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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. ZmI 8 ktatt für das Königl. Oerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath dajelbst. Donnerstag, den 29. Nlärz l866. IZ. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. von dieser Zettschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Viertels abrg ang betrügt lv Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtltche Kbnigl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl litt der Redaciionh als auch tn der Druckerei d. Bl. in Meisten bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Joscratr nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mtl großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. Die Redaktion u m schau. Am 2l. März noch liefen an der Börse in Berlin Gerüchte, Preußen mache 5 ArmeccvrpS mobil; die Herzen und Papiere der Herren zitter ten und fielen gewaltig; die spateren Nachrichten aber bestätigen jene Befürchtungen nicht. Mehr oder weniger stimmen fast alle unbefangenen und unparteiischen preußischen Zeitungen mit den Beob achtungen über das Fehlen jeder Kriegslust. „Wir müssen constatiren, daß in unserer Bevölkerung gar keine Theilnahme für ein kriegerisches Borgehen gegen Oesterreich zu verspüren ist. Man hat sich, ehrlich gestanden, nie verstellen können, daß es zum Kriege kommen werde, und dieser politische Jnstinct ist auch der richtige gewesen. Man ist der festen Ueberzeugung, cs werde sich der Streit sehr bald auf diplomatisches Gebiet zurückziehen." BiSmarck ist tobt! lautete ein Telegramm, daS an der Börse in Wien ankam. Hui, wie die Papiere in die Höbe kletterten! Sie sielen aber wieder; denn das Telegramm war von einem Spe kulanten gefälscht. — Die Berl. Kreuzzeitung brachte tagtäglich die übertriebensten Berichte über sächsische Rüstungen, die doch, wie jeder andere Mensch wußte, in nichts weiter, als in der etwas früheren Einberufung der Rekruten bestanden. Aber die Kreuzzeitung wußte bereits, daß die Schätze deS grünen Gewölbes auf den Königstein gebracht, Pferde angekauft und die Reserven einberufen seien. Wen wollte sie damit täuschen? Ein Berliner Correspondent bringt eine überraschende Bermuthung darüber: Der König von Preußen liest nur die Kreuzzeitung; sieht er nun» daß seine Nachbarn rüsten, dann lauft auch ihm die Galle über und er wird zu einem Ent schlusse gebracht, wie ihn die Partei Bismarcks herbnwünscht. So frevelhaftes Spiel wagt man mit einem Könige, der auf dem Throne Friedrichs des Großen sitzt! — Die Stadl Frankfurt scheint zum Anfang und Ende aller großen Ereignisse in Deuischland aus ersehen zu sein. Heule sieht's aus, als würden auch Preußen und Oesterreich nach Frank furt gehen, um dort ihren Streit über Schleswig- Holstein und Deutschland auszulragen. Damit wäre vorläufig dem drohenden Kriege vorgcbcugt. Diese Wendung ist noch nichts weniger als gewiß, aber doch wahrscheinlich. Bielleicht, daß die Groß mächte an die von Oesterreich mit den deutschen Fürsten vereinbarte und durch den Widerspruch Preu ßens vereitelte Bundcsreform von 1863 anknüpfcn. Doch scheints auch wieder, als sei die Berufung auf den Bund nur ein Manöver von Seiten Oester reichs, um die Milletstaaten auf seine Seile zu ziehen. Es gehört wenigstens ein starker Glaube dazu, anzunehmen, baß Bismarck die Entscheidung des Bundes rcspectiren werde, nachdem er so oft erklärt hat, Preußen müsse seinen eigenen Weg gehen. Was bliebe dem Bunde übrig, wenn Preu ßen den Gehorsam verweigert? Krieg! Hoffentlich werden die Mittelstaaten nicht in die Falle gehen, die so plump angelegt ist. Möge Oesterreich nur allein die Suppe auseffen, die es sich ohne Bun deshilfe eingebrockt hat. — Die Czechen in Böhmen sind geschworene Feinde der Deutschen und in den letzten Jahren ist ihr Haß gegen Deutsche und Juden als „Aus länder" geflissentlich geschürt worden. Man flü sterte dem Pöbel immer in die Ohren, Juden und Deutsche mästeten sich auf Kosten des Bolts, ihr Besitzthum sei ein Raub an ezechischem Gute re.