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MMusserTMblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Das ^Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Mona^ bei Zustellung durch die Boten !^30 NM., bei Postbestellung «ss gebühr. Einzelnummern rSNpfg.AllePostanstaHen Wochenblatt sur Wrlsdruff u. Umgegend Postboten und unsereAus. tragerund Geschäftsstellen — nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40R^chs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebi^br 2V geschriebeneErscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkett KerNsvreM 0k: Amt Wilsdruff Nr. v berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.1VUbr. — - -- Für die Richtigkeit der durch FernrufübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. JederAabatlanspru ch erlifcht, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden muß oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittln» gsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 168 — 90. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 22. Juli 1931 Ier des nmn Hmer-Mv. Die Londoner Konferenz im kritischen Stadium. — Zusammenstoß zwischen Laval und Snowden. Washington, 21. Juli. Unterstaatssekrrtär Castle gab einer Presselcnsererz cm Dienstag den Inhalt der neuen amerika nischen Vorschläge bekannt, die Staatssekretär Stimscn der Lon doner Mimsterkcnferenz unterbreitet hat. Die einzelnen Punkte des neuen Hoover-Memorandums sind nach dem nunmehr vorliegenden Wortlaut folgende: 1. Was die politische Leite betrifft, so hofft die Regierung der PeremigtenStcalen, dost die europäischen Nationen durch ge- censeirwen guten Willen Md gegenseitige Verständigung jede Reibung ausschatten mögen, so dast sie sich auf die politische Sta bilität Europas verlassen kann. 2. Was die wirtschaftliche Seite angehe, so sei die gegen wärtige Notlage eine ausgesprochene Krise der kurzfristigen Kre dite. Der Hauptdruck auf Deutschlands Volkswirtschaft sei durch den einjähiigenAufschub aller Regierungsschulden erleichtert wor den. Deutschland aber hebe das Wirtschaftsleben in sehr grohem Ausn c hx durch kurzfristige ausländische Kredite finanziert. Es bestehe lein Grund, die Gesundheit der diesen Krediten zugrunde liegenden Basis anzuzweifeln. Jedoch habe die allgemeine Un sicherheit der letzten Wochen zu einem derartigen Vertrauens verlust geführt, dast Deutschland in seiner Kreditsiruktur einer schweren Belastung unterworfen worden sei. Der Abzug der Kapitalien habe in der Mcht vor der Mark innerhalb Deutsch lands und in der Kündigung ausländischer Guthaben seinen Aus druck gesunden. Diese Bewegungen seien im Grunde ungerecht fertigt'und wenn sie auszuhalten seien, bestehe kemGrund, warum die ichiqe Krise nicht unverzüglich endgültig überwunden werden könne. Die Flucht vor der Mark werde durch kraftvolle Maß- nohmen der Reichsregierung und der Reichsbank bekämpft. So bald er« einmal die unvernünftige Furcht beseitigt worden se,, Werde man sicherlich auf de« Patriotismus des deutschen Volkes rechnen können, damit die Zerstörung des Kredites im eigenen Lande verhindert werde. Die Abwanderung des Auslandskapi tols müsse durch ein festes Programm bekämpft werden, das die Möglichkeit gebe, die gegenwärtig lausenden Kredite für eine an gemessene Zeit beizubehalten. Der Umfang dieser Kredite, zusam men mit den durch das Moratorium frei werdenden Reparalious- ftmmen, sollten ausreichen, um dieBedürfnisse des deutschenWirt- schaftslebens für den Augenblick zu befriedigen. Anderseits sei es offensichtlich, dast jeder Versuch, neue Kreditmittel zu beschaffen, wirkungslos wäre, wenn die Kündigung der vorhandenen Kredite nicht verhindert würde. Um die Durchfiihrung des Programms zu ermöglichen, sollten die Regierungen der kapitalkräftigsten Länder ihre Bankiers ermutigen, entsprechende Mahnahmen zu treffen. Die Einzelheiten des Planes müstten Bankausschüssen der be treffenden Länder überlassen bleiben, jedoch könnten die Zentra,- notenlanken die notwendige Führung übernehmen und an dem Plane Mitarbeiten. Diese freiwilligen Vereinbarungen sollten durch eine strenge Reichsbankkontrolle aller ausländischen Wäh- rungslransoktion.en vervollständigt werden. 3- Die sofortige Durchführung des Programms würde zwei fellos die unmittelbare Wiederkehr des Vertrauens zur Folge haben, so dast in verhältnismähig kurzer Zeit die Einschrän kungen der genannten Art wieder aufgehoben werden könnten. 4. Ein Ausschuß solle durch die BIZ. oder auf andere an- gcu essene Weise eingesetzt werden, um einerseits er stens mit den interessierten Banken der verschiedenen Staa ten über eine Erneuerung der laufenden kurzfristigen Kredite zu beraten; zweitens weitere unmittelbare Kreditbedürfnisse Deutschlands zu untersuchen und drittens um während der nächsten sechs Monate einen Plan auszu arbelten, der die Umwandlung eines gewissen Teiles der kurzfristigen Kredite in langfristige ermögliche. Castle betonte, der Plan vermeide jegliches Eingehen auf französiiche finanzielle oder politische Bedingungen und bezeichnet als wichtigstes Problem die Nichtkündigung der gegenwärtigen kurzfristigen Kredite fowie deren baldige Umwandlung in lang fristige Kredite. Als einzige Garantie wird eine stritte Kontrolle seitens der Reichsbank bezüglich aller Transaktionen in fremden Devisen ge fordert. Lastle teilte mit, dast der Man am Freitag an Stimson »nd Mellon aefandt wurde und baß Sftmson ihn am Sonnabend mst ken "Nb deutschen Ministern besprochen habe. Er bezeichnete die Aufnahme des amerikanischen Planes als durchaus freundlich. Er gab ferner an, daß von den 12VV Millionen Dollar der in Deutschland investierten kurffristigen Kredite etwa die Hälfte aus den Vereinigten Staaten stamntte. Er hoffe daß die Zentralbanken zusammen mit der ° e Privatbanken dazu veranlassen würden, diese Kredite mch , ä - rufen, etwa notwendige weitere kurffrifftgeKredtte zu aber innerhalb des nächsten halben Jahres die Umwandlung st Kredite in eine langfristige Anleihe in die Wege zu leiten. Er be tonte, daß 'die ersten beiden Punkte lediglich ein erster Schritt seien, um Zeit für diese Umwandlung zu gewinnen. In Regie- rungskreiscn sprach man sich zuversichtlich darüber aus, daß der amerikanische Plan mit Rücksicht darauf, daß Deutschlands sinan- ziele Struktur die „fundamentale Grundlage" sei und daß die Reichsregierung so energische und mutige Schritte zur Bekämp fung der Flucht aus der Mark ergriffen habe, eine baldige An nahme durch die in Betracht kommenden Stellen finden werde. Man sei sehr erfreut über den freundschaftlichen Ton der Dis kussion zwischen Frankreich und Deutschland und man glaube, daß die Banken den amerikanischen Man billigen würden, da es ihnen nichts nütze, ihr Geld aus Deutschland zurückzuziehen. London für den neuen Hoover-Vorschlag. In Washington verlautet, daß die britische Regierung den neuen Hoovcrvorschlag in vollem Umfange unterstütze. Vorzüglicher Eindruck in Wallstreeilreisen. Der neue Hoover Vorschlag hat in den Newporter Wall- streetkrcisen einen vorzüglichen Eindruck gemacht. Mehrere Bankiers erklärten, daß die überwältigende Mehrheit der ame rikanischen Finanzinstitute bereit wäre, aus der genannten Grundlage die kurzfristigen Kredite zu erneuern. * Frankreich will politische Lösung? Zusammenstoß Laval-Snowden London, 21. Juli. Die Tatsache, daß die Londoner Mi- nisterlcuserenz einen Ausschuß von Finanzministern und Sachver- ständigeen derFinonzmiristerien eingesetzt hat, ohne hierzu dieVer- treler der Danlirteressenten hiuMuziehen, mutz durchaus als ein Sieg der Franzosen angesehen werden. Es ist bekannt, daß sie der Plänen des Gouverneurs der Bank von England, die sich mit den amerikanischen im wesentlichen decken, einen starken Wider stand entgegensetzten, hcuptsächlich auch deshalb, weil die Bank von England von politischen Bedingungen nichts wißen will. Während der Verhandlungen am Dienstag vormittag ist tat sächlich im Hinblick auf die rein banktechnische Natur des Pro blems, wie sich die Zurückziehung ausländischer Guthaben aus Deutschland am besten verhindern laße, der Antrag eingebracht werden, die'e Frage entweder einem Bankierausjchntz oder emem gewischten Ausschuß, an dem Vertreter der Finanzministerien und der Banken teilnehmen sollten, zu übertragen. Hierüber hat sich eine längere Erörterung entspannen, die schließlich mit dem Siege der Franzosen endete. Sie haben hierdurch erreicht, daß die rein finanzielle Behandlung der zur Erörterung stehenden Frage je derzeit auch auf politisches oder finanzpolitisches Gebiet Lbersührt werden kann, was ja der Grundeinstellung der Franzosen völlig entspricht, die damit die Tätigkeit eines Ausschusses säst jederzeit lcchmlegen können. Laval soll in der Sitzung einen ziemlich ernstlichen Zuscun- wrnstctz mit Snowden gehabt haben. Lr soll geäußert haben, daß eine nähere Erklärung des französischen Standpunktes sich er übrige, da dieser hinreichend bekannt sei. Hiermit spielte er auf den französischen Plan einer Zwei-Milliardenanleihe für Deutschland an, der jedoch in Konferenzkreisen als völlig erledigt angesehen wird, nachdem sich das Hauptinteresse auf den zweiten AlleMütivvorfchlag MacDonalds und die Erörterungen der beiden Brüningbedingungen konzentriert hat. Innerhalb der französischen Abordnung wurde wegen dieser Wendung eine stark pessimistische Auffassung an den Tag gelegt. Es liefen Meldungen um, wonach die Franzosen keine Möglichkeit einer weiteren Zusammenarbeit mit den anderen Nationen in der Frage der finanziellen Hilfeleistung für Deutschland erblickten und daß infolgedessen Laval spätestens am Mittwoch abend ab reisen würde. Erkundigungen bei der in Frage kommenden Eisen- bahngesellschast, so wurde in KvnferenzkreiM behauptet, hätten ergeben, daß tatsächlich schon die Fahrkarten nach Paris bestellt seien. Ob diese Drohung der Franzosen wirklich ernst zu neh men ist, wird noch vielfach bezweifelt. Tatsächlich wirkt sich aber die Verstimmung schon in der NachmittaWsitzung der Finanz minisler und ihrer Sachverständigen aus. Sie zog sich unge wöhnlich lange hin. Gelegentlich aus dem Konferenzraum in die Außenwelt gelangende Nachrichten waren sämtlich pessimistisch. Keine Einigung der Kinanzminister in London. Die Konferenz der Finanzminister und Finanzsach verständigen endete, ohne daß sich eine Einigung auch nur abzeichnete. Die Minister werden voraussichtlich der Vollkonfcrenz ihre Berichte über die Frage vorlegen, wie man die Maßnahmen zur Verhinderung der Kapitalabzüge aus Deutschland ergreifen kann. Vom Foreign Office wurde folgende amtliche Ver lautbarung ausgegeben: „Der von der Hauptversammlung am Dienstag vor mittag eingesetzte Ausschuß der Finanzminister unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten als Präsidenten der Kon ferenz versammelte sich am Dienstag nachmittag, und zwar die Finanzminister der Vereinigten Staaten, Frankreichs und Englands sowie Dr. Brüning und Francqui. Die Ergebnisse der Verhandlungen des Ausschusses werden der am Mittwoch vormittag tagenden Hauptkonferenz vorgelegt werden." Halbierte gehattsxahlung Zahlung der Angustgehöl- ter in zwei Raten Für Beamte und fürAnge st eilte in der Privatwirtschaft. Die Ncichsrcgierung hat eine neue Notverordnung erlassen, die für August durch eine Änderung bisheriger Gehaltszahlungen dem beschränkten Aahlungsmlttelum- lauf Rechnung tragen soll. Durch die Notverordnung wird die Reichsregierung ermächtigt, den Beamten und An gestellten des Reiches, der Reichspost, der Reichswehr die Dienstbezüge und die Ruhe- und Wartestandsgelder und die Bersorgungsbezüge in zwei Raten auszuzahlcn. Auch die Privatwirtschaft erhält das Recht, aus Grund dieser Notverordnung die Gehälter und Bezüge ihrer An gestellten in zwei Raten auszuzahlcn. Die eine Hälfte mutz am bisherigen Fälligkeitstag, die andere Hälfte nach zehn Tagen bezahlt werden. Die Länder und Gemeinden und die Körper schaften des öffentlichen Rechts sind verpflichtet, für ihre Beamten entsprechende Regelungen zu treffen. Die Reichsbahn wird ebenfalls ermächtigt, ihre Auszah lung zu ändern. Ferner wird der Reichsfinanzminister ermächtigt, die Anteile der Länder an den Steuern abweichend von der bisherigen Regelung auszuzahlen. Wenn als Folge dieser Notverordnung die Miete nicht bezahlt werden kann, dürfen für den Mieter keine Rechtsnachteile eintreten, d. h. eine Kündigung ist nicht möglich. Bei der Verordnung handelt es sich um eine ein malige Maßnahme. In der Ausführungsverordnung heißt es zu den Bezügen der P ri v a t a n g e st e l l t e n: „Bezüge für Dicnstleistupgcn im Privatdicnst, die für einen Zeitraum von mindestens einem Monat gewährt werden, können vorübergehend von den Zah lungsverpflichteten an anderen als den bis herigen Auszahlungstagen ausgezahlt werden. Jedoch muß bei Monutsbeginn mindestens die Hälfte des Monatsbezuges am bisherigen Fälligkeitstage, der Rest zehn Tage später ausgezahlt werden; bei Be zügen, die für einen längeren Zeitraum als einen Monat gewährt werden, muß der aus einen Monat entfallende Teilbetrag mindestens je zur Hälfte am ersten und fünf zehnten dieses Monats ausgezahlt werden." Bezüglich der Mictzahlung sagt die Verordnung: „Wird ein Schuldner durch die veränderte Zahlungsweise gemäß dieser Verordnung ohne sein Verschulden gehindert, eine fällige Mietzinszahlung zu leisten, so gelten die Rechts folgen, die wegen der Nichtzahlung oder der nicht recht zeitigen Zahlung nach Gesetz oder Vertrag eintreten, a l s nicht ein getreten."