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Dresdner Journal : 03.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189010031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18901003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18901003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-10
- Tag 1890-10-03
-
Monat
1890-10
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 03.10.1890
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M230. Freitag, den 3. Oktober, abends. 1890 ?är vr«»äo» viort«ZUlk1iob S vv bei äev L«u»er>. äsutivbva ko»t»»»t»It«u vi«rt«l- jLbrUeb L U ; »u»»«rb»Ib ä«» äsut»ebea keicbe» tritt koit- «oä 8tewp«Iru»cblL« tÜLru. Liorsluo Uuwwrro: >0 kk. L»tlvll«lIssullx«x»dNIlr»»» kür äev kLuw einer »«»peltoneo 2eil« kleiner kcbrikt SO kk. Unter „Lin^v^nNt" äio 2<!>s 50 kf. Lai TubeUs»- unci 2iFerv»»ti entepr. >tn1»>.iNi^;. Lraekelaen: I^zUcb init itnaaniune der 8oon- u. keiertn^r »beoä». kerniproeti -Fll»eblus»: Ur. I2NL. dres-nerÄMMl. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Runstgeschichte. ^nnnkw« ron LokNoaixunxeo »ninLrte: Fr. Lranckatetter, LomwisaionLr äs» Oresäosr lourvLl»; LamdnrU Lirlin Vt«a reixitU >»,«! Lr»^» Nnul^lüN ». A.! Tkaa»n,«tr»« <e VoAter, >»rU» Vtan L»mdnr^ kr»U - rrinLtart ». N »Lnek«a: /Luä L/o««,' k»rt» l^nckon L»rUn ^r»»^Nlrt ». U. 3tntl»»rt: Da««-« F <7o ,- NarUn: Inrattäenäant, >ra»I»n: Fmii Fadat?>, L»»n»r»r: <7 LckikÄer, L»u« ». s.! / Larct F Co. Nern«»r:eder: LSnigl. Lrpeäition äe» Vroaäver 1our»»1». vreiäen, 2vinxer»tr. 20. ksrnsxrscN - ^Q»cblo»i: Ur. IL-L. Amtlicher Teil. Dresden, 29. September. Se Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Cantor Carl August Nestler in Zelle das Verdienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Bestimmungen in 8 17, 2 des Gesetzes, das Volksschulwesen betr. vom 26. April 1873 in Verbindung mit ß 15 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 für Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen ist bis auf Weiteres der Bezirk-schul- inspektor Lötzsch in Glauchau zum Commissar für die Wahlfähigkeits-Prüfungen am Seminar in Walden burg ernannt worden. Dresden, am 30. September 1890. Ministerium des CultuS und öffentlichen Unterrichts. Für den Minister: vn. Petzoldt. Götz. Nichtamtlicher Teil. Hetegrnphische WacHricHien. Hirschberg, 2. Oktober. (W T. B.) Im Nicsengcbirge tst heute Schneefall eingetrctrn. Wien, 2. Oktober. (W. T. B.) Die nieder österreichischen Landtagswahlen der Städtegruppe — ausgenommen Wien mit seinen Vororten — ergaben die Wahl von 10 liberalen, 1 christlich- sozialen und 1 deutsch-nationalen Abgeordneten. Wien, 3. Oktober. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Se. Majestät der König von Sachsen und der Großherzog von ToSkanä fuhren heute früh um 3 Uhr zur Pirsche nach Schwarzenbach. Ihre Majestäten die Kaiser Wilhelm und Franz Joseph begaben sich um ^8 Uhr ebendahin zur Jagd in den sogenannten „Bierundzwanzig Gräben". Der Himmel ist halb bewölkt, das Wetter etwas windig. Buda-Pest, 2. Oktober. (W.T.B) Nach hier eingegangenen Meldungen ist die Gemeinde Kistelek bei Szegedin von einer Keuersbrnust heimgcsucht worden, welche bei dem herrschenden Orkan große Ausdehnung annahm. Nach Privattelegrammen soll die Hälfte des Orte- eingeäschcrt sein. Belgrad, 2. Oktober. (W T B.) Lie„Agence de Belgrade" meldet, in oppositionellen Kreisen seien Gerüchte über eine Ministerkrise verbreitet, dieselben seien aber unbegründet und schienen zum Teil durch die vom König Milan verfügte Ent lassung des Gouverneurs des Königs Alexander, Dokic, veranlaßt zu sein. Der Entschluß MilanS habe in radikalen Kreisen große Verstimmung hervorgerufen und man höre in denselben äußern, daß die Negierung hierdurch sich zu einem ener- gischeren Vorgehen als bisher veranlaßt fühlen dürfte. Dresden, 3. Oktober. Eine wirtschaftliche Zukunftsfrage. Am 1. Oktober hat der Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika die Mac Kinleysche Zoll- tarifbill unterzeichnet und schon am 6. d. Mts. tritt das Gesetz, welches den größten Teil der europäischen Jndustrieprodukte vom nordamerikanischen Markte völlig Erschließt, in Kraft. Je näher dieser Zeitpunkt heran rückt, um so lauter werden die Klagen aus den Kreisen Feuilleton. Die Biktl von HauSperg. Sine Erzählung von I. C. Maurer. v (Fortsetzung.) „Ah, bist auch einer von der sauberen Brüder schaft," sagte sie, „die gleich mit Sengen und Bren nen droht; aber ich fürcht mich nicht, wenn Du auch ausschaust, als wärst ein Mordbrenner." „Glaubst wirklich, Sennerin," entgegnete der an- tdere mit unheimlichem Ernst, „könntest wohl nicht so lgauz Unrecht haben." ' Während dieser Rede war der Bettler an den Herd getreten, so daß der Helle Schein des Feuers auf seine zer lumpte Gestalt und sein wetterbraunes Antlitz fiel. Betroffen sah ihn Viktl an; ihr war es, als ob eine alte Erinnerung in ihr aufdämmerte. Diese dunklen, leuchtenden Augen, dieses sonnenverbrannte Gesicht und auch die Stimme, alles das kam ihr so be kannt vor. „Um Gotteswillen!" sprach sie, „wer bist Du, haben wir unS nicht schon einmal gesehen?" „Bist Du von Sinnen, schöne Dirn?" entgegnete der Fremde, „wo sollten wir unS denn gesehen haben? Bin ja mein Lebtag zuvor nie auf die Holzalm ge kommen !" Wieder schaute ihm Viktl unverwandt inS Antlitz. „Ja, ja", sprach sie, „verstell' Dich nur nicht, es hilft Dir nichts. Diese Augen, das pechschwarze, struppige Haar — ganz so wie jetzt, bist Du damal- vor mir gestanden — im Kohlerhäusl." der Industrie über die amerikanische Rücksichtslosigkeit und umsomehr mehren sich die Stimmen, welche ein gemeinsames Vorgehen der europäischen Staaten gegen die Union und den Ausschluß der nordamerikanischen Produkte vom europäischen Markte fordern. Schon auf dem internationalen land- und forstwirtschaftlichen Kongresse, der anfangs September d I. in Wien tagte, wurden die Schritte, welche die Vereinigten Staaten gegen die Einfuhr europäischer Jndustrieprodukte be reits gethan, einer Besprechung unterzogen und man faßte damals den Beschluß, für die Bildung einer mitteleuropäischen Zollliga — nicht eines großen Zoll vereins mit einer gemeinschaftlich zu bewachenden Grenze und einer gemeinsamen Zollbehörde, son dern eines Gebietes mit ausgleichenden Zwischen- zöllen zu wirken. Der Beschluß lautete: „1) Der Kongreß erklärt im Interesse der land- und forstwirt schaftlichen Industrien Mitteleuropas die Schaffung einer mitteleuropäischen Zollliga, innerhalb welcher eventuell die Interessen einzelner Produktionszweige durch Differentialzölle zu wahren wären, für notwendig. 2) Der Kongreß erklärt eS als eine Forderung der Gerechtigkeit, daß a) zwischen den dieser Zollliga an gehörenden Staaten bezüglich ihrer Frachttarifpolitik solche bindende Abmachungen getroffen werden, welche eine wirtschaftliche Schädigung eines der Zollliga an gehörenden Staates durch die Eisenbahn- oder Schiff fahrttarife eines anderen Verbandsstaates unmöglich machen; d) die Valutaverhältnisse der dieser Liga an gehörenden Staaten auf einheitlicher Basis geordnet werden." Aus der Fassung dieses Beschlusses geht unzwei deutig hervor, daß man die Schwierigkeit der Aus führung des Gedankens einer mitteleuropäischen Zoll vereinigung sehr wohl empfand. Immerhin aber war der Plan einer Verbindung der europäischen Völker familien zu einer friedlichen Vereinigung aufgegriffen und seine Verwirklichung ist seitdem in der mittel europäischen Presse vielfach allen Ernstes befürwortet worden. Eine Reihe hervorragender deutscher Blätter sprachen sich dahin aus, daß ein wirksames Mittel gegen die zollpolitischen Maßnahmen Amerikas nur in dem geschlossenen Vorgehen aller mitteleuro päischen Staaten zu finden sei, und neuerdings sind auch in Frankreich sehr beachtenswerte Stim men laut geworden, welche die gleiche Auffassung vertreten. So veröffentlichte vor kurzem das offiziöse Organ der französischen Regierung, der Pariser „Sik-cle", einen Artikel, der sich in diesem Sinne aussprach und heute kommt das Blatt schon wieder auf den Plan einer mitteleuropäischen Zollvereins zurück und bespricht ihn eingehend. Es beruft sich bei fernen Ausführungen auf die Erklärungen, welche ihm ein aus Deutschland zurückkehrender Diplomat gegeben habe und die in dem Satze gipfeln: Europa hat den Kampf aufzunehmeu und Wunde für Wunde zu schlagen. „Unser Gewährsmann, so fährt das Blatt dann fort, brachte aus Deutschland einen ebenso starken wie tiefen Eindruck mit und behauptete, daß der Zolltariskrieg nur möglich sei, wenn ganz Europa zusammenstehe. Er hielt diesen Plan für ausführ bar; er sprach sogar davon, daß Frankreich, wenn es in Deutschland die einleitenden Schritte thue, sicher sei, Gehör und beim Kaiser eine rückhaltlose Hilfe zu finden; er schien anzudeuten, daß ecu der artiger Schritt, der den günstigsten Einfluß auf die internationale Politik haben würde, geradezu er wartet werde. Wenn wir diese Erklärung in Kürze hier wiedergeben, so thun wir es nur, weil unser Gewährsmann unS durchaus ermächtigt schien, so neue Gedanken auszusprechen. Seit unserer ersten Mitteilung sind in England und Italien mehrere Artikel erschienen, welche von demselben Gedanken ansgingen. Auch nach diesen Seiten hin verdient die Angelegenheit eine ernste, vorurteilsfreie Er wägung und die Aufmerksamkeit unserer Regierung." E» muß dahingestellt bleiben, ob die von dem Gewährsmanne deS „Sidcle" geltend gemachte Auf fassung bezüglich Deutschlands da-Richtige trifft. Eine amtliche Kundgebung, welche nach dieser Richtung hin einen Schluß zuließt , ist bis jetzt noch nicht erfolgt. In jedem Falle aber verdient die Anregung eines der französifchen Regierung nahestehenden Blattes sowohl ln wirtschaftlicher als auch in politischer Beziehung besondere Beachtung. Es wird darin ein Ton ange schlagen, welcher zeigt, daß man in sehr einflußreichen Pariser Kreisen einer wirtschaftlichen Annäherung der mitteleuropäischen Staaten unter einander nicht abgeneigt und daß man vor allem auch dem verhaßten Deutsch land gegenüber andere Selten aufzuziehen gewillt ist. Hierin, in dieser entgegenkommenden Haltung, liegt eines der bedeutungsvollsten Momente der Aus lassung des halbamtlichen Pariser Blattes. Denn daß die projektierte Zollvereinigung der mitteleuropäischen Staaten schon in Bälde zu stände kommen sollte, ist kaum zu hoffen. An und für sich ist der Plan ja wunderschön, den Amerikanern und ihrer Mac Kinley- Bill einen Bund Europas entgegenzustellen, der Gleiches mit Gleichem vergilt. Bei der gegenwärtigen politischen Lage aber dürsten denselben doch die er heblichsten Schwierigkeiten entgegenstehen und seine Verwirklichung wird darum wohl der Zukunft über lassen bleiben müssen. Tagesgeschichte. Dresdln, 3. Oktober. Für die unter den, Ressort des Königl. Ministeriums des Innern stehenden land wirtschaftlichen und gewerblichen Beamten und Lehrer, welche Staatsdiencreigenschaft nicht besitzen, ist im Jahre 1886 eine Pension skasse begründet worden, deren Verwaltung unter Mitwirkung der statutarisch geordneten Kassenorgane vom Ministerium des In nern geleitet wird. Um ihren Beamten den Beitritt zu dieser segens reich wirkenden Kasse zu ermöglichen, hatten die Vor stände der Sächsischen Textilverufsgenossenschaft, der Sächsischen Holzindustrieberufsgenossenschaft und der Land- und forstwirtschaftlichen Berussgenossenschaft für dar, Königreich Sachsen im vergangenen Frühjahre sich an dm) Ministerium des Innern sowie gleichzeitig an die Ständrversammlung mit je einem Gesuche ge wendet, unter dem Erbieten zum anteiligen Ersatz des zu Gunsten der seitherigen Mitgliederkategorien ge währten Staatszuschusses aus Genossenschaftsmitteln. Nachdem die Ständeversammlung gegen dieses Ge such Bedenken nicht geäußert und dasselbe der Staats regierung zur Erwägung überwiesen hatte, sind in zwischen die Bedingungen für die Aufnahme der in Frage kommenden neuen Mitgliederklasse einer Erörte rung unterzogen und mit Bezug auf die Erweiterung der Kasseneinrichtung die Statuten neu redigiert worden. Die neuen vom Königl Ministerium des Innern inzwischen bestätigten Satzungen der Pensionskasse sind am 1. Oktober in Kraft getreten. Neben den seit herigen Mitgliederkategorien sind nunmehr auch die Beamten der auf Grund der Unfallversicherungsgesetze errichteten Berufsgenossenschaften, deren Bezirk sich nicht über das Gebiet des Königreichs Sachsen hinaus er streckt, sowie die Beamten der zur Durchführung der Jnvaliditäts- und Altersversicherung für das König reich Sachsen errichteten Versicherungsanstalt zum Bei tritt berechtigt. Für die ebenbezeichneten Beamten ist neben den von allen Kasseumitgliedern gleichmäßig in der seitherigen Höhe zu entrichtenden Mitgliedsbei trägen und Zuschüssen ein weiterer Jahreszuschuß in Höhe von 2HH der Diensteinkommensbeträge im Bei- Der Bettler schien verlegen und wandte sich von ihr ab. „Was schwatzt da die dumme Dirne?" unterbrach er sie. „Damals, in jener Nacht", fuhr Biktl fort, „wie das Böglerwirtshaus in Alpbach abgebrannt ist." „Was weiß ich vom Böglerwirt," brummte der Bettler betroffen, während er sich das Haar aus der Stirne strich. Eine tiefe Narbe zog sich oberhalb der Brauen gegen die linke Schläfe hin. „Ja, ja, Du bist's," rief die Senneriu und trat ganz nahe an ihn heran, „jetzt e» kenn' ich Dich, Du bist der Mordbrenner! Diese Narbe hier an der Stirn, die Dir damals der Knecht des Bögler bei gebracht, hat Dich verraten; bekenne, daß mein Vater unschuldig gewesen ist!" Bei den letzteren Worten hatte Viktl den Bettler am Arm ergriffen, als ob sie ihn festhcklten wollte. „Ich weiß nichts von Dir und von Deinem Vater," entgegnete er, sich loswinvend, „laß mich!" „Nein, nicht eher, als bis Du mir Rede gestanden hast'F rief Viktl mit lauter Stimme. „Du sollst nicht von der Stelle kommen, ehe Du alles bekannt hast, und ausschreien will ich's in die Welt, waS Du ge than, und sie sollen Dich finden. Deine Zeit ist zu Ende und Dein Verbrechen ist an den Tag ge kommen!" Mit diesem Ausruf hielt Viktl ihn am Ärmel fest, während er aus der Hütte zu entrinnen suchte. Auf einmal funkelte ein Dolch in seiner Hand. „Wart!" schrie er, „ich will Dich stumm machen, wenn Du sonst nicht schwelgen kannst." Dabei führte er einen verzweifelten Stoß nach dem Mädchen; diesem gelang es jeooch, auszuweicheu. „Wart, Du Saggra!" rief in diesem Augenblick der Hütbub, der eben unerwartet in die Hütte trat. Zugleich versetzte er dem Bettler mit dem eiscnbeschla- genen Bergstock einen solchen Streich über den Kopf, daß dieser seitwärts taumelte und ihm der Dolch weit weg aus der Hand fiel. „Das hast Du für s Stechen!" rief er dann und sprang nach der Waffe, um sie aufzuheben. Diesen Moment benutzte der Strolch, um sich schleunigst aus der Hütte zu entfernen, wobei er den Hut, den ihm Jaggl vom Kopf geschlagen, zurückließ. „Sakra!" rief der Hütbub, als er sich mit Viktl allein sah, „er ist uns entwischt, ich muß ihm nach." „Nein bleib'!" entgegnete die Sennerin, „es würde Dir doch nichts helfen; wer weiß, wo er hingelaufen ist, und was könntest Du auch gegen ihn ausrichten!" Jaggl hob mißmutig den Hut von der Erde auf. „So," sagte er, „das ist also alles, was von ihm zurückgeblieben ist Aber horch," setzte er hinzu, „was ist das? Mir scheint, als hört' ich Tritte; am Ende kehrt der Kerl noch einmal um." „Das wird er wohl bleiben lassen, denke ich," er widerte Viktl, indem sie sich erschöpft niedersetzte. „Sicherlich benutzt er die Nacht, um noch möglichst weit fliehen zu können." Jaggl hatte indessen zur Sennhütte hinausgeblickt. „Biktl, Viktl, der Andrä kommt!" rief er freudig. Der Genannte trat tin. „Was ist Luch denn geschehen," fragte er über rascht, „da steht der Jaggl mit einem alten, zerrissenen Hut und einem langen Messer in den Händen, und die Viktl sitzt dort kreideweiß hinter dem Herd, und in den Zündern droben ist mir ein Bettler begegnet, barfuß und mit einer Eil', als ob er nicht zeitig ge nug noch auf den Gratlkopf hinaufkommen könnte." „Also hast ihn gesehen?" fragte die Sennerin, in dem sie hinter dem Herd hervorkam, „der ist's ge wesen, der mich hat »iederstechen wollen." „Dich, Viktl? " sagte Andrä, sichtlich er schrocken. „Ja, mich," gab sie zur Autwort, „uud wär nicht der brave Bub da, der Jaggl, gerade noch im rechten Augenblicke dahergekommen, so hättest vielleicht eine Sterbende angetroffen." „Bist denn ganz allein gewesen, Viktl?" fragte der junge Hausperger. „Ja, freilich," erwiderte sie, „der Bub hat noch abends auf den Gratlkopf hinaufmüssen, um einige» verlaufenen Schafen nachzusteigen; ich hab' gemeint, ich seh den Schutzengel, wie er gekommen ist." „Und den fremden Menschen hast nicht gekannt?" forschte Andrä weiter. „Nein," versetzte sie, „weiß weder wie er heißt, noch wo er her ist; aber ich könnt' einen heiligen Eid darauf schwören, es ist der Brandleger, von dem ich Dir neulich erzählte." „Weißt Du das ganz gewiß?" unterbrach sie der Bauernsohn. „Ja, er ist's, er muß es sein," beteuerte die Sen nerin, „sein Thun hat ihn verraten. Wie er gesehen hat, daß ich ihn kenn', hat er das Messer gezogen, um mich niederzustoßen, und es wär ihm auch sicher gelungen, hätt' ihm der Jaggl nicht mit dem Stecken den Streich versetzt" (Schluß fotzt ) trittsfalle zu zahlen, während dieselben im übrigen den älteren Mitgliederkategorien durchaus gleichgestellt sind. Die Verwaltung der Kasseneinrichtung wird unter der neuerlich erweiterten Mitwirkung eines von der Mitgliederversammlung gewählten Ausschusses vom Ministerium des Innern geleitet beziehentlich be aufsichtigt. Für die Kassenführung ist zur Zeit ein Rechnungsbeamter des Ministerium- zur Verfügung gestellt. Mitteilungen und Gesuche in Angelegenheiten der Pensionskasse sind zunächst an den KassenauSschuß (Vorsitzender Okonomierat v. Langsdorfs, Carola straße 7, Schriftführer HandelSkammersekretär Herr mann, Ostraallee 9, Dresden A ) zu richten. * Berlin» 2. Oktober. Se. Majestät der Kaiser befindet sich gegenwärtig mit seinem kaiserlichen Gast freunde und dem Könige von Sachsen im Mürzsteger Jagdreviere, woselbst große Jagden eröffnet sind, welche unter Teilnahme der Monarchen bis zum ö. d. Mts. dauern sollen. Aus Mürzsteg liegen unter heutigem Datum fol gende Meldungen des „W. T. B" vor. Das Wetter hat sich heute nachmittag plötzlich verändert. Regen stellte sich ein und bei kaltem Nordwestwind fiel da- Thermometer schnell aus 10'. Die Schneealpe, wo die Gems- jagten stattfinden, ist in dichtem Nebel gehüllt. Die Abreise Ihrer Majestäten deS Kaisers Wilhelm, des Kaiser- Franz Joseph und des König- von Sachsen von Mürzsteg ist aus Sonntag mittag sestgesetzt. Ihre Majestäten werden sich über Bruck und Löben nach Radmer begeben. Am Schlüsse der heute abgehaltenen Jagd kamen zur Strecke: 1 Hirsch, t Tier, l Hirschkalb, 10 Gemsböcke, 0 Gem sen, 3 GemSkitzen Angeschossen und noch nicht ausgesunden sind S Gemsen und 1 Hirsch. Bei der am Frühmorgrn veran stalteten Pirsche waren 2 jagdbare Hirsche erlegt, sowie 2 Hirsche und 1 Gemse angeschossen worden. Die Jagd wurde beein trächtigt durch einen sehr kalten, orkanartigen Sturm, der sich bereits am Frühmorgen bei der Anstellung der Schützen aus der Schneealpe erhob und bis zum Schluss? der Jagd fort dauerte. Zeitweilig trat auch Schneegestöber und dichter Rebel ein, der jede Aussicht verhinderte. Gegen 8 Uhr nachmittag- kehrten die Allerhöchsten Herrschaften über Frain hierher zurück Die morgige Jagd wird in Schwarzenbach bei Frain abge- halten. — Der Reichskanzler General von Caprivi be gab sich heute abend nach Friedrichshafen, um sich Sr. Majestät dem König von Württemberg vorzu stellen und gleichzeitig dem königlich württembergischcn Ministerpräsidenten Frhr. v Mittnacht den Besuch, den dieser dem Reichskanzler bei feinem Amtsantritt gemacht hat, zu erwidern. Auf dem Rückwege nach Berlin gedenkt der Reichskanzler Sr. königl. Hoheit dem Groß herzoge von Baden seine Aufwartung zu machen. Der gleichfalls in Aussicht genommene Besuch deS Reichs kanzlers in München wird erst später erfolgen, weil Se. Königl. Hoheit der Prinzregent zur Zeit von seiner Residenzstadt abwesend ist. — Am 1. Oktober waren es zehn Jahre, seit der Staatsminister v. Bötticher aus der Stellung eines Lberpräsidenten von Schleswig-Holstein an die Spitze deS Reichsamts des Innern berufen wurde. Diesen Gedenktag heben die „Berl. Pol Nachr." durch folgende Bemerkungen hervor: Große Errungenschaften von dauerndem Werte sind es, auf welche Hr. v. Böt ticher als Früchte seines zehnjährigen Wirkens an dieser hervorragenden Stelle zurückblicken kann. Ge kennzeichnet wird diese Periode. vor allem durch die Ausführung des sozialpolitischen Programms, welche- die kaiserliche Botschaft vom 17. November 1881 in großen Zügen vorgezeichnet hatte. Das Krankenkassen gesetz, die Unfallversicherungsgesetze und zuletzt das Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesctz bezeichnen die Etappen auf dem Wege zur Erreichung dieses großen Zieles. Wenn aber auch diese sozialpolitische Gesetzgebung und deren Durchführung die bedeutsam sten Erfolge der Amtsthätigteit Hrn v. Bötticher- ausmachen, so beschränken sich die Ergebnisse der-
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