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VaiglliiMäitr Anztigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Planen, sowie für die Königlichen GeriMSämter Md Stadträthe zä Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmeinnüsiebeuziWe^ Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wreprecht in Plauen. Düse- Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag-, Donnerstag- und Sonnabend-. Jährlicher Abonnement-preiS, welcher zu entrichte^ ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bi- Vormittag- 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen^ später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme.,— Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. Kür die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträche, für welche der Boigtlandische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn C. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Emnehmer Holzmüller. Donnerstag. IAA, November 1861. Bekanntmachung, die Zulassung der innengedachten Dachpappen als Surrogat harter Dachung betreffend. Unter vinwcis aus tz. 3 ker Veivrdnung, das Abbecken v n Gebäuden mit Dachpappe und Dachfilz betreffend, vom 29. September 1859, (Gesetz- und Verordnungsblatt desselben Jahres, 15. Stück Lette 32t) wird hierdurch bekannt gemacht, tast die Dachpappen au- der Fabrik des Paplermühlenbesitzers (Christian August Geipel in Schönlind , - auf Grund der angesscllken Untersuchung und vorgenomuuncn Brennversuche als Surrogat der varten Dachung mit den in obiger Verordnung angegebenen Beschränkungen bis auf Weitere- und mit Vorbehalt des jederzeiugen Widerrufs anerkannt worden find. Dre-den, am 16. October 1861. Ministerium des Innern. Für den Minister: Kohlschütter.Schmiedel, S. Zeitungen. SachstkN. Dresden, 4. November. Die erwarteten Ausführungs verordnungen zu der neuen Gewerbegesetzgebung sind nun ebenfalls publicirt. — Die Zahl der im Königreiche zu errichtenden Handels- und Gewerbekammern ist zur Zeit auf fünf festgesetzt. Dieselben werden ihren Sitz haben in: Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zittau. Preußen. Berlin, 30. October. Das Ballfest, welches der Krö- nungsbotschafter des Kaisers der Franzosen Marschall Mac-Mahon für die Majestäten und den kgl. Hof in dem Hotel der französischen Gesandtschaft ge stern Abend veranstaltet hatte, wetteiferte mit dem Glanz der hervorragendsten bisherigen Festveranstaltungen, ja es übertraf viele derselben durch die in jeder Beziehung verschwenderische Pracht der Ausstattung. Das Gesandtschaftshotel prangte in glänzendster Beleuchtung. Der Eingang war in eine mit blühenden Gewächsen und Trophäen geschmückte Empfangshalle verwandelt worden; einige dreißig Diener in gestickten weißen Livreen und gepuderten Haaren bildeten, zu beiden Seiten der Treppen stehend, eine Reihe bis zu einem Vorsaale. Hier empfing der Marschall und seine militärische Umgebung die eintretenden Gäste. Der Herzog von Magenta trug die große Marschallsuniform und das Band des schwarzep Adlerordens, dazu, wie alle Offiziere seines Gefolges, weiße Ca- simir-Kmehosen und weißseidene Strümpfe. Eine kostbar tapezierte Zimmerflucht nahm die glänzende Versammlung auf. In einem der Zimmer prangten die lebensgroßen Bilder des Kaisers und der Kaiserin der Franzosen, in dem rechts daran stoßenden Saal war ein Thron für die Majestäten aus Pmpmsammet, mit goldenen Adlern und dem preußischen Wappen im Hintergründe bestickt, errichtet, zwei Sessel mit den Namenszügen der Majestäten standen unter den Thronhimmel. Bon 9 Uhr ab füllten sich die Räume, in denen es indessen bald zu enge wurde. Um ^2 10 Uhr erschienen die Majestäten. Das Or chester stimmte die Volkshymne an, vier Diener mit Armleuchtern schritten vor auf, und es folgte I. Maj. die Königin am Arme des Marschalls und Se. Maj. der König, die Frau Marschallin führend. Der König trägt die Uni form seines ersten rheinischen Leib-Husaren-Regiments (Nr. 7) und zwar die Gala-Uniform mit dem Dollmann über den Attila, rothen Netterbeinkleivern rc., die Brust ziert das große Band der Ehrenlegion Die Königin trägt ein weißes Spitzenkleid mit Silberstickerei, blaue Blumen im Haar, um welches ein Diamantschmuck blitzt und das Band des schwarzen Aolerorvens. Jin Gefolge der Majestäten befinden sich sämmtliche preußische Prinzen und Prinzessinnen, der Großherzog und die Großherzogin von Sachsen-Weimar, der Herzog von Braüttsthiveig und der Graf von Flanverü. Außerdem sind sämmtliche hiev residirende Gesandte, die Krönungsbotschafter unv ihr Gefolge, wie das diplo matische Corps vollzählig anwesenv, ferner sämmt^che hervorragende Mitgliedes des k. Hofstaates, Zahlreiche Offizkerr aller Grave und Waffen, ferner die ersten Beamten des k. Polizeipräsidiums, und mehrere künstlerische und wissen schaftliche Notabilitäten. Bis 11 Uhr währte der Tanz, dann öffneten sich dtp Vorhänge und in tagheller Beleuchtung lag der eigens erbaute Speisesaal vor,, den überraschten Blicken der Versammlung. Es bot sich in der That ein feenhafter Anblick. Von riesigen goldenen Palmen getragen, zeigte sich eine große Festhalle im chaurischen Styl, eine getreue Nachbildung der Alhambr-. Die Wände sind in mattgrüner Farbe mit goldener Verzierung, die Bogen rothgold gehalten. Den Mittelbau schließen wieder golvene Palmen ab und eröffnen den Blick auf eine zweite Halle, welche in paradiesisch schöne Tropen landschaften führt. An den Mittelpalnien dieser Halle befindet sich ein Silber- schilo mit dem preußischen Avler und preußischen Fahnen, sowie ein zweites mit dem kaiserlichen Adler unv französischen Tricoloren. Alte Wassen und Rüstungen zieren die Wände. Vor der Nebenhalle plätschert eine Fontäne, alle Ecken sind mit blühenden Topfgewächsen geschmückt und es entfaltet sich eine Camelien- pracht von unbeschreiblicher Schönheit. Achtzehn Krystall-Kronenleuchter zu je 50 Kerzen hängen von der Decke herab, zahlreiche Caryatiden tragen außerdem Wachskerzen und bewirken so eine taghelle Beleuchtung. Wirksam contrastirt zu dieser eine dunkle Grotte aus Tropfstein, zwischen welchem Farrenkräuter sprossen, während Lämpchen in Gestalt glühender Orangen, Weintrauben und Ananas zauberisch Hindurchblicken. Der ganze Saal macht einen zauberhaften Eindruck; er ist übrigens 80 Fuß lang, 40 Fuß breit uud 30 Fuß hoch. In der Haupthalle ist eine lange Tafel zu 75 Gedecken für die allerhöchsten und höchsten Herrschaften gedeckt, in der Nebenhalle und zur Seite der Tropfstein grotte befinden sich gleichfalls Tafeln. Der Kaiser hat dem Marschall für dies Fest ein kostbares Tafelgeschirr mit allem Zubehör geschenkt. Die Tafeln sind reich und kunstvoll servirt, die meisten Speisen direct von Paris bezogen. Die einzelnen Theile des Saales waren von 400 Arbeitern in Paris gefertigt uud hier in 8 Tagen von etwa 40 Mann zusammengestellt worden. An der Haupt- tafcl saß der König neben der Marschallin, der Marschall neben der Königin; die Frau Kronprinzessin hatte das Fest früher verlassen, da sich die hohe Frau nicht wohl fühlte. Der Hof verließ das Hotel gegen 2 Uhr früh, die übrige Gesellschaft blieb noch bis 4 Uhr anwesend. Berlin, 3. November. Die zustehenden Hosbebörden siud: gegenwärtig damit beschäftigt, die auf die Krönungsfestlichkeiten bezüglichen Rechnungen zu- sammenzusteUen Md zu berichtigen. Im Gänzen dürften sich die Kosten für die vom Hofe ausgehenven Veranstaltungen auf 600,000—700,000 Thlr. belaufen, welche aus dem Kronfideicommiß entnommen werden. Die Aachen - Mstnchener Feuer,- Versicherungs - Hesellsch-ft hat auS ihren geckeinnätzigen Fonds die Summe von l 0,0,00 Thlrn, zur Vergrößerung der preußischen Kriegsflotte an das Königl. Marine-Mikisterium gelängen lassen.