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-er Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und Ostritz» des Hauptsteueramts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Organ der Handels» und Gewerbekammer zu Zittau. Verantwortlicher Redakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10 bis 11 und von 3 bis 4 Uhr). — Fernsprechanschluß Nr. L1. Dik Bautzener Nachrichten erscheinen, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, täglich abends. Preis des vierteljährlichen Abonnements 3 Jnjerttonsgebühr für den Rau« einer Petit- Epaltzeile gewöhnlichen Satzes I2", in geeigneten Fällen unter Gewäkrung von Rabatt; Ziffern-, Tabellen- und anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. Nachweisgebühr für jede Anzeige und > Insertion 20 Pfg., für briefliche Auskuuftserteiluug ttt Pfg «und Porto». Bis früh S Uhr eingehende Inserate finden in dem abends erscheinenden Blatte Ausnahme. Inserate nehmen die Expedition und die Annoneenbureaus an desgleichen bre Herren Walde in Lübau, Clauß in Weißenberg, Lippitjch in Schirgiswalde, Bustao Krüling in Bernstadt, Buhr in Königshain bei Oftrttz, i Reußner rn Ober-Cunnersdorf und von Lindenau in Pulsnitz. 1895 Freitag, de« 7. Juui, abend- Rr. 180 Im Handelsregister für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts sind am heutigen Tage 1. aus Fvmnn 48 die Firma Heinrich Tasche in Kemnitz und als deren Inhaber der Viehhändler tftnst Heinrich Tasche daselbst, 2. auf Folium 49 die Firma Gustav Bogel in Kemnitz und als deren Inhaber der Viehhändler Gustav Adolph Bogel daselbst sRussenhäuser). 3. aus Folium 50 die Firma Gustav Sickert iu Kemnitz und als deren Inhaber der Viehhändler Friedrich Gustav Sickert daselbst, 4. auf Folium 51 die Firma Wilhelm Bogel in Kemnitz und als deren Inhaber der Viehhändler Johann Friedrich Wilhelm Bogel daselbst »Russenhäuser), 5. auf Folium 52 die Firma Franz Hille in Kemnitz und als deren Inhaber der Material- waarenhändler Franz Hille daselbst, 6. aus Folium 53 die Firma E. Schönfelder in Altbernsdvrf und als deren Inhaber der Mühlenbesitzer Carl Gustav Schönfelder daselbst, 7. auf Folium 54 die Finna Gustav Wittig, rvthe Mühle Altbernsdors, und als deren Inhaber der Mühlenbesitzer Franz Gustav Wittig daselbst, 8. aus Folium 55 die Firma Heinrich Dutschke in Altbernsdors a. d. Eigen und als deren In haber der Getreidehündler Ernst Heinrich Dutschke daselbst, 9. aus Folium 56 die Firma G. Adler, Butterhandlung in Altbernsdors und als deren Inhaber der Butterhändler Karl Gustav Adler daselbst und 10. auf Folium 57 die Firma Beruh. Herrmann. Mittel-Mühle Schönau a. d Eigen, und als deren Inhaber der Mühlenbesitzer Paul Bernhard Herrmann daselbst eingetragen worden. Bernstadt, am 30. Mai 1895. Königliches Amtsgericht. vr. Knauf. H. Bekanntmachung. Mit Zustimmung des Stadtverordneten Kollegiums haben ivir beschlossen, den Bebauungsplan soweit er sich auf das südlich der Dresden Wörlitzer Staatseisenbahn gelegene städtische Gelände bezieht, sowie die Bebauungspläne 8 und 0 auszuheben und durch den Bebauungsplan v zu ersetzen. Der Bebauungsplan v wird in der städtischen Polizeierpedinon (Polizewerwaltungsgebäude, 1. Stock, Zimmer 3) zwei Wochen laug und zwar vom 8. bis 22. Juni d. I. zu Jedermanns Einsicht ausliegen. Etwaige Widersprüche gegen den neuen Bebauungsplan sind bei deren Verlust binnen vierzehn Tagen nach Ablauf der vorbezeichneten Auslegungsfrist anzubringen. Bautzen, am 4. Juni 1895. Der Stadtrat h. vr. Kacublcr, Bürgermeister. Auction. In dem Bonverksgutr zu Tautcwalde sollen Mittwoch, dc« 12. Juni 18S5, Nachmittags 1 Uhr ein Pferd (brauner Wallach) und ferner das aus einer zu dem genannten Gute gehörige» Flüche von un gefähr 12 Scheffel Land anstehende Wiesenfuttrr gegen sofortige Baarzahluug zur Versteigerung gelangen. Versammlungsort der Bielert Restauration zur Brauerei in Taulewalde. Schirgiswalde, am 5. Juni 1895. Secretür Schauer, Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. f LL Der Ahlwardt-Böckelsche Antisemitismus ist jetzt thatsächlich nichts weiter, als eine verkappte Spiel- mt der Socialdemokratie. Ein sogenannter Parteitag der .Antisemitischen Volkspartei" — alles, was Streberei und Liebäugelet nach unten betreibt, nennt sich heute Polks partei — Hal auf das sogenannte Programm, das Herr Ahlwardt .zwischen Kerkermauern" „zusammengedoklert' hat, das Siegel gedrückt. Dieses Programm aber stellt «ichts weiter dar als eine Auslese grundsatzlosefter Art auS allen dem Verfertiger zugänglichen Parteiprogrammen, in sonderheit aus dem der Socraldemokratie. Wie einer der Redner auf jenem Parteitage erklärte, galt es in dem .Programm', jedem etwas zu bieten, d. h. nach allen Seiten bauernfängerische Versprechungen zu machen. Zwar ist darin die Zudenfrage besonders be- tont, allein dies ist in einer Weise geschehen, daß es selbst Eocialdemokraten möglich ist, mit der neuen „Volkspartei" Hand in Hand zu gehen, ohne ihren Prinzipien und ihrer .Lehre" untreu zu werden. Die Grundlagen unserer deut schen Staatsordnung, Christentum und Monarchie, find nämlich in dem AHIwardtschen Programm durchaus ver leugnet. Religion ist auch hier wie seitens der Social demokratie als .Prioatsache" erklärt, und hinsichtlich der Monarchie schreibt das Böckelsche „Volksrecht" in dem Parteitagberichte: .Die Symptome der unbestimmten Kurse iu der letzten Zeit .... waren nicht geeignet, den für die Monarchie Eintretenden Konzessionen zu machen.' Diese Ungeneigtheit zu Konzessionen drohte auch den mühsam zustande gebrachten Parteitag zu sprengen; allein es gelang Herrn Shlwardt, das .erlösende Wort" zu sprechen und volle Harmonie herbeizuführen. Dieser er klärte dann auch „mit bewegter Stimme', daß „diese Stunde die herrlichste in seinem politischen Leben sei, indem er sein höchstes Ideal verwirklicht sehe'. DaS „höchste Ideal" des Herrn Ahlwardt ist bekanntlich jeweilen das neueste .Programm', deren etliche er schon verfaßt und verworfen hat. Gönnen wir Herrn Ahlwardt seine .herrlichste Stunde', war doch auf dem „Parteitage" „selbst Wien' vertreten, -und heißt es doch in dem .Volksrecht": „Diese Stunde hat dem deutschen Volke den Weg erschlossen, auf welchem es einer besseren Zukunft entgegengehen kann; sie hat das deutsche Volk geeint zu einer Macht . . Gönnen wir der Firma Ahlwardt und Böckel diese Reklame. Allein mag auch die neue „geeinte" „Antisemitische Volkspartei' nicht sonderliche Beachtung verdienen, so wird doch immer damit gerechnet werden müssen, daß in ihr der Social demokratie neue Helfershelfer erstanden sind, auf deren bauernfängerisches Treiben mit allem Nachdruck hingewiesen werden muß. In echt socialdemokratischer Manier äußerte vr. Böckel Huf dem Parteitage, .Rede und Preßfreiheit sei ein leerer Wahn und höhere Bildung ein Monopol für Besitzende". Ahlwardt warf, ebenfalls nach socialdemokrattschem Muster, den übrigen Parteien vor, „sie behaupten im Interesse des Bolks zu arbeiten, streiten sich aber in Wirklichkeit nur darum, welche von ihnen die meisten der Früchte, die aus der Arbeit der Produktivstände entstammen, sich aneignen sollen'. Auf diese Grundtöne waren alle Reden der „frei heitlichen Antisemiten", die am heiligen Pfingstfeste sich zu Berlln in der .herrlichsten Stunde' AhlwardtS „geeinigt" habm, abgestimmt. Diese Thatsache und das geradezu unmögliche Ahlwardtsche Programm zeigen am besten, wohin die lediglich dem geschäftsmäßigen Agitatorentum huldigenden Führer der neuen „Volkspartei" steuern: ins Lager der Sociaidemokratie. WaS ist das Handwerk «och wert? (Die der Sache freundlich qefinnten Zütungen iverden um Wetter- abdiuck gebeten.) Diese Frage drängt sich unaillkürlich auf, wenn man die Haltung betrachtet, welche vielc Handwerksmeister gegen- über den Bestrebungen des Handwerks einnehmen Gar viele giebt es da noch, die abseits stehen und den Dingen ihren Lauf lassen, gar viele auch noch, die sogar feindlich sich zur Handwerkerbewegung stellen. Bewogen durch die fortgesetzten Verhetzungen und Verdächtigungen der sogenannten .Handweikerfreunde', glauben sie nichts Besseres thun zu können, als der beginnenden Organisa- tion des Handwerks sich hemmend in den Weg zu stellen. Welch unselige Verblendung! Sie leisten Handlangerdienste denen, die nur so lange den Handwerkern schön thun, als es gilt, dieselben für eigene Sonderzwecke zu gebrauchen, ihre Stimmen zu benutzen, um mittels derselben ihr Ziel zu erreichen, welches gar oft mit der Interessenvertretung des Handwerks gar nichts zu thun hat. Ja, um diese Stimmen zu erlangen, da thut man sichs freilich leicht, mit in die Klagen des Handwerks einzustimmen, da ruft man: .Handwerker, organisiert euch!"; aber beginnt dann das Handwerk sich zu organisieren, selbständig, ohne Unter- schied der Parteien, seine Wege zu wandeln, dann heißt es: „Was fällt euch ein, wie könnt ihr euch erlauben, auf eigenen Füßen zu stehen? Es ist genug, daß ihr eure Stimmen hergebt, aber im übrigen nicht gemuckst.' Wohin allein kann solches Gebaren führen? Nur zur Zer splitterung des Handwerks, freudig begrüßt von jenen, welche wünschen, das Handwerk möge nie wieder erstehen aus dem Grabe, in welches die Manchester-Freiheit e« herab- geschleudert hat. Der Geschichtsschreiber Flavius Josephus berichtet uns, daß, während die Römer unter Titus Jerusalem belagerten, im Innern der Stadt Parteikämpfe ausbrachen, und, da die Juden sich untereinander zerfleischten, nicht zum Schaden der auf den Untergang der Stadt sinnenden Römer. Paßt dieses Bild nicht auf das Handwerk? Draußen lagern ringsum seine Feinde, sie lauern auf jede Gelegenheit, die das Handwerk dem Untergange näher führt, und im Innern, unter einander, da sucht man den Hader des Parteihaffes immer wieder zu schüren und den Hand- werker gegen den Handwerker aufzuhetzen. Man schleudert die Brandfackel der Uneinigkeit in die bedrängte Feste und sieht nicht oder will nicht sehen, daß die auflodernden Flammen die hohngrinsenden Gesichter der Manchester- männer und der Socialdemokratie beleuchten. Wie kann ein Handwerker, der noch auf seinen Stand hält, die Hand bieten zu solchem Treiben? Merkt er denn nicht, daß er der Vernichter seines eigenen Standes wird, daß er sich zum Spielball derer macht, die im stillen über seine Einfalt lachen, anstatt daß er auftreten könnte und sagen: „Marschiere, aber die Marschroute werde ich dir vorschreiben." Ein anderer Teil der Handwerker will nichts vom Handwerkerbunde wissen, weil er sagt: Der Hand- werkerbund schadet den Innungen. Welch naives Urteil! Eine der ersten Aufgaben des Bundes ist eS ja statuten gemäß, Innungen neu zu gründen oder bereits bestehenden Innungen neues Leben etnzuhauchen. Wie steht es denn heute um unsere Innungen? Gar zu glänzend gewiß nicht. Die Manchester-Gesetzgebung hat ihnen gerade so- viel Lebenslust gelassen, daß sie nicht ganz zu Grunde gehen, aber viel zu wenig, um kräftig und entwickelungs fähig zu werden, lieber ein gewisses Stadium der Leist- ungen kommen sie nicht heraus, dafür haben sie viel zu wenig Rechte. Was wunder, wenn beute bereits ein über wiegender Teil der Handwerker den Innungen fern bleibt, wenn er sich sagt: .Wozu das viele Geld und die ganze Schererei, wenn es doch nichts nutzt, Jnnungsmeister zu sein?" Die Innungen haben zu wenig Rechte; wer kann sie ihnen erkämpfen, wer kann die Innungen politisch ver- treten? Sie selbst auf keinen Fall, denn mit Politik dürfen sie sich nicht befassen. Da kommt der Handwerker bund und sagt: „Ich will dir helfen, ich will dein treuer Bundesgenosse sein, will für dich kämpfen. Ich kann eS, ich habe die Freiheit dazu" Wird derjenige, der im Sumpfe steckt, die Hand dessen zurückstotzen, der ihn her- auszieben will, oder gar noch mit Schmutz nach ihm werfen? Die Innungen sind gehemmt in ihrer Leistungs fähigkeit, in der Entwickelung ihrer Macht, der Sumpf des Manchestertums hemmt jeden ihrer Schritte. Wie können sie im Handwerkerbund einen Feind sehen, da er doch den Sumpf dieser Manchester-Gesetzgebung trocken legen, seine übelriechenden Gewässer ableiten will? Oder sollte gar dieser oder jener Innungs-Vorsitzende engherzig genug sein, daß er fürchtet, durch das Anwachsen des Handwerkerbundes an persönlichem Ansehen zu verlieren? Der Mann hätte aufgehört, sich eins zu fühlen mit den Interessen seines Standes, er geht seinen Sonderwegen nach. Ja, beißt es da, der Handwerkerbund entzieht den Inn- ungen Mitglieder, denn man will nicht gern doppelte Bei träge zahlen. Jetzt sind wir zu der Frage gekommen: Was ist das Handwerk wert? Fünfzig Pfennige, eine halbe Mark, kostet dem Hand werker der Beitrag jährlich zumHandwerkerbund, und die soll der Handwerker nicht erschwingen können, ohne aus der Innung austreten zu müssen. Was haben diese fünfzig Pfennige doch schon für Staub aufgewirbelt. Ist das Handwerk keine fünfzig Pfennige mehr wert? Fünf GlaS Bier oder zehn Cigarren im ganzen Jahre weniger ver- braucht, und der Beitrag für ein ganzes Jahr ist heraus. Freilich, wem die Sache seines Standes dieses kleine Opfer nicht mehr wert erscheint, der ist auch nicht wert, daß es ihm besser gehe. Wie soll denn eine neue Organisation ins Leben treten, ohne über Mittel zur Bestreitung der Kosten zu verfügen, zumal erst im Anfang, wo die Mit- gliederzahl noch gering ist ? Der Krieg braucht drei Dinge: Geld, Geld und abermals Geld. Und Krieg will der Hand werkerbund führen, Krieg gegen seinen erbittertsten Feind, das Manchestertum. Da find Statuten zu drucken, Briefe zu versenden, Reisen zu machen, Mitgliederkarten, Schreib material und alles Mögliche zu beschaffen. Das ist doch alles nicht umsonst zu haben. Und wegen dieser fünfzig Pfennige hält man sich fern, oder glaubt aus der Innung austreten zu müssen. Ja! wenn es gilt, ins Theater, in den CirkuS zu gehen, Schützenfeste, Karpfenschmäuse, oder gar die Dresdner Vogelwiese mitzumachen, wo manche schöne Mark dahinrollt, da wird niemand drum aus der Innung gehen. Freilich sagt mancher: Vom Karpfenschmaus habe ich doch was, aber der Handwerkerbund, was ist der wert, was hat er denn erreicht? Oh der Kurzsichtigkeit solcher Einwände! Der Handwerker denke doch zurück an die Zeit vor zwanzig Jahren, wo im Reichstage die Hand- werkerfrage einfach totgeschwiegen wurde, wo man ihr Be- stehen verneinte und über die Petitionen des Handwerks zur Tagesordnung überging. Wie ander» jetzt! Die