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MkWH-MW Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde 49. Jahrgang Sonnabend, den 15. März 1884 Nr. 33 4 D-, -'M Frankreich. Die französische Regierung bereitet wieder eine Kampagne gegen die orleanistischen Prinzen vor. Es ist wenigstens viel von bevorstehenden „Aus nahme-Maßregeln" gegen die Prinzen die Rede, und die der Negierung nahestehenden Blätter schlagen gegen dieselben einen äußerst scharfen Ton an, doch muß man das Weitere noch abwarten. Daß die Anarchisten in Paris für kommenden Sonntag abermals eine große Kundgebung vorbereiten, ist keine besonders überraschende Nachricht, denn anarchistische Versammlungen und Mee tings sind in der französischen Hauptstadt nachgerade zur Tagesordnung geworden. Man kann aber nie wissen, nach welcher Seite hin derartige Zusammen künfte der modernen Weltverbesserer umschlagen, und die Pariser Polizei hat denn auch für das angekün digte anarchistische Meeting ihre Vorkehrungen getroffen. Was die Ereignisse in Tonkin anbelangt, so sieht man jeden Tag der Einnahme von Bacninh entgegen, ob dieselbe indessen wirklich so rasch vor sich gehen wird, wie man in den Pariser Regierungskreisen anzunehmen scheint, ist noch etwas fraglich. England. Mr. Gladstone, der greise englische Premier, ist von einer momentanen Unpäßlichkeit be fallen, die indessen auf den Gang der Regierungs geschäfte in keiner Weise hindernd einwirkt. Das Unterhaus beschäftigte sich in den letzten Tagen vor zugsweise mit dem egyptischen Nachtragskredit im Be trage von 370000 Pfund Sterling, und ist es aller dings nicht zweifelhaft, oaß der diplomatische und mili tärische Feldzug im Sudan England noch schwere finan zielle Opfer auferlegen wird. Die Aktion General Grahams am rothen Meere ist noch nicht abgeschlossen, da Osman Digma durchaus keine Naison annehmen will, und hat der Vormarsch der Engländer gegen ihn am Montag wieder begonnen. Italien. In Italien ist aus die Ministerkrisis eine merkwürdige Krisis in der Kammer gefolgt. Der allgemein angesehene Kammerpräsident Farini hat sein Amt niedergelegt, da in einem Renkontre zwischen ihm und dem Deputaten Farina über die Geschäftsordnung die Kammer zu Gunsten des Letzteren entschied. In der Dienstagssitzung schlugen die Redner aller Par teien, sowie auch der Minister Mancini vor, Farini um Zurücknahme seiner Demission zu ersuchen, in welchem Sinne die, Kammer eine Tagesordnung an nahm. Ungeachtet dieses Beweises von Vertrauen be harrt der Kammerpräsident auf seinem Entschlüsse. Nord-Amerika. Im nordamerikanischen Repräsen tantenhaus« ist der leidige „Lasker-Streit" nun eben falls zur Erörterung gekommen. Am Montag wurde ein Antrag auf eine Resolution eingebracht, welcher das Bedauern des Hauses über diesen ganzen Vor gang, zugleich aber auch dem deutschen Reichstage nochmals das Bedauern des Repräsentantenhauses über das Ableben Laskers ausspricht. Der Antrag ist dem Ausschüsse für auswärtige Angelegenheiten überwiesen worden und sind im Falle seiner Annahme diploma tische Weiterungen zwischen derUnion und dem deutschen Reiche nicht ausgeschlossen. Egypten. Die letzten Nachrichten aus Egypten besagen, daß am Dienstag die Truppen General Grahams bereits Fühlung mit den Schaaren Osman Digmas genommen haben. An diesem Tage begann bereits das Gewehrfeuer zwischen dem 42. Jnfanterie- und dem 10. Husaren-Negiment und den Arabern und zwar bei Zareba, auch die übrigen englischen Truppen sind nach diesem Orte dirigirt worden. In Suakim sind blos 80 Artilleristen, 650 Matrosen und 600 egyptische Soldaten als Garnison zurückgelassen wdrden. Die Streitkräfte Osman Digmas werden auf 8000 Mann veranschlagt. nach welcher die Musterung der Militärpflichtigen und das Klassifikationsverfahren für die Ersatz-Reservisten, Reservisten und Landwehrleute für die Amtsgerichts bezirke Lauenstein und Altenberg am 3. April in' Lauenstein, für den Amtsgerichtsbezirk Frauenstein am 5. April daselbst und für den Amtsgerichtsbezirk Dip poldiswalde am 7. und 8. April im Rathhause da? selbst stattftndet. Wir verfehlen nicht, die Betreffen den darauf besonders hinzuweisen. — Geschäftsleute, die weitere Reisen zu unter nehmen gedenken, die sich aber an einem vollen Tage ausführen lasten, seien darauf aufmerksam gemacht, daß heute über 8 Tage, Freitag, den 21. März, gegen Mitternacht ein Extrazug von Hainsberg nach Kips dorf verkehrt. — In der Sitzung des Kreisausschustes zu Dres den am 12. März wurde die vom Stadtrath zu Dip poldiswalde beschlossene Abänderung des Anlag eu re gulativs genehmigt und wurde im Anschluß hier an die Beschwerde Schönfuß' und Genoffen daselbst in Ermangelung des Vorhandenseins eines wirklichen Protestrechtes dagegen zurückgewiesen. — Der hiesige Turnverein ist von je her be strebt gewesen, das Turnen allen Kreisen zugänglich zu machen und hat deshalb zu allen Zeiten die größten pekuniären Opfer gebracht. So hat er z. B. das Kinderturnen gepflegt, zu einer Zeit, wo noch nicht daran zu denken war, daß dasselbe in der Volksschule obligatorisch werden könne. — Nachdem nun seine Kaffenrerhältniffe in neuester Zeit es gestatten, hat er in seiner Generalversammlung am 13. März eine neue Erleichterung im Beitritt zum Verejn geschaffen. Bisher betrug der monatliche Beitrag unbeschadet der Stellung des einzelnen Mitgliedes 40 Pfg.; mit fast Stimmeneinheit ward aber in genannter Versammlung beschlossen, vom 1. April an für Personen unter 17 Jahren, resp. Lehrlinge, den monatlichen Beitrag auf die Hälfte, auf 20 Pfg., herabzusetzen. Er konnte dies nur thun, daß durch diese Maßregel eine größere Anzahl Familienväter, resp. Lehrherren sich veranlaßt sehen würde, ihre Pflegebefohlenen zum Vereine an zumelden, und dazu sei hiermit recht dringend auf gefordert. Dresden. Der König und die Königin be absichtigen nach dem Landtagsschluffe auf einige Zeit nach dem Süden zu gehen und soll als Aufenthalts ort Mentone in Frankreich (an der italienischen Grenze am Mittelmeer gelegen) gewählt worden sein. — Die zweite Kammer nahm in der Sitzung am 13. März das Gesetz, die Zwangsversteigerung und die Zmangsverwaltung unbeweglicher Sachen betreffend, nach dem Deputationsvorschlage einstimmig, ebenso das Gesetz die bei der Zwangsversteigerung und der Zwangsvecwaltung unbeweglicher Sachen zu erheben den Kosten betreffend, an. — Die Fraktion der Fortschrittspartei im sächsischen Landtage hat einstimmig den Anschluß an die deutsche freisinnige Partei beschlossen und Depu- tirte gewählt, die in dem bevorstehenden Parteitag sich dahin aussprechen sollen. Auch die für die betreffende Sitzung eingeladenen früheren Landtagsabgeordneten fortschrittlicher Richtung erklärten ihre Zustimmung zu diesem Beschlüsse. — Der Versicherungswerth der Gebäude in der Landes-Jmmobiliar-Brandkaffe des Königreich Sachsen ist nach amtlichen Angaben seit dem Jahre 1859 um 293 Millionen Mark gestiegen. Während in dem genannten Jahre der Versicherungswerth sämintlicher Gebäude sich aus 45,564,075 Mk. belief, hatte sich derselbe Ende 1882 auf 338,652,000 Mk. gehoben. Die gezahlten Versicherungsbeiträge stiegen gleichfalls und zwar von 139,000 Mk. auf 282,000 Mark. Bautzen. We»en Verkaufs und Vermittelung desselben einer perlsüchtigen Kuh ist von dem hiesigen Politische Wochenschau. Deutsches Reich. DerKaiser empfing am Sonntag das Präsidium des Reichstags, welches sich, wie üblich, ihm bei Beginn jeder neuen Session vorstellt. Der hohe Herr, welcher den erfreulichsten Eindruck körper licher und geistiger Frische machte, vermied es diesmal, das Gebiet der hohen Politik zu berühren, dagegen verbreitete er sich eingehend über die gegenwärtige par lamentarische Lage und betonte namentlich, daß er auf das Zustandekommen des Arbeiter-Unfallversicherungs- Gesetzes besonderen Werth lege. Es sei dieses Ziel um so eher zu erreichen, als ja der Reichstag sich in der gegenwärtigen Session mit einer Budgetberathung uicht zu befassen habe. Nachdem der Kaiser noch die ungewöhnliche Ausdehnung der Debatten des Abge ordnetenhauses über den Kultusetat hervorgehoben, sprach er seinen besonders lebhaften Wunsch auch be züglich des Zustandekommens des Militär-Pensions- Gesetzes und des damit verbundenen Entwurfes über die Pensionirung der Zivilbeamten des Reiches aus, und entließ schließlich das Präsidium in huldvollster Weise. — Der Geburtstag des Kaisers Alexander III. <40. März) ist am Berliner Hofe durch ein Galadiner gefeiert worden, auch richtete Kaiser Wilhelm aus diesem Anlaß ein Handschreiben an den russischen Monarchen und darf man diesen Umstand ebenfalls als ein Mark zeichen für die wieder hergestellten guten Beziehungen Deutschlands zu Rußland betrachten. — Die neue Parteibildung, welche sich gerade zur Eröffnung des Reichstages vollzogen hat, bildet noch immer den Ge genstand eifriger Erörterungen seitens der Presse. Von besonderem Interesse ist hierbei die Haltung der nationalliberalen Blätter, da ja bei diesen Betrach tungen der eventuelle Beitritt der Nationalliberalen zur deutschen freisinnigen Partei eine hervorragende Rolle spielt. Die „Köln. Ztg." nun, bekanntlich eins der leitenden Organe der nationalliberalen Partei, spricht sich in einem ausführlichen Artikel ziemlich ab fällig über die neue Partei aus, und bezeichnet als Ziel derselben die „Politik des Konflikts", wozu man die Nationalliberalen nimmermehr werde gewinnen können. Hiernach, sowohl als auch nach andern Aus lassungen gemäßigt-liberaler Blätter zu urtheilen, -scheint noch ein ziemlich kühler Wind zwischen der nationalliberalen und der deutschen freisinnigen Partei zu wehen und ob durch die Neichstagsverhandlungen eine innigere „Fühlung" zwischen denselben erzeugt werden wird, bleibt noch abzuwarten. — Nach saft zweijähriger Abwesenheit von der Hcimath ist Prinz .Heinrich von Preußen in Kiel wieder auf deutschem Boden gelandet, wo am Donnerstag die Korvette .„Olga" eingetroffen ist. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm begrüßten hier den Sohn und Bruder aus's herzlichste und gedachten am Freitag in seiner Beglei tung nach Berlin zurückzukehren. Oesterreich-Ungarn. Die General-Debatte im /österreichischen Abgeordnetenhause über das Budget, welche das Haus vom vorigen Sonnabend bis zum Mittwoch in Anspruch nahm, hatte das mit den Etats- Debatten in andern Ländern gemeinsam, daß in ihr -von allem Möglichen, nur nicht vom Budget, gesprochen wurde. Fast alle inneren Fragen, welche zur Zeit das Donau-Kaiserreich bewegen, kamen hierbei zur Sprache und der Nationalitätenstreit spielte unter ihnen wieder eine Hauptrolle. Von liberaler Seite wurden -abermals die alten Klagen über die auf Kosten des Deutschthums sich vollziehende Durchführung der Taaffe'schen Glcichbcrechtigungstheorie, hinsichtlich der Völkerstämme Oesterreichs, laut, und der Deutschböhme Plener brachte in dieser Beziehung allerdings recht drastische Beispiele. Die Regierungskunst des Grafen Taaffe läßt sich freilich durch alle diese Remonstrationen nicht beeinflussen, glücklicherweise liegen aber die Ver hältnisse so, daß über das Deutschthum in Oesterreich -nicht zur Tagesordnung übergegangen werden wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Civil-Vorsitzende der kgl. Ersatz-Kommission des Aushebungsbezirks Dippoldis walde erläßt in heutiger Nummer eine Bekanntmachung, Inserate, welch« bei der bedeutenden Auslage de- Blatte- eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeil« 20Psg. Die „Weißeritz-Zeitung» «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. gtz Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan- ktalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , . , Amtsblatt . für di- Königliche Umtshauptmamschaft Dippoldiswalde sowie für di- Komglichm Umtsgmchte und die Stadtrathe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem