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Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Venner E. Förster in Pulenik und Th. A. Hertel in Radeberg. 3V. Freitag, den 13. September- 1830« Belehrung über die bei dem Herannahe» der asia tischen Cholera empfehlenswerthen Vorsichts- maaßregeln. Wiederholt nähert sich von Osten her die asiatische Cholera den Grenzen des König» eickzcs Eachsen, scheint jedoch überhaupt dießmal nicht so bedrohlich aufzutreten, als im Jahre 1831. Auch lassen die seitdem gemachten ärztlichen Erfahrungen über »hr We sen, ihren Verlauf und ole anzuwendenden Vorbcugungs- und Heilmittel eine Minderung der Gefahren hoffen, welche sie früher mit sich brachte. Das Ministerium des Innern hat bereits Sorge getragen, daß für den Fall deö Ausbruches der Krankheit innerhalb unse rer Grenzen den Erkrankten Hülfe und Verpflegung nicht fehle, wird aber, da die in den früheren Cholera - Epidemieen nothwen- dig erachtete Sperrung der Ortschaften, welche nicht ohne man- nichfache Störung für Handel und Gewerbe und nicht ohne läst ige Beschränkung für den allgemeinen Verkehr auSgeführt wer den konnte, sich nicht bewährt hat, bei dem jetzigen Auftreten dec Cholera in den Nachbarstaaten und bei unS selbst von dieser Maaßregel gänzlich absehen. Dagegen hat Dasselbe für zweck mäßig befunden,-auf den folgenden Seiten einige schon jetzt rathsame Vorsichtsmaaßregeln namhaft zu machen, indem Vieles zur Abwehr 'und zur Milderung dieser Krankheit wesentlich beitragen kann, was ohnehin die Sorge für körperliche und geistige Gesundheit als nützlich vorschreibt. Es steht erfahrungsmäßig fest, daß die Cholera vorzüglich die niedrigen, feuchten und sumpfigen Gegenden heimsucht und in denjenigen Räumen, welche mit unreiner, verdorbener und feuch ter Luft angefüllt sind, am schnellsten und am verderblichsten auf- lritl. So wie daher die hoch und gesund gelegenen Wohnungen dm tief liegenden, feuchten und ungesunden vorzujiehen sind, so wird eine vorzügliche Schutzwehr gegen die Krankheit die Sorge für reine und trockne Luft in Ortschaften und Wohngebäu den sein, und müssen demnach die zu bewohnenden Räume und deren Umgebungen überall so viel als möglich im Stande der Reinheit und Trockenheit erhalten werden. Daher sind die Wohn- und Schlafzimmer fleißig zu lüften, wo nöthig mittelst Durchwärmung auözutrockncn und sorgfältig und ost zu reinigen. Alles was die Luft verunreinigen oder feucht machen könnte, wie gebrauchte und ungereinigte Wasche und Kleidung, verdorbene und faulende Nahrungsmittel, Abgänge von Menschen und Thier cn, Verbandsiücke und dergleichen mehr, darf in den Wohnungen nicht länger geduldet werden, als es durchaus nöthig ist. Gewcrbtreibende, welche mit thicrischen, übelriechenden oder der Verderbniß leicht ausgesetzten Stoffen umgehen, wie Fleischer, Seifensieder, Gerber, Leimsieder, Perga- mmtmachcr, Saitcnspinner und viele andere haben darauf zu se hen, daß die bei ihrem Gewerbe vorkommenden Stoffe und Ab gänge durch Anhäufung und Fäulniß nicht die Luft verderben. Auch das Halten unnützer, die Wohnräume verunreinigender Thicre wird zur Zeit herannahender Gefahr zu beschränken sein. Das Zusammendrängen vieler Menschen in geschloffenen Räumen bringt ebenfalls Verunreinigung der Luft und Schwän gerung derselben mit schädlichen Ausdünstungen hervor und muß wenigstens nicht ohne die sorgfältigste Lüftung vor und nach dem Zusammenkommen und unter hinlänglichem Abzüge der unreinen Luft während der Versammlung stattfindcn. Eben so sicher Hal sich bei den früheren Cholera-Epidcmieen die Erfahrung aufgedrängt, daß die Bekleidung des Körpers wesentlich zur Abwehr und zur Milderung wie zum Ausbruche und zur Verschlimmerung der Seuche beigctragen habe. .Es ist somit auf öfteren Wechsel der Bett- und Leibwäsche, auf hin reichend warme und trockene Bekleidung, auf-Pcrmeidung von Erkältung, besonders der Füße und des Unterleibs mit der mög lichsten Sorgfalt zu achten, dagegen aber die bei ängstlichen Per sonen unter dein Herannahcn seuchenartiger Krankheiten oft auch wahrzunehmcnde übermäßige Einhüllung des Körpers in wollene Kleider und Pclzwerk zu vermeiden, damit nicht hierdurch eine Verzärtelung der Haut herbcigeführt werde, welche den Menschen der Erkältung und ihren Folgen am allermeisten aussetzt. Eine Erkältung gefährlicher Art wird «sich dadurch oft her- vorgcbracht, daß man eine gewohnte warme Kleidung nicht nach dem von der Luftwärme und Witterung hergenommeucn Dcdürs- niffe, sondern nach der vom Kalender angcdeuteten Jahreszeit ohne Rücksicht auf jene ablegen zu müssen glaubt. Die Reinhaltung des eigenen Körpers, das vorsichtige Baden und Waschen nicht nur der Hände und des Gesichtes, sondern des ganzen Körpers, wird um so weniger zu versäumen sein, jemehr die Bäder für die Erhaltung der Gesundheit über haupt von Wichtigkeit sind. Schluß folgt in nächster Nummer. -.