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„Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. WeWH-ZkitilH. Amtsblatt Znierare, welche dei d« bedeutenden Auflage in» Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 16 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eirige sandt, im redaktionellen »heile, di- Spaltenzeil« 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Däut Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 28. Donnerstag, den 6. März 1890. 56. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie schon seit mehreren Jahren, so wird auch Heuer der hiesige Geflügelzüchterverein in den Räumen der „Reichskrone" in den Tagen vom 13. bis 16. März eine große allgemeine Geflügel- Ausstellung veranstalten. Als etwas neues, bis her noch nicht bei einer solchen hier gebrachtes, werden diesmal verschiedene fremdartige Vögel, Papageien und dergleichen bei derselben vorgesührt werden. Mit der Ausstellung ist auch diesmal wiederum eine Verloosung ausgestellter Thiere und anderer Gegenstände verbun den, so daß Jedem Gelegenheit geboten ist, einen völlig reinen Thierstamm gewinnen zu können, wenn er nicht der Sicherheit halber vorziehen sollte, sich den selben in der Ausstellung käuflich zu erwerben. — Donnerstag, den 13. März, wird auf hiesigem Markte der erste diesjährige Roß- und Vieh markt abgehalten, bei dem ein Stättegeld, wie bei allen diesen Märkten, nicht erhoben wird. * Ruppendorf. Bei dem hiesigen Herrn Vor werksbesitzer Löwe ist in der Nacht zum 1. d. Mts. eine Kuh verendet, welche nach dem Gutachten des Herrn Bezirkslhierarzts Lehnert mit Milzbrand be haftet gewesen ist. — Der Kadaver ist daher vor schriftsmäßig vergraben und sind gegen Weiterverbrei tung der Seuche alle erforderlichen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden; die im Besitze Herrn Löwes sonst noch befindlichen Rinder erschienen bei vorgenommener Untersuchung durchgängig gesund. Schmiedederg. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Februar in 86 Posten 5548 Mark 61 Pf. eingelegt, dagegen in 36 Posten 3533 M. 5 Pf. zurück gezahlt, überhaupt 6970 M. 98 Pf. eingenommen und 3562 M. 49 Pf. ausgegeben. Altenberg. Dem Geschäftsbericht der Altenberger Zwitterstocksgewerkschaft entnehmen wir, daß im vorigen Jahre die Produktion bestand in: 1098 Clr. 32 Psd. Zinn (345 Ctr. 25 Pfd. weniger als 1888), 842,90 Kilo Wismuthmetall (334,90 Kilo mehr als 1888), 1029,80 Kilo Phosphorzinn (78,80 Kilo mehr als 1888) und I78I0 Kilo Arsenmehl (6210 Kilo weniger als 1888). Der Durchschnittspreis des Zinnes stellte sich aus 94,90 Mk. Die Zinnproduktion blieb erheblich zurück, theils infolge des im vor. Jahre herr schenden Wassermangels, theils infolge des Verlustes von neun Pochwerken und Wäschen, welche durch ein am Abende des 23. Mai vor. Jahres ansgebrochenes Schadenfeuer total zerstört wurden. Die Belegschaft bestand am Jahresschlüsse in 221 Mann. An Stelle des Herrn Betriebsdirektors Wengler, welcher in an dere Stellung überging, wurde Herr A. Voigt, bis dahin Bergverwalter in Ehrenfriedersdorf, als Be triebsdirektor gewählt und eingewiesen. Die Betriebs ergebnisse waren in Folge der angezeigten Unfälle sehr ungünstig und das Werk erforderte bedeutende Zu schüsse aus dem Reservefond und der Hauptkasse. Er wähnt sei noch die am Jahresschlüsse durchgeführte Vereinigung der beiden Gewerkschaften Vereinigt Feld im Zwitterstock und Zwitterstocks tiefer Erbstollen in eine Gewerkschaft. An Stelle der abgebrannten Poch werke wird im laufenden Jahre die Ausführung einer größeren Aufbereitungsanstalt beabsichtigt. Dresden. Ehe Königin Karola sich zu längerem Aufenthalte nach Mentone am Golf von Genua be geben wird, ist vorher ein mehrwöchentlicher Aufent halt in Nervi in Aussicht genommen. Dieses köstlich gelegene Städtchen von nur 3000 Einwohnern ist eine besuchte Gesundheitsstation an der Riviera und nur 10 Km von Genua entfernt. Wer je die italienische Provinz Genua besucht, wird nie die Riviera verlassen, ohne dem an schönen Villen und blühenden Gärten reichen Städtchen Nervi, dessen Klima so ausgezeichnet und dessen Vegetation überaus üppig ist, einige Zeit gewidmet zu haben. Dresden. Am 3. März erledigte die Zweite Kammer den Bericht der Gesetzgebungs-Deputation über den Antrag des Vizepräsidenten Streit auf Re vision der Gestndeordnung vom 10. Januar 1835 und eine denselben Gegenstand betreffende Petition des landwirthschaftlichen Kreisvereins Leipzig (Bericht erstatter in Vertretung des erkrankten Abgeordneten vr. Minckwitz: Abg. Bretschneider.) Nachdem Abg. Ackermann die Revision als unzeitgemäß bekämpft hatte, die Abgg. Horst, Vizepräsident Streit, Klemm, Eulitz und Kicbach dagegen für eine maßvolle Aenderung im Sinne der Abänderung, bezw. Streichung gewisser Paragraphen, die mit den Reichsgesetzen und den jetzigen Zeitverhältnissen nicht mehr in richtigem Ein klang zu bringen sind, eingetreten waren und nur Abg. Kaden eine weitgehende Aenderung befürwortet hatte, beschloß die Kammer mit 50 gegen 22 Stimmen, die Staatsregierung zu ersuchen, die Gesinde-Ordnung vom 10. Januar 1835 einer Revision zu unterziehen, wobei als abänderungsbedürstig die ZZ 51, 52, 97 und 105, sowie 31, 32, 34, 45 und 46 mit Mehr heit bezeichnet wurden, und einen dem Ergebniß der Revision entsprechenden Gesetzentwurf aus dem nächsten Landtage der Ständeversammlung vorzulegen. Am 4. März verwies die Kammer das königliche Dekret, die Uebereinkunft mit der fürstlich schwarzburg- rudolstädtischen Regierung über die Mitbenutzung einiger königl. sächsischer Landesanstalten betreffend, an die Finanzdeputation und erledigte sodann die Kap. 53—62 des Abschnitts des ordentlichen Staats haushaltsetats, Departement des Innern betreffend, nebst mehreren dazu gehörigen Nachtragsetats. Die Finanzdeputation beantragte die Bewilligung sämmt- licher Kapitel nach der Vorlage mit Ausnahme des Nachtragsetats zu Kap. 54, Polizeidirektion zu Dres den, in welcher die Summe von 19,255 M. für eine durch die bevorstehende Einverleibung der Dörfer Strehlen und Zschertnitz in die Stadt Dresden noth- wendig werdende Polizeibezirkswache in Strehlen ver langt wird. Die Deputation beantragte, diese Nach tragsforderung zur Zeit abzulehnen, in der Hoffnung, daß es gelingen werde, mit der Stadt Dresden, die sich zur Erhöhung ihres bisherigen Beitrags zu den Kosten der Polizeioerwaltung von 90,000 auf 110,000 Mark bereit erklärt hat, eine für den Staat noch günstigere Aenderung des bestehenden Vertrags, wobei auch auf die stets wachsende Einwohnerzahl Rücksicht genommen werden möchte, zu vereinbaren. Die Kammer trat diesem Anträge, der von den Abgg. Bönisch und Wetzlich bekämpft wurde, gegen 10 Stimmen bei, er klärte sich auch auf Antrag der Deputation damit ein verstanden, daß auch nach der Veränderung der Ver fassung des Polizeiamtes zu Leipzig und nach Ein verleibung von Vororten der Beitrag des Staates zu den Kosten des Polizeiamtes zu Leipzig in dem bis herigen Verhältniß fortgewährt wird. Im Uebrigen ist nur zu erwähnen, daß zu Kap. 54 die Abgg. Kaden und Bebel die feiten der sozialdemokratischen Partei ins Werk gesetzten Verrufserklärungen zu rechtfertigen suchten, wogegen Staatsminister v. Nostitz - Wallwitz darauf hinwies, daß dieselben mit dem Sinne und Geiste der Gewerbeordnung nicht im Einklang ständen, und daß zu Kap. 59 Abg. Klemm die Angelegenheit der Errichtung eines Gesundheitsmuseums in Dresden in Erinnerung brachte. — Nachdem nunmehr die Stichwahlen beendet sind, läßt sich das Ergebniß in Sachsen dahin zusammenfassen, daß die Sozialdemokratie in Sachsen 6 Sitze gewonnen hat. Diesen Verlust haben allein die Nationalliberalen zu tragen. Dis Konservativen haben ihren seitherigen Bestand von 9 Mandaten noch um eins vermehrt. Die 3 Frsikonservativen sind sämmtlich wieder gewählt, die nationalliberalen Sitze sind von 9 auf 3 herab gemindert. Der eine freisinnige Abgeordnete wurde wiedergewählt. — Die 3. Strafkammer des kgl. Landgerichts Dresden beschäftigte am 4. März eine Untersuchungs sache gegen den am 18. Januar 1856 zu Hausdorf geborenen, bisher noch unbestraften, zuletzt in Hänichen bei Dippoldiswalde wohnenden Handarbeiter Friedrich Ernst Köhler wegen schweren Diebstahls. Der An geklagte, welcher in der Zschertnitzsr Ziegelei beschäf tigt ist, soll am 14. Januar d. I. in dem Arbeits hauss der „Dresdner Ballgesellschaft" daselbst aus einer verschlossenen Stube, nachdem er dieselbe gewaltsam aufgesprengt, einen dem Handarbeiter KuhuS gehörigen Schaffellpelz im Werthe von 30 M. sich auf diebische Weise zugeeignet haben. Da infolge des Leugnens Köhlers und auch nach den Aussagen der eidlich ver nommenen Zeugen das Gericht die Anklage nicht im vollen Umfange für gedeckt erachtete, so mußte auf kostenlose Freisprechung erkannt werden. Pirna. Die am vergangenen Sonntag hier ab gehaltene General-Versammlung des „Gebirgsvereins für die säch.-böhm. Schweiz" hat die vom Gebirgs verein „Saxonia" gestellte Bedingung der Namens änderung in „Vereinigte Gebirgsvereine der sächsischen Schweiz" angenommen und damit hat sich die höchst wünschenswerthe Vereinigung beider Vereine in einen einzigen glücklich vollzogen. Pirna. In der Angelegenheit der Erbauung einer Turnhalle hat der Turn-Gemeinderath neuerdings an den Rath das Gesuch gerichtet, entweder nunmehr den Bau auf städtische Kosten in Angriff zu nehmen oder der Turngemeinde behufs der eigenen Ausführung desselben einen geeigneten Bauplatz unentgeltlich anzu weisen, ihr auch diejenigen 25,000 Mark, welche nach den Beschlüssen der städtischen Kollegien bereits von den Sparkassenüberschüssen des Jahres 1885 zur Er- bauüng einer Turnhalle bestimmt und zurückgelegt worden sind, zu überweisen und ferner ein zur Er langung eines ausreichenden Baukapitals etwa noch erforderliches Darlehn aus städtischen Mitteln unver zinslich zu gewähren. Der Rath hat beschlossen, diese Eingabe zunächst dem städtischen Bauausschuffe zur Begutachtung zu überweisen. Kamenz. In Gersdorf bei Kamenz sind vor einigen Tagen in zwei Chorknaben diejenigen Diebe ermittelt worden, welche zu ost wiederholten Malen die in der dortigen Kirche aufgestellten Sammelbüchsen für Beschaffung einer neuen Orgel ihres Inhalts be raubt haben. Bei den Knaben sind bereits 40 Mark in Gold wiedergefunden worden. Der entwendete Be trag ist noch nicht festgestellt, doch wird er nicht gering sein, weil die Beiden das Geschäft schon seit Jahren betreiben. Es sollen auch frühere Chorknaben, welche bereits aus der Schule entlassen sind, mit betheiligt gewesen sein. Die jugendlichen Diebe haben theils durch Draht, theils durch mit Pech und Leim be strichene Holzstäbchen die Beträge entnommen. In der letzten Zeit bedienten sie sich jedoch eines Nachschlüssels. Zittau. Die Errichtung eines nordamerikanischen Konsulats in der sächsischen Oberlausitz erscheint schon mit Rücksicht auf die Beglaubigung der zahl reichen Fakturen dringend erwünscht. Das Präsidium der Zittauer Handelskammer hat sich die Ermächtigung ertheilen lassen, in der Angelegenheit mit der nord amerikanischen Gesandschast in Berlin zu unterhandeln. Als Sitz des neuen Konsulats soll Zittau in Vorschlag gebracht werden. Zittau. Angesichts der Ankündigung eines all gemeinen Arbeiter - Ausstandes am 1. Mai hat die Handelskammer zu Zittau eine Kommission beauf tragt, sich eingehend mit der Frage zu beschäftigen, ob ein Industrieller im Falle eines Arbeiter - Ausstandes seinen Auftraggebern gegenüber verpflichtet ist, für Nichtlieferung oder nicht pünktliche Einhaltung des Lieserungstermins Schadenersatz zu leisten und ob er sich dagegen durch irgend welchen Vermerk in den Kom- missionsnoten schützen kann. In Ermangelung einer einschlagenden Entscheidung des Reichsgerichts ist die