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Adorker Wochenblatt. MLttheLlungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sechzehnter Jahrgang. Prei« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung de« Blattet durch Botengelegenhettr rs Ngr. 22. Mittwoch, den S8. Mai 1^51. Ueberficht der Tagesgeschichte. Sachsen. Begünstigt von dem schönsten Mistwetter wurde am 18. d. M der 54 Geburtstag Sr. Maj. des Königs überall gefeiert, worüber ausführliche Nachrichten von Dresden, Leipzig, Ehemnitz u. s. f. vorliegen. So natürlich auch in Adorf, und hat namentlich ein von Herrn Justizamtmann Ludwig veranstaltete» Mahl sehr zahlreicher Theilnahme sich erfreut. — Der Minister v. Beust hat das Großkreuz des Verdienstordens der bair. Krone empfangen, und der Minister von Friesen ist nach London gereist. — Ein neu ergangenes Gesetz betrifft die zur Publikation der Grundrechte, welche aufgehoben wurden, ergangene Verordnung. — Die Leipziger Zeitung erklärt, daß die Feststellung des Census zu den gegenwär tigen LandtagSwahlen auch die außerordentlichen direkten Steuern hinzu gerechnet werden sollen. — Diejenigen frü- hern Ständemitglieder, welchen wegen ihrer Weigerung, auf den letzten Landtag zu erscheinen, die Wählbarkeit ent zogen worden ist, können nicht gewählt werden. — Unter denjenigen Ständemitgliedern, die gegenwärtig auSlrelen, sind die bekannteren: Reiche-Eisenstuck, v. Eriegern, auS dem Winkel!, vr. Schaffrath, vr. Joseph, vr. Haase, Brockhaus, Rewitzer, Siegel, Sachße, Haberkorn rc. — Von den Maigefangenen in VoigtSberg wurden der Schul lehrer Herold in Obersachseubcrg zu 10 Jahren und der Böttcher Kerner in Brunndöbra zu 8 Jahren Zuchthaus strafe ersten Grades in erster Instanz verurtheilt.— Den 17. Mai brannten in Plauen die Hintergebäude des Rath- Hause« und in Stollberg am 15. drei Häuser ab. — In Löbau wurde am 81. Mai der Handarbeiter Joh. Halt schanz, der seine Ehefrau vergiftet hatte, mit dem Schwerte gerichtet. In Sachsen nach langer Zeit die erste Hinrich- rung.— Die Dresdner Kreisdireklion läßt das Sammeln für di» geflüchteten Schlesmiger nicht mehr zu. — In Ollmütz sollen sich, den neuesten Nachrichten nach, außer den beiden Kaisern, auch di» Könige von Sachsen, Preußen, Hannover, Würtemberg und fast sämmtlich» übrige deutsche Fürsten versammeln, wobei eine Vereinba rung über die wichtigsten politischen Fragen beabsichtigt wird. Auch Radetzki und Jellachich sind dahin berufen worden. Preußen und Oestreich sind einiger als je. — Der Bundestag hat sich vertagt, bis die Nachrichten aus Ollmütz eintreffen, und besteht bis dahin auch die Bunde«, Eentral-Eommission noch fort.— Die Nachricht vom Ein tritte Dänemarks in den deutschen Bund wird widerspro chen. — Zunächst seil am Rhein ein aus Oestreichern, Preußen und andern Deutschen zusammengesetztes Trup- pencorpS ausgestellt werden, um für alle Falle gerüstet zu sein. — Rußland will sein letztes Wort in den deut schen Angelegenheiten u. s. w. sprechen. — Oestreich. Ein Patent zur Regelung der Geldver hältnisse ist erschienen. Das gejammte mir ZwangskurS in Umlauf befindliche Papiergeld soll nicht über 200 Mil lionen vermehrt, die Bank reformier, und die Sildermünze, rheinische Guldcnfuß, und aus 1 Wiener Eentnec Kupfer Scheidemünze im Werth von 170 fl 40 2r. Eonv. Mze. geprägt werden- auch will man binnen drei Jahren die sämmtlichen zeitherigen Kupfermünzen einziehen, und nach dem neuen Fuß auSprägen; auch soll die Bank nicht be fugt sein, für größere Slaatsbedürfnisse noch mehr Papier geld herzustellen. — Sardinien hat an Oestreich noch 15 Mill. L. Kriegsentschädigung zu zahlen. — Es wird ein Militäreinquartirungsgesetz veröffentlicht, von dem haupt sächlich bemerkt wird, daß, wenn die Soldaten in Easecnen unlergebracht werden können, kein weiterer Anspruch an die Gemeinden erhoben wird, und steht es jeder Gemeinde frei, aus ihren Mitteln Easernen zu erbauen, was aus dem Grunde auch wohl häufig benutzt werden wird, weil die Entschädigung an die Quarliergeber gering gestellt, und damit auch der Staat mehre Vortheile erhält. Für Ofsicierszimmer werden 8, 15 und 20 Lr., für Nacht quartier pr. Mana 1 Kr., für jedes Pferd 1 Kr. und für die Verpflegung de« Mannes der Betrag von Wie ner Pf. Rindfleisch nach vorjährigem Durchschnittspreiße vergütigt, dagegen in Gemeindecasernen 1j Kr. Logisgeld für den Mann bezahlt. — Die sämmtlichen Zeitungen dürfen die Ankunft oder Abreise des Kaisers oder eine» Mitlieder der kais. Familie nur dann berichten, wenn die Nachricht zuvor von der Wiener Zeitung gegeben worden, so auch nur diejenigen literar. Neuigkeiten besprechen, di» die Wiener Zeitung besprochen hat; ferner glebt die Post alle an die Redaktionen verbotener Zeitungen gerichteten Briefe al« unbestellbar zurück. — Bei der Armee sollen Reduktionen Statt finden. Anhaltende Regengüsse, und dem zufolg, Anschwellung deS Wienflusses, haben bedeu tende Zerstörungen an Brücken und Gebäuden eingerichtet.