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Donnerstag Nr. 240 28. August 1845. WM Deutsche Allgemeine Zeitung. NM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueber-li». jveutschlnnb. ----München- Der Hof. Die Bernte. Der Ludwizskanal- »Aus Obersachsen. Schutzzollpolemik. Leipzig. Prinz Johann. ULeip na. Seichenbegängniß. Bekanntmachungen. Verein für Staatsarzneikunde. 1-Stuttgart. Deutsch-Katholische«. Mystifikation- Stehende Bitte. Die leipziger Vorgänge. -^Aus Württemberg. Das Finanzgesetz. — Kur- hesfischeS Ministerialrescript in Betreff der Deutsch-Katholiken. — Mini sterwechsel in Oldenburg. — Gustav-Adolf-Verein in Sondershausen. . /^Frankfurt a. M. Die Juden und Hr. Ghillany. »Mühlhausen- Deutsch-Katholisches. »Aus Schlesien. Die Presse. »Marienwerder. Die deutsch-katholische Provinzialsynode, »von der posenschen Grenze. Die Ultramontanen. »Von der Oder- Hr. Dieringcr. ^Aus Preussen. Censurwesen. — Schneidemühler Erklä rung. — Orkan bei Trier. — Dr Zirndorfer. De-terreich. -i- pesth. Die Wahlexcesse. Die Obergespane. , Spanien. Die Königin. Verordnungen. Daß Steuersystem. Erbschleicherei. Großbritannien. Parlamcntswahl. Die Handelsverträge. Explosion. Di« religiöse Bewegung in Deutschland. Madagaskar. Nachrichten aus Ostindien und China. Frankreich. Der Herzog von Nemours. Die Wählerlisten. Der Sturm. Das Vicekönigthum in Algerien. Feier der Schlacht am Jsly. Die Ka- bylen. Abd-el-Kader. Major Renox. Tunis. Schweiz. Schluß der Lagsatzung. Türkei. * Konstantinopel. Der Sturz Risa - Pascha's und Halil-Pascha's- Wissenschaft UN» «unft. "Leipzig. Lheater. Handel und Industrie, »von der Oder. Die Aernteaussichten. »Leip zig. Börsenbericht. — Berlin. Ankündigungen. Deutschland. — München, 23. Aug. Seinen erlauchten Gästen vorauseilend, hat sich Prinz Karl, der Bruder unsers Königs, heute Nacht nach dem romantischen und aus der Regicrungszeit König Max Zoseph's allgemein bekannten Schlosse Tegernsee begeben. Vor wenigen Stunden, ist ihm seine Schwester, die Herzogin Louise in Baiern, eben dahin gefolgt, und gegen 2 Uhr verlassen auch der König und die Königin von Preu ßen München, um ebenfalls auf einige Tage nach Tegernsee zu gehen. Bon dort gedenkt der König am 26. oder 27. Aua. seine Rückreise nach Preußen anzutretcn, die Königin aber nach dem Bade Ischl zu gehen. Hier hat natürlich der kurze Besuch eine lebhafte Bewegung hervorgebracht, Namentlich bei Hof und sonst in der hohen Gesellschaft. Sollte die Kron prinzessin, was sehr leicht der Fall sein könnte, noch während der An wesenheit der erlauchten Gäste in Tegernsee entbunden werden, dann wür den diese gewiß hierher zurückkehren, um durch ihre Gegenwart die Freude über dieses ersehnte Ereigniß zu erhöhen. — Bei dem wieder durch eine volle Woche andauernden naßkalten Wetter, in dessen Folge die Been digung der Gctreideärnte unterbleiben mußte, war es kein Wunder, daß sich die Aengstlichern schon wieder den äußersten Besorgnissen Hinga ben. So weit wird es nun freilich mit Gottes Hülfe nicht kommen, zumal heute der Himmel auch wieder ein Mal ganz heiter ist. Was wir aber zu erwarten hätten, wenn den Getreidehändlern und Korn wucherern durch eine noch längere Ungunst des Himmels das Spiel noch mehr erleichtert worden wäre, das erhellt wol am besten daraus, daß wir inmitten der ergiebigsten Aernte in diesem Augenblicke das Korn wieder theurer bezahlen müssen als selbst während des vorigen Winters. — Wir können nur bestätigen, daß übermorgen die erste Fahrt auf dem Lud - «igSkanal von der Donau nach dem Main zu stattfinden wird. Auf einem kelheimer Schiffe werden die Steine zur Errichtung des Kanal- DenkmalS bei Erlangen dorthin eingeschifft. Außergewöhnliche Feierlich keiten hat der König nicht genehmigt. *ÄUS Obersaclisen, 25. Aug. Hr. —r. in der Berlinischen Zei tung will die Handelsintere ssen (Nr. 2Z7), nachdem er vorher ge sagt, daß ihnen keine Rücksicht zu schenken sei, dadurch mit den Schuh zollfabrikinteressen, die sich fälschlich Jndustrieinteresscn nennen — denn die wahre Industrie beruht eben auf inckustria und nicht auf Zöllen — ver söhnen, daß er auch für jene ein Treibhaussystem empfiehlt. Eine neue Last also für das Volk, und diese bloS deshalb, damit ein Theil des Handels — denn nur um einen Tyeil desselben, um die Rheder, handelt eS sich bei ihm — nicht zu sehr darüber schreie, wenn man ihm auf einer andern Seite die Hände bindet und ihm diejenigen Vortheile entzieht, die er -unter allseitigem Vortheil des Volks genossen hätte. Das heißt dann ein „Hand in Hand gehen der Schutzzölle und der Handelsintcrcssen".— Er belehrt unS ferner, Schutzzölle und Verbote hätten zuvörderst Das für sich, daß sie „nirgend aus der Schule, sondern aus dem Leben und aus der Praxis, also aus einer innern Nothwendigkcit hcrvorgegangen" seien. Die innere Nothwendigkcit wird wol nur auf Seiten Derer gewesen sein, die dadurch gewinnen wollten, und aus der „Praxis" ist Manches hervorgeaangen, was unserer Zeit sehr wenig behagt. Die Schutzzölle hätten ihre Angemessenheit durch vielfache Erfahrungen und großartige Erfolge bewährt, die Handelsfreiheit habe keine einzige Erfahrung für sich. So? Hat Hr. —r. niemals von der Schweiz und von Sachsen ge hört? Doch wir haben schon neulich (Nr. ISS) gesagt, was die Erfah rung über unsere Frage ausspricht, und daß England ohne seine Schutz zölle, wenn auch langsamer, so weit gekommen wäre wie jetzt, aber manche Schattenseiten weniger zu beklagen haben würde, die es nur seinem Treib- haussystcm verdankt, daß dagegen Deutschland und die Schweiz, unter dem Schutze der Handelsfreiheit, verhältnißmäßig mindestens eben so weit gekommen sind wie Frankreich und viel weiter als Oesterreich und Ruß land mit Schutzzöllen. Die Schutzzölle seien „das einzige Mittel, ein Volk, welches sich industriell und commerziell noch in der Kindheit befin det, — deutsches Volk, bedanke dich für dies sachkundige Kompliment; du hast doch in Berlin und Dresden hübsche Proben von Kinderarbeit aus gestellt, und dein Hamburg, dein Frankfurt a. M., dein Leipzig sind ganz hübsche Spielplätze des Handels — gegen Erdrückung durch nachbarliche Handcisübermacht zu bewahren". Wie kommt es nur, daß wir noch nicht erdrückt sind? Dieses Drücken währt doch schon seine drei, vier Jahr hunderte, erst von den Niederlanden, dann von Holland aus. Schutzzölle „schärfen das Nationalgefühl und halten es zusammen". Daß cs nux nicht zu scharf wird und auseinanderfällt. Theucrunqszölle, Lähmung der freien Bewegung und künstliche Bevormundung scheinen uns minde stens nicht das rechte Mittel, jene Zufriedenheit des Volks zu begründen, welche die wahre Quelle eines wohlthätigen Nationalgefühls ist. End lich will der Verfasser die Kompetenz der süddeutschen Kammern, über Handelssachen zu urtheilen, daraus beweisen, daß zu ben Zeiten der Wel ser und Fugger (im 15. und 16. Jahrhunderte) doch der Handel geblüht habe. Nun, mit dieser Sachkenntniß möchte es etwa so stehen wie mit der des Verfassers, wenn er uns dreist versichert, wir ständen „in Han del und Industrie beinahe gegen alle andere Völker Europas" zurück. Endlich nachdem er eingeschen und anerkannt hat, daß er gegen Gründe und Fehler nicht durchkommcn kann und daher beide kurzweg für unnütz erklärt, will er uns durch ein Beispiel schlagen, wozu er denn ein allbekanntes Paradepferd wählt, was seine Partei schon oft, besonders im Allgemeine» Anzeiger der Deutschen, einem übrigens ganz achlungswer- then Journal, geritten hat. Eine gut eingerichtete ländliche Ackcrwirth- schaft sei ein Staat im Kleinen; was da vorthcilhaft sei, das müsse es auch im Staate sein; nun lasse ein solcher Landwirth Vieles im Hause ma chen, was er vielleicht besser und wohlfeiler kaufen könne, folglich rc. Nun, erstens ist zwischen der Wirthschaft des Einzelnen im Staate und der des Volks immer ein wichtiger Unterschied, und fchon der Umstand, zu dessen Würdigung es freilich Hrn. —-e. an den Kenntnissen gebrechen dürfte, ändert viel,, daß der Preis des Geldes für den Einzelnen nicht von der Masse, die gerade er davon hat, abhängt, wohl aber für die Nation von dem Umlauf in ihrer Mitte. Außerdem ist der Einzelne der alleinige Richler seiner Spcculationcn, der Staat aber hat Pflichten und soll nicht Einen zu Gunsten des Andern belasten. Ferner wird jener Landwirth Manches im Hause fertigen lassen, weil er die Leute einmal ernähren und lohnen muß; aber gewiß nichts, was ihm auch unter Anrechnung dieser Kosten theurer zu stehen käme, nichts, statt dessen er sic besser beschäftigen könnte, nichts, was sie ihm nicht so gut Herstellen würden, als er cs braucht. Auch haben sich ihm die Leute zu jeder derartigen Arbeit vcrmiethet, und wenn er dabei schlecht speculirt, so leiden nicht sic darunter. Die freien Bürger eines freien Staats aber wollen sich nicht vom Staate sagen lassen, was sie ar beiten, wo sie kaufen und verkaufen sollen, und sie würden eS sein, die un ter seinen Jrrthümern litten. Den Sab übrigens, den er von jenem Landwirthe rühmt: „Er zieht daher die Mäßigung in allen Dingen vor und will lieber Alles um sich her ruhig und glücklich sehen, als alle Kräfte übermäßig anstrengen", acceptiren wir bestens, aber für uns. Oder soll er eine euphemistische Beschönigung der Trägheit sein, die sich lieber durch Schutzzölle sichern, als mit Kraft und Geschick die Mitbewcrbung bestehen will? Endlich vertagt der Verf. seine Plane selbst noch »ck Fraeess os- lenckss und macht so einen seiner würdigen Schluß. Er macht nämlich Alles von dem Besitze eigner deutscher Colonien und Kriegsschiffe abhän gig. „Denn, sagt er sehr weise, ohne eigne Colonien und Kriegsflotten kann das Ausland durch Besteuerung der uns nöthigen Rohstoffe (bloS dadurch?) unsere Schutzzölle ganz unwirksam machen." Also erst die Rhederei in die Höhe, Kriegsflotten erbaut, Colonien erobert, dann kommt das großartige System hoher Zölle für alle Zweige der Industrie. Nun, das wollen wir abwarten. /Xileivsig, 26. Aua. Zur Aufklärung der Motive, aus welchen die unglückseligen hiesigen Auftritte des 1,2. und 13. Aug. abgeleitet werden; zur Widerlegung der Gerüchte, nach denen Prinz Johann der Bc