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V- 22. Weißeritz-Zeitung Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. 16 Ngr. 17 Mär) 1857. Inserate werden mit 8 Pfg. für die Zelte berechnet und in allen Expeditionen astgenommen. > Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Tagesgerichte. Altenberg, 15. März. Gestern hat sich auf dem Römerschachte des Zwitterstockwerkes hier folgender Unglücksfall ereignet. Der Berghäuer Schwenke von Geising ist in det NachmittagSscbicht vor einem ausgeröllten Orte auf der halbersten, Gezeugstrecke be müht, mit der Keilh-me Zwitter zu gewinnen, wobei plötzlich ein Gebirge hereinstürzt und ihn bis an den Hals verschüttet. Ueber eine halbe Stunde mußte er so eingeklemmt stecken, ehe seine Kameraden ihn Von der Last des Gesteins befreien konnten. Leider ergab sich nach seiner Befreiung, daß das eine Bein gänzlich zerschmettert war, so daß er in der Tonne zu Tage gefördert werden mußte. Als merkwürdig ist zu erwähnen, daß sich dieser Mann fest vorge nommen hatte, nach Amerika auSzuwundern, und nur noch auf einen Brief von seinem Bruder wartete, welcher bereits jenseil des Meeres sich eine neue Heimarh begründe! hat. Dresden. In einer geheimen Sitzung des hiesigen Bezirksgerichtes, in der Hr. Gerichtsrath Einen prä- sidirte und als SkaatSanwalt Hr. AppellationSrath Metzler, sowie als Vertheidiger Hr. Adv. Pleißner fungirte, wurde am Sonnabend den 14. März über den deS JncesteS mit seiner .eheleiblichen Tochter A. Th. Reichel (IS Jahr alt) angeklagten Posamentier Karl Gottlob Reichel zu Dippoldiswalde daS Urtel gefällt. Obschon Reichel seine in der Voruntersuchung ab gelegten unumwundenen Geständnisse zu leugnen ver suchte, so-ward er doch durch die Aussagen seiner Tochter und in Folge der gegen seine als Zeugin anwesende Eehefrau gemachten Geständnisse als der Fortsetzung deS fraglichen Verbrechens für überführt erachtet und auf Grund des Art. 302 des Criminal- gesetzbuches zu 2 Jahren Zuchthaus, seine Tochter aber zu 3 Monaten Gefättgniß verurtheilt. (Wir werden, mehrseitigen Wünschen zu Folge, künftig unter der Rubrik: „Oeffentliche Gerichtsver handlungen" interessante Fälle den Lesern dies. Blattes mittheilen.) Dresden. Am 12. März Morgens, wurde von einest! Arbeiter bei dem sächsisch-schlesischen Bahnhofe, ungefähr 90 Schritt von der Abgangshalle, unter einer Straßengrabenbrücke ein todtes neugeborenes Kind weiblichen Geschlechts, ganz nackt, aufgefunden. Berlin. Erst jetzt liegen die Ergebnisse der im preußischen Staate im December 1855 stattgefundenen amtlichen Volkszählung vor. Nach derselben zählte der preußische Staat im December 1855: 17,202,831 Einwohner (darunter 211,731 des Militärstandes). Da im December 1852: 16,935,420 Einwohner Vorhänden waren, so betrug daS Mehr im Jahre 1855: 267,411, also nur 1,zz pro Cent der Volkszahl von. 1852, ein Zuwachs, der bedeutend geringer ist, aks^ die Vermehrung in der zunächst vorhergehenden Periode zwischen den beiden Zählungen von 1849 und 1852, welche 537,972 Personen ober 3,z„ pro Cent der Einwohnerzahl von 1849 betrug. — Den Hinterlassenen des PolizcidirectorS von Hinckeldey (besten TobeStag am 10 März fiel) ist als Ertrag der für dieselben veranstalteten Sammlung die Summe von 21,632 Thlrn. überwiesen worden. — An der Stelle in der Jungfernhaide, wo Hinckeldey starb, ist auf Befehl deS Königs unter einer Eiche ein acht Fuß hohes Kreuz mit dem Namen und dem Todestage deS Da hingeschiedenen errichtet. Landwirthschaftliches. Behandlung der Schweine bei dem Eingehen der Arzneien. Bekanntlich sind die Schweine sehr schwer zu bemustern, wenn man sie operiren, oder ihnen Arzneien beibringen will. Die Hindernisse beim Eingeben der Arzneien bestehen in dem anatomischen Bau und dem störrigen Wesen dieser Thiere, und müssen beide vollkommen beseitigt werden, wenn man seinen Zweck vollkommen erreichen will. Dieß brachte den Verf. auf den Gedanken, daß hier List das ersetzen muß, was Kraft und Gewalt nicht leisten kann. ES ist bekannt, daß die Schweine daS Reiben oder Scheuern sehr lieben, daß sie sich bald niederlegen, wenn man sie anhaltend scheuert, kratzt, und daß sie dabei sehr behagliches Gefühl durch ein sanftes Grunzen zu erkennen geben. Bei fortgesetztem Scheuern ist man sogar im Stande, sie bald auf eine, bald auf die andere Seite zu wenden, und kann man überhaupt dann ziemlich willkürlich mit ihnen verfahren. Die hier angeführte Eigenschaft bleibt ihnen selbst in den meisten Krankheiten, und eben sie benutzt der Vers, beim Eingeben der Arzneien, wobei er auf folgende Weise verfährt: Liegt das Schwein z. B. auf der linken Seite, so läßt er einen Gehilfen mit der linken Hand das Schwein läng» dem Rücken und der ober» Seite fortwährend reiben, ViS eS sich ganz ruhig verhält; alsdann muß der Gehilfe mit der linken stachen Hand den untern (linken) Mundwinkel ver schließe» und dabei zugleich den Vordertheil des Kopfes etwas in die Höhe heben, während er mit der rechten Hand fortfährt zu reiben; nun öffnet der Verf. mit der linken Hand den obern (rechten) Mundwinkel und flößt mit der rechten Hand die Medicin aus einem Löffel ein, welche dann augenblicklich ver schluckt wird, ohne Laß etwas davon verloren geht. Der Verf. hatauf diese Art bittre, salzige und spirituöse Mittel angewendet, und nle Unannehmlichkeiten erfahren, indem der Geschmack bei Schweinen nicht sehr entwickelt zu sein scheint. DieZwiebeln sind aus der persischen Landschaft Kilan, wo eine 3 Pfd. wiegt, nach Europa gebracht worden. Die