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Früher Woche«- und Rachrächtsvlatt Tageblatt sm HMls, MU, MM, »ns, 8t. Wei, HmMnt, Rme«, Mirsel, LrtmnMs, Wlsk« 8t. Ullas, 8t. 8t. MW, 8t««Ms, A«m, Memölsn, SMnM M AMm Amtsblatt für das KglMmtsgerichtaad bmStadtrat ;u Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk - ' «1. Jahr««««. Nr 48. L-LÄDLV Sonntag, den 26. Februar 1911 Stefts Halt rrschrtnt tiigttch außer Lonu- nub Fasttag« nachmittag» Mr d«u solgiüd»» Tag. — vkrtr^ithrttchrr L»p,g»pr»i» 1 Mk. bO psg^ durch die Post bezogen 1 Mk. 75 Pfg. LichMu« Nummern 10 Pfg. LekeUungr« nehm«« außer der SrPidiLiL« in Lichtenstein, Zwickauer Straß« Nr. öd, alte Lalsrriichex psL»»staU«r, Postboten, sowie die Austräger entgegen Inserate werden dir ftinfgespaller» »rundzeil« mit 10, fLc aurwürllge Inserent»» mit 1k pfg. berechnet. «MameiE» SO Psg. Im amtlichen Veile kostet die zweispaltige Zeile 30 Pf Fernsprech Anschluß Ur 7. Inseraten-Ännahm» täglich bi» späteste«!, normittag» 10 Uhr. Telegramm-Adresse: Tageblatt. Als gefunden wurden abgegeben: l Gebitz, 2 goldne Ringe, 1 Brille, 2 Geldbeträge, mehrere Portemonnaies mit Inhalt und mehrere Schlüssel. Abzuholcn beim Stadtrat. Wm WtlWle zn Zwicks«. Einjähriger Fochkursus mit vollem Tagesunterricht (32 Wochcnstunden) für junge Leute mit dem Einjährigen-Zeugnis und Mädchen mit höherer Mädchen- schulreife oder beiden entsprechender Vorbildung. Prospekte und Satzungen unentgeltich. Anmeldungen im Handelsschulgcbäude, Georgenstr. 3. Das Wichtigste. * In Weißenfels ist gegen etwa 20 Arbeiter und Arbeiterinnen von der Polizei eine Untersuchung wegen LandsriedensbrucheS eingeleitet worden. Heute verhal ten die Ausständigen sich ruhig. * Der Schriftsteller Friedrich Spielhagen ist nicht unbedenklich ertrankt. * Die französische Kammer hat einen sozialistischen Antrag abgclchnt, den Ausbau der Flotte zu verschie ben, bis Frankreich sich mit England und Deutschland Wer die Einschränkung der Rüstungen besprochen Habs. * Gegen den neuen Zollvertrag mit den Vereinigten Staaten beginnt sich in Kanada wegen der Annexions rederei neuerdings ein Widerstand zu regen. * Nach einer offiziösen Meldung des Matin hat China der russischen Regierung nicht nur vollständige Genugtuung gegeben, sondern sich auch bereit gezeigt, den im August ablaufenden Handelsvertrag mit einigen, Aenderungen zu verlängern. Von Melilla aus werden spanische Truppen in Stärke von 15,000 Mann einen Vorstoß ins Rif- gebict unternehmen. * Ein Schadenfeuer im Hafen von Cherbourg verletzte Personen und richtete bisher einen Schaden von etwa zwei Millionen Frank an. Der Sieg im Kampfe um das Heer. Stimmungsbild aus dem Deutsche« Reichstage. (Eigen-Bericht.) Sch. Berlin, 24. Februar Der Militäretat übt auf das grosse Publikum eine «roß- Anziehungskraft aus. Bis zu den Türen drängen sich, Kopf an Kopf, Zivil und Militär, in den Tri bünen. Im Saale unten leert sichs bedenklich, als die namentliche Abstimmung über die nene Heeres - Vorlage Annahme mit 247 gegen 63 Stimmen bei 11 Zentrumsstimmenenthaltungen ergeben hat. Einige Sensation auf der Linken erregt es, als bekannt wird, daß unter den drei Stimmen im Zentrum, die gegen die Vorlage waren, auch die des ehemaligen Gene rals Häusler, des „Zentrums-Gädtke" sich befand. Herr Erzberger leitet die Militärstat-De- batte ein, er schüttet einen Sack von kleinen und großen Wünschen über den Herrn Kriegsminister, der sieh eifrig Notizen macht, aus. Wie alljährlich fordert er die Durch brechung des Wafsenlrefcrungsmonopols. Etwas schär fer wird die Tonart, als der sozialdemokratische Militär- spezialist Noske wohlvorbereitct seine Beschwerden Wer Soldatenmißhändlungen, die Unfreiheit der Sol daten, das Ehrgefühl des -Offizierkorps, die Gesinnungs- kontrolte und schließlich über den bekannten Erlaß des Generals v. Bissingen über das Verhalten bei Auf ständen in einstimmiger Rede unverdrossen vorbringt.! Unter dem ironischen Hört! Hört! der Rechten erkennt einer der gewandtesten Redner der Fortschrittlichen Dr. M n l l eN - Meiningen, daß sich Preußen in der vor allem von den Lehrern geförderten körperlichen Jugend erziehung großes Verdienst erworben habe. Mit gutem ^rhetorischen Geschick bringt er einige Klagen vor das Forum des Hauses. Besonders erstaunt ist die Linke über den Erlaß des Kriegsministcrs, aktive Offiziere möget', sich nicht an Abgeordnete wenden. Den Schwer punkt seiner Ausführungen bilden seine Steckenpferde: >,Stellung des Militärkabinetts "und „der Adel in der Armee." Der Saal füllt sich. Allgemeines Interesse für die Rede des Kriegsministers, dessen Ausführungen an rednerischem Schwung mit jeder Rede zunehmen. An die Spitze seiner Antwort an die drei Vorredner stellt er den von der Rechten sehr beifällig aufgenommencn Her Bundesrat und die niMMe BMW. Wie dpr „Berl. L.-A." erfährt, finden gegenwärtig Verhandlungen zwischen den Berliner Zentralstellen und den Bundesregierungen darüber statt, inwieweit oen Wünschen des Reichstages über den Rahmen der elsaß- lothringischen Verfassungvorlagen hinaus entgegeuge- kommen werden könne. Sie gestalten sich dem Ver nehmen nach recht schwierig, und es ist vorauszusehen, daß eine Entscheidung hierüber nicht so bald erfelgen wird. Es läßt sich daher vorläufig auch noch nicht abschcn, wie sie ausfallen werden. Immerhin ist auf Grund von Erkundigungen an unterrichteten Stellen bereits zu sagen, daß die Verbündeten Regierungen dir volle Autonomie des Reichslandes als znrzeir noch j saß-Lothringen cinlassen werden. Hiergegen würge im- mentlich Preußen seinen ganzen Einfluß aufdieten, und sicherlich mit Erfolg. Dagegen scheint man an den Berliner Zentralstellen geneigt zu kein, bezüglich der Gewährung von Bundesratsstimmen, an Elsaß Lvthrin gen Entgegenkommen zu beweisen. Man wurde diese mentlich auch das Zentrum sehr bedenken würde, nach solchem Entgegenkommen der Bundesregierungen das Odium des Scheiterns der Entwürfe auf sich zu nehmen« Deutsches Reich. Berlin. (Eine offiziöse Auslassung zu der Rom fahrt des deutschen Kronprinzen.) Die „Norddeutsche Allg. Ztg." schreibt: „Der von uns gestern angekün digte Besuch des Kronprinzenpaares zum italienischen Nationalfest in Rom wird von den größeren deutschen Zeitungen durchweg sympathisch ausgenommen; eins Ausnahme machen zunächst nur das „Berliner Tage blatt" und die „Vvssische Zeitung", die in rührender Ucbereinstimmung wieder einmal an der Entschließung der Regierung herummäkeln, allerdings mit folgendem Unterschied: Die „Voss. Zeitung" schreibt, die Ent schließung' über den Kronprinzenbesuch in Rom sei ein Sieg des Vatikans, das „Berl. Lgbl." setzt ihn sich selbst aufs Konto. Es wird beiden Blättern überlassen werden können, die Frage, welches von beiden Recht hat, unter sich auszusechten". — (Leeres Gerede.) Die „N. Allg. Ztg." schreibt: Die „Nowojc Wremja" und der „Matin" behaupten, die deutsche Presse frohlocke über den übrigens jetzt offenbar wieder beigelegten Jnteressenkonflikt zwischen Rußland und China. Es wäre interessant, wenn die beiden Blätter sich bemühen wollten, Belege für diese Behauptung beizubringen. — (Das Arbeitskammergesetz gescheitert?) Unsers Vermutung, daß das Arbeitskämmergesetz als geschei tert beirachtcr werden müsse, wird den Kieler N. Nz bestätigt. Wie es heißt, ist es der Reichsregierung un möglich, die verschiedenen Parteien auf einen gang baren Mittelweg zu einigen. Die mehrfachen Versuche nach dieser Richtung hin seien auch bereits als fruchtlos eingestellt worden. — (Das Tempelhofer Feld.) Die auf Berücksichtigung der Stadt Berlin beim Verkauf des Tempelhofer Feldes abzielende Resolution wurde von der Budgetkommission des Reichstags abgelchnt. — (Die katholische Geistlichkeit von Heidelberg) hat laut Ankündigung von der Kanzel dem „Heidelberger Tageblatt" wegen kirchenfeindlicher Haltung die Be kanntgabe der katholischen Gottesdienstordnung cnrzo- gen. Verlag u. Redaktion des angesehenen libera- Ausland Paris. (Gegen die Abrüstung.) Bei der De batte über das Marincbudget nahm der Minister des Aenßeren Pichon Anlaß, sich gegen mehrere Anträge von Deputierten der äußersten Linken auszuspcechsn, dis sofortige Verhandlungen mit England und Deutschland wegen Einschränkungen der Rüstungen zur See ver langten. Pichon machte geltend, daß auf der Haager Konferenz dreimal jener Gegenstand zur Sprache kam und dreimal erfolglos. Aus allerneuester Zeit seien die Erklärungen des Präsidenten der Vereinigten Staa ten von Amerika sowie die in Deutschland geführte Sprache zu erwähnen. Minister Pichon schloß! mit den Worten: „Der Augenblick wäre schlecht gewühlt, Frank reichs Wehrmacht zu Lande und zur See zu schwächen, während andere Mächte ihre Armee und Marine ver stärken. Ein solches Vorgehen wäre unvorsichtig. Ein Stimmen entweder in positiver Form für alle rein wirtschaftlichen Fragen zugestehen, oder in negativer Fassung unter Ausschluß aller Angelegenheiten, die Heer, Marine und auswärtige Politik betreffen. Jedenfalls bewegen sich in dieser Riehumg die gegen wärtigen Bemühungen, eine Verständigung unter den Bundesregierungen über die zu machenden Zvgepänd- nisse herbeizuführen. Vielleicht wird man auch hin sichtlich der Zusammensetzung der Ersten Kammer und kleinerer Einzelheiten des Wahlrechts für die Zweite Kammer mitdsHch reden lassen, aber weiter dürften die Verbündeten Regierungen in ihren Zugeständnissen nicht gehen. Man nimmt indessen an, daß sie ausreichen würden, um schließlich eine Rcichstagsmehrheit auf die Berfassungsvorlagen zu vereinigen, und daß sich na . . len Blattes antworten, indem sie den Vorwurf, als verfrüht imker keinen Umständen bewilligen, noch sich > z-gbe das Blatr katholische Gefühle je verletzt, scharf auf eine Schmälerung der kaiserlichen Gewalt in El - s zurückweisen. Es habe nur die Zentrumspartei beharc- - - ---- .. § jjch hMmpst, deren politische Empfindungen die Pfärr- geistlichkeit zu Unrecht mit den religiösen Empfindun gen des katholischen Volkes verwechsele. Satz: „Disziplin und Gehorsam in der Armee über alles! Ohne Disziplin ist die Armee leinen Pfennig wert!" Lie scharfe Kritik des Sozialdemokraten nimmt er nicht tragisch. Ein preußischer Kriegsminister dürfe von Sozialdemokraten nicht umschmeichelt werden. Aus finanziellen Gründen bedauert er, der Erhöhung der Mannschaftslohne nicht zustimmen zu können; eben- wwcnig der Forderung nach Verkürzung der aktiven Dienstzeit. Die Strenge der Strafen sei nur gegen dis bösen Elemente im Heere gerichtet. Die Linke wird unruhig, als er darauf hinweist, es gehe nicht so plötz lich, das bürgerliche Offiziers l ment dem Adel gleich zu setzen. Auf das Kapitel „Jüdische Mitbürger" Wil! ! er später eingehen. — Sein Erlaß an die Offiziere, sich s nicht an Abgeordnete zu wenden, habe nur die Dis ziplin im Heere stärken wollen. Und zum Schluß, wäh rend die Sozialdemokraten gespannt aufhorchen, kommt er zu dem Erlaß des Generals v Bissingen, gegen den ec nicht die geringsten Bedenken hat. Der Passus von der Verletzung der Unantastbarkeit der Abgeordneten sei längst gestrichen. Der Erlaß sei für die Zeiten be stimmt, wo die Armee die besondere Pflicht habe, Rück grat des Staates zu sein. Lauter Beifall auf der Rechten. Währenddessen schickt sich der württembergische Militärbevollmächtigte an, einen Fall des Oberleutnants Ramm aufzuklären. Der Freikonservative v. Liebert, der heute mit keinem Worte gegen die Sozialdemokratie polemisiert, und der Antisemit Werner fassen sich kurz, da sie schon unter der Verragungslust des Hauses sprechen. Morgen w'rd die Generaldebatte noch den ganzen Tag nusfüllen.