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Dresdner Journal : 07.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960707
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-07
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 07.07.1896
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Dresdner Murnal 155 Dienstag, den 7. Juli, abends Amtlicher Teil Nichtamtlicher Teil Tas Körner. Lnnst und Wissenschaft. Ministerium Badeui und die Vereinigte Linke vor dem Scheidewege. Weizen- lderftädt r Marte». AntündignngSgrbüdre»: Für den Raum einer gespal- tenen Zeile tlciner Schrift 2» Pf Unter „Eingesandt" die Zeile 5» Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Auischlag. Herausgeber: Königliche Expedition de- Drrsdner Journal- Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr Anschluß: Nr 1285. Trvartement des KnltuS und öffentlichr» Uuterrichts. Erlcdigl: die SchulsteUe zu Losfa bei Wurzen. Koüalor: die oberste Schulbehörde. Einkommen der Stelle auß.r freier Wohnung im SchuchauS und Nutznießung des Schulgarten-: lOOO M vom Schuldienst, 36 M für Turnunterricht, 62 M Heizung-äquivalent, bez 72 M für Fortbildung-schnlunterricht und 36 M der Frau des Lehrers für Erteilung der Hand- arbeitsunterrichieS Bewerbungsgeiuche sind unter Anschluß sämtlicher Unterlagen bis zum 2t Juli bei dem K BczirkS- schulinspekivr Schulrat Schütze in Grimma einzureichen fortschrittlichen Parteigebildes rechnen, ohne freilich deshalb jetzt schon alle Stränge mit der formell noch nicht von der politischen Bühne zurückgetretenen Ver einigten Linken abreiben zu müssen. Wird dieser Parteiorganismus in der nächsten Zeit in seiner gegenwärtigen Erstarrung weiter verharren, dann allerdings wären die Tage des Reichsrats schon ge zählt, und dessen Auflösung wird dann nicht mehr lange auf sich warten lassen. Vor einigen Tagen wurde in den politischen Kreisen eine lebhafte Beunruhigung durch die Blätter meldung hervorgerufen, daß die Regierung den poli tischen Behörden bereits die Weisung habe zukommen lassen, bis Ende September auf Grund der durch das jüngst beschlossene Wablreformgesetz geänderten Wahl ordnung die Wählerlisten für sämtliche fünf Wahl körper auszufertigen. Man deutete aus dieser Ver fügung des Ministers des Innern den Entschluß der Regierung heraus, den Reichsrat noch vor Ablauf seiner verfassungsmäßigen Dauerperiode und zwar schon jetzt aufzulöscn und die Neuwahlen noch vor Beginn der nächsten Herbsttagung desselben ausschreiben zu lassen. Nun wird diese Meldung dahin berichtigt, daß an die Kreishauptmannschaften dieser Auftrag von feiten des Ministers des Innern zwar ergangen sei, doch ohne Festsetzung der angeführten Frist. (Vgl. jedoch hierzu das heutige Telegramm aus Wien. D. R.) Tie Behörden haben demnach nur die Vorsorge zu tragen, daß die Wahllisten für den vorläufig noch nicht bestimmt vorausgesehenen Bedarfsfall vorliegen. Dahingegen glaubt man, aus dieser Vorsichtsmaßregel des Ministeriums Badem folgern zu dürfen, daß die Regierung nun sich allen Ernstes auf die Möglichkeit der Umwandlung der Staats Part ei der Deutsch liberalen in die oppositionelle deutsche Fortschritts partei noch vor dem Zusammentritt des Reichsrats im Oktober dieses Jahres einrichte, um auch daun die Lage beherrschen zu können. Alle Welt bezweifelt es zwar noch, ob dieser Fall thatsächlich eintritt, aber dem ungeachtet vermag auch niemand zu ver bürgen, daß das Gegenteil geschehen werde. Die deutschliberale vereinigte Linke kann allerdings in ihrer gegenwärtigen Verfassung und auf der bisherigen programmatischen Basis nicht weiter leben, aber sie will vorläufig noch nicht — sterben. Sie eignet sich jetzt nicht mehr zu einer Stütze der Staatsregierung, aber letztere muß doch noch mit den mehr als IW Stimmen rechnen, über die diese „langsam aber sicher" absterbende Partei noch in der nächsten Herbsttagung des Reichsrats verfügen wird. Graf Badeni hat zwar die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, daß die Vereinigie Linke in dieser nächsten Session vor ibrem Verscheiden noch einmal — mit sich reden lassen werde, aber diese Hoffnung ist doch — auf Sand gebaut, da diese Partei in ihren „letzten Verfügungen" durchaus unberechenbar ist. Sic ist jetzt von zwei disparaten Strömungen beherrscht. Die mit der Lage der Dinge zwar ganz und gar un zufriedenen aber, von derselben doch noch nicht ganz „angewiderten" deutschliberalen Abgeordneten fühlen sich jetzt schon als regierungsfeindliche deutsche Fort schrittsmänner umgeboren, aber sie zögern noch, ihren Austritt aus der Vereinigten Linken formell an zumelden, so lange die deutsche Fortschrittspartei in ihrer noch nicht vollzogenen Ncukonstitution ihnen nicht die sichere Gewähr dafür bietet, daß sie in ihren Reihen politisch für die Zukunft gut un> sicher auf gehoben sind. Dieser Teil der Deutschliberalen drängt nach baldiger Eatscheirung und möchte es auf die sofortige Auflösung und Erneuerung des RcichsratS ankommen lassen — in der Hoffnung, daß die Wühler ihnen nach ihrer Bekehrung zu den Grundsätzen der entschiedenen Opposition die Treue bewahren und sie abermals mit ihrer Ver tretung auch im nächsten Reichsrate betrauen werden. Der andere noch ungleich vorsichtigere Teil der deutsch liberalen Abgeordneten will sich jedoch von diesen optimistischen Hoffnungen nicht zu voreiliger Ent schließung hinreißcn lassen. Diese Parteitaktiker fürchten aus dem deutschliberalen Regen unter die deutschfortschrittliche ^Traufe zu geraten und möchten es doch noch auf einen kräftigen Versuch ankommen lassen, den Fortbestand ihrer Partei aus ihrer bis herigen Basis als Staatspartei in den im nächsten Jahre neuzuwählenden Reichsrat hinüberzuretten. Sie wollen in der bevorstehenden Herbstsession des Reich-rats mit der Regierung „ein ernstes Wort sprechen", um sie zu veranlassen, ihren Parteizwecken durch ausgiebige Zuwendung der der Bereinigten Linken bisher vorenthaltenen Gunst der maßgebenden Kreise zu dienen. Sie rechnen darauf, daß die Re gierung durch die in Bildung begriffene, entschieden oppositionelle Fortschrittspartei hinreichend cingefchüch- tcrt worden sei und nun nichts unterlassen werde, was der dahinsiechenden Vereinigten Linken ein neues Leben einflößen könnte. Wenn es ihnen gelingen sollte, durch ihre Haltung in ihren Transaktionen mit der Negierung während der bevorstehenden Herbstsession des Reichsrates wenigstens den Schein zu erwecken, daß die Regierung auf die Mitwirkung der Vereinigten Linken großes Gewicht lege und bereit sei, dieselbe durch wertvolle Zugeständ nisse an das deutsch-nationale Programm der Linken zu erkaufen, so würde dadurch der agitatorischen Thätigkeit der deutsch nationalen Volkspartei der Boden entzogen und das Ansehen der Vereinigten Linken als Staatspartei würde wiederhergestellt werden. Die um ihre Mandate und bisherige Führerrolle besorgten deutsch liberalen „Gemäßigten" klammern sich an diesen Strohhalm ihrer Hoffnungen, um nicht in den Wogen der deutsch-nationalen Strömung unterzugehen. Ihre Erwartung könnte sich aber nur in dem Falle bewahrheiten, wenn die „besinnungstüchtigen Deutschliberalen" in der Vereinigten Linken und ihrer Presse der dentschfortschrittlichen Gegenströmung entschieden ent gegentreten und sodann den Beweis erbringen, daß die neue deutsche Fortschrittspartei nur den weniger zahlreichen radikalen Teil des bisherigen deutsch liberalen Parteilagers umfassen und sie selbst also immer noch als Vertreter weiterer Wahlkreise zu gelten haben. Leider haben diese „besonnenen" deutsch liberalen Parteitaktiker es seit dem letzten deutsch liberalen Prager Parteitage unterlassen, irgend ein Lebenszeichen dieser Art von sich zu geben, während die an diesem Parteitage begründete deutsche Fortschritts partei schon auf eine ansehnliche Reihe von Kund gedungen ans dem früheren deutschliberalen Partei lager Hinweisen kann, die bezeugen, daß in den deutschliberalen Kreisen zur Zeit schon die deutschfortschrittliche Strömung die vorherrschende ist. Auf der vorgestern in Wien und Brünn statt gefundenen Parteiversammlung haben die deutsch liberalen Abgeordneten sich schon als Angehörige der deutschen Fortschrittspartei bekannt und ihre frühere Zuge- gehörigkeit zu der vereinigten Linken auch formell ab geleugnet. Die Beschlüsse dieser Parteiversammlungen wurden in der deutschliberalen Presse schon als Kund gebungen der neuen Fortschrittspartei zur Kenntnis genommen und auch gutgeheißen Graf Badeni muß nun mit die>en Lebkn-ersrdeiniingen des neuen deutsch Dresden, am 4. Juli 1896. Ministerium des Innern, v. Metzsch. vrz»,«»rei«: Für Dresden oltrtehShrUch 2 Mart KO Pf., bei den Kaiser- lich deutschen Postanstalten merteljShrlichSMarl; außer halb de- Deutschen Reiche« Poft- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend-. Fernspr -Anschluß: Nr.12»L. Werorönung des Ministeriums des Innern, die Aufhebung der gegen Weiterverbreitung der Maul- und Klauenseuche für die Kreishauptmann- schaft Zwickau getroffenen Maßregeln betreffend. Das Ministerium des Innern erachtet eS mit Rücksicht auf den Rückgang der Maul- und Klauen seuche innerhalb der Kreishauptmannschaft Zwickau für unbedenklich, nunmehr im Anschlusse an die in Nr. 136 des Dresdner Journals und der Leipziger Zeitung veröffentlichte Verordnung vom 12. Juni dieses Jahres die gegen Weiterverbreitung dieser Seuche mittels Verordnung vom 25. April dieses Jahres (Nr. 95 des Dresdner Journals und der Leipziger Zeitung) angeordneten schärferen Maß nahmen auch für den Regierungsbezirk Zwickau wieder außer Kraft zu setzen nundmehl Roggen- ck, DreSd- städtische» Nr. O/l te,00M., l1,40 M., chne Gack, oggenklei« R Spin- - H ohne r 6S,00 « Ib.öO ». tderlich. idutte». , per >r. 14t,ov s., matter, per Juli ,50 M. G., et. Hafer >li 118,7b A., matt, per Juli iO M. M E., per Juli 89,10 M ff still kstSM- Hrv9 Mi» Festtag«.) nach: 8, 8», 2, 2,o, 1, 1»», , «so, 7, 8. 10«, 11«, >30, 4, 4», 7, 7ro, 8, », 12, 12», , ö, S», 4, IvlL s», », s», 1, 1», 2, « «3o, 7, > Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist vom 1. Juni dieses Jahres ab dem bis herigen Bezirksarzte in Oschatz l)r mell. Rudolf Theobald Wilhelm Streit die Stelle des Bezirks arztes in der Amtshauptmannschaft Flöha unter An ordnung der Wohnsitznahme in Frankenberg über tragen und der bisherige praktische Arzt in Dresden vr weck. Ernst Karl Ferdinand Rechholtz als Be zirksarzt in Oschatz angestellt worden. Se. Majestät der König haben den Postdirektoren Ernst Richard Grobe in Oelsnitz lVogtl.) und Karl Wartmann in Crimmitschau das Ritterkreuz 2. Klasse des Verdienstordens, ferner den Briefträgern Christian Carl Pörschmann in Leipzig, Friedrich August Christ in Leipzig und Gustav Adolf August Kades in Grimma das allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. zur Maoonna emporichauen? — Ach es ist so gar keine Andacht mehr in ihren Mienen und keine Spur von der visionären Verzückung früherer Jahrhunderte. Tiepolo hat noch zwei Frauentypen geschaffen, die unS merkwürdig modern anmuten Das beste Beispiel für den einen ist die heilige Livarina (im Besitze des Hrn G B. Crespi in Mailand). Diese Heilige ist ein Backfisch, und der schaut so schelmisch und lieb unter dem braunen Tuche hervor, und aus den Augen träumt jenes heimliche Sehnen, das selbst noch nicht weiß, wonach es bangt, genau wie bei den frühlingshaften Mädchenköpfen Greuzes Für den zweiten Typus möge die heilige Lucia (aus der Apostel kirche) als Beispiel dienen Diese ist von den „Hektischen, Schlanken", mit jenen schmalen, bleichen Lippen; die dunkel umränderten, feucht schimmernden Augen starren in müder, hoffnungsloser Qual zum Himmel, wie um die Gnade des Sterbens flehend Und noch ein Ding macht unS den Frauenmaler Tiepolo wichtig und lieb zu gleich: er gehört nicht nur neben den großen Franzosen des 18. Jahrhunderts zu den Schöpfern des modernen Frauentypu», er brachte auch einen Moment in die venetianifche Malerei, das diese bisher nicht gekannt hat — die Geste. Bis zu Paolo Veronese haben wir feier liche Ruhe, oder die Bewegungen sind langsam, rund, ge meßen, mavütü. Im 17. Jahrhundert werden sie zer fahren, pathetisch, eckig, und der ganze Körper tritt in Aktion Tiepolo ist der Erste, dessen Frauen durch das Biegen eines Fingers, durch ein leises Achselzucken oder durch eine halbe Wendung des Kopfes mehr sagen, als man in zehn Seiten niederschreiben könnte Was nun TiepoliS Männertypen angeht, einen Christus und die Apostel, so wie wir sie auf der grandiosen „Kreuz tragung", dem „Abendmahl" und der „Geißelung" finden, so möchte ich hier auf eine Thatsachc Hin weisen Tiepolo, dieser merkwürdige Vorläufer der Modernen, hat im vorigen Jahrhundert schon Das voll- »0 M, te« »er sächsisch«, russischer e», neun K« nett» t, fein« 180 « c 100 K« 2,00 M , st., rund, x eiumal l«,VO M 2 2« M int Sack, — M * Die Tiepolo-Ausstellung in Venedig. Vor einigen Wochen hatte sich ein Zeitraum von 200 Jahren erfüllt, seitdem Giovanni Battista Tiepolo zu Venedig geboren wurde Aus diesem Anlaß hatte man in der Lagunenstadt und zwar im Palazzo Reale, eine Aus- steklung von Werken des großen Meisters veranstaltet, die allgemein das größte Interesse erregte. Einem Berichte über das Unternehmen, den Emil Schäffer in der „Neuen Freien Presse" veröffentlicht, seien die nachfolgenden Aus führungen entnommen: „Seltsam ist eS ihm ergangen, dem armen Tiepolo! Da er lebte, ward er verhätschelt und verzogen und war ein herrschender König, zu dem die jungen Künstler demütig aufblickten. Keinen Großen gab eS, wie Zanetti in seiner „Storm della pittura vsnsrrmim" berichtet, der nicht seinen Palast mit Fresken von TiepoloS Hand hätte geschmückt haben wollen: Der Erzbischof von Würzburg rief ihn über die Alpen, und Tiepolo malte ihm für sein Schloß jene lichten Deckengemälde, die schönsten wohl, die Deutschland besitzt. Spaniens König lud ihn an seinen Hof und ließ ihn, begeistert und ent zückt von seiner Kunst, nicht wieder ziehen; und die MarkuSbibliothek bewahrt zwei Bändchen Sonette und Stanzen, alle gedichtet „In lock« äi 6iovanni Uatti^ta Tiepolo"; und dann, da er im Jahre 1770 die Augen kaum geschloffen hatte zu ewigem Schlaf, ja dann?.. ." Weiter wendet sich der Verfasser gegen den Vorwurf, den man Tiepolo gemacht habe, daß er kein Zeichner gewesen sei: „Ich will ja meinetwegen zugeben, daß sich in seinen Fresken mancherlei Flüchtigkeiten entdecken laßen Gewiß, aber anstatt gerade über die Schwächen zu zetern und zu jammern, hätte man doch bedenken sollen, daß Tiepolo ein Riesenfresko in der Zeit von sechs Wochen hingeworfen Tagesgeschichte. Dresden, 7. Juli. Se. Königl. Höhnt der kom mandierende General Prinz Georg begab sich heute mit dem fahrplanmäßigen Zuge 6 Uhr 35 Minuten vormittags nach Langenberg, um der Besichtigung des 1. Feldartillerieregiments Nr. 12 und 3. Feld artillerieregiments Nr. 32 auf dem Truppenübungs platz Zeithain beizuwohnen. Se. Königl. Hoheit Hatto die Uniform des 1. Feld artillerieregiments Nr. 12 hierzu angelegt. Se Königl. Hoheit beabsichtigte mit dem plan mäßigen Zuge 2 Uhr 35 Min. nachmittags wieder in Dresden emzutresfen Begleitet wurde Se. Königl. Hoheit von dem Chef des Generalstabes, Oberst v. Broizem, und dem Ad jutanten im Generalkommando, Major Richter. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser unternahmen gestern vormittag bei prachtvollem Wetter einen Ausflug nach Lotaboff und Espelandvobs. Nach der um 4 Uhr erfolgten Rückkehr an Bord nahmen Sc. Majestät Vor trüge entgegen. — Der gestern nachmittag in der Kapelle des Dom- Kandidatenstiftes für den in die Ewigkeit abberufenen Schloßpfarrer, Lberhofprediger I). vr. Rudolf Kögel, ver anstalteten Trauerseier gab Ihre Majestät die Kaiserin die hohe Ehre Ihrer persönlichen Teilnahme. Se. Majestät der Kaiser ließen Sich durch den Chef Seines Geh. Zivil- kabinctts, Wirkl. Geh Rat vr. v. LucanuS, vertreten — Die Kronprinzessin von Schweden ist gestern vormittag mit ihren beiden Söhnen aus Kreuznach hier eingetroffen Sie begab sich sofort zum Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin nach dem Neuen Palais und kehrte später wieder nach Berlin zurück. — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist in Alt-Aussee eingetroffen. — Für einheitliche Ordnung des juristischen Studienwesens infolge der Annahme des Bürgerlichen Gesetzbuches tritt die „Köln. Ztg." ein. Wenn auch dem Reiche nicht die Befugnis zusteht, bindende Vorschriften hierüber zu erlassen, so dürfte, wie das Blatt ausführt, doch einer Regelung dieses Gegenstandes aus wesentlich gleicher Grundlage in allen Bundesstaaten ein ernstliches Hindernis nicht im Wege stehen Den beteiligten Ver waltungen der Bundesstaaten dürfte es sich um so mehr empfehlen, in einen Austausch hierüber einzutreten, als ja kein Zweifel darüber obwalten kann, daß eine gleichmäßige Ausbildung der künftigen Richter, Staats- und Rechts anwälte unter verschiedenen Gesichtspunkten als überaus vorteilhaft zu betrachten ist. Es würde zu Unzuträglich keiten führen, wenn beispielsweise in dem einen Bundes staate das römische Recht nach wie vor in dem bisherigen Umfange zur Grundlage des juristischen Studiums gemacht, in einem anderen dagegen nur als „propädeutische" Ein leitung und Vorbereitung behandelt würde, wenn dort das neue Gesetzbuch sich einer stiefmütterlichen, hier einer seiner Bedeutung entsprechenden Berücksichtigung unter den juri stischen Wissenszweigen erfreute. Die Übereinstimmung der verschiedenen Verordnungen würde auch dem abwechselnden Besuch der verschiedenen Universitäten nur förderlich sein. — Aus Bank- und Börsenkreisen berichten Ber liner Blätter an einem Tage folgendes: Verurteilung des Bankdirektors Friedmann; Flucht des Börsenmaklers Blumenthal unter Hinterlassung zahlreicher Schulden und Börsendifferenzen; Selbstmord des Getreidespekulanten Zuckermannn wegen bedeutender Verluste im Termin geschäft; Verhaftung des „Bankdirektors" Georges wegen bracht, was Menzel und Liebermann in unserem neuer dings versucht haben, er hat wirkliche Juden, nicht idealisierte wie einst Rembrandt, als Träger der heiligen Geschichte in die Kunst eingeführt. Die besten Judentypen, welche die Malerei bisher kennt — wir danken sie Tiepolo. Aber Tiepolo, der Venetianer, das Wellkind, trunken vom süßen Champagnergeist des Rokoko — er hat nicht bloß fromme Bilder gemalt. Da tobt auf einem Bilde grelles, buntes Jahrmarkttreiben; auf einem andern tanzen Masken Menuett, und Fächer rauschen, Seide knistert, man kichert, flüstert sich werbende Worte heimlich ins Ohr, drückt sich die Hände, verabredet verborgene Rendezvous, und König Carneval schwingt schellenklingelnd das Szepter. Soll Tiepolo Würde darstellen, feierliche, erhabene und langweilige, so geht sein lachendes Temperament, das allem Perrückenhaften, Ge spreizten und Steifen von Grund aus abhold ist, gern mit ihm durch So auf jenem koloristischen Juwel, der Versammlung der Malteser-Ritter Alle diese hochadeligen Herren, die den Kopf nach einer Seite neigen, sie ähneln ein bißchen der Prüfungskommission de» Kandidaten Hiero nymus Jobs bei Wilhelm Busch . . . Abgesehen davon, daß das reisende Publikum den Namen Tiepolo kennen lernt, wird diese Ausstellung auch unter den Gelehrten Gutes stiften Man wird nämlich nicht mehr behaupten dürfen, daß Tiepolo nicht genug gezeichnet hat. Denn da sind eine Unmenge Skizzen und Zeichnungen, besonders Handstudien, dann Gewänder, Draperien re, und alle sind mit der sorgsamsten Liebe ausgeführt, und dennoch ist nichts gezwungen und tot; an allem haltet noch der ver führerische Duft des Momentanen. Weniger gut da gegen ist e« mit seinen Radierungen bestellt, und gerade diese sind von unendlicher Bedeutung für Jeden, der ein umfaßendes Bild von Tiepolo» herrlichem Künstler tum gewinnen will. Wenn man Tiepolo einen Modernen heißen darf, so ist eS um dieser feinen Blätter willen, die kein Mensch kennt Auch hier bewährt er sich al« Meister hat unv daß ferne Kuntz stet» reich an Gertz gewesen rtz. Uno dann hätte mandarüber sinnen müßen, ob eS denn in der Gegen wart der FreSkomaler gar so viele gicbt, denen man dies nachrühmen kann Vielleicht wäre dann das Urteil doch etwas milder ausgefallen. Aber Tiepolo ist nicht bloß der arg verlästerte Dekorateur gewesen; nein, er hat auch viele Ölbilder gemalt, die in den meisten Kunstgeschichten so gut wie totgeschwiegen werden Hier kann man sie endlich einmal genießen, und fast dünkt er mir größer in diesen Staffeleibildern, denn als FreSkomaler Berauscht und entzückt stehen wir vor diesen Schätzen, die man aus dem Dämmerdunkel stiller Provinzmuseen und verborgener kleiner Kirchen ins Helle Licht gebracht hat; und wir staunen darüber, daß man vor 150 Jahren schon so „modern" empfinden konnte. Da ist dieser feine, aristo kratische, silbergraue Grundton, der un« heute wieder bei den Modernsten begeistert, da sind Lichtprobleme und koloristische Feinheiten, daß die Maler Purzelbäume schlagen vor Freude. Ünd all diese sublime Kunst ist de» prickelnden Lebens voll Freilich, tritt man vor diese Bilder, die dem Stoffgebiete nach fast alle der religiösen Kunst angehören, und sucht die Religion, den süßen blonden Kinderglauben Giovanni Bellinis und des Car paccio, da wird man nicht allzu viel mehr davon finden; aber warum dem ohnehin genug geschmähten Meister noch einen Vorwurf daraus zu machen, daß er nicht im fünf zehnten Jahrhundert zur Welt gekommen ist? Tiepolo war ein echtes Kind VencdigS: da» üppige, strahlend schöne Leben lockte und winkte — und das Leben und nicht der Glaube führte ihn auf blütenhellen Pfaden zu einer fröhlichen Kunst Er war ganz der Sohn jenes ausgelaßenen und koketten Venedigs des 18. Jahrhunderts. TiepoloS Madonnen sind süße Venezianerinnen mit runden, weichen Gesichtchen; um ihren Mund spielt ein pikantes Lächeln, al» wollte er eben geistreich für ein geist reiches Kompliment danken Und jene Heiligen, die Sr«e«uuage», verfetzungeu ic. im öffentlichen Dienste. re»«rtement »erKin«nzen. a) Kreis- und Bezirks steurrverwallung. AugestcUt al- Expedienten: Jähn bei der Bezirk-steuereinnahme Glauchau, Ftüael bei der Be- zirkssteuereinnahme Löbau — Versetzt: die Büreauassistenten Manncwitz in Oschatz zur BezirtSsteuereinnahme Leipzig, Nöbel in Leipzig zur Bezirk-steuereinnahme Oschatz. Jacob in Dresden zur B-zirkrsteuereinnahme Bautzen, Trenkler in Bautzen zur Bezirk-steuereinnahme Dresden; die Expedienten Rehm in Chemnitz zur Bezirkssteuereinnahme Freiberg, Schreiber in Freiberg zur Bezirk-steuereinnahme Chemnitz, Hoffmann in Löbau zur Bezirk-steuereinnahme Leipzig. b) Technische- Personal der Steuerverwaltung An gestellt als Geometer beim Zentralbürcau für Steuer- vrrmefiung die verpflichteten Feldmesser Hensel und Lindner Bei der Postverwaltung ist ernannt worden: Friedrich Paul Schars, Porzellanmaler, al- Postagent in Ruppert-grün bei Werdau. Tetxrtemcnt des Innern. Angcstellt beziehentlich befördert wurden: Karl Gustav Thum, Bureauassistent und Johannes Karl Human, Expedient bei der II. Rcchnungs- expedition des Ministerium- de- Innern, ersterer al- Sekretär, letzterer als Bureauassistent an der Landesanstalt Hohnstein; Friedrich Wilhelm Barth, Burcauaffistent an der Landcs- anstalt Grünhorn, als Sekretär daselbst; die Expedienten San dor Schubert in Waldheim, Fürchtegott Alexander Weiß bach in Zschadraß, Karl Max Wölfel in Sonnenstein, Iuliu» OSkar Kleinhempel in Untergöltzjch und Georg Knöfel in Hochweitzschen al- Büreauassistenten an den betreffenden An stalten; Friedlich Otto Markert als Expedient an der Laudes- blindenaustalt; Rudolf Hugo Albert Bauer. Aufseher an der Land.Sanstalt Hohnstein, als Oberausseher daselbst; Emil Moritz Lauterbach, Hilfsgarienausseher an der LandeSanstalt Sonnen- slein, als Gartenaufseher daselbst.
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