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SaS kMEOeSonntagMattfürdasViskunMeiken-S Geistige Inflation Auf den 18. Sonntag nach Pfingsten. Das heutige Sonntagseoangelium bietet uns zwei nach Anlaß und Inhalt ganz verschiedene Teile. Und doch entstammen letzten Endes beide dem nämlichen Gedankenkreise und dienen dem gleichen Zweck. Sie verurteilen an den Pharisäern jene äußerliche, am Buchstaben klebende, darum aber auch das Aeußere über Gebühr einschätzende Auffassung, die sie zur Rücksichts losigkeit gegen die Not des Nächsten und zur widerlichsten Selbstüberhebung führt. Oder mit anderen Worten: Der einheitliche Grundgedanke, der beide Peri- kopenteile trägt und durchzieht, ist jenes Grundgesetz des christlichen Lebens und aller echten Sittlichkeit, daß die Gesinnung höher steht als äußere Tat und äußerer Erfolg. So wird unser Evangelium zu einer eindringlichen Warnung vor aller geistigen Inflation. Inflation! Wir alle kennen diese schreckliche und verheerende Nachkriegserscheinung. Papiergeld gab man uns, das fabelhaft hohe Summen nannte. Sum men, die man früher nur von ferne gekannt hat. Wir wurden über Nacht nicht nur Millionäre und Milliardäre, sondern schließlich sogar vielfache Billionäre. Und konnten doch mit den Riesensummen kaum das nötige Brot uns kaufen. Inflation! Eine Lüge und Verlogenheit, wie sie die Welt- und Staatengeschichte kaum je vorher ge kannt hat und hoffentlich uns nie wieder bescheren wird. Denn hinter der hohen glänzenden Fassade war ein Leichenhaus zusammengebrochener Existenzen verzweifel ter Greise und Greisinnen. Schlimmer als eine wirtschaftliche ist aber die geistige Inflation. Nichts kläglicher als Fas sadenmenschen, denen das Aeußere alles, das Innere nichts bedeutet. Keiner hat sie uns meisterhafter geschildert, gei sterhafter illustriert als das Evangelium des Herrn. Die Pharisäer sind solche Menschen geistiger Infla tion, sind die abstoßenden Urbilder alles Aeußerlichkeits- kultes mit schnöder Verachtung wahren Innenwertes. Sie kleben am Buchstaben. Wörtliche Er füllung des Gesetzes ist ihnen alles. Es lebe die Ge setzestreue, mag auch die Welt und mögen die Menschen dabei zugrundegehen! So könnte man ihre Geisteshal- caritas vu legst Me stana, Me marmorlMhle, Auf meine fieberheiße 5tirn, Vi5 ich ste langsam schwingen sichle, vie üumpse Slm in stäupt una stirn. vu glättest sorgsam mir Me Kiffen Una reichst mir Mn Senesungzirank. Vu lächelst miiü una willst nicht wiffen von meiner sterrenr tiesem Dank. Mir wirü so wohl bei Seinem walten, Var mich wie Klienhauch umweht, Ich sehe Sich Me stänM satten, Vie Kppen regen im öebet. Ich sichl'r, von Seiner Macht derwungen, wenn mir Senesung Sott verleiht, vaß au Sem coa mich abgerungen, vu Lngel aer Sarmherrigkeitl tung charakterisieren. Dabei ist ihnen das Gesetz nur der Paragraph, wie er vor ihnen steht. Seinen tieferen Sinn, seine eigentliche Seele vermögen sie nicht zu erschauen. Wir sehen es am Beispiele der Sonntagsheiligung in unserer heutigen Perikope. Eher würden die Pharisäer den Bruder an Leib und Seele verkommen lassen, ehe sie den vergötterten Buchstaben überträten. Wie dumm und wie menschenunwür dig! Gewiß, wir sind an die Gesetze gebunden. Wir sollen in aller Demut uns ihren Forderungen unter werfen. Aber wir sind doch keine Paragraphen s k l a - v e n. Wir besitzen nicht nur auch das Recht, sondern Soll die Brille nützen, muß sie richtig sitzen. Willst Du dessen sicher sein, kaufe sie bei Roettig ein. Dresden-A. — Brillen-Roettig — Prager Straße 23