Volltext Seite (XML)
Mchmh-MW für die Königliche Verantwortlicher Redactmr: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Nr. 103. Sonnabend, den 1. September 1888 54. Jahrgang. 'k "-Ä Doch strahlen fürder ihre Namen in Deutschlands Heldenbüchern fort, Wie ihre Thaten weiterleben in deutschen BolkeS Herzenshort — Und fest steht, was fie «nS erstritten, sei'S auch im Sturm und Weltenbrand: Ein herrlich Reich in Glanz und Ehren, «in einig deutsches Vaterland! Und was auf fränk'schen Schlachtgefilden errungen ward so hoch und hehr: Ein einig Reich den deutschen Stämmen vom schwäbischen zum balt'schen Meer, Das sei gewahrt für alle Zeiten, dies schirm' kraftvoll das deutsche Schwert, Und mög' es bei uns immer heißen: Die Enkel find der Väter werth! sondern wir werden erstens ein Freuden- und Dank fest feiern, daß es unserer Jahrhunderte hindurch zer splitterten Nation 1870 vergönnt war, durch eigene Kraft ihre nationale Einheit und ihre Ehrenstellung im Herzen Europas wieder zu gewinnen, und zweitens werden wir am Sedantage eine Gedenkfeier an die Großthaten der Helden begehen, denen die Erfolge jener weltberühmten Schlacht zu verdanken sind. Diese Gedenkfeier schließt naturgemäß die Mahnung in sich, daß die lebenden und kommenden Geschlechter den heldenmütigen Vorfahren in ihren Tugenden nach eifern müssen, um ähnliche Prüfungen, die Gott aber mals über uns verhängen kann, mit Ruhm zu be stehen. In dieser Weise charakterifirt und vertieft, kann die Sedanfeier nur ein für Alt und Jung liebes und segensreiches Nationalfest sein. Run wieder kling' durch alle Gaue, du hohes Lied von jener Schlacht, In deren blut gem Kampfgewühle erstand des neuen Reiche« Macht — Nun wieder künd'S mit vollen Tönen vom Alpenfirn zum Rordseestrand, Daß einst auf Sedans weiten Fluren der Deutsche sich zum Deutschen fand! Wohl zittert in deS Tages Feier ein wehmuthSvoller Ton hinein: Zwei deutsche Helden sollten nimmer in ihres BolkeS Mitte sein — Sie, die vorangrglänzt den Deutschen so reckenhaft in großer Zeit, Die «nS ein leuchtend Vorbild waren — fie gingen ein zur Ewigkeit! So weht denn stolz, ihr deutsche» Fahnen, zu Eures Volkes Ehrentag, So glüht, ihr Feuer auf den Höhen, daß man euch freudig schauen mag, Und donnernd über Berg und Thale vom Watzmann bis zum Eiderstrand Erbraus der Ruf zum heut'gen Tage: Hoch Kaiser, Reich und Vaterland! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 30. August. Zunächst im In teresse unserer Leser aus landwirthschastlichen Kreisen theilen wir das Wichtigste aus den Nachrichten mit, die der landwirthschastliche Kreisverein zu Dresden über seine Thätigkeit seit seiner letzten General-Ver sammlung soeben veröffentlicht hat. — Zunächst widmet der Bericht dem Abgänge des Herrn Geh. Regierungs rath Koch Worte der ehrendsten Anerkennung. Seine Wirksamkeit sichere ihm allerwärts die Dankbarkeit und Liebe der sächsischen Landwirthe. — Aus dem Rech nungswesen des Kreisvereins geht hervor, daß der aus Staatsmitteln gebildete Dispositionsfond, welcher eine Einnahme von 12,576 M. nachweist, für Ver breitung landwirthschastlicher Kenntnisse, für den Feld- und Wiesenbau, den Waldbau, zu Anbauversuchen für die Viehzucht (Beihilfen zum Ankauf von Raffebullen kälbern, zu Ausstellungen, zur Unterhaltung der Lehr meierei Freibergsdorf rc.), für das Maschinenwesen, zu Auszeichnungen rc. theils unmittelbar, theils mittel bar (Besoldung seiner Beamten, Bibliothek, Bureau kosten rc.) 11,823 M. ausgegeben hat, während der aus den Mitgliederbeiträgen und einem Antheil von dem Geschäftsgewinne der Aachen - Münchener Feuer versicherung bestehende Separatfonds bei einer Ein nahme von 16,854 M. für Unterstützung iwr land- wirthschaftlichen Schulen zu Freiberg und Meißen, der pflanzenphysiologischen Versuchsstation, der Dünge- und Futtermitteluntersuchungen, ferner an Zuschüssen zu den Pensionskaffen der Beamten und Lehrer des Kreisvereins u. s. w. 3276 M. aufgewendet hat. Die Kaffenberichte der landwirthschastlichen Schulen zu Freiberg und Meißen schließen ersterer bei 7987 M. Einnahme und 7956 M. Ausgabe mit 31 M. Kaffen bestand ab, während bei Meißen mit 11,756 M. Ein nahme und 12,599 M. Ausgabe ein Fehlbetrag von 842 M. durch das kgl. Ministerium deS Innern ge deckt worden ist. — Im 2. Halbjahre 1887 wurden in 49 Vereinen 55 Vorträge und im 1. Halbjahre 1888 in 65 Vereinen 76 Vorträge gehalten. Beson ders erwähnt der Bericht die Thätigkeit des landwirth- schaftlichen Wanderlehrer- vr. Raubold, der auf be Amtsblatt UrntshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Kmisgerichie und die Stadträihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Jnserale, welch« bet twr bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirw Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, ,m redaktionelle» Theile, di- Spaltenzell« LVPfg. sondere Anweisung deS Direktoriums verschiedene Ver eine in den Amtsgerichtsbezirken Dippoldiswalde, Lauenstein, Frauenstein und Sayde besucht hat. Seine Aufgabe ist es, in den Ortschaften sich Kenntniß von dem Stande der Feld- und Viehwirthschaft zu ver schaffen und auf Grund der gewonnenen Anschauungen in den Abends abzuhaltenden Versammlungen beleh rende und zu Verbesserungen anregende Vorträge zu halten. Auch Schriften hat das Direktorium zur Ver breitung an die Zweigvereine angekauft. — Die land- wirthschaftliche Winterschule in Freiberg war während des II. Unterrichtskursus von 41 Schülern besucht, darunter 10 aus der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde, 1 Döbeln, 3 Flöha, 18 Freiberg, 7 Meißen, 1 Provinz Sachsen, 1 Ostfriesland. Meißen hatte im Sommerhalbjahr 27, im Winter 65 Schüler. — An den durch Dir. Endler gehaltenen 3 Reblanskursen, die fortgesetzt werden sollen, haben sich 80 Personen betheiligt. — Die Lehrmeierei in Freibergsdorf hat seit ihrer Einrichtung (I. April 1885) 49 Schülerinnen gehabt, von denen 42 aus Sachsen, 4 aus Schlesien, 2 aus Thüringen, 1 aus Böhmen stammten. — Unter stützungen zum Ankauf von Raffebullenkälbern nahmen in Anspruch 8 Vereine, darunter Beerwalde für ein Pinzgauer Bullenkalb. Bullenschauen haben 2 stattge sunden, darunter am 30. Mai d. I. in Beerwalde. Hier wurden prämiirt a) mit dem I. Preise: Frau verw. Göbel in Ruppendorf, die Herren Vorwerks besitzer Löwe-Ruppendorf und Borrmann in Höckendorf; b) mit dem 2. Preise: Herr Gutsbesitzer Kästner in Beerwalde, Herr Vorwerksbesitzer Kästner in Ruppen dorf. — Wegen der Heranbildung von Stallschweizern sind Schritte gethan worden. — Die landwirthschaft- liche Landesausstellung in Bautzen prämiirte unter anderen aus hiesiger Gegend: Herrn Wolde, Ritter gutsbesitzer, Klingenberg, für I Oldenburger Kuh mit Silberner Medaille und 60 M., Herrn Sohr-Pretzschen- dorf für einen Pinzgauer Bullen mit 100 M., Herrn Wolde-Klingenberg für 2 Oldenburger Kalben mit je 40 M., Herrn Ulrich-Kreischa für I Zuchtstute mit 100 M., Herrn Steyer-Reinholdshain für I Wagen pferd mit Silberner Medaille, Herrn Wolde-Klingtn- berg für 2 Zuchtsauen mit je 25 M., Herrn Rein- Frauenstein für die schönsten in Sachsen lebenden lachsartizen Fische mit Ehrendiplom, Herrn Dreßler- Seifersdorf für Honig mit 10 M., Herrn Oehmtchen- Berreuth für Saatgetreide mit Ehrendiplom. An sonstigen Ehrenauszeichnungen haben in unserem Be zirke erhalten: Herr Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Ernst Richter-Beerwalde als Kassirer des landwirth- schaftlichen Vereins daselbst, ein Ehrendiplom; der Schirrmeister Richter-Kreischa für 24jährige Dienste die goldene und der Dienstknecht Büttner daselbst für 15 jährige Dienste die Silberne Medaille; der Dienst knecht Lehmann in Schönfeld für 10jährige Dienste ein Ehrenzeugniß. Dippoldi-waldr. Di» diesjährige Diözesan versammlung wird Mittwoch, den 10. Oktober, Vormittags 10 Uhr, im Rathhaussaale zu Dippoldls- Nationale Festtage. Der Umstand, daß der glorreichste Tag in Deutsch lands Geschichte, der Sedantag, zwar in den meisten deutschen Städten und Dörfern festlich begangen, sich aber noch nicht zu einem einheitlichen offiziellen Fest tag der Nation entwickelt Hal, fordert anläßlich des neuen achtzehnten Jahrestages der gewaltigen Schlacht bei Sedan zu einer Erörterung über das Wesen und . Bedeutung nationaler Festtage heraus. Von vornherein ' möchten wir erklären, daß Diejenigen, welche nationale Festtage für überflüssig erklären, mindestens sehr ein seitig und kurzsichtig urtheilen. Diejenigen unserer Zeitgenossen, welche die große Zeit des Ringens um die deutsche Einheit mit durchlebten oder gar mit durch kämpften, denen ist der Sedantag allerdings mit leuch tender Schrift in das Herz geschrieben und ein National fest könnte für sie kaum mehr als eine bloße Er innerungsfeier sein. Aber wächst in unserem großen Vaterlande nicht von Jahr zu Jahr ein junges Ge schlecht heran, welches einst berufen ist, ebenfalls für das Wohl und Wehe des Vaterlandes einzutreten, und dem jungen Geschlechte die Wohlthaten der Vor fahren feierlich zur Anschauung zu bringen, ihm "zu zeigen, wie die Väter freudig für des Vaterlandes Ehre Gut und Blut opferten, dies ist doch zweifellos ein Werk von elementarster nationaler Bedeutung! — Man wende auch nicht ein, daß zu diesem Zwecke eine jährliche Feier nicht nöthig und daß vielleicht eine zehnjährige genüge. Es sind dies alles Einwendungen kleinlicher Empfindungen und keine Erwägungen eines großen patriotischen Geistes. Ehe einer Nation ver gönnt ist, wieder Großthaten zu vollbringen, können fünfzig, ja hundert Jahre verfließen. Sollen da die inzwischen Heranwachsenden und dahinsterbenden Ge schlechter nicht so eindrucksvoll als möglich an die Großthaten der Vorfahren erinnert werden?! Oder soll unsere Jugend nicht schon bei Zeiten erfahren, warum Deutschland kampfbereit wie keine zweite deutsche Nation dastehen muß, und warum jeder ge sunde deutsche Jüngling genöthigt wird, sich im Waffen handwerk zu üben?! Fr.'ilich könnten über den Cha rakter der Nationalfeierlichkeit, welche sich an den Sedantag knüpft, Meinungsverschiedenheiten vorhanden sein. Soll der Sedantag ein Freuden- oder Triumph fest oder soll er eine bloße Erinnerungsseier sein? Das Freuden- und Triumphfest erscheint Vielen als rücksichtslos auf die Empfindungen der 1870 so schwer gedemüthigten Franzosen, und es könnte dazu ange- than sein, noch mehr böses Blut in Frankreich zu er zeugen ; und das bloße Erinnerungsfest als Jahrestag gefeiert, will wieder Manchem nicht bedeutsam genug erscheinen, um daraus ein großes Fest jedes Jahr zu . machen. Diese Meinungsverschiedenheiten über den Charakter der nationalen Scdanseier sind leicht zu be wältigen, wenn man die Feier überhaupt im edlen nationalen Sinne verliest. Ein Triumphfest Über be- - siegte Gegner, die unsere Mitmenschen sind, werden wir deshalb am Sedanlage überhaupt nicht begehen. „Weißer^ Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. -» Preis vierteljährlich 1 M. W Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.