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Dresdner Journal : 08.05.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186705088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18670508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18670508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-05
- Tag 1867-05-08
-
Monat
1867-05
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Journal : 08.05.1867
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105. Mittwoch. dn> Mm 1867 Dres-llerAourml Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Admmrmrntovreisr: Im 4a»I»»ck» tritt kost- u. 8t«wp«I- »usckl»x tlinru. ^ibrliod: «rvlc. — Nxr. ^Mcllvk: 1 „ IS „ Hoa«tUob:— „ IS „ Li»re>Q« Knminsiil: I „ Lnskralmpretsr: kür ck«o Kuum »io«r s-«sp»It->n«n Teils: I Nxc. V»t«r ,,LillesSLiiät" 6is Teil«: 3 ö<^r. «rschriarn: lA^Ileü, mit 6er Koon- null kei«rt»x«, Db«uä» kllr äea kolxelläea Suleratniannahmr auswärts. l<»ix»iki k» SuLuvarurru», LommioiorUir äs» Ors»6osr 6oucn»I», «denä», II Loa«» kour, Vl»u-kr»oLkLrt» U IIchch»»»»riiia Sc Vool.üu; LerUur Oxociu» »ob« Nuebb , kirrLU»»»»'» vuce»u, Lrew«»! L. kvarorr»; Lr»»l»u! Q.8rL»a»»i'»^ili>ono«nkure»u, L 8»««iuu^v»e>i; rr»olckurt».Ill.:6^L<»»»'>>ct» Luobb., Lülo. Xv. ötv»«L» ,r»ri»: 8uvi», Q^rrir», Lvr.i.1»» L Oo., (S, kl»os äs l» öour»«); l?r»z k» Luur-rvu'» Suobb.; Vc»». ^i.. Orr»l.i» chermlsgrder Königl. Lrpeäitlsl» äs» vrssäoer louruul», vreiäeo, tl»ri«ll»tr»»,s U,. 7 Amtlicher Theil» Dresden, 3. Mai. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Bürgermeister und Fabrikan ten Adolph Ludwig Richter zu Neustadt bei Stolpen das Ehrenkrcuz vom Verdienstorden zu verleihen. Dresden, 7. Mai 8c. Majestät der König haben allergnädigst geruht, den Major Winkler de- General stubes zum Borstande der Abtheilung für Commando- angelegenheiten im Krieg-Ministerium zu ernennen. Nichtamtlicher TIM. lleberficht. Telegraphische Nachrichten. TagrSgeschichte. Dresden: Kammcrverhandlungen. — Berlin: Zur luremburger Frage. Vereinfachung des Geschäftsganges. Griechischer Gesandter. Kam- merverhandlungcn. — Wiesbaden: Verwundete preußische Soldaten. — Tondern: Militärbefreiung aufgehoben. — Weimar: Landtagseröffnung. — Gotha: Landtagsantrag. — Wien: Zur Londoner Conferenz. Organisation des Handelsministeriums. Die Mission des Conte Cibrarto. — Innsbruck: Keine Abtretung an Italien. — Agram: Vom Landtage. — München: Vom Hofe. Der an gebliche Landkartenankauf durch Preußen. —Darm stadt: Kammerverhandlungcn. — Luxemburg: Petition an den König. — Paris: Der kai serliche Prinz. Besuche zur Ausstellung. Frie- densadressen. — Florenz: Nachwahlen. Poörio'S Beerdigung. Kammerverhandlungen. — Lissabon: Abreise der Königin. — Madrid: Senatspräsident. — London: Reformmeeting. Parlamentsverhand- lungrn.'— St. Petersburg: Verbotene Versamm lungen. Enthebung des Justizministers. — New- Uork: AuS der neuesten Post. Dresdner Nachrichten. Pravinzialnachrichten. (Chemnitz. Budissin.) EtUDepuMk». Fenillrtan. Inserate. TageSkalendrr. virsrnnach- richte». Beilage. LandtagSvrrhandlungrn. (Sitzung der II. Kammer vom 6. Mat.) Statistik und BolkSwirthschast. (Die sächsischen Eisen bahnen im Jahre 1866.) Inserate. LclcgLllMschl Nachrichten Weimar, Dienstag, 7. Mai. (W. T. B.) Der Landtagsausschuß beantragt einstimmig die Annahme der Bersafsung de» Norddeutschen Bundes. Der Land- tagSpräsidcnt Fries und Genossen beantragen die Ga- rantirung der Grundrechte durch die Bundesverfassung und Diätenbewilligung aus der BundeSkasse. Wien, 6. Mai. (Tel. d. „Boh.") In der gestrigen Conferenz theilte v. Beust mit, daß Hasner und Dodblhosf zu lebenslänglichen Herrcnhauemitglirdrrv ernannt seien. Als Präsidenten de» Abgeordneten hauses nennt man stark Kaisersseld. Pari«, Montag, 6. Mai, Abends. (W. T. B.) Wie in finanziellen Kreisen versichert wird, werden Rothschild und der „O6äit loueier" der italieni schen Regierung 3W Millionen FranrS auf die Kir- chrngüter vorstrrcken. Der König von Griechenland reist erst morgen nach Berlin ab. „Patrie" schreibt: Tie erste Conferenz in London findet morgen statt. Urber alle Vorfragen ist Einigung erzielt. Drei Sitzungen werden voraussichtlich zur Redaktion der zu vereinbarenden Acte genügen. Haag, Dienstag, 7. Mai. (W. T. B.) Die aus dem Bürgermeister Eberhard und den Schößen Aschmann und Simoni» bestehende luxemburgcr Deputation con- frrirte gestern mit dem Statthalter, Prinzen Heinrich der Niederlande, und reist heute nach London behufs Urbrrreichung der Adresse an die Conferenz. (Vgl. die TagrSgeschichte unter . Luxemburg".) London, Montag, 6. Mai, Abend«. (W. T. B.) Da« heutige Rrsormmerting im Hhdepark ist ruhig verlaufen. Ungeheure Mrnschenmassen hatten sich zu demselben ringrsunden. Die Polizei und da« Militär hielten sich in der Entsernung. Labouchdre wird morgen im Parlamente die Re gierung intrrpellircn, ob dieselbe eine eventuelle Ga rantie der Nrntralisirung Luxemburg« dem Parla mente vorher vorlegen werde. London, Dienstag, 7. Mai, Morgen«. (W.T.B.) Die Eröffnung der Conferenz wird heute Nachmittag 3 Uhr stattfinvrn. Die zweite Sitzung derselben fin det wahrscheinlich Sonnabend statt. Italien ist an geblich unvertrrtrn. England» zweiter Vertreter bei der Conferenz wird vrrmuthlich der Lord-Siegelbewahrer Graf Malmes bury fein. Die Regierung ist zu weitern Conresfionen in der Rrformfrage bereit. Der Stapellaus der preußischen Panzersregatte „Kronprinz" hat stattgefunden. Belgrad, Montag, 6. Mai. (T. d. W. A.) Der letzte Rest der türkischen Besatzung ist heute abmar- schirt. Aali Bey bleibt als Commifsar zur Ordnung aller weitern Angelegenheiten hier. Die Nachricht eines Wiener Blattes über eine angeblich hier statt gefundene Emrute ist vollständig grundlos. Tligesgeschichte. Dresden, 7. Mai. Die Zweite Kammer hatte für ihre heutige Sitzung den Bericht ihrer Finanzdepu tation über die königl. Decrele, die außerordentlichen Steuer; uschläge betreffend, auf die Tagesordnung gebracht. In Bezug auf die von der Staatsregierung bean« tragten autzerordcntlrchen Zuschläge zur Stempelsteuer ist die Finanzdeputation (Referent Biccpräsidcnt Oehmi- chcn) in Erwägung, daß hoffentlich schon vom nächsten Jahre ab eine Veiänderung der Stcmpclabgabe auf Grund neuer gesetzlicher Bestimmungen eintritt, und daß der ganze Stcmpclzuschlag (vom I. Juli bi- 31 De» cember d. I.) nach der Regierungsvorlage nur 100,000 Thlr. betragen soll, zu der Ansicht gelangt, der Kam mer die Ablehnung dieses Postulats anzurathen. Sie empfiehlt daher der Kammer: ») den Gesetzentwurf, außerordentliche Zuschläge zur Stern- pelsteuer betreffend, abzulehnen, und d) die Staatsregierung zu ersuchen, wenn irgend möglich, schon der demnächst wieder zusaminentrelenden Stände versammlung ein neues Stempclgesetz zur Berathung und Beschlußfassung vorzulegen. Nach kurzer Debatte wurden diese beiden Anträge von der Kammer einstimmig angenommen. Hinsichtlich der Erhöhung der Schlachtstcuer hat die Deputation insofern eine Abänderung des von der Staatsregierung vorgelcgten Tarifs beantragt, als sie die Steuersätze für Kälber (bis zu 100 Zollpfund Gewitzt) und Schöpse ganz abzulehnen vorschlägt und in der Be steuerung des Rindviehes nur für Ochsen dre vorge- schlagencn Steuersätze acceptirl, für die übrrgen Gat tungen aber einen Unterschied nach Maßgabe des Ge wichts eintreteu lassen will, so daß für Kühe bei einem Gewichte von unter 300 Pfund (statt 4 Thlr.) nur 2 Thlr. angesctzt werden sollen. Auch hier wurden die Anträge der Deputation von der Kammer angenommen. Was schließlich die Zuschläge zu den dirccten Steuern betrifft, s, hat sitz die Deputation m eine Majorität und Minorität gespalten. Die Majorität (Referent Viccpräsident Ochmicken, Seiler, Heinrich und Uhlemann) beantragt, die in der Regierungsvorlage postulirten Zuschläge in der geforderten Höhe von 2 Pfen nigen von icber Steuereinheit und 8 Zchnthcilen eines vollen JahreSbetrages der Gewerbe- und Personalsteuer zu bewilligen, während die Minorität der Deputation (vc. Hertel, Mammen und Müller) einen Zuschlag zur Grundsteuer nach 3 Pfennigen von jeder Steuereinheit und einen Zuschlag zur Gewerbe- und Personalsteuer itäch 6 Zehntheilen eines vollen JahreSbetrages beantragt. — Nach einer lebhaften längern Debatte trat die Kam in« hier gegen 25 Stimmen dem Majoritätsgutachten (Annahme der Regierungsvorlage) bei. Ebenso ist nach stehender Antrag de» Viceprästdenten Oehmichen (unter stützt von 28 Abgeordneten) gegen 8 Stimmen von der Kammer angenommen worden: Die königl. Staatsregierung wolle die Gesetzgebung über die Grundsteuer, sowie über die Gewerbe- und Personalsteuer, jede für sich und bas Verhältniß beider zu einander einer mündlichen Prüfung unterwerfen und die Resultate den Kammern bei deren nächstem Zusammentritte nntlheilen und »ach Befinden Abänderungsvorschläge machen (Der Bericht über die gestrige Abendsitzung der Zweiten Kammer befindet sich in der Beilage.) Berlin, 6. Mai. Die ministerielle,.N. A. Z." ent hält an der Spitze ihrer neuesten Nummer folgende Note: „Die von der „Correspondance de Berlin" ge brachte Nachricht, daß an Preußen das Verlangen ge stellt worden sei, vor Eröffnung der Conferenz ferne Besatzung auS Luxemburg zurückzuziehen, ist unbegründet, denn das bezweckte Endresultat der in London zu eröffnenden Bcrathungen, die Neutralisirung Luxemburgs, würde dadurch schon un Voraus ohne jede Gegenleistung zu anticipiren siin." — Weiler schreibt das osficiöse Blatt: Die Vergrößerung des preußischen Staates durch die neuen Provinzen hat der Regierung die Erwägung nahe legen müssen, ob nicht eine Ver einfachung des Geschäftsganges und eine Ver minderung des Schreibwerkes durchzuführen sei, um den Beamten für die durch jene Ausdehnung der Arbeiten ihnen erwachsenden Lasten auf andere Weise eine Er leichterung zu verschaffen. Infolge der Bcrathungen, welche in Lieser Hinsicht stattgefunden haben, ist, wie wir hören, zunächst beschlossen worden, die Zahl der Gegenstände zu beschränken, für welche bisher die aller höchste Genehmigung eingeholt werden mußte. Ange legenheiten von untergeordneter Art, welche gar keine principielle Bedeutung haben, dürften daher künftig nicht mehr der allerhöchsten Entschließung unterbreitet werden. — (St. A.) Se. Maj. der König hat am 2. Mai de« zum k. griechischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister an Allhöchftseinem Hofe er nannten Herrn Gregor Upsilanti eine Privataudicnz zu ertheilen und aus dessen Händen ein Schreiben Sr. Majestät des Königs der Hellenen entgegenzunehmen geruht, wodurch derselbe in der gedachten Eigenschaft bei Allerhöchftdemselben beglaubigt wirb. — In der heutigen Sitzung des Abgeordneten hauses erhielt zunächst vor Eintritt rn die Tagesord nung das Wort der Finanzmrnrster Frhr. v. d. Heydt zu folgender Mitthcilung: Bei Gelegenheit der Bera thung des Gesetzes vom 28. September v. I., betref fend den außerordentlichen Kredit für Militär- und Marinczwecke wurde bestimmt, daß die Staatsregierung dem Landtage bei seinem demnächstigen Zusammentritt Rechenschaft ablegen solle. Damals stand eine außer ordentliche Session, wie die g genwärtige, noch nicht in Aussicht, die Staatsregierung ist aber gegenwärtig noch im Stande, diese Rctzenschaft zu legen, sie beantragt daher den Termin der RechnungSablegung bis zum dem- nächstigcn Zusammentritt des Landtags zu verlängern und überreicht einen hierauf bezüglichen Gesetzentwurf. DaS Haus beschließt auf Antrag dcS Abg. Grasen Be- thusy-Huc die Schlußberathung. — Hierauf wurde die Schlußberathung über die von der k. Staatsregierung vor gelegte Verfassung des Norddeutschen Bundes eröffnet. Der Referent, Abg. Twesten, welcher den An trag gestellt hat: das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: der vorbezeichneten Verfassung die verfassungsmäßige Zu stimmung zu ertheilen, begründete denselben durch einen umfassenden und eingehenden mündlichen Bericht. Die Gencralvi-cusücn begann. Es sind 16 Redner für und 17 gegen den Antrag des Referenten ein geschrieben. Zuerst erhält das Wort gegen die Regierungsvorlage der Abg. Or Waldeck, welcher in Gemeinschaft mehrer Mitglieder des Hauses den Antrag eingebracht bat, die Zustimmung zu dem vot gelegten Entwurf der Verfassung deö Norddeutschen Bundes nicht zu geben, vielmehr die königliche Staalsrcaicruna auszusordrrn, die avderweite Regelung der deutschen V«rsas- sungsangelegcnheit im Sinne dec von den Antragstellern aus gestellten Grundsätze alsbald in Angriff zu nehmen. Als Grundsätze haben wir bingestellt: die weitere Ausbildung der in der Verfassung verbrieften Rechte und die strenge und rich tige Formulirung des Budgetrechts. Als die Verfassung sest- gestellk wurde, da hieß es, daß sie ein Noimalbudget für daS Militärivelcn ausstellen werde. Dies brachte damals in den liberalen Kreisen die größte Aufregung hervor uud einschließ lich des Referent, n und des Präsidenten erfolgten die bündig sten Erklärungen gegen eine solche Möglichkeit. (Hört! Hört!) Man kann sagen, man werde für die Verfassung stimmen, auch mit den Verlusten, die sie für die preußische Bersafsung herbei führt, aber man soll doch nicht behaupten, daß sie kerne Ver luste herbeisührt. Ein Verlust z. B. ist daS Nichtmehrvor- handensein einer constitutionellen Regierung. Ich dächte, dies wäre doch ein Verlust, der einiger Bemühung werth wäre. (Bravo.) Wer behaupten will, daß die Centralgewalt eine wirklich verantwortliche sei, der muß sich in einer so gründlichen Täuschung befinden, daß man darüber staunen muß Wir be kommen einen wahren Bundesstaat nicht, weil man ihn von preußischer Seite nicht will, sonst wären die Hindernisse dage gen überwunden worden. Es wäre viel bester gewesen, diese Sache noch ruhcn zu lasten und fitz mit Verträgen zu begnü gen. Es wäre weit bester gewesen, ter Reichstag hätte sich mit dem ursprünglichen Entwürfe einverstanden erklärt, als daß er sich bemüht hätte, dieses scheinbar conslrtutionelle Werk her zustellen. Es fehlt die Bcranlwortlichkeit; denn dieselbe ist undenkbar, wenn derjenige gesetzliche Körper, dem die Verant wortlichkeit Helsen soll, mit den Dingen, für welche die Ver antwortlichkeit cintreten soll, nichts zu thua hat. Der Bun- desfeldherr könne nach dem Entwürfe handeln wie er wolle, insofern überschreite der Entwurf noch den Absolutismus, in welchem noch immer mehrere Minister ihren Willen geltend und sich moralisch verantwortlich gemacht hätten. Weil die Verantwortlichkeit nicht cxistire, so muffe man gegen die Ver fassung stimmen. Redner entwickelt die von ihm oft schon wie derholten Ausführungen über die Nothwendigkcit des vollen constitutionellen Budgetrechts. Budgetbeuimmüngen der nord deutschen Verfassung wären illusorisch gemacht durch die über den Militäretal Redner kritisirt die Amendements v. Forcken- beck's uud des Herzogs v. Ujest zu dem Art «2 der vorgeleg- tcn Verfassung und wird öfters durch Beifallsäußerungen der Linken unterbrochen. Wer wolle ein solches Wehrsvstem „Ver- fastung" nennen? (ilm Hause ist eine so große Unruhe ent standen, daß der Redner ziemlich unverständlich bleibt.) Man habe so viel von einem deutschen Parlament gesprochen, daß man sich einbilde, cs sei nun da. Nichts stände eiuer wirkli- cheu ordentlichen Verfassung im Wege, wenn man sich nur ein mal erst eutschließen könne, dem Volke kein Mißtrauen mehr zu zeigen nud ohne Vorbehalt in die vollen constitutiouelleu Grundsätze einzutrclen. Das würde den Bedürsnisten der Neu zeit durchaus nur entsprechen. Man erkenne das allgemeine directe Wahlrecht an, zerstöre es aber durch die Diätenlosigkeit. Es sei kein freies Wahlrecht, wenn man sage: Du kauost wäh len, aber nur einen reichen Mann. Man möge sorgen, daß uur ein solches Werk zu Staude komme, was den Anforderungen der gedachten Adresse, den Anforderungen des preußischen Volkes und damit des deutschen genüge. Abg. Jung für die Verfassung: Ec glaube nicht, daß mau hier kompetent sei. die Veratbunzen des Reichstags zu vernich ten, im Gegentheil sei die norddeutsche Verfassung ein unge heurer Vortherl. Man habe zuzuseheu, ob die Rechte, die man übertrage auf den Bund, erhalten blieben, man habe ge wissermaßen ein Gewinn- und Verlustkonto anzustellen, und daran den ausgesprochenen Willen des Volkes zu halten. Den Reichstag anlangend, so sei kein Zweifel, daß ein solcher, welcher aus allgemeinem, direktem, geheimem Wahlrecht hervor gegangen, ungleich bester sei, als eine Versammlung, entstein- den aus dem Dreiklasseosvstem. Jener odne Diäten sei noch bei Weitem bester, als diese mit Diäten. Wenn das Volk sich in diesem Trecklassensyslem allmählich zurecht gefunden habe, so werde es d es auch beim allgemeinen Wahlrecht thun. Die betreffenden Besorgnisse seien unbegründet. Vermißt würden vielleicht manche liberale Beamte werden, dieser Verlust müsse und werde aber ersetzt werden. Die preußische Verfassung sei nicht langirt, die Minister blieben dem Abgeordnetenbause ver antwortlich. Die Verfassung ablehneu würde ein Schwaben streich sein. Die Regierung hat einen ganz parlamentarischen und großen Sieg errungen, und diesem entgegenzutreten sei nicht Sacke der Demokratie. Em Antrag auf Schluß der Diskussion von dem Abg. Grasen Bethusy-Huc wird zwar ausreichend unterstützt, aber abgelehnt. Es erkält das Wort der Abg l>r Jacoby: Weder das Norddeutsche Parlament noch das Abgeordnetenhaus haben das Recht, die politische Tbeilung Tcuischlauds zu decretiren. Im Interesse aller ter Deutschen. die Hier wie >m Re chstaze nicht vertreten sind, lege ich Verwahrung dagegen ein. Der vorlie gende Entwurf hebt wesentliche constimtiouelle Rechte auf. Feuilleton. Dresden. In der Hauptversammlung der „Isis" am 25. April sprach Herr Prof. Fleck über den Salz gehalt mehrer von ihm untersuchter Dresdner Brunnen (deS schlesischen Bahnhofs und der Blumenstraße), ari dem vielleicht auf eine Kieseritlage im Dresdner Becken zu schließen sei, wenn man sich nicht auS geologischen Gründen gegen diese Annahme erklären müsse. Hieran schloffen sich Mtttheilungen über von ihm getroffene Ver besserungen in der Härteprüfung deS Wassers. Herr Prof. vr. Geinitz sprach über daS Vorkommen des Petroleum- nach der Schrift deS C. H. Hitcheock und Herr Apotheker Bley über Aiccokalo» pcologanit» vi»»., welche in einer AeSculinlösung gefunden worden ist. — In der Sitzung der mineralogisch-geologischen Section deS 2. Mais besprach zunächst Herr Prof. Irr. Geinitz die Schrift von Sofia: Die kosmischen Abkühlungen, worauf er die geologischen Verhältnisse Luxemburgs schil derte und ausgezeichneten Urkalk von Gelrnau bei Chem nitz vorlegte, wie auch Steinkohlen von NenntmannS- dorf, woran sich eine Urberstcht über die Steinkohlen unternehmungen schloß, bet denen er Gutachten abge- gegeben oder verweigert hatte. Herr vc. Ebert bot zur Ansicht Eisenblüthe von Stenn bei Zwickau. Herr Asch au schilderte in längerer, sehr interessanter Rede Norwegen in geographischer, geologischer und minera logischer Beziehung, sswrit er r» durch seine Reisen kennen gelernt hat. X. * Girlitz. Die oberlausitzische Gesellschaft de-r Wissenschaften zu Görlitz feierte am 24. April d. I. ihre 12S. Hauptversammlung, zu welcher dir ver ehr!. Mitglieder derselben bereits am 14. März einge- laden worden waren. Der Präsident derselben, Graf v. Löben, eröffnete die Sitzung mit einigen einleiten den Worten, womit er die Anwcsendcn begrüßte, wo rauf der Sccretär der durch den Tod ausgeschietenen Mitglieder ehrend gedachte. Seit der letzten Haupt- vcrsammlung am 3. Oktober v. I. sind gestorben: Hr. Oberlehrer Böckel an der hiesigen Realschule, Hr. Berg, Rector der hiesigen Volksschulen, Hr. l)c. Hoffmann, Professor und Rector em. des Gymnasiums in Budissin, Hr. Schubart, kgl. sächs. Commissionsrath in Dresden. Der Sccretär trug über die Herren Böckel und Hoff mann biographische Mitthrilungen vor, die Nekrologe der Herren Berg und Schubart werden in der nächsten Hauptversammlung vorgetragrn werden. Daraus hielt Hr. vc. Paur, Vicepiästdent der Gesellschaft, einen Vor trag über „Francesca La Rimini, nach Dante'S Dar stellung und nach geschichtlichen Zeugnissen", worin der gelehrte Kenner des Dante in gründlicher Untersuchung zu der Vermuthung gelangte, daß das tragische Ende Francesca'» dem Dichter zu seiner Darstellung dien licher geschienen haben möge, al» die Wirklichkeit. Die Verhandlungen über die vor 2 Jahren gestellte Preis aufgabe: „Geschichte der Stadt Lauban" führten zu dem Beschluß, da keine Bearbeitung derselben einge gangen, auch keine Kunde darüber vorhanden sei, daß eine solche vorbereitet werde, eine andere Aufgabe zu stellen, wofür bereits feit Jahren Vorarbeiten vorhan den wären. Diese neue Aufgabe ist: „Geschichte de» Eigenschen Kreises mit Beifügung der wich tigsten, namentlich der noch nrcht gedruckten Urkunden". Der EinlirserungStermin ist Januar 1869. Au wirklichen Mitgliedern wurden gewählt: Herr Graf». Fürstenstein in und auf Ullersdorf, Rothenburger Kreise«; Herr Vr. Linn, Lehrer an der hiesigen h. städti schen Töchterschule; Herr Wollmann, Buchhändler hier; Herr Reichel, Advocat in Zittau; zu correspondirenden Mitgliedern: Hcrr Tschirch, Arwidiakonus in Guben; Herr Friederich, königl. prcuß. Hofphotograph in Prag; Herr Fischer, Realschuldirector in Leopoldstadt-Pesth. Schließlich theilte der Sccretär der Versammlung mit: daß das gesellschaftliche Unternehmen, welches vor dreißig Jahren begonnen worden sei, die Herausgabe der 8ccip- toro» rerum bus»tjc»cum, wovon der erste Theil, die Chronik deS Johann v. Guben, da- Görlitzer Lehn recht und Anderes enthalte, herausgcgeben 1839, der 3. Theil (l. und II. Bd.) Haß'-, des Görlitzischen Bür germeisters, Annalen enthaltend, 1852 herauSgegeben, nunmehr 1867, nach langer Unterbrechung, fortgesetzt wetden könne. Der Sccretär legte den Anwesenden den ersten Druckbogen de- 4. Thcilcs vor. Es ver dankt die Gesellschaft der liberalen Unterstützung der preußischen oberlausitzischen Stände und des Magistrats hier, die vor mehrer« Jahren die Summe von 300 Thlr. bewilligt haben, deren der Magistrat 100 Thlr., die durch Verzinsung auf mehr als 400 Thlr. angcwachsen ist, die Möglichkeit, diefcS für heimathliLe GeschichtS- kunde wichtige Werk zu vollenden. — Die Anwesenden vereinigten sich nach Schluß der Verhandlungen zum herkömmlichen Festmahle. vc. St. Literatur. Der al» anregender und vielseitig ge bildeter pädagogischer Schriftsteller wohlbekannte vc. H. Kefrrstein hat unter dem Titel: „Johann Gottfried v. Herder. Lichtstrahlen au» seinen Werken" (Leipzig, Brockhau» 1867) eine planmäßig geordnete, mit sorgfältiger Umsicht getroffene Auswahl charakte ristischer, fast alle Gebiete geistigen Leben» berührender und für unsre Zeit besonder» beherzigenSwerthrr Stellen au» Herder'» Schriften gegeben. Zwar scheint in einer von den hier gesammelten Sentenzen selbst eine der artige Sammlung einzelner Lichtgrdanken großer Geister perhorrcscirt zu wcrden, wenn Herder (S. 208) sich also aussprichl: „Durch Blumengärten von penree» öfter- müßig zu gehen, ist beinahe gefährlich , der Dust der würz reichen Blumen benebelt das Haupt und macht den gei stigen nüchternen Sinn trunken. Keine Lescrei fordert eine so strenge Diät, als daS Lesen abgerissener, hin gestreuter Gedanken." Indessen schränkt Herder diese Bemerkung selbst ein, wenn er fortfährt mit dem Rath, sich über jeden solcher Gedanken Rechenschaft zu geben, da dies eine Conversation der Geister, eine Uebung sei, bei welcher man selbst aus Falschem oder Halbwahrem Wahrheit lerne, und manche Gedanken in solcher GeisteS- unterredung ungemein weit führten und aus einem ein zigen Samenkorn ein Wald von Bäumen erwüchse. Dazu ist gerade bei der Eigenthümlichkeit Herder'«, srincr Neiiung, in poetisch-phrlosophischer Kontempla tion da» ganze Universum Lenkend zu umspannen und in mehr ibapsodischen, in freier Weise sich aneinander fügenden Gedankenreihcn ferne innere Welt sich abspir- geln zu lasten, eine solche Sammlung von geschickter Hand bcsondcrS dankcnkwerth. Außerdem hat der Her ausgeber in einer längern biographischen Einleitung einen gedrängten, mit vieler Wärme und sinniger Auf fassung Le« Herdrr'schen G.niu» gezeichneten Abriß seine» innern und äußern Leben- gegeben, so daß sich diese Schrift der in demselben Verlage erschienenen beliebten Sammlung von „Lichtstrahlen" würdig anrriht. vc. N. s Die „Kunstchronik", Beiblatt der in Leipzig er scheinenden „Zeitschrift für bildende Kunst", macht eine interessante Mitlheilung über eine neue Erfindung auf dem Gebiete der vervielfältigenden Kunst. Seit dem Aufschwünge, den seit den letzten Jahrzehnden die tllustrirte Literatur genommen, hat da» Problem, die Originalzrichnung unmittelbar in eine Druckplatte
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