Volltext Seite (XML)
Ur. SL Weißerih-Zeitrmg Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. - - - ' - . - 18 M»y 185g. Z .1 ). ->.? 8 Pf> st« «« Zeile ««d tu all«» ! Eq>kdttio»e>« angmomm,». Freitag - Erscheint Dienstags und Freitags. Z« Lezichen durch alle Pofianstal- ten. Preis pr» Eluard lüNgr. i.. .iL) L^ran'twoEttMacMr: Carl Zehnt in Dippoldiswalde. Bom Gebirge. Der Palmsonntag, wichtig in seiner ursprünglichen Bedeutung, Naht, und mit diesem jener für junge Christen-hachwichtiK^Tag^ an welchem sie baS Gelübde der Treue vor Gottes heittaem Altäre selbst ablegen. Gewiß ein Tag von hoher Bedeutung! Möchte derselbe aber auch von w- dir Kirchfahrt und. insbesondere von den Confirman« den als solcher erkannt werden. Leider aber ist dem nicht immer so! Denn wie oft geschieht es nicht, daß junge Christen, die bei'm VormittagögolteSdienste den Cid unverbrüchlicher Treue vor ihrem gekreuzigten Erlöser abgelegt haben, sich Nachmittags allen mög lichen Vergnügungen und Belustigungen hingeben. — Eine Verordnung der Kreisdirection zu Zwickau machte schon im vorigen Zähre, auf diese llnfiue aufmerksam und forderte die Obrigkeiten zur getreuen Ueberwachung ähnlichen Unfugs aus. Wer trägt aber gemeiniglich hier die «schuld? Nicht die Lehrer, aus deren Aufsicht die Conftrmanden, oder besser Confirmaten, entlassen sind; nicht die Polizeibehörde, hinter deren Rücken solcher Unfug geschieht, sondern lediglich gewissenlose Eltern, die schon während der Schulzeit in ihrem. Hause Zusammenkünfte von Schulkindern beiderlei Ge schlechts duldeten, und solche auch, unchristlich genug,, an dem heiligen Tage der Konfirmation selbst gestatten. Kein Vernünftiger wird etwas dagegen einwen den, wenn die Confirmaten, nachdem sie auch dem Nachmittagsgottesdienste beigewohnt, in getrennten Ge schlechtern sich einen Spaziergang in'S Freie machen, oder in einer gottesfürchtigen Familie durch Vorlesung eines nützlichen BucheS oder sonst durch eine anstän dige Unterhaltung, die letzten Stunden ihres Beisam menseins dahinbringen. Schließen sie doch heute ab Mit der harmlosen Jugendzeit, und sägen sich und den goldenen Maiemagen-daS „Lebewohl!^ Vereinigen sich jedoch Knaben Und Mädchen, ziehen wohl lär mend durch die Straßen, vergnügen sich dann bei Tanzbelustigungen und geistige» Getränken und trei ben dieses noch spät in der Abendzeit, so verdient Sol ches nicht allein allgemeinen Tadel, sondern eine ernste Rüge, ia nachdrückliche Strafe für Eltern, die Ähn liches m ihrem Hause dulden, dürfte sicher nicht am- unrechten Orte sein. — Möchten doch alle Eltern Die- ses bedenken, die ihre Kinder nächsten PalmsöNntag- vor die Stufen des Altars geleiten-und mit der ver- sammelten Kirchfahrt den Segen des Himmels für sie erflehen, damit sie nicht im entgegengesetzten Falle ih- i ren Kleinen, noch am Tage der Einsegnung ein Aer- gerniß geben, und sich nach dem AuSspruche ihres gött ¬ lichen Erlösers (Matth. 18, 5 ff.) die strenge Verant wortung zuziehen. > - r TageSgefchichte. Dresden, den 16. März. Eine kostbare Er- rungenschast der jüngsten Tage ist eine Anordnung, welche dem Vernehmen nach auf Vorschlag des genia len Bendel, wyhlbestellten DroschkeninspectorS allhier, Platz ergriffen hat. An der Deichselspitz.e jeder Droschke hängt jetzt nämlich eine große Klingel, Wer NM den äußerst lebhaften Vetkehr kennt, welchen die Droschken auf den Straßen der Hauptstadt haben, kann sich leicht einen Begriff von dem ekelhaften Mordspectakel machen, welcher durch diese unablässige Klingelri an allen Or ten und Enden verursacht wird. Wo man geht und steht, hört man diese- unvermeidliche Pimpeln, und wer vollends im Wagen sitzt, für den ist dieser fort währende monotone Lärm fo unausstehlich, daß man die Benutzung der Droschken lieber vermeiden und stolz zu Fuße wandern möchte. Die öffentliche Stimme macht sich darüber sehr mißbilligend laut, und e» steht zu erwarten, daß die wohl etwa- vorschnell getroffene Anordnung wieder aufgehoben werden wirh. Hat man damit die Absicht gehabt, die Fußgänger auf die heran nahenden Droschken aufmerksam zu , machen und mög liches Unglück zu verhüten, so scheint dies nicht die richtige Maßregel zu sein. Denn erwägt man, daß die Zweispänner der Lohnkutscher und der Herrschaften keine Klingeln führen, so ist die in dieser Ausnahme liegende Voraussetzung, als passire durch diese kein Malheur, eine durchaus irrige und durch die Erfah rung nicht bestätigt. Man schärfe in dieser Beziehung den Kutschern nur die größte Vorsicht ein und bestrafe einige Mal,tüchtig den sich kund gebenden Leichtsinn; man befehle namentlich, daß um die Straßenecken nicht wie toll herum, sondern langsam gefahren werde; das Gerassel der Wqaen macht die Passanten schon aufmerksam genug, und für Harthörige wird auch die Klingel nichts helfen. — Alles harret nun hier sehn suchtsvoll des Frühjahrs Und wünscht einen baldigen warmen Regen, damit durch diesen der in den Gebir gen aufgehäufte Schnee geschmolzen und die Lusttem- peratur damit eine gelindere werde. Eher ist nicht an das Erwachest der Vegetation zu denken, weil die Sonne allein zu.dieser Zeit eS bekanntlich noch Nicht erzwingen kann. Sir hat freilich in unsrer Niederung allen Schnee weggenommen, aher bet Ihnen stjH noch weiter hinaus mag'S noch sehr winterlich aussehn. — Die Dampfschifffahrten auf der Elbe haben, seit dem 14. wieder begonnen, und geht vorläufig