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VIERTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, DEN 30. OKTOBER 1919. Dirigent: Arthur Nikisch. ERSTER TEIL. Ouvertüre zur Oper »Die Abenceragen« von Luigi Cherubini. Zwei Gesänge mit Orchester, vorgetragen von Fräulein Anna Graeve [Berlin]. a) An die Hoffnung von Max Reger. O Hoffnung! holde! gütig geschäftige! Die du das Haus der Trauernden nicht verschmähst, Und gerne dienend, Edle! zwischen Sterblichen waltest und Himmelsmächten; Im grünen Tale, dort, wo der frische Quell Vom Berge täglich rauscht, und die liebliche Zeitlose mir am Herbsttag aufblüht, Dort in der Stille, du Holde, will ich Wo bist du ? wenig lebt’ ich, doch atmet kalt Mein Abend schon, und stille, den Schatten gleich, Bin ich schon hier; und schon gesanglos Schlummert das schauernde Herz im Busen. Dich suchen, oder wenn in der Mitternacht Das unsichtbare Leben im Haine wallt, Und über mir die immer frohen Blumen, die blühenden Sterne, glänzen. O du, des Äthers Tochter! erscheine dann Aus deines Vaters Gärten, und darfst du nicht Mir sterblich Glück verheißen, schreck’, o Schrecke mit anderem nur das Herz mir. Hölderlin. b) Morgenpsalm im Frühling In Morgenpsalmen braust der Tag — Ein Lied voll Schönheitsdurst: Die Sonne schuf! — Auf, Mensch, nun auf! jauchz’ wie der Hag, Den Frühlingswind nach Winterzeit, Nach Sehnen, Sturm, nach Sorg’ und Leid Zum neuen Leben wachgeküßt. — Reich’ deinen Brüdern treu zum Band Geschwisterlich und stark die Hand von Eduard Behm. (Manuskript.) Und ziehe brausend durch das Land! So brausend wie der Frühlingswind, So brausend wie der junge Tag, So brausend wie das Lied im Hag, So brausend voll von Traum und Seligkeit, So brausend stark im Glauben an die Zeit, So fröhlich frei mit frischem Ruf: — Die Sonne schuf! die Sonne schuf! Gomoll. Die Jahreszeiten. Suite für großes Orchester von Hermann Unger. (Zum ersten Male. Unger, geb. 1886 zu Kamenz [Sa.], lebt in Köln.) I. Vorfrühling. Getragen. III. Herbstwind. Sehr hastig. II. Sommerabend. Langsam. IV. Wintersternennacht. Maestoso.