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Mchmtz-MiW Verantwortlicher Redacteur: Psul Ithnc in Dippoldiswalde. 55. Jahrgang. Nr. 67. Donnerstag, den 6. Juni 1889. Jnlswte, welche bei der bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung find erl, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, rm redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg- Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtratye zu Dippoldiswalde und Irauenstein DU „Wcißeritz-Zeitung" erscheint wSchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Zur europäischen Rundreise des Schah von Prrslev. Die große europäische Rundreise des Schah von Persien, welcher bereits in Rußland glänzend empfangen wurde und gutem Vernehmen nach auch in Berlin am deutschen Kaiserhose mit besonderer Aufmerksamkeit bei seiner demnächstigen Ankunft in Deutschland ausge nommen werden wird, lenkt wieder einmal die Auf merksamkeit auf den Herrscher Persiens und sein fernes asiatisches Reich, denn es ist bereits die dritte Europa reise, welche der Schah Nassreddin während seiner Re gierung unternimmt. Im Jahre 1873 machte er die damals größtes Aussehen erregende erste europäische Rundreise, 1877 fand die zweite statt, und nun kommt der Herrscher des persischen Sonnenrciches zum dritten Male nach den berühmtesten europäischen Hauptstädten. Es würde vergebliche Schönfärberei sein, wenn man die öfteren Reisen des Schahs durch Europa als haupt sächlich im Dienste der Kultur und Politik für Persien hinstellen wollte, der Hauptsache nach sind diese Reisen nur dazu da, um das Interesse, welches der Schah an dem europäischen Leben nimmt, zu befriedigen, zum großen Theile sind also die europäischen Rundfahrten des Perserkönigs mehr oder weniger Vergnügungs reisen, man hat ja auch sehr wenig davon gehört, daß der Schah nach seinen früheren Europareisen große Reformen nach europäischem Muster in seinem Lande eingeführt hätte. Indessen ist doch nicht zu leugne», daß die europäischen Reisen des Schah für den poli tischen und wirthschaftlichen Verkehr zwischen Persien und Europa große Vortheile im Gefolge hatten und des Weiteren auch noch viel mehr haben können. Bis vor ungefähr zwanzig Jahren bestanden nämlich, ab gesehen von Rußland und England, zwischen den euro päischen Mächten und Persien gar keine diplomatischen Beziehungen, dieselben sind vielmehr erst durch die Europareisen des Schah angeknüpft und befestigt worden. Bei dem immerhin großen Interesse, welches der Schah Nassreddin für Europa an den Tag legt, ist es nun aber auch sehr wahrscheinlich, daß auch vor- theilhafte Handelsbeziehungen zwischen Europa, bez. Deutschland und Persien angeknüpst werden können. Persien gilt allerdings als kein reiches Land, was schon daraus erhellt, daß das persische Reich auf ein Gebiet von mehr als 30,000 Quadratmeilen kaum 6 Millionen Einwohner besitzt. Auch erschwert der in Persien herrschende starre Mohamedanismus und das Vor handensein vieler barbarischen Zustände das Eindringe» des europäischen Handels. Der Schah und seine Großen besitzen aber auf Grund ihrer uralten Privi legien große Reichthümer und machen auf ihren Europa reisen ganz enorme Einkäufe von Maaren der ver schiedensten Art. Es wäre ja auch nicht unmöglich, daß der Schah auf dieser Europareise zu der Einsicht gelangt, daß sein Reich, welches das Verbindungsland zwischen Rußland und dem Indischen Ozean ist, nur durch Eisenbahnen, von denen Persien bis jetzt nur eine ganz kleine Linie besitzt, auf eine höhere Kultur stufe gebracht werden kann, und dann böte sich für europäische Unternehmer ja ein reiches Feld in Persien. Ackerbau, Viehzucht, Industrie und Handel stehen in Persien auf einer niedrigen Stufe, groß ist aber in Persien der Reichthum an edeln Metallen, ein Reich- thum, der bei dem Mangel an Bergwerken und Eisen bahnen in diesem Lande natürlich fast gar nicht aus genutzt werden kann. In politischer Hinsicht mag daran erinnert werden, daß Persien ein stiller Zank apfel zwischen Rußland und England ist. Da der Schah auch nach London reist, so wird man ja bald in Erfahrung bringen, ob er lieber tue englische oder russische Protektion annimmt. Dippoldiswalde. Am Dienstag hat die Sachs. Holzindustrie-Gesellschaft zu Rabenau das zwischen dem Friedhof und dem Nikolaivorwerke ge legene Grundstück von letzterem käuflich erworben, um bis zum Herbste eine Fabrikanlage für gebogene Möbel darauf zu errichten. Diesem Unternehmen rufen wir im Interesse unserer Stadt ein freudiges „Glück auf!" zu. — Den Vertrauensmännern der land- und forst- wirthschaftlichen Berufsgenoffenschaft im Königreiche Sachsen wird es eine willkommene Anzeige sein, daß der Vortrag des Herrn Direktor Möbius, welchen derselbe in der Oekonomischen Gesellschaft gehalten, jetzt (in G. Schönfelds Verlage in Dresden) im Drucke erschienen ist. In faßlicher Darstellung giebt derselbe belehrende Antworten auf die wichtigsten Fragen: Wer wird versichert? Wogegen wird versichert? Was bietet die Versicherung? Wer beschafft die Geldmittel zur Versicherung? Wie ist unsre land- und korstwirth- schaftliche Berufsgenoffenschaft eingerichtet? Gegen nur 20 Pfennige ist dieser Vortrag durch alle Buchhand lungen zu beziehen, jedoch auch an der Geschäftsstelle der Berufsgenoffenschaft in Dresden (Reitbahnstr. 20) zu entnehmen. — Im Lokalverkehr der sächsischen Staatsbahnen gelten die am Sonnabend vor Pfingsten bis zur näch sten Mittwoch gelösten Rückfahrkarten zur Rückfahrt bis mit Freitag nach Pfingsten. Im Verkehr zwischen sächsischen Stationen einerseits und denen der Direk tionsbezirke Berlin, Erfurt, der thüringischen Privat bahnen und der Dahme - Uckroer Bahn andererseits gelten die dreitägigen Rückfahrkarten, welche am Sonn abend vor Pfingsten gelöst werden, zur Rückfahrt bis mit Dienstag nach Pfingsten. -j- Frauenstein. Im Monat Juni dieses Jahres wurden in die hiesige Sparkasse 56,102 Mark 93 Pf. in 337 Kaffenposten eingelegt und 29,356 M. 61 Pf. gelangten in 216 Kaffenposten zur Rückzahlung. Die Gesammt-Einnahme betrug in 414 Kaffenposten 62,398 M. 8 Pf., die Gesammt-Ausgabe 87,342 M. 59 Pf. in 271 Kaffenposten. — Im Mai gelangten 39,821 Mark 14 Pf. in 205 Posten zur Einzahlung und 55,689 M. 36 Ps. wurden in 231 Posten zurück gezahlt. Die Gesammteinnahme betrug in 275 Kaffen posten 42,385 Mark 85 Pf., die Gesammt-Ausgabe 84,358 M. 4 Pf. in 289 Posten. — Die hiesige Naturalverpflegstation wurde im April dss. Js. von 71 Mann durch hiesige Stadt ziehende Handwerksburschen in Anspruch genommen. Es erhielten 52 Mann Nachtverpflegung, 10 Mann Tagesverpflegung, 9 Mann Frühstück, resp. Vesper. Für Nachtverpflegung wurde ausgegeben 13 M., für Tagesverpflegung 2 M., für Frühstück, resp. Vesper 90 Pf., in Summa 15 M. 90 Pf. Bedeutend schwächer war der Zuzug im Mai, in welchem sich nur 49 Mann einstellten, von denen 26 Mann Nachtverpflegung, 13 Mann Tagesverpflegung und 10 Mann Frühstück oder Vesper erhielten. Es wurden dafür in Summa 10 M. 10 Pf. verausgabt und zwar 6 M. 50 Pf. für Nacht-, 2 M. 60 Pf. für Tagesverpflegung und 1 M. für Frühstück, resp. Vesper. — Der sogenannte Himmelfahrtsmarkt war Heuer vom herrlichsten Wetter begünstigt, was er fahrungsgemäß nicht immer zu sein pflegt. Die Ver käufer waren recht sehr zufrieden mit dem erzielten Geschäftserlös und rühmten, seit vielen Jahren keinen solch wohlbefriedigenden erreicht zu haben. * Nassau. In dem Seitengebäude des hiesigen Gutsbesitzers und Fleischers Schröter ist am Sonntag, den 2. d. M., Vormittags V»12 Uhr, ein Brand ent standen, welcher durch die freiwillige Feuerwehr, im Verein mit herbeigeeilten Ortsbewohnern, mittelst der hiesigen beiden Ortsspritzen, ungeachtet des herrschen den Sturmes, noch rechtzeitig gelöscht worden ist. Durch den Brand sind am Gebäude mehrfache Schäden entstanden und sind dem Kalamitosen 3 Last- und I Spazierschlitten, 1 Winde zum Aufziehen der ge schlachteten Rinder, sowie eine Quantität Stroh mit vernichtet worden. Das Feuer ist ohne Zweifel da durch entstauben, daß beim Räuchern von Speck und Schinken rc. infolge eines heftigen Windzuges Helle Flamme entstanden, durch welche die an der Räucherei angebrachte Holzthüre angebrannt ist, von welcher aus der Brand sich in die Etage und bis auf den zweiten Boden raum erstreckt hat. Der Besitzer Schröter, welcher seine Mobilien versichert hat, ist beim Löschen des Brandes im Gesicht und am rechten Unterarm leicht verletzt worden. Auswärtige Spritzen waren am Brandplatz bei der schnellen Beseitigung größerer Gefahr nicht erschienen. Kipsdorf. Vorigen Montag fand die Einweihung des im vorigen Herbst erbauten neuen Schulge bäudes der Schulgemeinde Kipsdorf-Bärenfels statt, bestehend in Abschiedsrede des Lehrers Herrn Maune vor der alten Schule, Festzug der Schulkinder, Be hörden, Gäste nach der neuen Schule, Uebergabe des Schlüssels feiten des Baumeisters Herrn E. Otto Schmidt aus Dippoldiswalde an die Bezirksschul inspektion bez. den Schulvorstand; nachdem der Vor sitzende desselben das Haus geöffnet und der Einzug stattgefunden, vollzog Herr Pastor Kahl aus Sadis dorf als Lokalschulinspektor die Weihe des neuen Ge bäudes in längerer Rede, welcher sich die Beglück wünschung feiten des Herrn Bezirksschulinspektors Mus- Hacke anschloß. Musik und Gesänge wechselten mit den Reden und hatte die Festversammlung auch Ge legenheit das von Herrn Pianofortefabrikant Rönisch soll, in Dresden der neuen Schule geschenkte Har monium zu hören, so daß sich die Feier zu einer recht würdigen und belebten gestaltete. Nach dem offiziellen Theile wurde die Schuljugend durch private Opfer willigkeit noch mit Kaffee, Bier und Kuchen bewmhek, was für dieselben (wenigstens für die Kleinen) dem Feste natürlich erst die rechte Würze verlieh. Im „Halali" vereinte hiernach ein zwangloses Beisammen sein die Festgenoffen. — In richtiger Erkenntniß des Umstandes, daß der Schwerpunkt Kipsdorfs sich in Zukunft nach dem Thale verschieben wird, hat man das neue Schulhaus nicht wieder oben im Stamm dorfe, sondern im Thale erbaut und zwar dort, wo der Mittelpunkt des rasch wachsenden Kurortes sich soeben auszubilden beginnt, oberhalb des Bahnhofes im Anschluß an den neu projektirten Ortstheil. Colmnitz, 2. Juni. Heute wurde hier der erste Bezirkstag abgehalten. Der Vorsitzende des Vereins Beerwalde eröffnete begrüßend die so zahlreiche Ver sammlung, welche beehrt wurde durch das geehrte Direktorium des Kreisvereins Dresden. Hierauf hielt Herr Lehrer Schöfauer - Colmnitz einen höchst klaren, eingehenden Vortrag über landwirthschaftliche Unfall versicherung. Der mit großem Beifall aufgenommene Vertrag erschöpfte nach 8 Seiten hin das zeitgemäße Thema vollständig. — Nach kurzer Pause begann Herr Träger-Oberbobritzsch seinen Vortrag über Versicherung. Diesem Vortrag hörte man es deutlich an, wie warm Herrn Trägers Herz für seine Sache schlug, daher wurde ihm auch reicher Beifall zu Theil. Eine kurze Debatte lehnte sich an letztern Vortrag, an welcher sich der anwesende Vertreter der Vaterländischen Viehver sicherung, Herr Michaelis, lebhaft betheiligte. Jetzt erhob sich auch der KreisvereinSvorsitzende, Herr Käfer stein, sprach seine Anerkennung über die beiden ge hörten Vorträge aus, ermunterte die Veranstalter zu treuem Aushalten und bat die Zuhörer, fleißig sich zum Bezirkstag zu halten. Nachdem der Vorsitzende den Thetlnehmern für treues Aushalten und muster hafte Aufmerksamkeit den Dank der Veranstalter aus gesprochen und sie zur Wiederkehr im Februar nächsten Jahres gebeten hatte, wurde im Hinblick auf die be vorstehende Jubelfeier des Hauses Wettin mit einem dreimaligen Hoch auf unfern allverehrten König sammt hoher Gemahlin der erste Colmnitzer Bezirkstag ge schloffen. H Poffendorf. Bei der hiesigen TageSverpfle- gung für mittellose Reisende wurden im Monat Mai