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Dresdner Journal : 31.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186003317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600331
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-03
- Tag 1860-03-31
-
Monat
1860-03
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 31.03.1860
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lau 76. SoMübeud, den 31. MäH 1860. ' - — - - — . - - —> > > - > —— ..... .- > , „ . — — j.s. ' ' — ,i . - .... . i , r ««-rt-r .. ^bl». ltzilssr. »»«—»«».» b» ^0 M '» (wie» 1»»«,. W»4 »rv>«NIrb ki vr—««? IS 's». s 8t«mp<l«u- bttwi<Iu, l<N>»io»en > 1 1 »ebtug bin»» -7Ilf j I! 1 . ' . » i ' .. - - . - I.! j ,Pns««trnM»<str n: l n ä*a L»»« «i»,r g«,p«ll,vo* 1 „Imnxks-It7c' <!i^ Xr ilo: 2 Xge. '-'» - - : ' " ' ckrkchrltttz: Vkßttrb, mir ^»«nitkttd« <>e, Kano - qnü p,lert»^,, Lkonnemmls - Einladung. D»f L«< mit Ker »tchfie» Nummer begm- rmuöe «ue »terteljthrliche Abonnement de- „Drerdner Journal-" werden Bestellungen ftxszßWirts bet alle« Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angmwmm«. Der Preis beträgt in ganz Dachsen vierteljährlich L Thlr. IS Rar.; im Au-lande tritt Postzichchlag und Grempel ^EAukündiguntze» aller Art finden i« „Dresdner Journal" eme sehr aeeianete »er- breituua. Die Jns^rtion-gevühren wer den in» Jnferatentheile mit 1 Rar., unter' der Rubrik „Eingesandtes" mit 2 Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Nau« berechnet. ADpt-t. LrpMin des Drrsdstr Zovriats. Amtlicher Theil. Dresden, 22. März. Ge. Majestät der König ha ben d«n Eommandanten der Reiterei, Generalleutnant von< Ranaoldt, die erbetene Entlassung au» Aller- höchstihrea Kriegsdiensten mit der gesetzlichen Pension und der Erlanbniß die Uniform der Generalität fort zu tra ge«, M Gnaden zu bewilligen geruht. Zugleich haben S«. Königlich« Majestät den Eommandanten der 1. Reiter- Art-ad«, Generalmajor von Radke, zum Generalleut nant and Eommandanten der Reiterei allergnädigst er nannt. Ferner haben Sr. König!. Majestät dem Unterauf- seh«r Dreßler bei dem Hauptzeughaufe, bei Gelegenheit seiner znrückgelegten SvjLhrigrn Dienstzeit, die zum Ver dienstorden -«hörige Medaille in Silber zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Neb erficht, reiearaphische Nachrichten. Zeitungtschall. (Dir kurh«sfische BerfaffunaSangelegen- hait'a« Bunde, ll. — Eoastitutionrlle Zeitung. — Bund. — Pavö. -r-ELonstitutioanel. — Time». — Morntng-Herald. —DHMntng-Advertiser. — Dailtz? Revö. Mornrng-P^t?) Taaesgeschicht«. Dresden: Stand der Rinderpest in Böhmen. — Wien: Staat-schuldverschreibungSvrr- brennungr«. Tausendguldenobligationen. Erzherzog Albrecht. — Preßburg: Untersuchungen. — Evan gelischer Eonvent. — Berlin: Preußische Note in der savotzische» Frage. Bom Landtage. — Frank furt: BundeStagSsitzung. — Schleswig: Die Un tersuchung in der Adreffcnangelegrnheit. — Pari»: Perfigny erwartet. Lager. Die Mittelmeerflotte. Neue kartographische Arbeiten. Die savoyischen Depujirten. — Bern: Protrstschreiben an den Grafen Cavour. Reue französische Rote. — Rom: Die Demonstratio nen vom 18. und 19. März. Vermischtes. . Florenz: Preußische Diplomatie. — Chambery: Ein Journal zu erscheinen aufgehört. Die ersten Franzose«. — Nizza: Manifestationen. — Madrid: Die FrtedrnSbedingungen. — Konstantinopel: Die serbisch« Thronsolgeangrlegenheit. Telegraphische Nachrichten. Kra»kf»rt a. M., Donnerstag, 2«. März, Rachmittags. Ju der heutigen Sitzung der Bun- desdersammluua «otificirte Oesterreich seinen Pro test gegeit die Lunerio» der italienischen Herzog- Häuter. Preuße» wiederholte seine in der letzten Sitzung gestellte Verwahrung in der kurhesfischen Lugrlegeuheit. Die Bundesversammlung bezog 1s 1-.7S ,s-f .'l.a -Verantwortlicher Red« sich miede^tt Ms ihre» deSsallfigen Beschluß (vgl. unftt WrankfMer Eorrespondenz untrr „TagkSgr- schicht«.") Paris, Douurrstag, KS. März, Adrtld«. Die brütige „Patrie" theilt uüt, daß Faurigny Und LhaNais «ich» »ilitLrisch besetzt seien. - Rach eiuer Nachricht ag» Ravenna hat riu päpstlicher Tarabiuier das Wappen de- piemontefischen Kon suls in Pesaro heradgevommen. Rom, Douurrstag, U. März. Siu hier öffent lich augeschlageues Päpstliches Breve vom Ls.MLrg, »erhängt die größere Excommuuicatio» (Baun) uud andere kirchlichra Strafen über alle Vollbrin ger, Anstifter, Mithelfer, Rattzarber und Billiger dtr Rebelllou, Usurpation und Jnvasto» i« Kir chenstaate. An das diplomatische Corps hat die päpstliche Regieruug erneu Protest geaeu die Art-* uexion der Leaatioueu an Piemout gesandt. Loudon, Donnerstag, LS. März. Die Bank von England hat den Diskont auf 4^ erhöht. ^Loudon, Douurrstag, SS. März, RachtS. Zn der heutigen Sitzung des Unterhauses kündigte Sir Robert Peel au, er werde morgen die Auf merksamkeit de- Hauses auf die Lage lenken, in welche die Schweiz durch die Anurrlou Savoyrus gerathe. Die kurhesfifche Verfassungsaugelegeuheit am Bunde. n. Di« kurhtsstsch« Verfassung vom 5. Januar 1831 «in stand au» drr durch di« Pariser Julirrvolution in Deutsch- land geweckten politischen Bewegung drr Geister. Die» mag k«ine»wegS «in genügender Grand für ein Urtheil sri», welch«» sie vom monarchisch«« Geiste entblößt finden möchte. Aber die Wahrheit ist, daß jene Bewegung in Kurhefsen za «in« constitutionellen StaatSform führte, welch« sich sehr wesentlich von den Verfassungen der übrigen consttültionellen deutschen Mittrlstaaten unterschied. Um nur da» Hauptsächlichste hier- her» vorzuheben, erwähnen wir zunächst de» darin vorge» scheiebene» VerfaffungSeide» für den Regenten, bevor er die Regierung antreten konnte, sowie der Gdegform für di« Beamten und da» Offiziercorp». Durch diese- Form wurde der einzelne Staatsbürger wid«r Willen zur Kritik jeder einzelnen Regierungsmaßregel gedrängt. Nicht nur die gewissenhafte Beobachtung, sondern auch die Auf» rrchterhaltung der Verfassung wurde ihm eidlich auferlegt. Ein ganzer, 12 Paragraphen starker Abschnitt entzog die Staatsdiener der Controle der höchsten Vorgesetzten. In da- persönliche Ermessen der Beamten war Alles gelegt; der Regierung, welche einen höher« unparteiischen und unbefangenen Standpunkt einnehmen soll, war nur ge ringe Einwirkung gestattet. ES bestand eine einzige Kam mer, welche für ihren Präsidenten, d. h. Denjenigen, wel cher ihre ganze Thätigkeit lenkt, keine landesherrliche Be stätigung rinzuholrn hatte. Dir zwischen Gesetz und Ver ordnung gesteckte Grenze war so eng gezogen, daß die Staatsgewalt aufs Aeußerste beschränkt war. Sogar Ver ordnungen, deren Verzögerung Gefahr für die öffentliche Sicherheit bringen konnte, militärische Vorkehrungen, waren an die Zustimmung eines Landtagsausschusses gebunden. Daneben waren die auch den Ständen in den übrigen deutsche» constitutionellen Staaten zustehenden Rechte der Bewilligung des Staatsbudget», der Zustimmung zu allen Gesetzen, der Mtnisteranklage, natürlich auch in dieser Verfassung vorhanden, nur waren sie, wa» die Finanz- controle anbrtrifft, bis in die größten Einzelheiten de» Budgets ausgedehnt, die Ministrranklage war möglichst leicht gemacht und der Begriff „Gesetz" asorbirte fast alle freiere VerwaltungSthätigkeit. AuS dem Mangel an konstitutionellen Erfahrungen, welcher damals noch in Deutschland herrschte, ist c» zu erklären, daß der Kurfürst Wilhelm II., wenn auch erst nach Widerstreben und bedrängt, diese Verfassung san- : I. G. Hartmann. ctionirte und mit ihr zu regieren sich getraute. Die aus drücklich in derselben vorbehaltene Garantie deS Bunde» ist niemals rrtheilt worden, denn rS würde sich bei jeder eingehenden Prüfung der Verfassung von dieser Seite herauSgestrllt haben, daß die ganze Anlage derselben in einem den Bunde-grsetzen wegen Erhaltung der Staats gewalt widersprechenden Sinne erfolgt sei. Inzwischen schritt aber auch der Bund nicht direkt ein betreffs der Verfassung, obgleich dir» in- seinen Befugnissen gelegen hätte. Von der kurfürstlichen Regierung wurde trotz der dauernden ungünstigen Erfahrungen, welche man unt der Verfassung machen mußt«, rin de»sall- sige» JnterventionSgesuch nicht an den Bund gestellt, »ad so fehlt« dem letzter« eine direkte Veranlassung, sich mit der Sache zu beschäftigen, ohne welche bei der Passivität, die überhaupt damals die BundeS- thätigkeit in inner« Angelegenheiten charakterisirte, die Aufnahme einer derartigen Prüfung nicht zu erwarten war. So wenig nun aber au» dieser Passivität de» Bunde» gegenüber drr Verfassung von 1831 mit Fug »nd Recht die Folgerung gezogen werden könnte, diese Verfassung trage keineswegs so offen den Stempel ihrer BundeSwidrigkett, wie er später anerkannt wurde, so we nig darf man au» dem Stillschweigen der kurhesflschrn Regierung von 1831 bi- 1848 dem Bunde gegenüber schließen, daß keine schweren Bedenken in Betreff der Verfassung durch die Erfahrungen geboten worden seien. Dieselben Ware« vielmehr die allerungünstigsten. E» ist rin durch die konstitutionellen Erfahrungen, welche man nicht nur in Deutschland gemacht hat, er wiesener Satz, daß die Consolidation und Entwickelung der constitutionellen EtaatSformen hauptsächlich von dem Geiste abhängig ist, mit dem sie gehandhabt werden. Mit einem Geiste drr Mäßigung und praktischen Politik von allen Seiten angewandt, werden auch Bestimmungen, welche prinkipirll gefährlich für die Erhaltung der mo narchischen Gewalt erscheinen müssen, ohne Gesahr in einer Verfassung stehen können —, und andererseits wird rin Geist rücksichtsloser Opposition und abstrakter Partei sucht auch mit einer beschränkteren VerfassungSform die staat-gefährlichsten Krisen Hervorrufen können. Da» viel gerühmte Gleichgewicht der Gewalten im Staate, welches nach drr Theorie der constitutionrlleu Staatsform zu Grunde liegt, wird in pran vor Allem ein innere» Gleichgewicht in jedem der an der Ausführung der Ver fassung thältgen Theile sein müssen —, da» heißt, kein Theil wird einem andern gegenüber «ine grundsätzlich fskndlichr Stellung einnehmen und in dieser Gesinnung fortwährend alle constitntionrllen Formen anwenden müs sen. Würde nun ein Geist politischer Mäßigung in drr kurhessischen Kammer gewaltet haben, so hätte auch wohl die Verfassung von 1831 trotz so mancher principiell ge fährlichen Bestimmungen praktisch nicht so verderbliche Resultate gehabt. Aber ein Blick auf die Haltung der kurhesfischen Kammer von 1831 bis 1848 zeigt un», daß e» durchaus an jenem Geiste fehlte. Eine grund sätzliche Parteisucht nach abstrakten Theorien handhabte aus» Rücksichtsloseste die vieldeutigen und principiell ge fährlichen Verfassungsformen und machte jede Harmonie der constitutionellen Faktoren zur Unmöglichkeit. That- sache ist, daß von den bi» zum Jahre 1848 tagenden zehn Ständrversammlungen die Mehrzahl wegen ihrer Ucbergriffe in die landesherrlichen und BundeSrcchte, so wie wegen maßloser Opposition ohne Ertheilung eine» Landtagsabschirde» entlassen werden mußte. Die Mini- stcranklage, da» äußerste Mittel einer Ständeversamm lung, ihr Recht zu vcrtheidigen, wurde ein so beliebtes Prunkstück, daß in der StändeversammlvW von 1833 nicht weniger als zehn Mal eine solche r^-klage erho ben wurde, und eS gereicht zur schlagendsten Kennzeich nung de» Parteicharakter» der Kammer, daß sämmtliche Anklagen vom Oberappellationsgericht nachher für unbe gründet erklärt wurden. Wenn die kurfürstliche Regie rung nach solchen Erfahrungen bei der Ausführung der Verfassung von 1831 nicht vor 1848 schon die Hilfe de» Bunde» in Anspruch nahm, um der konstitutionellen Staat-form einen bundeSgcmäßen Charakter zu geben, , 4» Or—<Io«r ll. llv»»»»; LlwN», M U«eU»: Laetilr-, Ur«»»»: L. 8vul.or„; ». N.r Suebbioälao?; U»w: v. (28, ru» s«, von» «aki»); Ik». L«»i.io»'» öuotitl»uälll»». Herausgeber: Lönlgl. LipsälUo» ä«» vresäoar äouea»w, vesiäso, llaeisasw»»«« Ise. 7 so läßt sich daraus nicht folgern, daß ihr die Verfassung vo» 1831 heilsam zu sein schien; wohl aber, daß sie ziemlich lange den Muth behielt, mit der Verfassung, wenn sie gemäßigter gehandhabt würde, fortzukommen. Die Jahre 1848/49 beseitigten vollends alle noch irgend konservativen Elemente der Verfassung von 1831." Die Wahl für die Kammer wurde auf die breiteste de mokratische Grundlage gestellt. Eine aus Wahlen her vorgehende BrnrkSverwaltung entzog sich dem landesherr lichen Oberaufsicht-rechte. Die meisten Polizrivergehen' wurden vor die durch ständische Interpretation gebundenen Gerichte verwiesen. Bei Besetzung de» OderappellatiouSge- richtS, da» seinen Präsidenten selberwähltc uud dessenMitgtie- der nicht versetzt werden konnten, erlangte der Landtag ent scheidende Mitwirkung. Vor dem Beamten wurde der Unterthan, der Beamte vor dem Vorgesetzten wie vor' einem Feinde geschützt. Die Verfassung von 1831 ent« hielt bet Erwähnung des Kriegswesen- noch den Zusatz „soweit solche- nicht vor den Lande-Herrn als obersten Militärchcf gehört." Dieser Zusatz wurde gestrichen und daS Heer hatte keinen Kriegsherrn mehr. Unter der Herrschaft einer Kammer, welche einen solchen „constt-^ tutionrllen" Zustand gesetzlich herstellte und welchem da» Ministerium Eberhard willig Folge leistete, wurh.en dir StaatSzustände der drohendsten Krisis entgegengerrssen,' al» eine Wirderbefestigung der monarchischen Staatsge walten in andern deutsche» Staaten auch ihren Rückschlag auf Kuthessen auSübte und einen Ministcrwechscl zur Folge hatte. E» ist schon oben daraus hingewiesrn, daß ein viel geschmähter Name, welcher 1859 in Kurhefsen mit der Reaktion gegen die oben geschilderten Zustände verbun den wurde, von den demokratischen und kleindeutsche« Parteien, die gleiche Ursache hatten, über den Verlauf der kurhcssischen KrisiS betrübt zu sein, al- Agitatioüs- mittel weidlich benutzt worden ist. Dir Wahrheit aber ist, daß die Reaktion, welche in Kurhessen zur Rettung der Mo narchie vorgrnommen werden mußte, unter jedem ander« Manne, der sich dieser Aufgabe bewußt war, denselben Verlauf hätte nehmen müssen. Er würde demselben Widerstand« begegegnet sein und die gefährlichen und unentwirrbaren DerfasiungSjuständ« gleichfalls nicht durch sich selbst haben umgestalten und lösen können. AIS der Landtag im Herbst 1850 dem Ministerium Hasstnpflug die Fortrrhrbung der Steuern nach den Normen der ab gelaufenen Finanzperiode — der einzigen ordnungsmä ßigen Auskunft, wen« da» Budget nicht festzustrllen ist — abschlug und di« Staatsregieruug durch einen solchen Beschluß offenbar unmöglich gemacht wurde; al» die kurfürstliche Regierung bei ihrem Widerstande gegen die sen Beschluß von allen Seiten, von Beamten, Gerichten und Militär unter Berufung auf ihre verfassungsmäßige Stellung im Stiche gelassen wurde: da wurde von der demokratischen Partei deducirt, daß diese Hergänge streng verfassungsmäßig seien, und e» wurde die nunmehr ver- , anlaßte Intervention de» Bundes als der Ueberfall eine» im tiefsten Frieden und unter gesetzlicher Ordnung ruhen den Landes geschildert. Diejenigen, welche einer solchen Auffassung der kurhessischen Vorgänge im Jahre 1850 sich zuneigen, um damit die Verfassung von 1831 gegen die Bundesintervention in Schutz zu nehmen, bedenken aber Wohl nicht, daß gerade durch eine solche Behauptung von der Verfassungsmäßigkeit des Verhaltens der Kam mer, der Beamten und des Militäis die einschneidendste und vernichtendste Kritik der Verfassung selbst geliefert ist. Denn es würde damit nur gezeigt sein, daß deren Anwendung also einen Zustand möglich machen konnte, in dem die Staatsgewalt gesetzlich völlig unfähig zum Regieren gemacht werden konnte, — ein Zustand, der nicht nur dem Bundesrechte, sondern auch jedem gesunden Begriffe vom Staatswohle schnurstrack» widerspricht. Und es läßt sich in der Thal auch nicht verkennen, daß die mit eigner Kraft unentwirrbaren Zustände, welche in Kurhefsen 1850 zur Krisis kamen, das doppelte Product einer für den antimonarchischen Mißbrauch vielfache Handhaben liefernden Verfassung und einer auf den Miß brauch bedachten politischen Gesinnung Warrn. Feuilleton. K. Höftheater. Donnerstag, den 29. d. M., gab in Bellini - Oper „Die Familien Eapuleti und Mon- tecchi" Fräulein M. AlvSleben die Julie als ersten theatralischen Versuch. Drr Erfolg war ein durchaus befriedigender und rrmunterungswerther. Die junge Sängerin besitzt ein« frische und namentlich in der höher» Lage angenehm klangvolle, klare Stimme, die für die An sprache de» Piano- einen sehr hübschen Schmelz, Ge schmeidigkeit für die Koloratur und reine Intonation rrwie»; die GesangauSführung war von lobenSwerther musikalischer Correctheit und Sauberkeit, und zeugte von fleißigen, gewissenhaften Studien. Möge eine weitere Thätigkeit nun dem Vortrage auch innere Belebung und warmen Gefühl-au-druck zuführen. Die übrigen Lei stungen in der Oper sind bekannt. Da» diesjährige Palmsonntagcomert wird ein überfüllte« Hau» aufweifen, wie sich bereits erfreulich hrr«u»strllt. E» bringt zwei sowohl gekannte wie ewig nen« Werke zu Gehör, die für verschiedene Gattungen gleichsam einen höchsten, erhabensten Abschluß de» schaffen den MrnschengeisteS im Bereiche drr Tonkunst offenbaren. Mit drr Direktion von Beethoven'» neunter Symphonie witd zugleich der k. Kapellmeister Herr Jul. Rieh, dessen hiesigem künstlerischen Wirken man mit wohlbegründetstem Vertraue« rntgegrnsieht, seine Function als Nachfolger de» verstorbenen Kapellmeisters Reissizer beginnen. Mo zart'» „Requiem" dirigirt Herr Kapellmeister Krebs. ES sri nur noch darauf hingewiesrn, daß die General probe de» Conrert» am Sonnabend gewissermaßen al» eine erste Aufführung desselben gelten kann und dem Besuch« de» Publicum- in gleicher Weise wie da» Eon« rett SvnnSage zugänglich ist. E. B. -n Leipzig, 30. März. Unser Kapellmeister Rietz, als Hofkapellmeister nach Dresden berufe«, hat am gestrigen Abend da» letzte Gewandhausconcert diese- Winter» zum letzten Male dirigirt. Dem ganz besonder» al- Diri genten ausgezeichneten Manne sind vor und bei seinem Abgänge vielfache Beweise dankbarer Verehrung gegeben worden. Dir Singakademie, an deren Spitze er stand, brachte ihm vorgestern Abend ein Ständchen und über reichte ihm eine goldne Uhr nebst Kette. Im Saale deS Conservatoriums, zu dessen Lehrerkreise er gehörte, war ihm zu Ehren von den Schülern eine wohlgrlungene Ausführung veranstaltet und ihm dabei auch von einem Schüler unter dem Ausdrucke de» innigsten Danke» ein kleines Andenken überreicht worden. Gleicherweise ist 'ihm auch von Seiten des OrchcsterpensionSfondS ein silberner Becher überreicht worden. Als er gestern Abend in da» GewandhauSorchefter cintrat, wurde er durch Trompeten- und Paukensansare begrüßt. Sein Pult war mit Blumen- und Lorbeerkränzen geschmückt und in der darauf liegenden Partitur sand er einen schönen silbernen Tactirstab. Am Schluffe de» Eoncerts wurden ihm von dem überzahlrrichen Publicum stürmische Hoch» zuge- rufen. Bei seiner um 10 Uhr erfolgten Abfahrt nach Dresden hatte sich drr Leipziger Männergesangverein auf dem Bahnhöfe eingesundcn, um dem scheidenden Meister den Scheidegruß in einem Liede von Mendels sohn darzubringen. ? Vöthn, 29. März. Drr Intendant de- koburg- gothaischen Hoftheatrr», HauSobermarschall v. Wangcn- heim, hat auf wiederholte» Nachsuche» um Enthebung von dieser Stelle vor «euigen Tagen die erbetene Ent lastung erhalten und wird hrnsort nur seine übrigen Chargen im Hof- und Militärdienste beibrhalten. Ein Gerücht, da» allerdings noch drr Bestätigung bedarf, be ¬ zeichnet den geh. Cabinetsrath Sr. Hoh. unsers Herzog-, Gustav v. Meyern, der sich mit jedem Jahre eine ge achteter« Stellung unter den deutschen Bühnendichtern erwirbt, als den zukünftigen Intendanten. — In der vergangenen Nacht starb hier im 74. Lebensjahre rin vor Jahrzehndrn als Componist und Virtuos hochgesriertrr Künstler, Ludwig Böhme, drr aber seit fast 40 Jahren in (vielleicht nicht ganz unverschuldeter) Armuth und Verborgenheit von dem geringen Ertrage seiner Compo- sitionen, die er selbst weit und breit in Thüringen col- portirte, ein rühm- und freudelose» Dasein fristete. (Eine ausführliche, sehr warm gehaltene Charakteristik Böhme'S von L. Storch haben die beiden ersten Hefte de- laufen den Jahrganges drr „Gartenlaube" gebracht.) DHrater. Aus Berlin schreibt man, daß der Komiker Weyrauch da» Friedrich-Wilhelmstädter Theater verläßt und sich ebenfalls den dramatischen Eisenbahn-Touristen auschließt. — Im Hofburgtheatcr zu Wien ist rin neue» Lustspiel von lw.A. Hirsch: „Der Familien-Diplomat", vom Publicum srcundlick ausgenommen worden, nament lich — wie r» scheint — infolge des belebten humoristi schen Dialog». — Schlesinger'» kleine» Lustspiel: „Mit drr Feder" hat einen durchgreifenden Erfolg ge habt. — dieser Woche", schreibt man aus Wien, „wird die sogenannte Schauspieler-Börse im Gast haus« nächst dem „Theater an der Wien" beginnen. E- ist die- ein« alljährlich um diese Zeit wiederkehrende Ver sammlung aller, rin Engagement suchenden Schauspieler au- den österreichischen Provinzen und der Theater- directoren. * Der von Lescarbault entdeckte untere Planet wird in diesen Tagen vor der Sonnrnscheib« ausgesucht. Herr Carrington, Srcretär drr k. astronomi ¬ schen Gesellschaft zu London, fordert in der „Time-" die Besitzer von astronomischen Fernröhrrn auf, Beobachtun gen anzustellen, und macht dabei folgende Bemerkungen: Man zeichne einen Kreis, welcher dir Sonnenschribe dar- stcllt, mit 6 Zoll Halbmesser, theile denselben in Quadran ten durch horizontalen und verticalcn Durchmesser, setze oben „Nord", link» „Ost", unten „Süd", recht» „West". Von Nord durch Ost, Süd und West mache man die Eintheilung in 360 Grad. Wenn am 2. April gegen Mittag der Planet vor der Sonncnscheibe gesehen wird, an welchem Tage die Erde durch den Knoten geht, so tritt derselbe bei 55 Grad in die Scheibe ein und bei 235 Grad au» derselben aus. Wird der Planet am 25. März gesehen, so berührt er die Scheibe in 325 Grad, wird er am 10. April gesehen, so berührt er sie in 145 Grad. Man ziehe eine gerade Linie von 325 Grad zu 145 Grad, theile dieselbe in 16 gleiche Theile und lege durch die Theilpunkte gerade Linien senkrecht zu genann ter Verbindungslinie, so geben diese Linien annähernd die Wege de» Planeten über die Sonncnscheibe an für die aus einander folgenden Tage vom 25. März bi» 10. April, d. i. für die berechnete zweckmäßige Bevbach- tungSzeit. ES wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß man für astronomische Fernröhre die Oerter ent gegengesetzt zu nehmen oder das ganze Bild umzukehren habe, und daß sür andere Zeiten als die Mittagszeit die Eardinalpunkte ihre Lagen entsprechend drrZeit ändern. Bei einem Kreise von 12 Zoll Durchmesser für di« Sonnen scheib« würde der Planet nur circa Zoll Durchmesser erhalten. vr. A. Drechsler. In London wird anfangs Juni die Gemälde galerie des verstorbenen William Woodburn versteigert wrrden, welche besonders Schätze drr alt-italienischen Schule rnthÄt.
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