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Dresdner Journal : 03.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-03
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 03.02.1893
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W28. Freitag, den 3. Februar, abends. 189S. vr»»ä«» vivrtsyLürjikü 2 tt»rlc SS ?k., «t« U»i»erl. ä«ut»vl>«o ?o»t»n»t»lt»i» viertsi- 2 K»rtl; »u»»erd»Iti Ue, Ueuticde» K«ictl»« tritt kv»t- ua6 8tempeiru»ckl»8 üio»«. Liorelo» riumisera: 10 ks. itallaockixuvrsxvbilkr«»: pLr 6eo kLum eiosr s?s,p»Iteneo 2eil« ^lei»«e Hct»rik 20 kk. Ovter ,,Lios?e»»»t1t" <1is 2«>l« 50 Hk. ö«i L»bsllea- uoä ^itsero,»tr eatrpr. Auk»cUl»x. Lrseüetneu: mit Xuirurtim« äsr 8ovn- u. ?oiert»^« »deoct». ksro»prvcü-^ll»ctilu»»: Ar. I2S». DresdnerIMmal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ^»o»t»w« vou LnlLünäi^uiis;«-» iiu»«Lrt»r I-iiprix: />. Xoo>mi»»wnUr llrtz Urt?8liuor Uourn»!»; L»o>k»rss L«rU» Visu I.»iprljs S»»»l vr»»!»» rrraktiirt ». U.: /raarrnrtrrn Lsrliii Visa - w»o>durx ?r»^ l.«>p»ix-kr»llkkilrt ». NHüllck»»! k7u<7. Tt/o»»«,- k»ri, LoQäo» L»rliil-?r»llkturt ». N -Sruttzrrt! <S 6'«., LrrUll - Lr«»I«u - Lm»i , N»Loor«r t7. Lc/»it«rt«r, U»Uü ^3.: Larct ct 0». Iler»u»x»berr Lüoibl. Lrpeäitioo «le« Uresäoer ^ouru»t«. Ureiäea, 2Mioss«r»tr. 20. I'«rv»pr«ck-^o»ct>Iu„: Ar. 120k. tvo ne verlosten tesricdigunz leisten sollte, m Lerkanse :r verloien nvilegiertea 1 727 KW 14140 29t 250 807 3 593 7S0 2 «7« 888 10 030 209 9S22 5U 8 178 795 10007 9«2 5 60 1 051 23 217 211 8» 377 100 44 985 »00 29 205 000 74 190 500 13 047 450 1 857 87« 3 310 89« 92 406 720 00 jährlich. . 1 077 507 869 236 . 208 271 . 1 114109 787 713 326 39« inten einen 403 Amtlicher Teil. Dresden, 28. Januar. Se. Majestät der König haben Alleranädigst geruht, dem VikariatSrach Franz Laver Lufst in Dresden das Offizierskreuz vom Albrrchlsorden zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. tzetegrapljische und telephonische Wachrichten. Berlin, 3. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bei Generaloberst v. Pape fand gestern anläßlich de» 81. Geburtstages dieses verdienten Militärs ein Diner statt, »obei der Kriegsminister v. Kalten born daS Wohl PapeS auSbrachte. Nachmittags statteten das Kaiserpaar und Prinz Heinrich per sönliche Glückwünsche ab. Glückwunschtelegramme sandtrn unter anderen Ihre Majestäten der Kaiser von Österreich, der König von Sachsen, der König von Württemberg und Ihre König!. Hoheit der Großherzog von Baden. Berlin, 3. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Reichstag. Ein dringlicher Antrag deS Abg. Werner, betreffend die Einstellung deS Straf- verfahrens gegen Ablwardt für die Dauer der laufenden Session, wurde nach wenigen begründen- den Worten deS Antragstellers angenommen. Bochum, 2. Februar. (W. T. B) Die auf heute hierher einberufene allgemeine Bergarbeiter- Versammlung, welche von etwa 3000 Personen be sucht war, beschloß, die früheren Forderungen dem Bergbaulichen Verein nochmals zu unterbreiten und bis zum 10. d. M. eine Antwort hierauf zu verlangen. Am 12. d. M soll abermals eine Ver sammlung stattfinden, um über die nach dem Aus fall der Antwort zu unternehmenden Schrille Be schluß zu fassen. Wien, 2. Februar. (D B. Hd) Graf Kal- noky und Lvckerle vereinbarten die Einberufung der Delegationen für Ende Mai. Der ungarische KabinUtschef wird, wie es heißt, vom Kaiser die Ermächtigung verlangen, die kirchenpolitischen Vor lagen, ausgenommen die Civilehe, einzubrinq-n. Hier verlautet, Ludwig Tisza, dir ungarische Mi nister des Kaiserl. Hoflagers, werde demnächst zurücktreten. Buda-Pest, 2. Februar. (W. T. B.) Der Direktor der Ungarischen Gewehr- und Maschinen fabrik empfing heute eine Deputation von Arbeitern, welche die Erklärung abgab, ein großer Teil der Streikenden sei bereit, die Arbeit wieder aufzu nehmen. Der Direktor antwortete, die Schmiede und Mechaniker könnten am 8., die übrigen Ar beiter am 9. d. M. wieder eintreten. Marseille, 2 Februar. (W T. BA Der Streik dir Bücker ist beendigt. Die amtliche Brottaxe wurde aufrecht erhalten. Amsterdam, 2. Februar. (W. T. B.) Eine Lokomotive stürzte beim Rangieren in der Nähe der Station Vrlzen in den Umuidenkanal. Der Lokon.otivführrr und zwei Personen, welche sich auf der Lokomotive befanden, erlitten dabei ihren Tod. Der Verkehr auf dem Kanal ist unter brochen, der Dampfer „Land Islington" konnte denselben nicht passieren. Madrid, 3. Februar. (Tel. d. Dresdn Journ.) Dem heutigen Bulletin zufolge verbrachte der König die gestrige Nacht ruhig. Athen, 3. Februar. (Tel. d Dresdn. Journ.) Auf Zante ist gestern eia neues Erdbeben erfolgt. Kunst und Wissenschaft. K. Hoftkeater. — Altstadt. — Am 2. Februar: „Herrat." Große Oper in drei Akten von Felix Draeseke. Nach längerer Pause wurde das eigenartige Werk Draesekes gestern wieder aufgeführt und vom Publikum mit lebhafter Teilnahme verfolgt; ja nach dem zweiten Aktschluß machte sich eine enthusiastische Stimmung geltend und die Darsteller mußten v.rschiedene Male vor den dankbaren Hörern erscheinen. Dieser zweite Akt ist auch der bedeutsamste Teil des Ganzen, von größter Wärme im dramatischen Kolorit und stärker als die anderen in jenen sympathischen unersetzlichen Eigenschaften der Erfindung, welche voll schönen Aus drucks zum Herzen sprechen. Während die Musik der Oper im ersten und letzten Akt vielfach auS den dekla matorischen Accenten der Rede gezogen und die Ver bindung des spezifisch dramatischen Elements mit dem Reiz der abgeschlossenen Gesangsmelodie durchaus selten ist, entfalten sich im mittleren Aufzug vollere Melodiedlüten und in der Traumscene, im Liebesduett, im SLlußgrsang triumphiert über der Einförmigkeit pathetischer Deklamation die dramatische Kraft der Gesangsmelodie und legt sich mit schmeichelndem Zauber um die Sinne des HörerS. Denncch bleibt zu bedauern, daß eS der Autor nicht versucht hat, hier einen großen Ruhepunkt zu schaffen und dem Ganzen mit einer im weiten Atem lyrischer Em pfindung sich ausbreitrndrn Scene einen plastischen Mittelpunkt zu geben. Gegen 26VOO Menschen find heute obdachlos. Die gesendeten Unterstützungen sind unzureichend. Der Minister deS Innern ist nach Zante abgereist. Dresden, 3. Februar. Die englische Thronrede. Der Thronrede, mit welcher am 31. Januar daS englische Parlament eröffnet wurde, hatte man in politischen Kreisen mit Spannung entgegengesehen, weil man erwartete, daß Gladstone, der nunmehr beinahe schon 6 Monate die englische Regierung leitet, ohne bisher der Öffentlichkeit gegenüber seiner Politik einen f» st ausgeprägten Charakter gegeben zu haben, diese Ge legenheit zu einer Kundmachung seiner nächsten Pläne und Absichten benützen werde. Dies ist indessen wiederum nicht geschehen und deshalb ist man über den dürfiigen Inhalt der Thronrede enttäuscht. Dem girbt der über englische Verhältnisse gut unterrichtete „Hamb. Corr." in folgenden Ausführungen Ausdruck: „Noch am Vorabend der Parlamentseröffnung sag ten die „Times": „Weder das Volk von England noch das Volk von Irland hat heute die geringste Kennt nis von einer Maßregel, die, wenn sie ernstlich ge meint ist, unsere Konstitution in Stücke zerreißen muß. Wir wollen, daß der Schleier gelüftet werde; wir wollen unserem Feind ins Angesicht schauen. In einem konstitutionell regierten Lande wird nie der Versuch gemacht, ohne vorangegangeue öffentliche Dis kussion auch nur eine Maßregel von geringer Bedeu tung zum Gesetze zu erheben. Eine solche Diskussion ist bis jetzt in Bezug auf eine Gesetzesvorlage, die eine» revolutionären Charaktir an sich trägt, unmög lich gemacht worden. Was sagt nun aber die Thron rede über die veihängnisvolle Homerulevorlage? „Bei nächster Gelegenheit wird Ihren, Lords und Gentle- men, ein Gesetzentwurf über die Verbesserung des Verwaltungssystems m Irland vorgele .t werden. Bei der Abfassung der Vorlage wurde der Wunsch ver folgt, das irische Volk zufrieden zu stellen, dem Par lament eine wichtige Erleichterung zu verschaffen und der Stärke, sowie der Einheit des Reiches eine neue Sicherheit zu gewähren. Es siegt auf der Hand, daß auch mit dieser unbestimmten Andeutung noch nichts Positives gesagt ist, und man wird nur zu leicht zu dem Schlüsse kommen, daß Gladstone trotz allen Nach denkens in Biarritz und trotz aller Ministerkonferenzcn, die seit seiner Rückkehr aus dem genannten Bade stattgefunden haben, mit dem Haupt- und Kernstücke seines politischen Programms noch immer nicht voll ständig zum Abschlusse gelangt ist Wunderlich nimmt es sich auch aus, daß die Ankündigung der hoch bedeutsamen Homerulevorlage mitten in ein ganzes Register anderweitiger, mehr oder weniger wichtiger Gesetzentwürfe hineingestellt, also in keiner Weise be sonders betont, sondern eher versteckt ist. Rian könnte deshalb geneigt sein, dem „Daily Telegraph" zuzu stimmen, der geradezu der Meinung Ausdruck giebt, laß die Regierung beflissen sei, die Aufmerksamkeit des Landes von ihrer Homcrulepolitik durch eine Anzahl anderer Vorschläge abzulenken, ehe sie den Schleier von ihrem irischen Projekt lüfte. Für sehr naiv aber muß man eS erklären, daß Gladstone mit diesem seinem Projekte die Kraft des Reiches zu stärken und seine Einheit zu befestigen hofft, mit einem Projekte, von dem die „Times", wie oben bemerkt, ohne weiteres erklären, daß eS die eng lische Konstitution in Stücke zerreißen muß. Da alle Welt weiß, daß es die unverhohlene Absicht der Irländer ist, sich ganz v u England zu trennen und jedes Zugeständnis nach dieser Richtung hin nach Möglichkeit weiter auszunutzen, so genügt die Erklär ung tLladstones in der Thronrede, daß bei Abfassung deS Homeruleentwurses ter Wunsch verfolgt wurde, Draesekes Werk bezeugt ein großes und selbstän diges Tongestalten, zugleich aber einen geringen Sinn für daS Bühnenwirksame und in vielen Abschnitten eine herbe Physiognomie in Erfindung, Gefühls- ausdruck und melodischer Führung — Eigenschaften, die einer raschen Verbreitung und Beliebtheit der Oper entgegenstehen nnd zu denen noch der Umstand kommt, daß an die Ausführung ungewöhnlich schwierige Forderungen gestellt werden. An unserer Bühue geschieht die Wiedergabe mit rühmlichem Ge lingen, rühmlich für alle Mitwirkenden, namentlich für die Königl. Kapelle, den Chor und unter den Solisten für Fr. Wittich und Frl. v. Chavanne. Der böse Geist. Roman »vn A. G v. Suttner. r (Fortsetzung.) „Ah, daS ist schön! Nun, da werden wir ihn auch öfter hier sehen; an Sonn oder Feiertagen, wenn er nichts Besseres zu thun weiß, kann er ja ganz gut seine freie Zeit in Sleinbrunn zubringcn." „Es wird sich zeigen, ich fürchte aber fast, er hat im Gebrause des Stadtlebenr den Geschmack für die ländliche Stille eingebüßt. Jedenfalls erwarte ich ihn, wie gesagt, im Laufe der kommenden Woche auf einige Tage; mag sein, daß alte Kindrrerinnerungen an Steinbrunn wieder ausleben und daß er mich öfter besucht; mir wäre es ganz recht, Hans ist in jeder Beziehung ein ausgezeichneter Mensch." „Das ist in der Familie Tannenberg überhaupt zur Tradition geworden" sagte Baron Ragotz freund- „das irische Volk zufrieden zu stellen", um die ganze Gefahr seines Vorgehens klar zu stellen, und wenn er trotzdem behauptet, daß er damit die Stärke und Einheit deS Reiches zu erhöhen glaube, so ist daS ent weder eine leere Phrase oder er spielt mit einer der allerwichtigsten Fragen, indem er sich zwischen zwei Stühle setzen zu können glaubt. Beide Annahmen lassen ein scharfes Licht auf die große Schwäche der Gladstoneschen Politik fallen und sprechen für die Überzeugung ihrer Gegner, daß ganz allein schon die Schwere der Last, die Gladstone auf sich ge nommen hat, seine Regierung zu Boden drücken wird. Wie man weiß, verfügt Gladstone nur über eine geringe Mehrheit im Unterhause, und auch diese hat er nur, wenn er sich auf die irischen Stimmen verlassen kann. Nun wäre es ja möglich, daß er sich mit den Führern der Irländer unter der Hand dahin geeinigt hätte, zunächst mit geringen Zugeständnissen vorlieb zu nehmen, um die Engländer nicht zu sehr zu erschrecken ; aber die Herren Iren sind eine so leidenschaftliche und unzuverläßliche Gesellschaft, daß niemals mit Sicher- heit auf ihre Versprechungen zu rechnen ist. Mag es deshalb auch ganz klug sein, daß Gladstone bis zum letzten Augenblick seine Homerulevorlage als Geheim nis behandelt, damit sie nicht vor der Zeit kritisch zerpflückt wird, so sprechen doch zu viele gewichtige Gründe gegen die Möglichkeit, daß er einen Erfolg davontragen könnte. Zu vergessen ist dabei auch nicht, daß, selbst wenn die Vorlage im Unterhause durch ginge, sie mit aller Sicherheit vom O oerhause ver- worsen werden wird. Von den übrigen Vorlagen wollen wir nur zwei her- vorheben, die nicht ohne besondere Bedeutung sind. Die eine, die die Thronrede selbst als wichtig bezeichnet und demgemäß an die Spitze stclli, ist der Vorschlag, eine par lamentarische Untersuchung über die Notlage der britisch-n Landwirtschaft anzuordnen. Es wird mit Recht an gedeutet, daß es nicht nur Ursachen vorübergehender Natur sind, die die gegenwärtige Gedrücktheit dieses grundlegenden Gewerbes hervorgerusen haben. Man wird also gespannt darauf sein dürfen, wie man gerade in England diese Frage ausfaßt, wo bisher noch immer vor dem Freihandelsprinzip alle anderen Rück sichten haben schweigen müssen. Belangreich sind ferner die Vorschläge wegen der Wahlreform. So namentlich die Abkürzung der bisher siebenjährigen Legislatur perioden. In der Ordnung ist jedenfalls die Be seitigung des doppelten Stimmrechts, worüber jetzt manche Wähler verfügen. Wenn endlich die Thronrede gleich zu Anfing in Bezug auf die auswärtige Politik sagt: „Die Be ziehungen meiner Regierung zu den auswärtigen Mächten sind andauernd freundlich und harmonisch; deren Erklärungen sind nach allen Richtungen der Er haltung des europäischen Friedens günstig," so ist das freilich nicht ganz buchstäblich zu verstehen; aber es ist ganz in der Ordnung, daß Gladstones Regierung in den obwaltenden Schwierigkeiten nichts Be denkliches sehen will. Denn wenn man auch in Frankreich von dem neuesten Vorgehen Englands in Ägypten nichts weniger als erbaut ist und von seiner üblen Laune keineswegs ein Hehl macht, so ist man doch zu ernsten Schritten augenblicklich weniger als sonst befähigt, selbst wenn dafür die Weltlage günstiger wäre, als sie es thatsächlich ist. Man wird also in Paris davon Akt nehmen, daß auch in der neuesten englischen Thronrede die schon wiederholt ab- gegebene Versicherung niedergelegt ist, England beab sichtige keine dauernde Besetzung des Nillandes und dabei wird cs bis auf weiteres bleiben. Von Marokko zu sprechen, hat cs Gladstone nicht einmal der Mühe wert gehalten, und die Übergriffe der Nordamerikaner in Hawaii sind zu neuesten Datums, als daß sie hätten berührt werden können. Bei der gewaltigen lich. „Nun aber erzählen Sie uns etwas von Ihren Erlebnissen." „Gewiß haben Sie eine schwere Schiffladung mit Erinnerungen mitgebracht", warf Zoe ein. „Schon damals, als Sie noch kleinere Reisen machten, hatten Sie die Gewohnheit, mit vollgepackten Kisten heim zukehren." „Eine Schiffsladung ist gerade nicht daraus ge worden, aber immerhin ein stattlicher Packwagen. Ich habe mir auch erlaubt, an die kleine Zoe zu denken und in Japan einiges au-zuwählen, das die große Zoe nicht zurückweisen wird; nicht wahr, Baronin?" „Baronin?" frug der Vater abwehrend. „Warum diese steife Ansprache? Ihr rieft Euch doch damals einfach bei dem Taufnamen." „Wenn ich mir diese Freiheit auch jetzt heraus nehmen darf, werde ich schr glücklich sein; mir ist gewiß daran gelegen, die freundschaftlichen Be ziehungen von einst so rasch als möglich wieder auf zufrischen." Zoe reichte d:m Besucher freimütig die Hand: „Ich bin ganz damit einverstanden — bis auf den „Fratz", der mit der Kleinen zu Grabe getragen worden ist." .„Bis auf den „Fratz", bestätigte Marcel fröhlich, „dazu wäre jetzt wohl kein Grund mehr vorhanden ... und auch damals verdienten Sie die Bezeichnung nicht, denn Sie waren immer sanft und wohl erzogen und —" „Und was noch alles!" fiel sie ein. „Ein Aus bund der Vollkommenheit, wie heute noch. Nun, lieber Bar—, lieber Marcel", kam daS letztere etwa- zag haft und leise hervor, „ich besaß schrecklich viele Ueberlegenheit der englischen Flotte dürfte sich die Regierung der Vereinigten Staaten außerdem auch wohl hüten, ohne weiteres zu der Etablierung eines Protektorates auf dieser polynesischen Inselgruppe zu schreiten, die man beim besten Willen nicht als em Anhängsel des amerikanischen Kontinents wird quali fizieren können. Gladstone hat also recht, wenn er der Überzeugung Ausdruck gegeben hat, daß keine ernsten Schwierigkeiten der auswärtigen Politik vor handen sind, die die Aufrechterhaltung deS Weltfrieden- zweifelhaft erscheinen lassen könnten." Lages geschuhte. Dresden, 3. Februar. Se. Majestät der König nahmen im Laufe des heutigen Vormittags die Vor träge der Herren StaatSminister im Residenzschlosse entgegen. Dresden, 3. Februar Die jetzt erschienenenNummern 2 und 3 des Reichsgesetzblattes vom Jahre 1893 enthalten: Bekanntmachung, betreffend die Befreiung vorübergehender Dienstleistungen von der Jnvaliditäts- und Altersversicherung, Bekanntmachung, betreffend die Gestattung des Umlaufs der Scheidemünzen der Frankenwährung innerhalb badischer Grenzbezirke, Be kanntmachung betreffend Abänderung und Ergänzung der Aichordnung, sowie Bekanntmachung, betreffend die Anwendung der vertragsmäßig bestehenden Zollsätze auf rumänische Erzeugnisse. * Berlin, 2. Februar. Se. Majestät der Kaiser haben am 2. d. Mts., nachmittags 1 Ühr, im hiesigen königlichen Schlosse den bisherigen Königl. spanischen außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe Grafen v. Ba »ne los in Audienz zu empfangen und aus dessen Händen ein Schreiben Ihrer Majestät der Königin-Regen tin von Spanien entgegenzunehmen geruht, wodurch Graf v. Baüuelos vou diesem Posten abberufen wird. Der Audienz wohnte der Staatssekretär des auswärtigen Amts Frhr. v. Marschall bei. Unmittelbar nach der Audienz wurde dem Grafen v. Baüuelos die Ehre des Empfangs bei Ihrer Majestät der Kaiserin zu teil. — Se. Majestät der Kaiser haben dem zu Aller- höchstihrer Disposition stehenden vormaligen Ersten Sekretär bei der Botschaft in Paris, Legationsrat v. Hirschfeld den Charakter als Geheimer LegationS- rat verliehen. — Heute nachmittag trat der Bundesrat zu einer Plenarsitzung zusammen — Der Generaloberst v. Pape vollendete gestern, wie bereits gemeldet, sein achtzigstes Lebensjahr. Schon ftühzeitig übersandte Se. Majestät der Kaiser mit Seinen Glückwünschen einen kostbaren, inwendig ver goldeten Pokal, verziert mit dem Kaiserl. Wappen und den beiden Jahreszahlen 1813 und 1893. Ihre Majestät die Kaiserin ließ Ihre Glückwünsche durch Ihren Oberhosmeister Frhrn. v. Mirbach übe» bringen, der zugleich im Auftrage der Hohen Frau einen Blumenkorb auS Porzellan überreichte, gefüllt mit 80 Maröchal-Niel-Rosen, aus deren Mitte als 81. eine rote Rose hervorragte. Im Laufe des Vormittags wurden von der Gemahlin des Generaloberst, der durch eine leichte Erkältung verhindert war, die Beglück wünschenden persönlich zu empfangen, der Großherzog von Hessen, der Erbprinz von Sachsen-Meiningen und der Erbgroßherzog von Baden empfangen, sowie fast alle in Berlin anwesenden Generäle, höhere Stabs offiziere, Abordnungen von Osfiziercorps und viele andere hervorragende Persönlichkeiten. Ihnen allen konnte Frau v. Pape die Mitteilung machen, daß das Unwohlsein nur ein leichtes sei uno der General am Abend einen Kreis ihm besonders nahe stehender Offiziere um sich zu versammeln gedenke. Fehler und habe noch gezenwärt'g einen guten Teil abzuschütteln; so etwa alle Jahre ein Halbdutzend — dann mag ich, wenn ich meinen hundertsten Geburts tag erlebe, meine Last ein wenig erleichtert fühlen." Die Glocke in der Vorhalle rief zur Mahlzeit und Marcel erhob sich, um nach seinem Hut zu greifen: „Auf baldiges Wiedersehen also; — ich hoffe — der Baron legte ihm die Hand auf den Arm: „Nein, nein, ich lasse Sie nicht fort, Sie bleiben zum Essen bei uns; da, geben Sie Zoe den Arm und vorwärts." Der Besucher ließ sich durchaus nicht nötigen, sondern that, wie der Herr vom Hause ihn geheißen, und führte Zoe den Gang entlang dem Eßzimmer zu Dort mußte er nun einen Teil seiner Erlebnisse zum Besten geben, die sich im Lause der Jahre zu mehreren Bänden angesammelt hatten, und da er überall die Augen und Ohren offen gehalten, so war er in der Lage, nicht nur verschiedene abenteuerliche Ereignisse mitzuteilcn, sondern auch ein genaues Bild von den inneren Zuständen, dem Volkscharakter, den Sitten und Gebräuchen jeder Länder wiederzugeben, die er sich im Laufe seiner Erzählung zum Vorwurfe nahm. Vater und Tochter hörten mit lebhaftem Interesse zu und beide wurden nicht müde, über jene Einzel heiten Fragen zu stellen, die sie persönlich am meisten interessierten. So verlief eine sehr angenehme Stunde und Marcel begann sich in dem ihm von Jugend aus sehr lieben Orte wieder wie in früheren Zeiten recht heimisch zu fühlen. Er hatte somit nichts einzuwenden, als ihn Zoe rach eingenommenem Nach mittagskaffee aufforderte, einen Rundgang durch
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