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WWmfferAgÄait Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D« .WUsdruffrr Tageblatt» erscheint tSglich nachm. S Uhr sSr den folgenden Tag. Bezugrprei,: Bei Abholung in »er »efchästsftelle und den Aurg-beft-llm 2 Mt. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,SO Md., dei Poftbestellung »Pfg. sl-°v-st°nft°i°?n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postböten IrLger unt Geschäftsstellen — . - nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen e«tse-eL. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Naumzeile 20 Goldpfennig, die 2gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gefpalteneNeklamezeNe im textlichen Teile l00 Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Dor- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmebisvorm.lOUHr " Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabattanspruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmaunschast.Meitzen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen Nr. 275 — 83. Jahrgang Telegr.-Avr.: .Amtsblatt» Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2S40 Dienstag 25. November 1924 Urgvpten Irdnt die englische Note ab. Gilbert als Schiedsrichter. Bei den Handelsvertragsverhandlun. genmitFrankreichist von Deutschland der französi schen Forderung nachgegeben worden, über die Beibe haltung der 26 A igen Sonderbelastung deutscher Einfuhrwaren nicht mehr zu sprechen. Der deutsche Bot schafter hat dem französischen Ministerpräsidenten gegen über außerdem betont, daß Deutschland niemals die Auf hebung dieser Einfuhrabgabe als Druckmittel bei den Ver handlungen benutzt habe. Man hat einen Mittelweg einge- schlagen, der im Hinblick auf den bekannten Brief des Ne parationsagenten Gilbert außerordentlich nahe lag: Ihmsoll diese Angelegenheit unterbreitet und seine Ent scheidung abgewartet werden. Dabei hat sich die deut sche Negierung aber Vorbehalten, gegen eine Entscheidung des Generalkommissars für die Reparationszahlungen Verwahrung einzulegen, falls er sich für die Beibe haltung der Einfuhrabgabe ausspricht. Mit dieser Erklärung der deutschen Regierung hat sich Herriot zunächst abgefunden und die Verhandlungen in Paris wurden wieder in Angriff genommen. Damit ist jener Punkt, über den die Verhandlungen zunächst gestolpert waren, nur verschoben, aber nicht beseitigt wor den, und Botschafter Hoesch hatte in seiner Unterredung mit Herriot bereits darauf hingewiesen, daß der deutschen Negierung bei der Ratifizerung eines eventuell zu- standegekommenen Handelsvertrages mit Frankreich dann vor dem Reichstag unüberwindliche Schwierigkeiten er wachsen würden, wenn die Opposition auf ein unbedingtes Nach geben nur auf deutscher Seite verweisen könnte. Diese Bedenken werden übrigens nicht dadurch ab gemildert, daß Frankreich anscheinend von seinen bisheri gen Absichten hinsichtlich der Beibehaltung der elsässischen Warenausfuhrkontingentierung abzugehen scheint; jeden- falls ist zunächst von ihnen nicht mehr geredet worden. Denn zu einer zollpolitischen Vorzugsbehandlung der elsässischen Waren nach dem 10. Januar 1925 hat Frankreich nicht mehr das geringste Recht, während auf der anderen Seite die Beibehaltung der 26 N iaen Ein fuhrabgabe glatt gegen den Londoner Pakt verstößt. Übri gens wird diese deutsche Ansicht durch zahlreiche Presse stimmen in Amerika gebilligt, wobei sich die Kritik gegen diese Beibehaltung der Einfuhrabgabe aber auch auf den gleichen englischen Standpunkt ausdehnt. Diese amerikanische Stellungnahme ist natürlich für uns von erheblicher Wichtigkeit und überaus geeignet, unfern Unterhändlern in Paris den Rücken zu stärken, denn nicht nur durch die 200-Millionen-Dollaranleihe, son dern durch einen weit darüber hinausgehenden ameri kanischen Privatkredit an deutsche öffentliche Kör perschaften ebenso wie an Private ist das amerikanische Kapital in täglich zunehmendem Maße mit dem deutschen Wirtschaftsleben verknüpft und hat daher alles Interesse daran, jede unserer wirtschaftlichen Betätigung entgegen- stehcnde Hemmung beseitigen zu helfen. Mit Optimismus sehen übrigens die Amerikaner den Erfolgen dieser deut schen Betätigung entgegen, die, wie der frühere vorläufige Generalkommissar Y o u n g bei seiner Ankunft in Newhork sich Pressevertretern gegenüber äußerle, so groß sein wür den, daß Deutschland auch fernerhin allen seinen Verpflichtungen nachkommen und sogar in der Lage sein würde, am Jahresende einen Uberschuß aus seinen, Budget zu erzielen. Nicht nur, weil der Dawes plan schon weit durchgcführt wurde, sondern sein größter Erfolg liege darin, daß ein starker Rückfluß der Privat- kapitalien aus dem Ausland nach Deutschland erfolgt sei. Auch die andern an der Durchführung des Dawesplans interessierten Staaten, namentlich Frankreich und Belgien, seien überzeugt von der Durchführbarkeit des Planes. Gewiß hat solcher amerikanische Optimismus man ches Gute an sich, bedeutet aber auch eine große Gefahr. Denn mit dem Wiederaufleben der deutschen Wirtschaft, die nach einer auch allzu optimistischen Ansicht die un mittelbare Folge der Annahme der Dawesgesetze sein sollte, ist es wirklich nicht allzuweit her. Ganz im Gegenteil ist eine Erschwerung der wirtschaftlichen Situation auf dem Montan- und Eisengebiet nicht zu verkennen; mehrere große Werke mußten wegen Absaymangels schon wieder zu Arbeiterentlassungen schreiten. Vor allem aber wirft der englische Regierungswechsel bereits seine Schatten voraus und diese Schatten heißen: Mac Kenna-Schutzzölle. Ob unter diesen Umständen der Optimismus des Amerikaners gerade sehr berechtigt ist, dürfte immerhin etwas fraglich erscheinen, namentlich dann, wenn wie bei den Handelsvertragsverhandlungen mit Frankreich nicht nur überflüssige, sondern unsere wirt schaftliche Entwicklung schwer schädigende Hindernisse uns in den Weg gelegt werden. Das Urteil von Litte. Ein politischer Tendenzspruch. In Deutschland ist die Auffassung des Spruches von Lille liegen General von Nathusius durchaus einheitlich der allen Vanelen. Der mildeste Ausdruck ist der eines Fehlurteils — übereinstimmend wird gesagt, daß keinerlei tatsächliche Fest- Das Ultimatum London, 23. November. Der englische Oberkommandierende Lord Allenby begab sich, eskortiert von mehreren Kavallerie-Schwadronen, zu dem ägyptischen Premierminister, um ihm eine Note zu überreichen. In dieser werden von der britischen Regierung eine ange messene Entschuldgung, die Zahlung einer Entschädigung von nner yaiven Mlmon Piuno L-ierung, oas hervor polnricyer Demonstrationen und die Entfernung der ägyptischen Offiziere aus den ägyptischen Truppenverbänden, die im Sudan stehen, gefordert. Die Note spricht sich ferner für die Beibehaltung der juristischen und finanziellen Ratgeber in Ägypten aus, und ver langt von der ägyptischen Regierung eine Antwort binnen LI Stunden. Die Ablehnung. London, 23. November. Nach Meldungen aus Kairo hat sich Zagloul Pascha heute mittag zum englischen Oberkomman dierenden Lord Allenby begeben und ihm die Note der ägyp tischen Regierung auf die englische Note überreicht. Dieselbe führt aus, daß die Forderung der englischen Regierung betreffend die Zurückziehung ägyptischer Truppenteile auf dem Sudan eine Ver letzung des Status quo sowie der Verfassung bedeute, nach der König Fuad der Oberkommandierende der ägyptischen Armee ist. Die ägyptische Regierung lehnt jede Verantwortung für die Er mordung des Sirdar ab, doch bewilligt sie die englische Forde rung nach einer Entschädigung und Zahlung einer Entschädigung von 500 000 Pfund Sterling. Außerdem verspricht die ägyptische Regierung, Kundgebungen, die zu öffentlichen Ruhestörungen sichren könnten, zu vermeiden. Die scharfe Antwort Lor- Allenbys. Kairo, 23. November. Einige Stunden nach Erhalt der ägyptischen Antwort hat Lord Allenby seinerseits eine neue äußerst scharfe Nole an das ägyptische Kabinett gerichtet. In dieser Note heißt es, daß die Regierung des Sudans angesichts der Weigerung des ägyptischen Kabinetts, Sie englischen Forde rungen betreffend Punkt 5 und 6 der englischen Note anzunehmen, Anweisung erhalten hat, den Rückzug der ägyptischen Offiziere und der ägyptischen Truppen aus dem Sudan zu veranlassen. Außerdem ist die Regierung des Sudans angewiesen worden, das Gebiet bei Gezira nach Gutdenken zu bewässern. Die eng lische Note lautet dann weiter: „Ew. Exzellenz werden im ge gebenen Augenblick erfahren, welche Maßnahmen ergriffen wer den, angesichts der Verweigerung der Forderung betreffend den Schutz fremder Interessen stattzugeben. Lor- Allenby verlangt in der Note, daß die Zahlung der 500 000 Pfund Sterling vor morgen mittag 12 Uhr erfolgt. — Aus Gibraltar wird ge meldet: Ein Bataillon Infanterie erhielt Befehl, sich am 29. No vember nach Aegypten ei nzufchiffen. England gegen den Völkerbund in Ler ägyptischen Frage. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 24. November. Der Londoner Vertreter des „Journal" teilt mit, daß in maßgebenden englischen Regierungs- lreisen der Wunsch bestehe, den Völkerbund zu vermeiden, zu dem Zagloul Pascha zur Schlichtung des englisch-ägyptischen Streit falles seine Zuflucht nehmen will. England wird das ablehnen mit der Begründung, daß Aegypten nicht im Völkerbund vertreten sei. Falls der Streitfall von einer dritten Macht dem Völkerbund unterbreitet wird, so mache man auf englischer Seite geltend, daß man jede Einmischung in die Beziehungen Englands zu Aegypten als eine unfreundliche Handlung gegenüber England ansehen werde. Rücktritt des ägyptischen Kabinetts? Paris, 24. November. „Expreß Telegraph" meldet aus Kairo, daß die ägyptische Regierung zu e ner Beantwortung der zweiten britischen Note zusamemngetreten ist. Man erwartet den Rücktritt des Kabinetts. Peilungen, sondern Tendenz- oder Hatzgefühle die französischen Richler zu ihrem unhaltbaren Urteil geführt haben. Das ein gelegte und von General von Nathusius selbst unterzeichnete Kasfaltonsgesuch wird von einer nochmaligen Beteuerung des Generals von seiner vollständigen Unschuld begleitet. Ob das oberste französische Militärgericht den erdrückenden Beweisen von der Schuldlosigkeit nachgeben und das Liller Urteil kassieren wird, steht dahin. Schließt sich das oberste Militärgericht den Liller Richtern an, so entsteht eine schwierige Lage für die Regierung Herriot, denn auch mit einer Begnadigung wäre die Schmach von Frankreich nicht abgewaschen, mit einem offensichtlich vom Haß diktierten Spruch die französische Justiz- Pflege aus das schlimmste bloßgestellt zu haben. Die französische Presse scheint das zu erkennen und verhält sich ausfallend schweigsam in der Angelegenheit. Aur einige Blätter wagen, das Kind beim rechten Namen zst nennen. „Quolidien" schreibt, alle die Wahrheiten, die pro klamiert worden seien, um Millerand zu befriedigen, könntest Neue iWaWuersMimg? Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 23. November. In einer dem Vertreter der „Magdeburger Zeitung" gewährten Unterredung erklärte unter anderem Reichsfinanzminister Dr. Luther: Auch in der Steuer frage wird der Reichstag noch vieles zu tun haben; besonders hoffe ich, daß mit einer dritten Senkung der Umsatzsteuer in ab sehbarer Zeit gerechnet werden kann. Was die Aufwertungsfrage anbetrifft, so darf sie nicht, wie dies in der Oeffentlichksit leider vielfach geschieht, als ein Ding für sich betrachtet werden. Sie ist nur ein Teil der großen allgemeinen Frage, inwieweit über das jetzt bestehende Maß hinaus eine Teilentschädigung der Kriegs- und Inflationsopfer möglich ist. Jede Beantwortung dieser Frage muß selbstverständlich, auch nachdem die von mir erwähnte Wegbiegung erreicht ist, von der ernstesten Prüfung ausgehen, welche Lasten unsere Wirtschaft etwa noch zu tragen imstande ist. Denn die Wirtschaft im weitesten Wortsinne, zu der ja jeder arbeitende Volksgenosse gehört, muß ja doch auch all das leisten, was den Kriegs- und Inflationsopfern zugesprochen wird. Die große Entscheidung, mit welchen Beträgen für diesen Zweck die Wirtschaft belastet werden kann, wird, nachdem durch die Reichstagsauflösung leider eine Verzögerung eingetreten ist, von der zukünftigen Reichsregierung und vom zuftilistigen Reichs tag zu treffen sein. Davon, daß diese Entscheidung nicht in die Irre geht, hängt nicht weniger als die ganze Zukunft -es deut schen Volkes ab. Stresemann zur Aufwertung. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". München, 23. November. Am Sonntagnachmittag hielt der Reichsaußenminister Dr. Stresemann eine große politische Rede. Die Welt hat, so führte er aus, zur deutschen Währung wieder Vertrauen bekommen, so daß eine internationale Anleihe ausgenommen werden konnte, die bis zum lOOfachen überzeich net wurde. Die rigorose Finanzpolitik Dr. Luthers hat das deutsche Volk vor dem Abgrunde gerettet. Der Staat wird sei nen Verpflichtungen gegenüber den Zeichnern der Kriegsanleihe soweit wie möglich nachkommen. 40 Gebäude durch eine Feuersbrunst zerstört Innsbruck, 24. November. Das Südtiroler Dörfchen Karthause ist bis auf drei Gebäude niedergebrannt. Mit der Kirche sind vierzig Häuser ein Raub der Flammen geworden. Auch drei Menschenleben dürste» zu beklagen sein. Explosion eines Munitionslagers. Kowno, 24. November. In einem Munitionslager am Rande der Stadt ereignete sich gestern eine heftige Explosion. Die genaue Zahl -er Opfer steht noch nicht fest. Bisher wur den acht Leichen aus dem Schutt hervorgrzvgrn. Man vermutet, daß eg sich um einen kommunistischen Anschlag handelt. Die Tschechoslowakei will die Aner- erkennung Sowjetrutzlands durchsetzen. Belgrad, 24. November. In politischen Kreisen ver lautet, daß die tschechische Negierung den Regierungen der Klei nen Entente den Antrag gestellt habe, bis zum Iahresschluß die russische Sowjetunion anzuerkennen. Diese Frage müsse endgültig liquidiert werden, um die Stabilisierung der politischen Verhält nisse in Europa zu ermöglichen. Falls die Regierungen der Kleinen Entente diesen Antrag nicht annehmen sollten, wird die tschechische Regierung gesondert mit der Sowjetregicrung in diplo matische Beziehungen eintreten. Es ist nicht anzunehmen, daß sich die anderen Staaten der Kleinen Entente damit einverstan den erklären werden. Südslawien beabsichtigt seinerseits eine Aktion zu unternehmen, um die Frage der Anerkennung Sowjet rußlands nicht aufzuwerfen. nicht verhindern, zu sagen, daß eine ziemlich heikle Lage da durch geschaffen worden sei, daß man 14 Tage vor den deut schen Wahlen einen solchen Prozeß habe verhandeln müssen, und daß die Freude der französischen nationalistischen Presse ein wenig töricht erscheine. Die gemäßigten deutschen Blätter und die Deutschen, die am entschiedensten für eine Annäherung an Frankreich einträten, gäben ihrem Unwillen Ausdruck „Ere Nouvelle" sagt: „Die Verurteilung des Generals ist kein Ereignis, über bas wir uns freuen dürfen. Wir verstehen voll- kommen, daß Herriot nicht in einen solchen Prozeß etngreifen kann — — aber war es wirklich unbedingt nölig, daß es zu diesem Prozeß kommen mutzte? Es sieht beinahe so aus, als Hünen die Leute, die den General von Nathusius so eilig ver hafteten, dem Ministerpräsidenten aus politischen Grün den einen Streich spielen wollen. Nachdem die Verhaftung ersolgl war, durften die Richler nicht beeinflußt werden; setzi aber verlange es die Staatsräson, daß wir auf die Genug tuung dieser Bestrafung verzichten müssen, weil der Erjoft