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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188604126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860412
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-12
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1886
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Erscheint täglich srüh S'/, Uhr. NrRlrli», m» Lr»eßttiMl I»ho»,k«gasie 8. SPrrchkundkn -er Nrdactioo. Vormittäg« 10—12 Ulir. NachmtttagS 5—6 Uhr. Für »t, Nua»,», et»,«<«ndt»r VIrnulcrcht« d» Revatt»»« mch« »krdittllch. »«,«»«« ß»r für »le »ßchAf»,,«,»« Au««er »eftimmte« Inlerqte «» w«che»ta„« »iS » Utzr Nuchmittu,», anrsnn»««» Feslta,ru früh»ts /.»Uhr. Zn le« Filialen f8r Zas.-Annatz«: Http Klemiu, Universilättstraße 1. Va«i» Lösch». Katharlnrnftr. Ät, P. nur dt» Uhr. UchMtr TagMatt Anzeiger. Organ fLr Politik, Localgeschichte, Handels- «ad GeschLstSverkehr. Auflage Ldannrmrnls»rri» Viertels. 4'/, Mk. iucl. Briugerloda ü Mt.. durch die Post dezagea 6 Vit. Jede einzelne Nummer 20 Pl. Belegnemplar 10 Pi. Gebühren für Ertrabeilageu ii» Taaedlan-Format gesalzo Ohne Poftdesörderung 50 Mk. «tt Poftbesörderung 60 Mt. Inserate ffgespaltenr Petitzeile 20 Pi Größere Schrillen laut uni. Prelsverzeichuis. Tabellarischer u.Zifferusatz nach höhermlarn. Ltklamr« »nter dem Reda c ti» ns strich die »grspali. Zelle ÜOPs., vordeu Familien Nachrichten die 6gespalieue geile 40 Ps. Inserat« sind stet« an die Expediti«» zu irndea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnanuwnrnnäo oder durch Post- »achnahme. 1VL. Montag den 12. April 1886. 8V. Jahrgang. Amtlicher Thetl. VekMUtmachuu-. Da» in unserer zweiten Ga«a»stall hergestellt« schwefel- saure Ammoniak soll im Submissionswege im Ganzen oder »n einzelnen Partien zum Verkaufe gebracht werden. Die Bedingungen werden auf bezügliche an die Ver waltung der zweiten Gasanstalt Leipzig-Connewitz zu richtende Anfrage kostenfrei abgegeben. Die Gebote sind nebst den Bedingungen unterschristlich oollzogcn und mit der Bezeichnung: „Schwefelsäure-Ammoniak" bi» zun, Ist. April d». I»., Nachmiltag» 5 Uhr, eintrcssend bei unserer Nuntiatur. Ralbbau», Leipzig, einzusenden. Leipzig, am tv. April 1888. Der Rath »er Stadt Leipzig. vr. Äeorgi. Henlschel. Sernerioeile verkelgermig von Vauplittzen in -er Nor-vorLadt. Tie der Stadtgemeind« gehörigen Bauplätze Nkr. t bis 8 de« hinter den» StaatSgyninafiun« zwischen der Lölir-, ?)ork- »nv Pfafsendorser Wtraße gelegenen Bau- blocks de» Nördlichen BebauuagSplauet und zwar lt. de» betr. PareelllrungSplane» Nr. 1 an der Pfafscnvorser Straße von 524.02qmFlLcheagehalt, R 2 » R B B B 387.37 » - - 3 - O B MO 338.63 - O - - Ecke der Pfaffendorser, Bork- und Löhrstraße « » » Löhrstraße « sollen SSl.88 - 872.83 - 388.58 » - 487.22 - . S88.71 - Donnerstag, de» IS. A^tl d. I., von Bor«ittagS LV Uh im Saale der Alten Waag«, Salbarinenstraß« Nr. 1, 2 Stage, ;nnr Drrkaufr versteigert werden Der DersieigerungStermin wird pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezüglich eine- jeden oer einzeln nach einander in obiger Nethen au-gedelene» Bauplätze geschloffen werden, wenn daraus u-ch dreimaligem Auürufe kein weiterk» Gebot «ehr erfolgt. Tic Vcrsteigeruna-bedingungcn nebst Parcrllirung»plaa liegen auf dem RatyhauSsaale 1. Etage zur Einsichtnahme aus und es sind davon Erempiare in der Svortelcaffe I, .bendaselbst Zimmer Nr. 2. für 1 20 ^ verkäuflich. Leipzig, den 25. März 1588. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerulli. Eolonisation gefaßt wurde, daß uämlich di» zürnet5. April l» Vekamttmachung. Wegen Legung von Gasrohren wird daS Schubniacheraästchen Son Montag, den 1K. dieses Monat-, ab auf die Tauer der jetma 10 Tage in Anspruch nehmenden Arbeiten für den gesanrmteu Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 10. April 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Geoi anig. ^errllieker Lerirksverein Kltrunik am 12. Lpril, -Id. S vkr, tm 8»»>« äerl.vtlrqoruokal«. '?»l>'s«or6ounx: 1) lie^>!.krLU>ie. 2) öeolüu« vegso äer m 6ie 2. Kammer »rnriekteton kvtition. 3) Loriekt öer Oedeiw- oitrei-Lumwiaaioo über Xbsciilu»« «inor „Aoeklenburfrer' 6ov- eentivu, oncl Ldtusauux «wer Liogado an äa» LaväsameäiotaalooU. vr. Voudort. OeKentlielie llanäelZlekranstalt. vie llkkeutttek«» krilkangan Lacks» In ckioaew ^»kr« rri» kohpt »tatt: ,m 14., 1L. vack 18. Xprll, krük von 7—S vkr ln ckar Tdlkelluux cker Kuucklaaguledrlluq« an 14. Xpril, Varmittafr» von 9'/,—12 vdrt unck Xucdmittux, vou 3—4 - s tu cker ktzkere» m IS. Xpril, Vormiitaip, voa !>'/,—12'/, l Ldtd«ll»»U. uuck KaoklUittalp, voo 2'/,—4 - j Lntlai^ in»? cker Ldltnrleaten ck«r Iwbrlin»»»dtb«U»»e am 16. Lpril trüb 9 vkr. ver Ookerr«i>:kuets deekrt »ick, dierckurek «reebeast eiarulackoo e»rl IVolkrnm, vireotor. Da» an der Schulstraße hier gelegene Grundstück der zweite, ckiürgerichule, deffea Gebäude mit 8S40 Mark verstchert stad, steht um Verlaus. Dasselbe eignet sich vorznq-weile für Dteklmrcher und Lackirer, ,ür welcki« sich hier lohnende Beichasligung finden würde. Sold,,, de» 10. April 1886. Der «tadtreth. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 12. April 1886. * Am 8 April d. I. traten die Telcgirtea 1) drS Cen- IralvereinS für HandelSgeographie und Förde rung deutscher Interessen im AuSlande. Herren Vr. O. Kersten, General-Eonsul Martin Schlesinger, vr. Karl Borniriia, 2) der „Gesellschaft für Deutsche Coloni« salion", Herren Vr. Carl Peter», Gras Bebr und Bice- Atiiiiral L.vonius, Erc.. endlich 3) de-Deutsche »Co lonial- vereinS. Herren Fürst l»Hch"nlobe-Langenburq.Turchlauchl. Reich-laa-abaeorviieter Vr Hammacher »nb Premier-Lieule- »aiit a D. O. Kurella im Ki,serbos zu Berlin zur zweiten Coiiserenz LeS ColonialratbeS zusammen. Der „West deutsche Verein für Coleinlaliou und Export" hatte da- Nichlerscheiiien seiner Delegirten schriftlich entschuldigt. Den Vorsitz führte, der LooSentschcikung gemäß, Namen» de» Eentralverein» für Handelsgeograpbie Herr General- Consul Martin Schlesinger; mit der Führung de» Pro- tocoll» wurde der Seerelair de» letztgenannten Verein». en dieser Prise von deutsche d. 2. «ine aut e zwei Delegirten der einzelne» Vereine be» stebende Tommi sion zusammentretrn soll, welch« eine» Aus ruf mit der definitiven Tage«ordnung für den von der Ge sellschaft für deutsche Colonisalwn s«r den Herbst d. I. angeregten »Atlaem. deutschen Eongreß" festzusetzen und düsen Ausruf eventuell anderen in Frage kommenden Vereinen zur etwaigen Lskitunterzeichnuna vorzulegen hat. Ein Antrag de» Herrn vr. Peler», die Delegirten-Conserenz allmälig auf solche Körperschaften zu rrweilern, welche mil un» gleiche oder ähnliche Ziele verfolgen, wurde zwar vorläufig nicht zum Beschluß erhoben und auf die Tagesordnung der nächsten Delegirten-Conferenz gesetzt: im Pnncipe jedoch schloffen sich alle vertretenen Vereine einstimmig der von Herrn Vr. Peter» aagcreglen 3vee an. Die nächste Delegirten-Eousereuz wird am DienSlag, 8. Juni, wiederum im Hotel Kaiserhos zu- sammentrelea. Ueber neue deutsche Erwerbungen tn Afrika berichtet die .Afrikanische Eorrespoudenz", daß der Afrika» reisend« Paul Reichard (den wir übrigen« in Deutschland glaubten und we-halb wir die sensationellen Mittheilungru de» genannten Blatte« vorläufig noch bezweifeln) beim Aus wärtigen Aml« seine ersten Ansprüche auf folgende Ländergebine Afrika» angemeldet: ». auf die östlich vom Tau» ganika-See gelegenen Gebiete: 1) Ugunda, 2) Ugalla qua Mavjiraguma. L) Ugalla qua Merüpambala; d. aus di« westlich vom Tanqanika-See gelegenen Gebiete: 1) Marungu qua Kapamva, 2i Maruugu qua Kalimda, 3)Maruugu qua NSwiwa, 4) Marungu qua Msiri; e. am Tangauika-Se«: Marungu qua Manva. — Sämmtliche Gebietr umsaffrn einen Fläschenraum, der ungefähr der Hälfte vou Deutschland entspricht und e» soll Paul Neicharv dieselben theil» durch Waffengewalt erobert und unterworfen, sowie seine Hoheit»» rechte durch Erhebung von Tribut auSgrüdl haben, theil» toll er dieselben durch dort recht-giltige Verträge erworben haben. Wir nillffen bierzu bemerken, daß diese Länder nach der Karte von Frievrichsen, welche der Congoacte beigelrgt war. in da» Kreihanvel-gebiet de» Ccngostaate» hineinragen uad scharf de» Congostaat selbst begrenzen. Diese Gebiete liegen östlich denen der Ostasrikanischen Gesellschaft. DaS Reich dies« srllschaft erstreckt sich, fall« alleErwerbungen unter den Schutzde» deutschen Reiche« gestellt werden, vom 12« n. vr b»s 12« s. Br. oder von der Nordküste de- Somaliland«» Hwifchen Berber« und Halule bi» Cap Delgado, mit Ausnahme einer geringen Küstenstrecke zwischen Warscheich und Barawa; land einwärts dehnt sich dirse Herrschaft au» läng« de» Rovuma bi» zum Ostuser Le» Nhaffa, weiter im Norden bi» Ngogv und bi» westlich vom Kilimandscharo. Da» ganze Rcich umsaßt mindesten» 800,000 Quadratkilometer, d. h. mehr als da» doppelte Areal de» Königreich« Preußen (348,330 Quadrat kilometer). Eiiigeschlossen zwischen diesen Erwerbungen der Ostasrikanischen Gesellschaft liegt da« Wituaebiet, welche« von den Gebrüdern Dcnnhardt am 8. April 1885 für da« Witucomit» in Berlin erworben wurde. (Siebe Artikel in heutiger Nummer unter Colonialvolitische».) Am 27. Mai wurde der Schutz de» »rutschen Reiche» zugesagk. Die Grenzen werden — nach der Denkschrift über die deutschen Schutzgebiete vom 2. December 1885 — gebildet durch eine gerade Linie zwischen Witu und Fungasamdo. Fimaasombo und Mkoniimbi, dann durch den Fluß Mkonumbi bi» zum Indischen Ocran zwischen der Münoung de« Mkonumbi- fliiffr» und der Mündung de» Flusse» Osi, sodann durch den Fluß Osi bi» Kan, den Fluß Magagoni und durch eine gerade Linie, welche den fernsten, nach dem Inland hin belegenen Punct diese» Flusses mit Wiku verbindet. — Wem genaue Karten nicht zur Verfügung stehen, kann sich die Ländcrcomplexe aus Schularten an nähernd anmerkcn, wenn er eine Linie zieht von Berber« (Gold von Aden) nach dem Victoria Nvansa, von da westlich an die Südsp.tzc de» Atbert Nhansa, südlich bi» Bangerolo-See. östlich bi« Eap Delgado und nördlich bi» Eap Garvasin. kann bi« Berbers. * Au» Straßburg, 7 April, wird der .Allgemeinen Zeitung" geschrieben: „Schon vor einigen Jahren batte da» Ministerium von Aussichr-wegen einem alle» «iiigcivnrzeltcn Unsuge in unseren Notariatsstuben zu steuern ver- sucht, welche au- Urkund-ämtern sich allmälig zu kleinen privilegirten und uncontrolirten Privatbanken auSgebilbet hatten. Tie Bevölkerung war gewohnt, die Flüssigmachung und die Anlage von Guthaben ohne genügende Förmlichkeiten dem Notar zu überlassen, der dadurch der Gläubiger de« ganzen Canton» wurde und aus diese Weise politischen Ein fluß gewann, welcher dann wieder zur Förderung und Streckung de» Credit» verwenoel wurde. Die Gefahr de- Mißbrauch» solcher Verhältnisse l'.egt nahe genug, und eine rasch auf einaurer folgende Reihe von Zusammenbrüchen solcher leicht gezimmerte» Banken hatte zu den eben er wähnten Maßregeln geführt, die sich aber gegenüber der Gewöhnung der Bevölkerung, die da- in fremder Sprache geschriebene Recht nicht kennt, al» ungenügend erwiesen. Nunmehr ist den Notaren durch kaiserliche Verordnung vom l7. März, welche jetzt zur Veröffentlichung komm!, verboten worden, sremv« Gelder ander» al» unverzinslich r.ad zur Verwahrung oder Verwendung im Namen de« Aufiraggeber« entgegenzuuehmen oder Forderungen au« Verträgen, welche sie selbst beurkundet haben, sich übertragen zu taffen. Die Notare dürfen fortan Geldbeträge von mehr al» fünfhundert Mark, welche sie, gleichviel au- welcher Beraulassung, für fremde Rechnung vereinnahmen oder sonstwie in Verwahr bekommen, nickt länger al» sechs Monate ohne Genehmigung der AufsichtSbebörde in Verwahrung behalte» und müssen solche den Berechtigten au<zablen oder in der Depositcncasse binterlegen. Zur Vcreinnahmung von Geldbeträge» für fremde Rechnung haben sich die Notare schriftliche Vollmacht au»stcllen zu lasten. Der Geldverkebr und die Buchsührung darüber sind der Aussicht der StaatSanwaltschasl unterstellt. Liese Verordnung wird eine heilsame Umwälzung in den Geschäften der Notare und in zweiter Linie die Hebung de» ganzen Stande» zur Folge haben. Einstweilen bleibt zu be dauern. daß die Aiiglieteriing von TarlehenScaffe» an die vom Staate übernommene Tepositenverwalluiig ncch nickt kurchgesübrt ist, und daß die vom LanveSauSschussc abgrlebnte Grundbuchgesehgebung dem Eapitale. da» nunmehr au- festen Händen in den freien Verkehr gelangt, die Wege .»ckt ge öffnet hat, die dem landwirthschaftlichen Bedürfnisse Nutzen bringen könnte«. * Ueber die Krankheit und den Tod de« Statthalter» vo» Dalmatien FML varon von Eornar» wird an« ar« vom 8. d. M. geschrieben: 2» der ersten Woche der sten war Baron Eornaro von Zara mit einer leichten kältung, sonst aber in sehr gutem Gesundheitszustand« ad- aereist, um den Erzherzog Ludwig Victor nach Ragusa zu veglerten. Nach einigen Tagen kehrte er mit dem Krieg«- dampser .Triest" nach Zara zurück, aber körperlich so herab- ekommen, daß er fremder Hilfe bedurfte, um dir wenigen ritte zu dem aus der Riva vereitstehenvrn Wagen zurück- gen. Die Aerzte constatirten sogleich» daß die leicht« Er- ltung durch die Strapazen der Seereise, di« bei heftiger Bora und -isiger Kälte unternommen worden war, sich zu einer Lungenentzündung gesteigert hatte. 2n allen Elaffen der Bevölkerung herrschte die lebhafteste Theilnahme für den erkrankten Statthalter. Täglich erwartete man mit Ungeduld um 1l Uhr Vormittag» die Ausgabe der Bulletin» über da» Befinden de« Baron Eornaro. Heute wartete man aber umsonst aus da» Erscheinen de« Bulletin». Gegen ll Uhr ließen sich plötzlich die dumpfen Töne der großen Glocke der Vasilica der Sta. Anastasia vernehmen. Alle« eilte au« den Häusern aus di« Gaffen, und bald war «» allgemein bekannt, daß die Töne der Glocke da» Hinscheiden de« Statthalter« verkündet hatten. Al»bald wurden sämmUicht Läden in der Stadt geschloffen und an den Häuser» der Stadt Trauerzeichen auSgebängt. Sonntag Vormittag« war mit dem Lloyddampfer eine Tochter de» Baron Eornaro in Begleitung de« vr. Eleniensievich, Profess», der Pathologie an der Universität in Graz, hier angekommen. Nachdem derselbe den Patienten untersucht hatte, äußerte er sich dahin daß dessen Zustand ein sehr bedenklicher sei, daß er jedoch die Hoffnung, ihn am Leben zu erballen, nicht al» au»g«schloffea eracht«. Der Tag verlief ziemlich ruhig; gegen Abend nahm jedoch da» Fieber stark zu. Am Montag wurde der Zustand de» Patienten ein äußerst qualvoller, indem nicht nur da» Fieber sich steigerte, sondern der Kranke auch mit Athmuua»beschwerden zu kämpfen hatte. Umsonst spendeten ihm die Aerzte jede nur mögliche Hilfe. Während der ganzen darauffolgenden Nacht kämpfte Baron Eornaro mit dem Tode, da ihn. da« Athmen immer schwerer wurde und der Kramps- Husten ihn zn ersticken drohte. Der Lande«-SanitSt»ralh vr. Tvanie« benetzte von Zeit zu Zeit dem Sterbenden mil EiS- waffer die Lippen, um ihm Linderung zu verschaffen. Baron Eornaro öffnete geae« 1t Uhr zum lebten Male die Augen, reichte dem vr. Ivanic» mit dem Au»drucke unsäglichen Schmerzt bi: Hand und hatte einige Sekunden später an«- aermigca. ' * Er iß allgemach etwa» voa einer Theokratie in da» russische StaatSwesen eingedrunaen. Di« immer noch steigende Bedeutung de» klugen und dabei fanatischen Gcneral- »rocureur» de» Synod» hat e« dabingebracht, daß der Geist dieser obecsien kirchlichen Behörde sich auch auf allen nicht- kirchlichen Gebieten geltend macht. Kirchliche Einheit und national- Einheitlichkeit sind, wie die „Kölnische Zeilung" treffend aurführt. die obersten und alle» andere zurück drängenden Grundsätze de» russischen Herrscher» und der russischen Regierung geworden. Pobevono»zrw vertritt mehr die Kirche, Kalkow mehr die Nationalität, aber erst da» Zusammenwirken beider ermöglicht diese Allgewalt, mil welcher vom Thron au» alle« niedergetreten wird, wo» den Hauptzielen störend cntgrgenwirkcn könnte. Die Folge» werden zunächst von den Schismatikern der russischen Kirche empsuudeu. die nach längerer Zeit der Ruhe, wieder die schwere Hand de» Staate» fühlen. Die Millionen dieser Ver folgten siud im Dulden geübt und werden in ihrer Stellung gegenüber Thron und Kirche durch den Druck nicht erschüttert werden Von größerer und unmittelbarerer Beveuluna ist die wachsende Verbitterung, welche besonder» in Petersburg die alten A länger der Aufklärung ersaßl, di« vor fünf Jahren ihr Ziel, die Bersaffung, sicher in der Hand zu halten glaubten unv die dann, durch den Kaisermord erschreckt, die Umkehr zu allrussischer Autokratie mil Zweifel, mit halbem Spott, aber doch auch mit dem nationalen ironischen Gehen lassen betrachteten. Die heutige Verwaltung mit ibrer an Kaiser Nikolaus' Zeit sich anlchnenden Art: die grundsätzliche Redlichkeit, die von oben gefordert wird, aber nur durch Furcht erzwungen werden soll, die Rücksichtslosigkeit, mit der jede Regung der Selbstverwaltung, alle» oichl von oben an- georbnete Leben mißachtet und verhindert wird, erregt Stim- mungru, wie sie unter Zar Nikolau» oder Paul herrschten. Dabei weiß man, wo der Sitz dieser neuen Politik sich de« findet, und da» gereicht dem Ansehen de« Throne» nicht zum Bortheil. Daneben die schlimmen wirthschasllichen Verhält nisse. Man weiß, daß der Kaiser aus Sparsamkeit und Arbeit achtet und in dieser Beziehung manche» Gute er zwungen hat. Aber ma» erzählt sich, wie der Kaiser zwar seinen Schneider au» dem Reich in seine italienisch« Heimath hat zurückjagen wollen, weil er für eine Hose 4V mehr al» andere bezahlen mußte — der Schneider wurde nur mit Mühe von seinen hohen Hoskunden vor dem Acußerstcn gerettet —, wie aber der Hof dennoch in anderer Weise recht viel verbraucht, z. B. Millionen für eine Reise nach Livadia — und solche Gespräche sind dem Hose wieder nicht nützlich. Man sieht, wie einer nach dem andern von den allen unv bewährten Rathen de« Throne« weichen muß und der Raum . ->.5 immer ausschließlicher von eia paar Personen eingenommen süsmkr nicht wegen de» Bahnprofect» Fra»k>url zeichnet — »t» Fti>s«r»elq, »le auch dort der politische RadlcaliSnui» al» gute Verfracht sur de» soctol-revoluNoiatrea DemokrailSinu» gedient hat- Dieser zweite Katechl»mu» stellt al» Prtuctpalsorderung. ganz wie der erste, da« 8uklri»^e aniveraal hin; er aatcrlcheidet sich jedoch von jenem in sehr wesentlichen Puacleu. In leinen, erste» Pim- phlet suchte Herr de Flüsse»uz den Haß der arbetlenden Tlassen gegen die politisch« und sociale Form tm Allgemeinen zu erwecke», welche in Belgien zu Recht besteht, und dieser Haß wurde häuf» ächlich geschürt durch nach bekannten Mustern gearbeitete Oxempl Kationen aus die „Reichen" und tn erster Linie aus den al« u» »er Spitze der „Liploiteur," stehend gezeichneten König. Jener erste Kntechs-muS schloß mit dem Rus: „Viva le peuplel Vive In Udert»!", damit deutlich genug bekundend, daß seine Forderung de» allgemeinen Wahlrecht« nur die Flagge sei, uater welcher Truppen für „weitere Ziele" gesammelt werden sollten. Der nun vorliegende zweite „BolkSkalechiSma»" hat denn An- gesicht« der inzwischen eingetretrneu Umstände vor allen Dingen den stark revolutionairea Ton de« ersten aufgegeben und begnügt sich in Lonlequenz davon mil dem Schlachtruf: „Vive I'iaralil» äe, Lel^eal", au« welcher „Veränderung" sich schon ans da« Bedürsniß. sich etwa« au« der Affaire zu ziehe», schließen läßt. Auch sind es nicht mehr dt« Reichen und der König, gegen welche zu Felde ge zogen wird, sonder» „lea oooiervuteur, oarkoUquiu et UKSraui", also, die bisher tn Belgien bestehenden politischen Parteien und — dle Anarchisten. Die Oon^rvatearu werdet» für dir unbefriedigende» Zustände verantwortlich gemach», diesen und den Anarchisten wird vorge- worseu, gegen die socialdemokratische Forderung de« allgemeinen Wahlrecht» „olliirt" zu sein, wie auch jenen beiden politücheu Aar- teien die ursächlich« und den Anarchisten die accideniielle Schuld an den rrvolutionairen Vorgängen der letzten Wochen zugeschoden wird. Au» dem ganzen Inhalte geht hervor, daß Herr de Fnisieaux und gewiß mit ihm die socialdcmokralische Führerschaft, vielleicht nicht nur diejenige Belgien», da« lebhafte Bedürsniß fühlten, einen Unterschied zwischen Anarchisten, welch« glcich.schuldig an allem Bösen wie die „Bourgeols" erscheinen solle», and Socialdemokrate» z» markiren, welche jenen gegenüber die unschuldvollsten Tugendbolde ein müssen —, wenn nämlich die Schilderungen, welche Herr de suisseauz bet seiner Snideckung«reise nach einem anderen Sünden- ock entwirft, richtig wären. Diesen „Sündenbvck" sür die tuinnltuarlschen Vorgänge, sür dle Brandlchatznngei» und Plünderungen z» suchen und z» finden, da« ist nämlich offenbar die eigentliche Ausgabe diese« zweiten tkotechi«. mii»; da» in dieser Beziehuug vorliegende „Bedürsniß" geht schon au» den ersten Sätzen hervor, deren Inhalt übrigen« der bessere» Wirkung halber mehrfach variirt wird. ,Wa» ist rin Anarchist?" frag» da« .^nciev memkre ä« In l kawdrs äe« keprdoeut»!»,", und al« Antwort vernehmen wir: „Dat ist ein Mensch, der Alle» zerstören und die Unordnung herrschen lasse» will." Und aus die folgende Katechese „Bist Du Anarchist?' erlolgt prompt die Antwort: „Nein, denn ich will Umstürzen (rvilvemer). wa« ungerecht ist, und di« aus Gerechtigkeit begründete Ordnung Herstellen.'' Man sieht, der Unterschied zwischen dem „schlimmen" Anarchisten und dem ..guten" Socinldemokeaten ist just Angesicht» der Zerstörungen im Becken voa Charleroi ,e. „band, greift,ch"; wer könnte also noch dle „Socialdemokralen" zur Ver- aniwortuna ziehe» wollen für dasjenige, wa» man schaudernd dort erlebt hat. wird, die zwar nicht geldgierig, aber fanatisch und gewaltsam die Rolle de» Majordomus oder vielmehr die Rolle de« oder — vielleicht mehr noch — unbewußt von jenem Emen geleitet. Die Luft wird immer schwüler in Petersburg. Und dabei geht di« Hetze gegen die Fremden, besonder» die Deutschen, ungrschwächt weiter. Treffend hat ein rbemaliger hoher Staatsbeamter de« Zarenreich» bemerkt: „an a'occnpo » veror lea ällcaumck, paar awuser le» Russe»". * Anknüpsend a» die Zustände in Belgien schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Die belgiichen Soctoldemokrate» haben <» sür gerathen geholten, einen Versuch zu machen, den Eindeuck abzuschwächeo, welchen der von einem der Ihrige» berau«g-gede»e cutecklume üu peuplo hervorgernsen hatte. Der Zusammenhang der aufreizrrticheu Wirkung de» kürzlich an dieser Siclle gewürdigten Inhalte« jener Agitationsschrift mit den bedauerliche» Auslchreitungeu. zu welchen sich di« ArbeNermaffe» unter de« Liufluss« dieser Wirkung hiareißen ließe,, lag zu sehr aus der Hand, al« daß mau „cht da« tactisch« Bedürsniß gefühlt haben sollte, sich selbst und die „Genoffen" aaderer Länder ein wenig au« dieler Action berau«zubringea. Zu diesem Zweck anscheiueud ho« Herr de Fuiffea»; eine» zweiien Kutechi»«,« verlaßt uad erscheine» lassen, aus deffe, Titel er sich jetzt als „ftüßew» Mitglied dn Kammer der Abgeordnete," d«.' Gebiet ^ . zcn entscheidet, Wal „ungerecht" ist? Hier liegt die Geist,«verwandtschast mit Herrn Bebel zu Tage. Der politische und Fürstenmord gilt Herrn Bebel erlaubt, „wenn russische Zustände herriche»"; wa- aber sind ..russische Zustände", und sind in gegebenem Fall die herrschen den „russisch"? — darüber enlichcidcl doch verniuihlich Herr Bebel, da er kaum einem Anderen diese wichtigste und möglicher Weise ver- hängnißvollste Entscheidung seine« ganzen Shsteni« überlasse» kann. Ebrnso wenig wird Herr de Fuisseanx etwa den belgischen Äerichlä- döse» überlassen können, zu entscheiden, „wa- ungerecht ist" und oliv programmatisch „umgestürzt" werden soll, — wie den» auch »u Gleichem die Ari von „Ordnung", welche Herr de Fuiffeaux eiablireii will, nur dadurch charakterisirl ist, daß sie begründet sein soll daraus, wa« er sür Gerechtigkeit erklären wird, und aus da« allgemeine Wahlrecht. Nun gilt für Herrn de Fnisseanx, wo« für unsere Social- demokraten gilt, daß nämlich Niemand bSher zu ersabren ver mocht hat, wie die „Zukunslsordnun g" au«irhen solle. Da aber alle unsere heutigen moralisch:» und materiellen Zustände ve» locialdemv- kcatischer Seite '.-.lebte, ausbeuterische »c. charaklerisirt worden sind, also al- ..une,..echte", so muß man besüichlc», Laß die programmatische „Umstürzung" au« dieser Ursache «nie sehr allge- meine sein würde, iu. ,0 allgemeine, baß sie sich von der „allge meinen Zerstörung" der Anarchisten prakiiich nicht unterlcheiken läßt Wodurch aber die ,,»>as Gerechtigkeit begründete Ordnung" der Social- demokraten vor der anarchistischen „ilä«>r>lr--" sich auszcichnen wird, ist doch auch eine sehr ungewisse Sache; di« Grenzen diese« Unter schiede« sind weder durch die Pariser Commune, noch durch die neuerlichen Vorgänge in Belgien und Frankreich schars genug markirl worden, um der Unterscheidung de« H:rrn d: Fuisjcaur ..wischen Anarchisten und seinen Freunden praklischcn Werth beimessen za können. Daß die Sorlaldemokratlr ln Belgien da« Bedürsniß hatte, eine» Süadenbock zu finden, dem sie vor den Maffen, welche sie dauernd sür sich gewinnen will, die Schuld für die Wirkungen ihrer eigenen „politischen Arbeit" zuschieben könnte, ist alü charakre ristische« Moment ja rech« ratereffont und sollte auch sür un« al« lehrreicher Vorgang nicht unbeachtet bleiben. Aber der Versuch, di- Rolle diese« Sündenbocke« den Anarchisten zuzuweise», dürste an der inneren Unmöglichkeit gescheitert sein, die socialdemokratische „vriirv" von der anarchistischen ,,<lS»or>Ir«" zu unterscheiden. * Der französische Chauvinismus kann sich nock eaen de ' , . ^ ^ Mainz-Brüssel« Antwerpen beruhigen. I» ihrer jüngsten Nummer macht „La Republiquc srantzaise" ihrem gepreßten Herzen mit folgendem Artikel Luft: „Wir haben dargetdan, daß die Deutschen den Belgiern einzu- reden suchen, eine große EmsallSlinie. die Antwerpen und Brüste, direct mit Mainz und Frankfurt verbindet, werde da« neutralisirl: Königreich in keiner Weise ernstlich gesöhrdr», denn, wohlveistandei' e« ist Frankreich, welche« beim Eintritt eine« europäischen llonfliclS in Belgien einrücken wird. Da« ist die einzige Furcht, welche man im Geiste der belgischen Patriolen nöhr», und der Eiies de« In- genleurcorps, General Brialmont, dal sie seit zehn Iadren unans- hörlich verbreitet, um seine Besestigunqsvorschläqe durchzuietzen. Heute ist es ein deutlcher Eorrelpondeut dl« „Pröeurieur d'Auver« ', der eine Zweideutigkeit zu schaffen sucht, indem er zwiich.n den nach Belgien führenden ikinfall«lin>en Frankreichs und Deulichland- eine Parallele zieht. Natürlich ist da» Verhällniß aus Seite» Frankreichs erdrückend, denn einschließlich der Sackbalmen, der Loeal- oder In- dustriebahnen zählt ma» zwanzig nach Belgien hinein führende Schienenwege. E» sind solq-nde Linien: Tnlai«.FurneS. Haze- brouck-Poperiugue«. Lstaire«-Lomine-, Lille-Werwick. Lille-Lourtrai, Lille-Touruai, Douai-Tournai, Bolencieanr«-Tourna>. Valenrienue«. Peruweli, LondS-Ath, valencirnneS-Mon«. Vayai-Mon«. Moubeuge- Erquelme«. Hirson-Lrqueline«, Loon-Lhimai. M»zitre«-LH1mai, MSziSreS-Diuant, Sedau-Birtoa, Longuhon-Virton und Longuyon- Arlon. Aus deutscher Sette, sagt der Lorrespondntt. führe» kaum Linien nach Belgien und noch dazu durchschurtdrn drei hclläud K W s l > Die beide» direkte» Liuie» sind: Kölu-Lüttich und Aa m fünf Ndischec- Racheu-
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