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung elngesandter Schriftstück- ertolgt nur. wenn Rückporto beiltegt. Anzeigenpreise laut ausliegender Preisliste Nr ». — Ztfser-Gebühr: 20 Rpf. — Porgeschri^ bene ErscheinungStage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigcn-Annahm« du^o^rnru^ übermft. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 icften Anz?ig?n üdcrneh! men wir keine Gewähr. , — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlab. Es gibt kein Ausweichen; Die Antwort, die der Führer dem französischen Ministerpräsidenten auf seinen Brief erteilt hat, bedarf eigentlich keiner Kommentierung, denn alles, was zu sagest Wäre, hat der Führer klar und deutlich ausgesprochen. Jeder Zweifel ist behoben, jede falsche Hoffnung wäre unangebracht, Gefühlsmomente haben auszuschalten, die Lage hat sich dank der Kurzsichtigkeit der Demokratie zu gespitzt. Wir sehen den Dingen, die kommen werden, ruhig entgegen. In dem Briefwechsel haben sich zwei Frontsoldaten ausgesprochen, Männer, die den Krieg kennengelernt haben, Männer, die wissen, was Kriege für die Völker be deuten. Wir achten Herrn Daladier als Frontsoldaten, wir achten auch das französische Volk und hegen keinerlei Haßgefühle. Das alles hat der Führer als Sprecher der Nation schon oft genug betont, aber bei aller Achtung nehmen wir einen Ehrenstandpunkt ein, von dem wir keinen Schritt abgehen können. Wir Deutschen sind ein Volk der Soldaten. Die meisten von uns haben den Krieg schon einmal mitgemacht und sind sich keinen Augenblick darüber im unklaren, was er bedeutet. Aber deswegen gibt es doch keinen, der nicht mit dem Führer einer Mei nung darüber sei, daß das Versailler Diktat un tragbar ist. Mit Erbitterung sehen wir, wie über 1^ Mil lionen Deutsche in den vom Reich an Polen abgetretenen Gebieten furchtbarstem Terror ausgesetzt sind, und wir erleben es, in wie geradezu tierischer Art sich der pol nische Haß am Deutschtum austobt. Jeder von uns fragt mit dem Führer den französischen Ministerpräsidenten, wie er wohl handeln würde, wenn eine französische Stadt wie das deutsche Danzig durch einen Korridor von den anderen Provinzen abgetrennt würde. Wir glauben nicht, daß Herr Daladier dann als Ehrenmann anders handeln könnte, als wir handeln müssen. Im übrigen wäre es ratsam, wenn sich Herr Daladier an seine englischen Kollegen wenden wollte, wenn es ihm ernst ist mit dem Frieden Europas. Polen, das ist schon oft genug betont, hätte sich niemals diese Provokationen gegen Deutschland erlaubt, wenn es sich nicht im Schutze Englands und Frankreichs fühlte. Will also Herr Dala dier etwas für den Frieden tun, dann muß er Polen zur Vernunft rufen und ihm zu verstehen geben, daß es dicht daran ist, die Fackel ans Pulverfaß zu legen. Unsere Sache ist eine gerechte Sache, unser Standpunkt ist so klar noch einmal in dem Briefe des Führers dargelegt, daß Zweifel nicht mehr möglich sind. Wer nicht auf unsere Politische Linie eingeht, der will nicht den Frieden Euro pas, der will den Krieg. Der will ihn auch nicht um L nzigs oder Polens wegen, der will ihn ans denselben Motiven, aus denen Versailles geboren wurde. Wir suchen nicht den Krieg, sondern wir wünschen de« Frieden. Aber wir sehen, wie der Führer es gesagt hat, keinen Weg, Polen zu einer friedlichen Lösung bewegen zu können. Die Lösung des Problems ist nicht aufzuhalten, sie mutz erfolgen, so oder so. In diesem „So oder so" liegt die deutsche Entschlossenheit. Will man nicht den Frieden und zwingt man uns zum Kriege, so werden wir nicht ausweichen. Keiner kann uns zumuten, eine Auf gabe aufzugeben, die zu erfüllen bleibt, und am aller wenigsten kann Herr Daladier als Frontkämpfer diese Zu mutung stellen. Der Brief des Führers hat uns den Ernst der Lage vor Augen geführt. Wir sind gefaßt und werden den Weg gehen, der uns vorgezeichnet ist. In dem Vertrauen auf das Recht, das auf unserer Seite steht, werden wir gegen das Unrecht kämpfen, durch das man Deutsch land nicderzuhalten versucht. Jeder von uns macht jetzt ernste Stunden durch, die Männer, die einrücken zu den Truppenteilen, sind ernst, aber sie sind gefaßt und wissen, daß es kein Ausweichen gibt, und die Frauen, die gestern ihre Männer hergeben mußten und heute die Bezugs scheine in der Hand haben und sich einer neuen Lage gegen- überschen, müssen auch standhaft und fest sein. Aber alle werden wir unseren Posten, der uns zugewiescn ist, aus füllen. Wir wären Heuchler, wenn wir nicht immer wieder erklärten, daß uns der Frieden lieber wäre als der Krieg, aber wir wären Schwächlinge, wenn wir jammerten. Wir kennen das eiserne Muß, und wir sind Menschen, die ihre Ehre nicht für em Linsengericht verkaufen Tie Entschei dung w'^ r« oder so! Krau Chamberlain antwortet nicht Die angesehene ungarische Zeitung „Esti Ujsao" verösfent- licht auf Grund einer Londoner Meldung s°l^ das die Frau des Volksdeutschen Graf Henckel! von Donners- marck, Franziska Gräfin Henckel! von Donnersmarck, an Frau Chamberlain gesandt hat: „Als Frau und Mutter von fünf Kindern, mit denen ich meine Heimat verlassen musste, bitte ich Sie dringlich, die Schreckenstaten und Grausamkeiten beenden zu helfen, die an hilflosen deutschen Frauen und Kindern in Polnisch-Schlejien begangen werden. — Wenn ich meine Kinder und mich selbst retten konnte, so fühle ich doch um so mehr die Qual derjenigen, 0>e ich zurücklassen mutzte, und das schreckliche Schicksal der Hun gernden und Mißhandelten, das ich aus eigener Erfahrung kenne. Franziska Gräfin Henckell von Donnersmarck, Vorsitzende des Polnischen Frauenverbandes, Tranowskie Gory." Wie wir vernehmen, ist auf dieses Telegramm einer ge- quälten Mutter keinerlei Antwort erfolgt, obwohl es sich an dieselbe Frau Chamberlain richtet, die wohl hundertmal Schritte zugunsten irgendwelcher Negerkinder unternommen hat. Sie Use eMWn MMr de» SeMMen Wenige Stunden vor der Ueberreichung der englischen Antwort an den Führer unterstreicht auch die italienisch! Abendpresse, daß von Englands Einstellung die endgültig! Entscheidung über Krieg öder Frieden abhängen werde. „Gi- ornale d'Italia" beschäftigt sich mit den an Mussolini gerichte ten Friedensappellen und mit dem „Wunder", das man iv gewissen Hauptstädten von ihm erwartet, um zu erklären, daß diese Appelle nur dann einen Sinn haben könnten, wenn auf der Gegenseite Staatsmänner mit Verantwortungsbewusstsein und gutem Willen vorhanden seien, die bereit sind, die Reali tät der Lage einznsehen. Noch sei, nachdem bereits Millionenhsere an den Gren zen zusammcngezogcn seien, wenig Zeit, um den Frieden zu retten, denn die Lage sei sehr, sehr ernst. Wenn man den Frie den retten wolle, müsse man auf der Gegenseite vor allen Din gen wieder zu einer friedlichen Gesinnung zurück kehren und die konkreten Notwendigkeiten der Völler aner kennen. Auch die „Tribuna" weist auf den außerordentlichen Ernst der Lage hin und betont, daß die Achse dem Vorgehen der Demokratien, die binnen kurzem ihr wahres Gesicht verraten werden, entschlossener denn je gegcnüberstehe. Das italienische und das deutsche Volk stehen geschlossen hinter ihren Führern und können die Ergeignisse abwarten. Die Achse werde sowohl im Frieden wie im Krieg ihren Willen durchsetzen und ihrer Sendung treu bleiben. Wenn es zum Kampf komme, so setze sich die Achse für die gute Sache ein, denn sie erstrebe nur den Wiederaufbau Europas auf der Grundlage der Ge rechtigkeit und neuer moralischer Prinzipien. Verantwortung liegt bei England Stärlster Eindruck der Führerantwort in Italien. Die Antwort des Führers auf den Brief des französischen Ministerpräsidenten wird in allen Staaten stärkstons beachtet. Die französische Presse hat den Briefwechsel veröffentlich:, und in England hat ihn der Rundfunk wenig gekürzt der Oeffent- lichkeit mitgeteilt. In der Presse der Vereinigten Staaten nahm der Briefwechsel am Monlag den größten Raum ein, teilweise brachten die Zeitungen die Antwort des Führers ohne Kür zungen. In Italien hat der Wortlaut des Führerbriefes stärksten Eindruck gemacht. „Am Rande des Krieges — Englands furchtbare Verantwortung tritt immer klarer zutage — die Plutodcmokraten weisen die versöhnlichen Angebote des Füh rers zurück", so lauten einige der großen Schlagzeilen der römischen Presse. Der Kriegsapparat sei, wie „Popolo di Roma" erklärt, nunmehr bereit, sich in Bewegung zu setzen. In seiner Ant wort an Daladier habe der Führer eines 80-Millionen-Volkss die wahren Worte des Friedens und der Gerechtigkeit ge sprochen. Aber man müsse sich fragen, ob die Demokratien überhaupt imstande seien, diese Sprache zu verstehen. Der Führer werde auf jeden Fall seine Entscheidung so treffen, Wie es die Ehre und die Interessen des deutschen Volkes ge bieten. Diese Entscheidung werde vor allem auch von der AntwortEngtands abhängen, das somit vor der Nachwelt die ungeheure Verantwortung, ob Friede oder Krieg, auf sich genommen habe. „Messaggero" stellt u. a. fest, daß die Verantwortung einzig und allein bei England und Frankreich liege. „Tevere" zieht einen Vergleich zwischen dem Kräfte verhältnis von 1914 und von 1939 und betont, daß, während Deutschland »nd seine Verbündeten 1914 einer zahlenmäßig doppelt so starken Gegnergruppe gegenüberstanden, heute Deutschland und Italien mit 128 Millionen Einwohnern Eng land, Frankreich und Polen auch mii dem Unterschied gegen überständen, daß der deutsch-italienische Block infolge seiner geistigen, moralischen und militärischen Geschlossenheit einen entscheidenden Vorsprung habe. Die Londoner Beratungen Die Kabinettssitzung in London war am Montag um 13 Uhr beendet. Es wurde kein neuer Zusammentritt des Kabinett- festgesetzt. Premierminister Chamberlain hatte mit Lord Halifax und dem britischen Botschafter in Berlin, Henderson, nach der Kabi- nettssitzung noch eine längere Besprechung. Der Briefwechsel zwischen dem Führer und Chamberlain soll am Dienstag nach der Ueberreichung der englischen Ant wort an den Führer veröffentlicht werden. Sir Nevil Henderson ist Montag nachmittag vom Flugplatz Heston bei London nach Berlin abgeflogen. Wie offiziell in London bekanntaegeben wurde, tritt da- Parlament am Dienstag um 14.45 Uhr zusammen. , Der britische MMMr beim Führer Der Führer empfing Montag abend, 22.30 Uhr^ in der Neuen Reichskanzlei in Gegenwart des Reichs ministers des Auswärtigen von Ribbentrop den brt« tischen Botschafter Sir Neville Henderson. Der britische Botschafter überbrachte dem Führer ein« Mitteilung der britischen Regierung. Englische SicherheitsmakKatzmen Die britische Regierung hat eine Denkschrift veröffentlicht, die eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Unterhaltung der Sicherheit des Staates, der Schiffahrt, Luftfahrt und Verso«, gnng enthalt. Durch dis neuen Bestimmungen wird u. «.Eng ländern verboten, mit Personen Beziehungen aufrecht zu er halten, von denen nian annehmen könne, daß sie den Feind unlerstützen. In bestimmten Gebieten kann das Photographie ren verboten werden, ebenso wie das Belreien dieser Gebiete, untersagt werden kann. Die Bestimmungen sehen weiter die Verhinderung einer Störung von Rundfunk, Telephon und Telegraph vor und enthalten Maßnahmen zum Schutze von Informationen, die für den Feind von Bedeutung sein könn ten. Geheimmeldungsn aus dem Chiffreweg sind daher nur noch mit staatlicher Genehmigung möglich. Reisende, die nach England kommen, dürfen durchsucht werden. Kein britischer Untertan darf ohne besondere Genehmigung feindliches Gebiet, feindliche Schiffe oder Flugzeuge betreten. Die Regierung er teilt Vollmachten zur Abschneidung der Versorgung von Elek trizität, Gas und Wasser. Britische Sandessschisse aus dem Mittelmeer und der Ostsee zurMbeordert Die Admiralität von Großbritannien hat verfügt, daß bri tische Schiffe bis auf weiteres nicht mehr das Mittelmeer an- lausen dürfen. Aus der Ostsee sind alle britischen Schisse zu, rückbeordert worden. England und Frankreich verbrechen Belalen Neutralität Me das belgische Nachrichtenbüro erfährt, hat der König den Botschaftern Englands und Frankreichs eine Audienz ae» wahrt Die Botschafter erklärten feierlich, daß, wenn Belgien seine Neutralität wahre, die britische und die französische Re» aieruna fest entschloßen seien, diese Neutralität zu respektieren. Diese Erklärung setze voraus, daß die Neutralität Belgiens auch von jeder anderen Macht respektiert werde, da Frankreich und England natürlich ihren Garantieverpflichtungen treu blei ben würden. Me s!Me MW AWeMmnieMuiM Die starken polnischen Truppenzusammenzieyungen an der Danzig-Polnischen Grenze werden m den letzten Stunden in auffälliger Form fortgesetzt. Von den Polen sind außer in der , Korridorspitze gegen Danzig drei weitere Hauptfron- Len ausgestellt worden, die sich gegen das Reich und gegen Ostpreußen richten. Zwischen Konitz und Rakel sind so aussällig starke Truppen bis an der Grenze Pommerellens kon zentriert worden, daß hier im Ernstfälle eine der drei Fron ten flehen wird, die die polnischen Militärs als Hauptstütze ihres Planes ausgestellt haben. Gegen Ostpreußen sieht der polnische Plan äugen- scheinlich einen Angriff auf das ehemalige westpreutzische Ge- biet von Marienwerder, Riessnburg und Teutsch-Eylau vor. Auch hier stehen nach zuverlässigen Meldungen stärkere Pol nische Truppenmasscn. Die dritte Front marschiert gegen Lber- schlesien auf, die augenscheinlich dem wahnwitzigen Plan die nen soll, einen Einfall in das deutsche Industriegebiet und möglicherweise auch in die angrenzenden slowakischen Gebiete zu unternehmen. Polen hat nach seinen eigenen Meldungen bisher angeblich insgesamt zwei Millionen Mann ausgestellt, wovon die Haupimasse im Korridor,- und zwar in diesen drei Angriffszonen stehen soll. Es ist nicht anznnehmcn, so schreibt der „Danziger Vor posten", daß die überhaupt verfügbaren nnd verwendbaren Truppen diese von polnischer Seite angegebene Zahl auch nur annähernd erreichen. Immerhin sei bei der bekannten Diszi plinlosigkeit der Polen, wo,ür zahlreiche zuverlässig Meldnn- ara du letzten Tage die Hellen Beweise geliefert Lallen, unbe ¬ dingt damit zu rechnen, daß an diesen drei massierten Fron ten auch ohne den Willen der Obersten polnischen Heeresleitung ernsthaftere Uebergrisfe auf deutsches Gebiet erfolgen könnten. Eine besondere Schwäche in dem Gesamtplan der polnischen Militärs aber sei die gewaltige polnische Ostgrenze, die saft in ihrer Gesamtheit so gut wie ungeschützt dastehe. Oer polnische Kriegsaufmarsch Einsallsvorberett ungen an der Prol-ktoraiS- grenze — Brutale Knechtung der Bevölkerung Die nördlichen Vorberge der Beskiden, sowsit sie sich i» polnischer Hand befinden, wurden in den letzten Tagen wei terhin stark befestigt. Ueücrall stößt man auf Laufgräben, Ge schützstellungen und Maschinengewehrstände. Die Wälder sind überall mit Stachcldraht besetzt und ihr Betreten ist der Zivil bevölkerung strengstens verboten. Die Stellungen beginnen bei Noschowitz im Bezirk Friedeck, ziehen sich dann durch die Täler und über die Höhen hinweg von der Praschiwa über die Ropiczka bis hinter Tesch en hin. Auf dem rechten User der Olsa, also östlich von Mährisch-Ostrau, in jenem Teil Oberschlesiens, der schon seit 1920 bei Polen ist, sind die Befestigungsanlagen besonders stark ausgebaut worden. Hierzu wird die gesamte einheimische Bevölkerung zu Zwang sarbeiten herangezogen, wobei es keine Rolle spielt, ob es sich noch um die restlichen Deutsche« handelt, ob dabei Tschechen gegriffen werden oder diejenige«,, die dgmalll litt Pylen sptirrre«-