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FrMöirgischer PMsfMB. Tage- und ÄmkUall für die Gmchtöämter und Stadträthe Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg, Wildenfels, Aue, Elterlein, Hartenstein, Lößnitz, Neustädtel und Zwönitz. 30.! Keitag, den 9. Juni. 11803^ PkViS vierteW^^ch 18 Ngr. — Juseraten-Ammhme für die am Abend erscheinende Nummer bi- Bormittags 11 Uhr. . Grasanction. Die GraSnutzung der der Obererzgebirgischen Waisenanstalt gehörigen Sauwiese in Großpöhla wird Freitag, den LS. Juni, von Nachmittag 3 Uhr an, parcellenweise an Ort und Stelle verpachtet werden. Die Bedingungen werden vor dem Beginn bekannt gemacht. Großpöhla, den 7. Juni 1865. Die Loealiuspeetion -es Obererzgebirgischen Waisenhauses daselbst. Tagesgeschichte. Deutschland Oesterreich. Pesth, 6. Juni. - Unmittelbar nach der Ankunft des Kai sers auf der Kaiserbnrg zu Ofen fand der feierliche Empfang der Wiirden- trüger, des Adels und der Corporationen statt. Der Cardinal Primas von Ungarn richtete an den Kaiser eine Ansprache, in welcher er der Freude über die Anwesenheit des Monarchen Ausdruck verlieh. Der Kaiser antwortete hier auf im Wesentlichen das Folgende: „Mit Freuden begrüße ich von der Burg meiner Ahnen die treuen Söhne meine« Königreichs Ungarn. Wie immer, so ist eS auch gegenwärtig mein entschiedener Wille, die Völker meiner ungarischen Krone nach Möglichkeit zu befriedigen, nnd das Vertrauen, mit welchem sie sich an mich wenden, ist mir ein Bürge, daß sie meine väterlichen Absichten richtig erkennen und wir einer hoffnungsvollen Zukunft entgegen sehen dürfen. Schon in der nächsten Zeit werde ich dem Lande jenen Rmnn Äffnen, wo einerseits die berechtigten Wün sche der Bevölkerung durch die gesetzlichen Vertreter zu meiner Kenntniß ge langen können, andererseits aber jene meiner Wünsche, von welchen die Macht stellung meiner Monarchie bedingt ist, berechtigte Würdigung finden werden, damit wir bei entsprechender Würdigung der wechselseitigen Rechte und Pflich ten und bei richtiger Erkenntniß der inzwischen eingetretencn Verhältnisse uns jenem Ziele nähern können, welches mir alle anstreben und welches die Wohl fahrt und Kräftigung der Gesammtmonarchie nicht bloS sichern kann, sondern, weil es sich auf wechselseitiges Vertrauen gründet, gewiß auch sichern wird. Mit doppelter Freude werde ich dann wiederum in Ihrer Mitte erscheinen, um bei jener feierlichen Gelegenheit, für , welche die Vorsehung das Leben Ew. Eminenz erhalten möge, dasjenige sanctioniren zu können, was bereits gegen wärtig das Hauptziel meiner landesväterlichcn Wünsche bildet. Nach dieser Rede, welche wiederholt durch stürmische EljenS unterbrochen wurde, ließ sich der Kaiser einzelne Corporationen vorstellen. Pesth, 6. Juni. Die Rede, welche der Kaiser bei seiner Ankunft hier gehalten, ist mit unbeschreiblichem Enthusiasmus aufgenommen worden. Sie gilt als der wichtigste Schritt zur Versöhnung und zum Ausgleich mit Ungarn. Altconservative sowohl wie Liberale und der größte Theil der Anschlnßpartei ist einig in der Anerkennung der Rechtscontinuitüt. Zur Ausstellung im Stadt wäldchen steht Einfahrt wie Ausfahrt olme alle polizeilichen Vorkehrungen Jedem frei. Die Stimmung ist vortrefflich. Preußen. Berlin, 3. Juni. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 2. Juni kam es vor der Abstimmung über die Marincoorlage noch zu mehrfachen gereizten persönlichen Bemerkungen, von denen wir — nach den jetzt vorliegenden ausführlichen Berichten der Blätter — folgende Controoerse zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Referenten nachtragen: Ministcrpräsiktnt «.Bismarck: Ich hab« tas Wert ergriffen, m. H., besonter« »m einige Ausfälle gegen meine Person von ganz specifischem Charakter zu beantworten. Der Herr Referent bemerkt, wenn ich den Bericht wirklich gelesen hätte, so wisse er nicht, was er von meiner Wahrheitsliebe denken solle. Der Herr Referent hat lange genug in der Welt gelebt, um zu wissen, daß er sich damit der technischen und special»» Wendung gegen mich bedient hat, vermöge deren man einen Streit auf das rein persönliche Gebiet zu werfe» Pflegt, um Denjenigen, gegen den man Zweifel an seiner Wahrheitsliebe gerich tet hat, zu zwingen, daß er sich persönliche Genugthmmg fordert. Ich frage Sie, m H., wohin soll man in diesem Punkte kommen? Wollen Sie den politischen Streit mit uns auf dem Wege der Horatier und Curiatier erledigen? (Heiterkeit. Widerspruch.) Es ließe sich davon reden, wenn e» Ihnen erwünscht ist. (Heiterkeit.) Wenn da« aber nicht, m. H., wa« bleibt mir dann anders übrig, al- gegen einen solchen starken Ausdruck meiner seits einen noch stärker« wieder zu gebrauchen? Es ist dies der einzige Weg, auf dem wir uns Genugtbuung verschaffen können. Ich wünsche aber nicht, daß Sic uns in die Noth- Wendigkeit versetzten, ihn zu betreten. Bi-epräsidcnt v. Unruh: Ich habe in dem Vortrag de« Herrn Referenten nicht« ge hört, wa« z» einer Entgegnung, wie die de« Herrn Ministerpräsidenten, die Veranlassung gegeben hätte. Abg. Virchow: Welche« Moli» den Herm Ministerpräsidenten zu einer Betrachtung über die Horatier und Curiatier veranlaßt hat, vermag ich nicht atzusthen Ich kann zu dem, wa« ich gesagt habe, nicht« hinzufügen, al« daß sch gegenüber dem Vorwurf, der Be richt sei »ine Apologie Hannibal Fischer'«, widerlegende Stellen au« dem Bericht verlesen und diese Behauptung al« »ine unzutreffende bezeichnet habe. Ministerpräsident v. Bi« marck: Der Referent hat mein« Aeußerung auf »inen an dern Theil seiner Rede bezogen, al« auf welchen sie eigentlich ging. Er sagte, ich schein« den Bericht nicht gelesen zu haben, wenn ich ihn aber gelesen hätte, so wüßte er nicht, wa« er von meiner Wahrheitsliebe halten sollte. Die Vergleichung de« Wortlaute« im stenographischen Bericht wird da« ergeben, e« wird mir lieb sein, wenn ich darin diese Be leidigung nicht wiederfinde. Abg. v. Virchow: Ich kann hierauf nur wiederholen, wa« ich bereit« gesagt habe. Ministerpräsident v. Bismarck: Ich habe den Wortlaut genau angegeben, wie der Berichterstatter ihn gebraucht hat und werde erwarten, ob er ihn vertritt. (Der Minister präsident verläßt den Saal ) Nachdem der Abgeordnete Professor Virchow und Herr v. Bismarck so oft auf geistiger Mensur einander gegenüber gestanden nnd bei der Nähe, in der sich ihre Sitze im Abgeordnetenhause befinden, sich Aug ins Ang geschaut haben, werden sie sich vielleicht auch mit wirklichen Waffen in der Hand ge genüber treten. Wenigsten- geht in Berlin da- Gerücht, Herr v. Bismarck habe am vorige» Sonnabend einen Officier, einen Herrn v. Puttkammer, zu Virchow geschickt, der entweder einen Widerruf dessen, was Virchow gesagt, vder eine Genugthnung fordern sollte. Ju den geistigen Kümpfen hat Virchow stets eine sehr scharke Klinge geführt. Sollte es zum wirklichen Duell kom men, was mir jedoch nicht hoffen, so wird Virchow gewiß auch dort seinen Mann zu stellen wissen. Die „Köln. Ztg." enthält folgende etwas mystische Nachricht aus Berlin vom 5. Juni: Der Abgeordnete Professor Virchow ist, wie man hört, am Sonnabend zu einem Kranken nach Elberfeld berufen und abgerefft. In Bezug auf den mitgcthcilten Vorfall scheinen seine Freuckße einstimmig der Ansicht, daß kein Abgeordneter berechtigt märe, eine im Abge ordnetenhaus« angeregte politische Frage auf das Gebiet persönlicher Genug- thuung übertragen zu lassen." Berlin, 6. Juni. Endlich scheint eS jetzt fest zu stehen, daß der Landtag bis zum 17. dieses Monats geschlossen wird. Bis dahin erwartet man nämlich, daß die Budgetdebatte beendet sein wird. Eine nähere Erklä rung über seine Stellung zu den Forderungen Preußens in Schleswig- Holstein dürfte das Abgeordnetenhaus noch bei der Verhandlung über die Kriegskostenvorlage abgeben. Frankreich. Paris, 5. Juni. Westmächtliche Allianz-Unterhandlungen betreffs Nord amerikas sind bis jetzt erfolglos, jedoch noch nicht ganz abgebrochen. England soll durch die Prinzessin Mathilve die Aussöhnung des Kaisers mit dem Prin zen Napoleon erwirkt haben. Der Prinz Napoleon wird den Kaiser in Tou lon begrüßen ; sein Entlassungsgesuch wurde abgelehnt. Die Rückkehr de- Kai sers nach Paris wird wegen des Ausfluges nach Constantine erst am 12. Juni erfolgen. Marine- und Hecresverstürkungen in Mexico beschleunigt. Italien. Venedig, 31. Mai. Ein ernster Vorfall macht viel von sich sprechen. In der Nacht zum 29. d. rottete sich vor dem hart an der Nialtobrücke be findlichen Finanz-Jntendanz-Gebäude eine Schaar von ungefähr 20 bis 30, meist den niederen Ständen angehörigen Männern zusammen, welche sich im mer mehr und mehr dem dort aufgestellten Wachposten — einem Manne de- Jnfanterie-Regimcnts Graf Degenfeld — näherten und endlich derart zu schrei en und pfeifen anfingen, daß sie derselbe mit den gelassensten Worten abschaf- fcn wollte. Kanin hatte er jcdvch ein paar Worte ausgesprochen, al- schon mehrere Kerle über ihn herfielen und ihn zu entwaffnen versuchten. Der Maun rief inö Gewehr, wollte sein Gewehr abfeuern, wobei ihm jedoch die Kapsel versagte, und sah sich nun genöthigt, bis zur Ankunft der im Innern des Gebäudes befindlichen Wache sich mit dem Bayonete zu vertheidigen, wo bei er auch, nachdem er selbst durch Messerstiche an der Stirne und in der Achsel leicht verwundet worden war, einen schwer Angreifer durch einen tiefe« Bajonnetftich verwundete und sich überhaupt bravourös benahm. Als die Wache hcrbeikam, stoben die Angreifer auseinander, nahmen den Verwundeten mit sich und eilten nach allen Richtungen davon. Zivei von ihnen wurden jedoch noch eingeholt, während von Seite der Polizei schon am anderen Mot* gen fünf andere verhaftet wurden. Was die eigentliche Absicht der besagte» Rotte gewesen ist, konnte bisher nicht erhoben werden, Thatsache ist e» jedoch, daß sie es vor Allem auf die Schildwache abgesehen haben Mußten. Die