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Preis 15 Pfg. Nr. 10 für die deutsche Bevölkerung Freitag, 1. Juni 1945 Alliierter Kontrollrat tn Deutschland Ankunf J^ B E J a 0 p r e 0 s s t chil0WS Marschall der Sowjetunion Shukow Vertreter des Sowjetkommandos Budapest, 28. Mai (TASS). Heute traf Laut Vereinbarung zwischen den Regierungen der Alliierten Mächte wird in den nächsten Tagen der Kontrollrat aus Vertretern der Oberkommandos der Sowjetunion, Großbritanniens, der Vereinigten Staaten von Amerika und Frankreichs gebildet werden, der die oberste Befehlsgewalt der Alliierten Mächte in Deutschland während der Besetzungszeit ausüben wird. Als Vertreter des Sowjet-Oberkommandos wurde in den Kontrollrat der Ober kommandierende der Sowjet-Besatzungstruppen in Deutschland, Marschall der Sowjetunion G. K. S h u k ö w, ernannt. Begrüßungslelegramme Benesch—Stalin An Herrn Marschall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken I. W. Stalin Heute, zum erstenmal nach diesem Kriege, betreten wir die freie Stadt Prag. Ich beeile mich, Ihnen, Herr Marschall, die Empfindungen, die das Volk der Tschechoslowakischen Republik im Moment der größten Freude und der wieder errungenen Freiheit hegt, die Gefühle der tiefsten Dankbarkeit gegenüber den Völkern der Sowjet union und ihrer Armee, die in solch außerordent lichem Maße zu seiner Befreiung beigetragen haben, zu übermitteln. Erfüllt von den Gefühlen echtester slawischer Freundschaft zum slawischen Rußland, haben wir nie Zweifel am Sieg der Waffen der Roten Armee, der heldenmütigen Trägerin der glorreichen Traditionen der russischen Armeen, gehegt. In der Zeit der schwersten Unterdrückung haben die Tschechen und Slowaken mit offener Hoffnung Ihren sich nähernden Truppen, die mit nie dagewesenem Heroismus sich den Weg von der fernen Wolga bis nach Berlin bahnten und uns somit die Freiheit brachten, entgegen gesehen. . Wir alle beobachteten mit Begeisterung die Hingabe und das Heldentum, mit denen das Sowjetvolk die Lasten dieses härtesten aller Kriege der Geschichte ertrug, und mit welcher Begeisterung die ganze Sowjetunion zur Arbeit auf allen Gebieten griff, um die heldenhafte Rote Armee mit allem Notwendigen zu versorgen. Zwei große Ereignisse in der Geschichte dieses Krieges bleiben für uns eng verbunden mit den Kriegshandlungen in der Sowjetunion. 1943 besuchte ich die Sowjetunion, und wir unterschrieben den Bündnisvertrag und bildeten auf Ihrem Territorium unsere neue Armee. Das zweitemal trafen wir uns im März 1945 und bereiteten zusammen mit Ihnen unsere endgül tige Befreiung vor, womit wiederum unsere poli tische Linie bestätigt und die Zukunft unserer slawischen Politik vorbereitet wurde. Jene Ereignisse dieses Krieges werden in Prag nie vergessen werden. Die Tschechoslowakische Republik wird ent sprechend der völligen Ueberzeugung ihres Volkes auf dem Weg der aufrichtigen freund schaftlichen Zusammenarbeit und festen Freund schaft, die wir so glücklich im Verlauf des Krieges geschaffen haben, weiterschreiten, und ich bin überzeugt, daß dieses Bündnis in der Zusammenarbeit mit allen alliierten Staaten den Völkern Glück bringen und zur Sicherung der erwünschten Ruhe und größeren Freiheit bei tragen wird. Prag, 16. Mai 1945. Dr. Eduard Benesch. An Herrn Eduard Benesch, den Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik Prag Ich danke Ihnen, Herr Präsident, für Ihre freundschaftliche Botschaft, mit der Sie sich im Zusammenhang mit Ihrer Ankunft in der Hauptstadt der befreiten Tschechoslowakei — Prag — an mich wandten. Ich bitte Sie, meine besten ,Wünsche an Sie persönlich und an die brüderlichen Völker der Tschechoslowakischen Republik entgegenzunehmen. J, Stalin Deutsche Spione in Holland verhaftet Der Korrespondent der Agentur „France Press" meldet aus Amsterdam, daß dort deutsche Spione verhaftet werden. Es handelt sich um Mitarbeiter der verschiedenen deutschen Orga nisationen, die während des Krieges in Amster dam arbeiteten und die Anweisung erhielten, auch in der Nachkriegszeit ihre Tätigkeit fortzu führen. Diese Organisationen hatten ihre Filialen auch im Auslande, und zwar besonders in Eng land und in Kanada. An der Spitze dieser Spio nagegruppen standen die Organisationen des ehemaligen deutschen „Sicherheitsdienstes". Nach den Bedingungen der Kapitulation hätte sich das Personal dieser Organisationen kana dischen Truppen gefangengeben müssen. Das geschah jedoch nicht Einige Mitglieder dieser Organisationen zogen Zivil an, andere versahen sich mit falschen Papieren und mischten sich unter die deutsche Wehrmacht oder Luftwaffe. Nachdem in Amsterdam die Lichtbilder der Hitlerfaschisten, die zu den obengenannten Or ganisationen gehörten, eingetroffen waren, ge lang es den Sicherheitsorganen in Holland, viele Offiziere und über 100 andere Personen zu ver haften, die sich mit Spionage für Deutschland beschäftigt haben. Französischer Faschist zum Tode verurteilt Die Reuteragentur gibt die Nachricht des Pariser Rundfunks bekannt daß der ehemalige Radiokommentator und Militärkritiker des hitler- freundlichen Blattes „Nouveau Temps", General Paul Mangeau, zum Tode verurteilt wurde. Nazistische Falschmünzerfabrik entdeckt Die TASS meldet aus Paris: Der Französische Rundfunk meldet, daß die alliierten Truppen im Lager Sachsenhausen bei Frankfurt a. M. eine riesige Fabrik für die Herstellung von Falschgeld, Ausweispapieren, Stempeln und dergl. entdeckt haben, die seinerzeit von den Hitlerfaschisten ein gerichtet wurde. In der Fabrik • raren 150 Mann beschäftigt, meistenteils französische, belgische, holländische, norwegische, dänische Drucker, die gewaltsam mobilisiert und in dem Lager festge halten wurden. In der Fabrik wurden falsche englische Pfundnoten und amerikanische Dollar noten gedruckt. Die Nazis wollten England und Amerika mit falschen Banknoten überschwemmen und damit die Wirtschaft dieser Länder unter wühlen. Sowjetisch-iumänische Kullurbeziehungen Sowjetische Künstler und Wissenschaftler in Rumänien In Bukarest fand eine Tagung der „Rumä nischen Gesellschaft zur Stärkung der kultu rellen Beziehungen mit der UdSSR" statt, die einige Tage dauerte. Zur Teilnahme an dei*Tagung traf in Bukarest eineGruppe-sowjetischer Künstler und Wissenschaftler ein, mit dem stellvertre tenden Vorsitzenden der Woks (Uniongesell schaft für kulturelle Beziehungen mit dem Aus land), Karaganow, an der Spitze. Zu dieser Gruppe gehören die Akademiemitglieder Z i z i n und Parin, Professor J e g u 1 i n und die Künst ler der Großen Staatstheater, der Volkskünstler der Sowjetunion und Stalinpreisträger Kos- 1 o w s k i, die verdienten Künstler der RSFSR GoloVkina und Gabowitsch und die So listin Galetzkaja, die Preisträgerin des Unionswettbewerbes für Sänger Pantoffel- Netschetzka ja und der Konzertmeister des Großen Theaters Pogrebow. Die Sowjetwissenschaftler beteiligten sich an den Arbeiten der Tagung. Karaganow be richtete über die Arbeit der Sowjetintelligenz während des Vaterländischen Krieges. Mit großer Aufmerksamkeit lauschten die Teilneh mer der Tagung dem Vortrag des Akademikers Z i z i n über seine letzten Arbeiten auf dem Gebiet der Pflanzenkreuzung. Der Akademiker Parin hielt eine Vorlesung über die Er rungenschaften der Sowjetmedizin. Professor J e g o 1 i n hielt einen Vortrag über die Sowjet literatur und ihre Rolle im Kampfe gegen den Nazismus. Alle Vorträge wurden von den Zuhörern mit großem Interesse aufgenommen. Die Sowjetkünstler gaben den Tagungsteil nehmern ein großes Konzert. Der Volkskünstler der UdSSR Koslowski wurde vom Publikum warm begrüßt. Das Auftreten der Sängerin Pantoffel - Netschetzkaja machte großen Eindruck auf alle Anwesenden und rief stürmischen Beifall hervor. Großen Erfolg hatten die Ballettkünstler, die verdienten Künstler der RSFSR, Golowkiaa und Gabowitsch. Auch die Künstlerin Galetzkaja erfreute sich großen Beifalls. In der Erklärung, die von der Tagung an den Vorsitzenden der Woks, Kemenow, gerichtet wurde, heißt es: „Die von der Woks nach Ru mänien entsandten Vertreter der Sowjetkultur und Sowjetkunst waren tUr uns Quellen neuer Erkenntnis und künstlerischen Genusses. Durch sie wurden wir mit den Schätzen der Sowjet kunst bekannt und konnten noch einmal die Lügen und Verleumdungen entlarven, mit deren Hilfe der deutsche Faschismus das rumänische Volk isolierte." Das Außenministerium Rumäniens veranstal tete einen Empfang zu Ehren der Sowjetwissen schaftler ur.d -künstler, die an der Allrumäni schen Tagung der Gesellschaft zur Stärk%ig der kulturellen Beziehungen mit der UdSSR teil- nahmen. Auf dem Empfang waren u. a. anwesend: der Premierminister Petre Giosa, der Stellver treter des Premierministers und Minister für auswärtige Angelegenheiten Tatarescu, P a w 1 o w, Generalleutnant Winogradow und die aus Moskau eingetroffenen Wissen schaftler und Künstler. Der stellvertretende Premierminister und Minister für auswärtige An gelegenheiten Tatarescu Und der stellvertretende Vorsitzende der Woks, Karaganow, tauschten Begrüßungsansprachen aus. Auf Einladung der rumänischen Regierung werden die Sowjetgelehrten mit Vorträgen und die Sowjetkünstler mit Konzerten in den größeren Städten Rumäniens auf treten. Polnische Hochschulen wieder geöffnet Das polnische Bildungsministerium führt mit Unterstützung der polnischen Oeffentlichkeit eine rege Tätigkeit in der Wiedereröffnung der Hoch schulen durch. Die Studentenzahl beträgt jetzt über 14 000. Die Lehrtätigkeit wurde bereits von der Medizinischen Fakultät der Warschauer Universität, den Krakauer, Posener, Lodzer, Lubldner Universitäten, dem Warschauer Poli- technikum, der Bergakademie in Krakau, der Handelsakademie in Posen und einer Reihe anderer Hochschulen wieder aufgenommen. Die provisorische Regierung der Polnischen Re publik warf für die Unterstützung der Studenten schaft 8 Millionen Zloty aus. Marschall-Stalin-Straße in Lodz Aus Warschau wird gemeldet: Der Lodzer Stadtrat hat beschlossen, aus Dankbarkeit für die Befreiung der Stadt von den faschistischen deut schen Eindringlingen durch die Rote Armee die Hauptstraße in „Marschall-Stalin-Straße" und die Rotkischinstraße in „Straße der' Roten Armee“ umzubenennen. der Vorsitzende der Alliierten Kontroll kommission in Ungarn, Marschall der Sowjet union K. E. Woroschilow, hier ein. Kundgebung zum Andenken von Baitschi-Shilinski in Budapest Dieser Tage fand vor dem Gebäude des ungarischen Parlaments eine Trauerkundgebung statt, die dem Andenken des von den Faschisten hingerichteten ungarischen Politikers Baitschi- Shilinski gewidmet war. Baitschi-Shilinski war ein Patriot seiner Heimat. Mutig und ent schlossen trat er gegen den Eintritt Ungarns in den Krieg gegen die Sowjetunion auf und verlangte die Rückführung der 'ungarischen Armee von der Sowjetfront. Im März 1944 wurde Baitschi-Shilinski von den Deutschen ver haftet. Das faschistische Gericht verurteilte ihn zum Tode durch den Strang Am 24. Dezem ber 1944 ist er durch die Szalasi-Anhänger in der Stadt Sopron hingerichtet worden. Nach dem Einrucken der Roten Armee in Ungarn wurde das Grab von Baitschi-Shilinski aufgefunden und Mitte Mai d. J. seine sterb lichen Ueberreste nach Budapest übergeführt. Die ungarische Regierung würdigte das An denken an den mutigen Kämpfer gegen den Faschismus, indem sie ihn nach dem Tode zum Minister der nationalen Verteidigung und zum Generalmajor ernannte. Der Trauerkundgebung wohnten der Premier minister Miklos Bela, die Regierungsmitglie der, der Politische Berater der Alliierten Kontroll kommission Puschkin, die Leiter der demokra tischen Parteien und die Angehörigen von Baitschi-Shilinski bei. Auf der Kundgebung hielten Miklos Bela, der Vorsitzende der Un abhängigen Partei der kleinen Landwirte Tildi Soltan, der Vorsitzende des Nationalkomitees der Stadt Budapest Szakasic Arpad, das Mitglied des Nationalkomitees Kallay, Puschkin und andere Reden. / Erklärung Palmiro Togliattis Rom (TASS): In dem Interview, das Palmiro Togliatti (Ercoli) nach seiner Rückkehr aus Nord italien nach Rom der Zeitung „Unita" gab, er klärte er, daß er an der neuen Regierung wahr scheinlich nicht teilnehmen wird. „Wir haben", sagte er, „jetzt führende Leute, die in der Re gierung ausgezeichnet arbeiten können, und das ermöglicht mir, meine ganzen Kräfte der Sache der Leitung unserer Partei zu widmen. Natürlich, wenn den Posten des Regierungshauptes Nenni (der Leiter der Italienischen Sozialistischen Par tei) erhält, und wenn er mich um die Mitarbeit bittet, werde ich sie ihm nicht verweigern können." In seinem Interview betonte Togliatti: „In Norditalien besteht die engste und aufrichtigste Einigkeit aller Parteien. Die christlichen Demo kraten sowie alle werktätigen Katholiken und sogar die Geistlichen nehmen im Norden eine fortschrittlichere und klarere Stellung ein, als in anderen Teilen Italiens. Unter den Mitgliedern der Kommunistischen Partei gibt es viele Geistliche", fügte Togliatti hinzu, „und uns steht mit ihnen ein langer, ge meinsamer Weg bevor." Die Aufgaben des Tages einschätzend, sagte Togliatti, daß es nicht zu lässig ist, „Italien zu zwingen, die alten, aus getretenen Schuhe weiterzutragen. Italien braucht energische Leute, ein klares Programm und richtiges Verständnis für die Wirklichkeit." Begegnung Schubaschitsch — Truman Aus Washington wird gemeldet: Der jugo slawische Minister für Auswärtige Angelegen heiten Schubaschitsch, den der stellvertretende Staatssekretär der Vereinigten Staaten von Amerika, Gruei, begleitete, hatte heute morgen eine Unterredung mit Präsident Truman. Auf die Fragen von Pressevertretern, ob die Lage in Triest besprochen wurde, erklärte Schubaschitsch, daß alle möglichen Fragen behandelt wurden. Auf die weiteren Fragen erklärte Schubaschitsch, er werde sehr bald nach Jugoslawien abreisen. Kroatische Agenten Hitlers verhaltet Aus Agram wird gemeldet, daß die jugo slawischen Behörden den ehemaligen „Premier minister" der Pawelitsch-Regierung, Nicola Manditsch, den „Justizminister" Hanki und den „Bildungsminister" Makanez, die nächsten Mit arbeiter Pawelitschs Meschitsch und Mile Budak, den Stellvertreter des Kriegsministers, General leutnant Militsch, den stellvertretenden Befehls haber der freiwilligen Streitkräfte, Steinfeld, und acht weitere Komplicen von Pawelitsch verhaftet haben. Alle Verhafteten sind ins Zuchthaus ein geliefert worden. *