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81. Jahrgang. AL 283. Freitag, 14. September 1917. Drahtanschrift: Nachricht«« Dresden. Fernsprecher-Sammelnummer: LL241. Rur für NachtgrsprLche: r»VU. vezu^-Vebtlhr »ierlelliihrltch In Dreeden und Vorvrien dt« p»«tmaU,er Zutra-ung (an Sann- und Monte,en nur einmal) sowie d«t »««Malier Zustellung durch di« Post <»hne Bestellgeld) S,<-0 M-, monatlich l,20 M. AngeigexPretl«. Dt« elntralltge Zeile (etwa S Sllden)» Vf. VarPlgeplLtze u. «ngelgen tn RumpNrn nach «»«».u.Feiertag«« l».Tarif. 20«/«reuerun,»p>lchla». —»u»w.«uftr.,e,.v°r-u»b«»,hl.—Beiegbi.lvP). Echristleilung und Hauptgeschäftsstelle: Martenstraftc »8/4«. DruS u. Verlag von Lirpsch L Reichardt In Dresden. Nachdruck nur mit deutlicher Ouellenangade („Dreadner Nachr.") püLIstg. — Unoerlangt« Schriftstücke werden nicht aulbeoxchri. Ich««» I-ltt-llM-l -XckoU I»öter ?N>I» Mm N. Lesterreichisch-unMischer ssrfolg am Monte San Gabriele. SS! Aiiieaer gelangen, 12 «aschinengewehre erbeutet. — Wachsende Verwirrung in Rußland. — Sie Aussichten des Kabinett» Paialrdt. — Rener amerilanischer Sewaltatt. — Ser Versal der seindliche« kinheitrosieuslbe. — „Vaidiger Unterseeboot-Friede". Sesterreichisch -ungarischer Kriegsbericht. Wie«. 18. September. Amtlich wird verlantvart: Örtlicher Kriegsschauplatz. I» der Bukowina und am Zbrncz lebhaftere feindliche Artillerie» und Patronillcntütigkeit. Italienischer Kriegsschauplatz. Das schwere feindliche Artilleriefeuer gen«« unsere Stellungen am Monte Sau Gabriele und östlich »»« Görz dauert an. Bei Säubernna unserer Gräben am Nordwesthange des Monte San Gabriele wurden in erbitterte« Kämpfe» seit aestcrn früh 28Osfiziere.S8S Mau« als Gefangene eingebracht «nd 12 Maschinen gewehr« erbeutet. Gegen Podlccce vorgehende starke feind liche Patrouillen wnrde« abgewiesen. In Tirol «nd Kärnten behinderten heftige Gewitterregen «nd Schnccstttrmc die Gefechtstätigkeit. Albanien. Keine Ereignisse von Belang. ... Der Chef dech.vene.ralpabS.. Ser englisch-amerikanische Anschlag gegen die schwedische RrntmlM. Lord Robert Eecil verkündete jüngst in einer Rede, das; Deutschland, wenn der Krieg noch ein paar Monate dauere, sämtliche Neutralen in Waffen gegen sich haben würde. Diese Aeußerung des englischen Sccsperrcininisters kommt für uns natürlich nicht in dem Sinne in Betracht, das, sie uns schrecken könnte: denn wir wissen nur zu genau, daß ge rade diejenigen neutralen Staaten, auf die cs der Viervcr band besonders abgesehen hat, in wirtschaftlicher Hinsicht viel zu sehr auf uns angewiesen sind, um ihre guten Bc- Pehuugen zu uns leichtfertig aufs Spiel zu sehen, und auher- dem vermag auch der Gedanke an die Möglichkeit, daß es tatsächlich so werben könnte, wie der Engländer zu prophe zeien beliebt hat, uns keinerlei Furcht einzuflößcn und unser ruhige- Giegesbewußtsein nicht zu erschüttern. Wohl aber ist die Auslassung Lord Robert Cecils deshalb sür uns be merkenswert. weil sie zeigt, mit welcher Hartnäckigkeit der Bierverbanb'an seinem Plane festhält, die Neutralen durch Hunger und sonstige Mittel aller Art auf seine Seite zu zwingen »nd sie in eine Lage zu versetzen, in der ihnen nach der Rechnung unserer Feinde schließlich nichts anderes Übrig bleiben soll, als sich auf Gnade und Ungnade in die Arm« deS Bierverbands zu werfen und das Blut ihrer Landeskinder für die selbstsüchtigen Zwecke, die maßlose Herrsch-, Handels- und Geldgier der vereinigten Raubgroß- mächte zu verspritzen. Dabei ist das Nngclsachsentum die eigentlich treibende Kraft. England und Amerika brüten alle Pläne zur Vergewaltigung der Neutralen aus und setzen ihre ganze Macht bei der Durchführung ein. Frank reich ist nur ein Anhängsel, das tut, was ihm besohlen wird, und Italien, bas ja überhaupt im Btervcrband eine sehr untergeordnete Rolle spielt, wirb kaum gefragt. Genau so verhält «S sich auch mit der neuesten Verbanbsleistung nach Eectlschem Muster gegenüber Schweden. Amerika und England sind die Anstifter und Akteure. Frankreich und Ita lien sagen nur Ja und Amen dazu und unterstütze« das un erhörte englisch-amerikanische Borgehen durch gehässige Aus- fälle in ihrer Presse gegen den schwedischen Staat. Es Ist wieder einmal ein wahrer Hexensabbat, der auS diesem Anlaß gegen Deutschland und Schweden auf feindlicher Seite entfesselt wird, und warum? Die deutsche Regierung hat einfach Sie guten Dienste der neutralen schwedischen Negierung zur Nachrtchtenüvermtttelung au die deutsche Gesandtschaft in Argentinien, also in einem ebenfalls neutralen Staat, gebraucht, und cS wird unseren Feinden wohl nicht gelingen, au- den Satzungen deS Bölke,rechts nachzuwetsen, Laß ein solches Verfahren ver- boten ist. Was Herr Lanstng sonst noch an „Enthüllungen" über einen angeblichen ständigen deutschen diplomatischen Depeschenverkehr über Stockholm auch nach anderen neu tralen Staaten anS Licht gefördert hat. kann diese Sach lage ebenfalls nicht verändern, den« Lanstng selbst erklärt ausdrücklich, daß es sich immer nur um die Uebersendung von Nachrichten an die deutschen Gesandtschaften in neu tralen Ländern gehandelt habe, nichts weiter. DaS wird nun entstellt und ausgebaufcht zu einem ganz ungeheuer- lichen Verfahren, das angeblich den Gipfel von Hinterlist darstcllt und von Schweden strenge Sühne erheischt. Was aber die Engländer und Amerikaner selbst tun, das unter liegt natürlich nach ihrer Auffassung keiner Kritik. An neutrale Gesandtschaften gerichtete Depeschen stehlen, Spio nage in rücksichtslosester, allem Völkerrecht hohnsprechcn- dcr Weise treiben, Postraub zu Lande und zu Wasser be gehen, das ist alles nichts, wenn cs von angelsächsischer Seite verübt wird. Dazu hat das sittliche Urteil der Welt gefälligst still zu schweigen und nicht zu mucksen. Der Grad der allgemeinen Begriffsverwirrung in der Welt muß in der Tat sehr hoch gestiegen sein, wenn der Viervcrband vor nichts mehr zurückschrcckt und alle Gewalt, alle tückischen Listen, alle noch so verächtlichen Praktiken ungeschcut an- wendct, um seine militärisch hoffnungslose Lage durch die politische und rücksichtslose Bedrohung und Knechtung der neutralen Staaten zu verbessern. Es ist für unser ger manisches Empfinden befremdlich, zu beobachten, wie gering verhältnismäßig der Widerstand ist, den das schmähliche Verhalten des Vicrverbandcs auf neutraler Seite auslöst. Man hat förmlich den Eindruck, als wenn sich der gesamten neutralen Höelt eine Art von moralischer und nationaler Lähmung bemächtigt hätte, die ihr nicht mehr gestattet, kraftvolle Entschlüsse zu fassen und zielbowußt zu handeln. Sogar die Schweiz, die sonst immer mit Fug und Recht ihre „Freiheit" im guten Sinne OaS Wort als köstliches Juwel hütete und hochhiclt, hat nicht den Mut gefunden, gegenüber einem unerhörten amerikanischen Eingriff in ihre ureigensten inneren Angelegenheiten ihre nationale Würde nachdrücklich zu wahren. Es handelt sich darum, daß die schweizerische Bundesregierung gegen die Aus schreitungen eines vicrvcrbandsfreundlichen Blattes cingc- schritten war. Dies hatte das Mißfallen des Diktatur- Präsidenten in Washington erregt, der deswegen von der Berner Negierung Erklärungen einfordcrte und Bürg schaften gegen die Wiederholung eines solchen „ncntralitäts- midrigcn" Verhaltens verlangte! Davon, daß die Schweiz sich gegen eine derartige, alle Begriffe übersteigende Ein mischung in ihre innere Politik mit aller gebotenen Energie zur Wehr gesetzt hätte, hat nichts verlautet. Nun glaubt man in Washington und London in ähn licher Weise auch mit Schweben umspringen zu können. Schweden, das wegen der Behauptung seiner unabhängigen neutralen Stellung beim Vicrverband im Gerüche der „Deutschfrcundlichkcit" steht, soll mit aller Gewalt kirre ge macht werden. Die Machthaber in Washington und Lon don wollen die im Gange befindlichen Parlamcntswahlen in Schweben so beeinflussen, daß eine cntcntefrcundlichc Richtung ans Ruder kommt, die dann im Einvernehmen mit London und Washington die Negierung zur Abdcmkung zwingen und ei» dem Bicrverband gefügiges Ministerium an ihre Stelle setzen soll. AlS Folge einer solchen Um wandlung erwartet man auf seiten des Vicrverbandcs zwar nicht den Eintritt Schwedens in den Krieg, dem auch die dortigen Sntentefreunbe abgeneigt sind, wohl aber die völlige Unterbindung des Handelsver kehrs mit Deutschland und die Gestattung der un beschränkten Durchfuhr von Kriegsmate rial von England nach Rußland. Bezeichnend für die nach dieser Richtung gehegten Absichten ist die Aeußerung amerikanischer Blätter, wonach die Negierung der Union wahrscheinlich den Rücktritt der gegenwärtigen schwedischen Negierung fordern und im Falle der Weige rung Sie diplomatischen Beziehungen abbrechcn werde. Daneben hofft man auch Argentinien gegen uns aushetzen und in die große wlrtschaftspoltttsche Verschwörung gegen die Mittelmächte mit hineinziehen zu können. ES ist nicht zu leugnen, -aß die schwedische Neutralität hier auf eine harte Probe gestellt wird. Die wirtschaft lichen Drohungen, die in gehässigem Chor in der englischen und amerikanischen Presse ertönen, sind gewiß nicht leicht zu nehmen, und wir sind die Letzten, welche die schwierige Lage de- schwedischen Staate- verkennen möchten. Die Schweden wissen, daß unsere Sympathien nicht nur aus politischen und wirtschaftlichen Nützlichkettsgründen, son dern auch aus unserem stammverwandten germanischen Empfinden heraus ganz auf ihrer Seite sind, und daß wir alle Stadien de» schweren Kampfes, den Schweden feit dem Beginn LeS Krieges um die «ufrechterhaltung seiner Neu- tralität geführt hat. als bis zum äußersten wohlwollende Zuschauer begleitet haben. Wir sind auch stets bestrebt ge- wesen, in Fällen, wo sich gelegentliche Unstimmigkeiten mit uns ergaben, einen raschen, loyale« Ausgleich herbeizu führen, und die überwiegende Mehrheit der schwedische»' öffentlichen Meinung hat unsere Politik und unsere Ge sinnung gegenüber Schweben dankbar anerkannt. Jur Laufe der drei Kricgsjahre ist dann allerdings eine gewisse Veränderung in der Haltung der schwedischen Oessentlich- kcit insofern eingetretcn, als die für den Vierverband' wirkenden Einflüsse eine Stärkung erfahren haben und die? Stockholmer Negierung sich unter dem Druck dieser Ein flüsse genötigt iah, mancherlei Zugeständnisse an England zu machen, zu der sic sich sonst nicht bereit gesunden hätte. ES sind aber für die schwedische Nachgiebigkeit bestimmte Grenzen gezogen, die nicht überschritten werden dürfen, wenn Schweden noch als wahrhaft neutraler Staat weiter bestehen und nicht in Len unwürdigen Zustand einer bloßen Schcinnentralität hinabsinken will, die tatsächlich nichts ! anderes bedeuten würde als die vasallcnmäßige Abhängig-- ^ kcit vom Viervcrband. Jetzt ist der Augenblick gekommen. , wo Schweden sich klar entscheiden muß, ob cS noch die ^ Kraft ausznbringen vermag, sich gegen eine ihm zugcmutete ! schmachvolle Demütigung seitens des Viervcrbandes ener- > gisch «zrd erfolgreich zu wehren. Eine Schicksalsstunde Schwedens hat geschlagen. Wir wünschen und hoffen, daß sie die nationalgcsinnte Mehrheit des schwedischen Volkes und seine verantwortlichen Leiter stark und gewappnet, finden möge. Die Abbcrusnng des argentinische» Marine - Attach ö. (T r a t, t m e l r » n g unsres Berliner Mitarbeiters.)' Berlin, 13. Sept. Zu der Nachricht von der Aibb.erus.un« des argentinischen M a r i n e - A t t a ch 6 s Co lern ist mitzutcilen, daß diese Abberufung von der argentinischen Regierung s ch o » ieit drei Monaten beabsichtigt war. Irgendein Zusammenhang mit den Telegrammen des. Grasen Luxburg besteht nicht. Der angebliche Wortlaut der Depesche« des Grasen Luxburg. Ter Wortlaut der von der amerikanischen Negierung artige sänge neu CH issrcdep-esche deS Grasen Lux- b n r g wird in der Mitteilung des Washingtoner Staats departements wie folgt wiedergegeben: „Mat 1917, Nr. 92. Die Regierung hat jetzt die dcnts ch eu und ö s! e rrci ch iichen Schisse, auf die bisher eine Mache gestellt war. s r e i g e l a s sc n. In folge der Beilegung des Monle-Protegilo-Falles ist ein.: groß« Veränderung in der öffentlichen Meinung ein- getreten. Tie Negierung will in Zukunft die argentini schen Schisse n-ur bis Las Palmas ausklarievc», bittet, den kleinen Dampfer „Oranlussa". 31. Januar iWashing- teuer Zusatz: d. h. der Dampfer ist am 31. Januar aus- gesahr-cn), 300 Tonnen., der sich nun Bordeaux nähert mit der Absicht, seine Flagge zn verändern, entweder zu schonen oder spurlos verschwinden zu lasten. Gez. Lux-, bürg. 3. Juli 1917. Nr. 65. Ich höre mit Sicherheit, baß der gegenwärtige AnSlandSmintster, der ein Esel von ist ns und Englands Freund ist, in einer Gesteimsitzung des Senats gesagt hat. baß Argentinien in Berlin ein Versprechen fordern solle, keine argentinischen Schisse mehr in den Grund zn bohren, und im Weigerungsfälle solle man die Beziehungen abbrechen. Ich rate, daS abzulehnen, eventuell spanische Ver mittlung zu erbitten. Luxburg. 0. Juli. Nr. 91. Bitte, de Antwort an Arg-entinsoGst ohne irgendwelche Neigung z n Z ugcstän ---- Nissen zu zeigen, hinauszuichieben bis zum Emp fange weiterer Berich!.:. Ein Mintslerininswechsel ist wahrscheinlich. Bezüglich der argentinischen Dampfer rate ich. sie zur Umkehr zu zwingen oder sic ohne Hinter lassung von Spuren zu verdenken oder ihnen freie Durch fahrt zu geben. Sie sind alle sehr klein. Ob der von der amerikanischen Regierung wicder- geg-cdene Wortlaut der Depeschen des Grasen Luxburg zu- trisst., erscheint recht zweifelhaft: wie dem aber auch sei, ein wirklicher Grund für die amerikanische Entrüstung ist hier an- nicht zu entnehmen. Wachsende Verwirrung in Rußland. h- In einer Reihe russischer Städte, besonders in Mos-' ba.ld. Kiew und Pskow, wurde K o r n i l o w zum Milit 8 r-. diktator ausgerusen. Der Bund der Donkosaken, die! Garde, der Ossizsersrat und der Rat der Artilleristen habem sich mit ihm solidarisch erklärt. Nodzianko hat eine ausier- ordcntltche Sitzung der Duma einberuse», in der dem Ver-i nehmen nach nach heftigen Debatten Kornilow zugestimint wurde. Zahlreiche Dumadeputierte, fast alle Angehörige«., der bürgerlichen Parteien, haben sich Kornilow zur Ver»! fügung gestellt. Mehrere von ihnen, so Lwow. Miljulow und Nodttschew, werden sich im Aufträge KoriMows in die! Hauptstädte der Alliierten begeben und mit diesen, ver«) handeln. jRcutcr.s Uebcr Moskau wurde der Belage»! rungSzustand verhängt. Die Regierung hat gegen Kornilow und andere Generale eine Strafverfolgung