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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188304309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830430
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830430
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-04
- Tag 1883-04-30
-
Monat
1883-04
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lrt«r1i«n »nd LrprtM»» IohanneSgaffc 33. Lprechkun-kn der Kedactira: NormütogS 10—1,2 Uhr. Nachmittag« b 6 Uhr. »>, »z, R»N»-»r «z»»»t»»»«»r Att«»»Icei,t« »«Ht ßch »» Ua-clc«» «chi „r»«»Uch. A«««tz»e drr für »te «Schftf«l,e»»e >i»»»er bestimmten Inserate an V»chenta,en bt« S Ubr Rachmittan«, «nOpnn-unbFrfttabensrntzbi« '/.»Uhr. 2, den Filialen Inr Zns.-Ännahme: Dtta Klemm. UniversitätSstraß« 21. e««t» Lösche, Katheriieiistrage 18, v. nur dt» 'Uhr. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage I7.7SO. Avonurmrnte'vrris Viertels. s' fi, Mk. incl. Vringerlohn 5 MI., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nuninzer 20 Pf. Bclegereinplur 10 Pi. Gebühren tür Extrabeilagen ohne Pofibelörtcrnng 5V Mk. Itilk Postbesörderuiig 48 Mk. Inserate «'gespaltene Petitzeile 20 Pf. Grössere Schriften laut unserem Pretr- verzeichniß. Tabellarischer Satz »ach höl.rrem Tarif. llrelamen nnier dem l'edactionsllrich die Spaltzcile 50 Pl. Inserate sind fiel) an die tfipvedition zu senden. — Rabatt wn» nicht gegeben. Zahlung xiru^uninei >n4' oder durch Post- »achnaimle. 120. Montag den 30. April 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vefranntmachllng, die «» L. Mat I88;t vorruaehmeude Aabrtke«- rählung vrtr. Auf Grund einer Geucralverordnuna IV. 3SÜ. der königl. Kreishauptmannschast Leipzig vom 27. December 1832 ist am 1. Mai diese« Jahre« eine Zählung der in den nach stehenden gewerblichen Betrieben beschäftigten Personen vor zunehmen : 1) In alle» Betrieben, welche mit Umtrieb-maschinen arbeiten. 2) In allen Betrieben, auf welche tz. 18 der Gewerbe ordnung Anwendung findet mit Ausnahme der Schlächtereien. 8) In allen Betriebe», in tvelchen einschließlich der Ge schäftsinhaber und Geschäftsieiter zehn oder mehr Personen beschästigl sind. 4) In allen Betrieben, welche ohne den vorstehenden An forderungen zu enlsvrechea dennoch als „Fabriken" im Sinne der Gewerbeordnung anzuschen sind. Wir, werden allen uns bekannten Gewerbebetrieben dieser Art bis zum 28. April d. I. Fragebogen zufertigen lassen, mit der Veranlassung. dieselbrn spätestens bis zun, 5. Mai diese« Jahre- an unser statistische« Bürcau zurtickgelangen zu lasse». Diejenige» hiesigen Gewerbetreibenden der bezeichnet«» Art, welche bi« 28. April nicht in den Besitz von Frage bogen gelange», wollen dieselbrn am SO. April in unserem statistischen Bureau (Brühl bl) abhoien laste». Wir bemerken ausdrücklich, daß die Erhebung sich «nr aus Gewerbliche (industrielle) Betriebe in» engeren Mtlmoch »e« 2. Mat «. vermittag» 1»Utzr findet die Enthüllung de« Denkmal« statt, welches unsere Religion«gemeiade ihrem unvergeßlichen Borsteher Jacob Rachob ans dem israelitischen Friedhöfe errichtet, womit rin« Lrauerseierlich- keit verbunden sein wird. Irr vorftaub ber L«ra»lltischen «elt,ion«>etneinde zu Leipzig. über von Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 30. April 1883. * Au« dem jetzt vorliegenden Bericht der Reick« ta scommission zur Vorberathuna de« Gesetzentwurf« ü 'Entschädigung unschuldig Derurtherlter ist > besonderem Interesse eine von dem RegicrungScomniistar zu Protokoll gegebene Erklärung, welche über die Stellung de- RcichSkanzlerS dezw. de« Reich-justizamlc« zu der Angelegen heit Licht verbreitet. E» heißt da, nachdem constatirt wordru, daß der BundcSralh sich mit der Frage »och nicht beschäftigt bade: „Wenn seitens de« Herrn Reichskanzlers mit Ent- sckicdenb.it der Absicht, auch bezüglich der Untersuchungshaft einen Entschädigungsanspruch zu gewähren, widersprochen sei, so habe derselbe andererseits von Anfang an kein Hehl darau gemacht, daß die Bestrebungen, unschuldig Berurtheilte wegen der durch eine Strafhaft ihnen zugesügten verinögenSrecht- licken Nachlbeile zn entschädigen, sich seiner Sympathie zu er freuen hätten und daß er keine Vrranlassung habe, diese humanitäre Ausgabe als außer den Grenzen de» Staalszweckes tiegend von sich abzuweise». Der Herr Reichskanzler sei nidrß der Ansicht, daß wenn von Reick-wegen wegen der Entschädigung unschuldig " " I Sinne erstrrckt, daß also Handels- »nd verlchrszewerbe .^urtheilter Bestimmungen getroffen werken solllen, auch die ausgeschlvstcn bleiben Gemischte Gewerbe (z. B. Handel «»b Industrie) sind jedoch zu berücksichtigen. Loipzig. de» 16. April 1883. Der Rath ber Gtnbt Leipzig. 1>r. Seorgi. Haste. Leistung der Eulschäviaung auf Rrichsmittel übernommen iverden müste. Von diesem Gesichtspunkte aus und im Hin» -rLamltmachung. blick daraus, daß bei der Frage, ob im einzelnen Falle »ur Gewährung einer Entschädigung Veranlassung sei, eine und«- Langen« Würdigung der thatsächlichrn BerhLltniffc noth» wendig sei — eine Würdigung, welche mehr dem Gebiete der Gnade, als dem der richterlichen Thätigkeil anheim zu falle» schein«, habe er früher al» den einfachen und correctesien Weg, aus dem di« Angelegenheit ihrer Erledigung «ittgagengesührt ''^EkVemLßheit de« Finanzgeketzes vom 1. März 1882 und I werden könne, den bezeichnet, daß man sich aus die gesetzlich« d». Aü»stihrung»verorVuung dazu »oa demselben Lage ist die I Bestimmung beschränke, daß den unschuldig Vcrurtheilten für staatliche »t«ko«,n,-nst»u-, t« lavseade« Jahre ' ^ ' ' " 8 ^ «ebst etaear Anschläge »oa AB Proe. Terminen und zwar die Normalste«», Hälfte am SO. April unb SO. September «nd der Anschlag am LS. Jnlt zu erheben. Der erste Termin ist demnach den SO. April diese» Jahre» mit der Hälfte des NormalsicucrsatzeS fällig. Die hier Slcuerpstichkigcn werden daher aufgesordert, ihre Steucrbeiräge ungesäumt und spätestens binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Steuer« cinnahme, Brühl 5l, ll. Stock, bei Vermeidung der nach Ab- die erlittene Strafhaft eine Entschädigung au» Reicksinitteln in drei I gewährt werden könne, und daß man dann gleichzeitig durch Ein- zwar die Normalsteuer je zur > iiellung eine« eulsprcchenken EtatStitelS Sr. Maj. dem Kaiser ' brzichungsiveise dem Reichskanzler die zu solchen Entschädi gungen nolbwendiqen Mittel zur DiSposiliou stelle. Wenn anscheinend diese strt der Regelung um desiviüeu bedenklich gesunden werde, weil die Bewilligung einer Enlschävigung dadurch zu einer Gnadensache gemacht werde, während man doch dem unschuldig Berurtheilte» unter allen Umständen einen Rechtsanspruch geben wolle, so sei der Herr StaatS- secretair de« Rcichs-JustizamteS insofern geneigt, dem Stand punkte der Commission entgegcnzukomnieu, als er sich damit laus dieser Frist gegen die Säumigen eintretenden gesetzliche» I cinverstanden erklären werde, daß di-Entscheidung der Frage, Maßnahmen abzusührcn. > ,r— ^ Denjenigen Steuerpflichtigen, denen ein Steuerrettel nicht hat behändiGt werden können, bleibt e» nach der im Sckluß'atze von K. 48 de- EiilkommensleucrgesetzcS vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmung überlaste«, sich »ege« Mittheilung de» <piafchä<ung»ergebniffe» an die Stadt-Steuereinnahme z« »ende». Hierbei wird noch ganz besonders aus tz 49 des bereits angezogenen Gesetze« bingewiescn, nach welchen, die Necla- etnnahme hier schriftlich etnznbrinqe« ist, diese Frist aber für diejenigen, denen et« Stenerzettel nicht hat behändigt werden können, von der in ß. 4« de» «ehrgenanntr« Gesetze» vorgeschriebenen östeatlichen Aufforderung, mithin für da»la«feade Jahr von dem unterfertigte« Tage ab z» be rechnt« ist. Leipzig, den 30. April 1883. Dev Rath der Stadt Leipzig. Kv! l)r. Georgi. doch. >rn Reinigung der Locatt täten der sogenannten oarr großen RatbSstube bleibt dieselbe Freitag, de« 4. Mat diese- Jahres, geschlossen. Leipzig, am 25. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Georgi. Dr. Wangemann. Vrkanntmachuilg. Da» Unterzeichnete Armendireclorium hat beschlossen, bei der Saffenverwaltung de» ArmenamteS den Eastenschlup Nachmittag» um 4 Uhr einzusühren Wir bringen kiese Einrichtung mit dem Bemerken z»r Kenntniß des Publicnm», daß dieselbe den 1. Mai ». e. in Grast tritt und daß von da an alle Gastengeschafte nur bis Nachmittag 4 Ubr erledigt werden. Leipzig, am 27. April >883. Da» Armen-Direetorin«. Luvwig-Wols. N. Absage. Soeben geht mir die Mittheilung zu, daß Herr vr. »oa Kreith, Vorsitzender der SocitkL luternnlioaale ä« ^ariooooiulw», imlerweg- erkraakt ist. Der aus Montag, »,n SV d. Mt». an-ekündigte Vortra» muß daher bis ans Weiteres »ufgrschobrn werden. Leipzig, den 29. April 1883. Der Vorsitzende der Hondelskamwer. In Stellv.: I. E. Ltchvriu« llr. «enscl. T. Dir von uns unterm 12. dieses Monats erlassene Bekannt »achung, den Detiaitten de« hiesigen «eorgendanles Ptztlipp Heinrich Daniel Ltnmpf betreffend, hat sich durch Gestellung drffrlben erledigt. Leipzig, am 26. April 1883. Da« Palt,et-A«t der Stadt Letpzl«. vrrtschnrldrr. Wagler, Rsdr. ob der Fall einer EntschädiguiigSpstickt verliege, turch ern Gericht erfolgen solle. Nach dem Staudpuncte, den der Herr Reichskanzler einnehme, könne iiideß dies Gericht kein anderes sein als daS Reichsgericht." * Die Wahlprüsuug» < Commission deS Reichstages bat, wie bereit- telegraphisch gemeldet, beschlossen, die Unailtig- kcit der Wahl de« Abgeordneten Häncl beim Reichstage dk" zu beantragen. Der vornehmlickste Grund hierfür lag in der ConfiScation focialdemokratischcr Stimmzettel t'urch Kiel. Herr Häuel bat gleich protestirt und hat sich selbst seiner Wahl ausgesprochen, da dir Wahifrribeit während verschiedener Stunden de« Dages durch diese« Vorgehen der Polizei tbatsächlich be- schränkt war. Charakteristisch ist e«, daß der Einzige, welcher für die Giltigkeit der Wahl de« fortschrittlichen Führer« stimmte, ein Conservativer war, welcher gern einen Präcedenz- sall für Wahlbeschränkungen schaffen wollte. * Die »Nat.-Ztg." meldet: Wie a»S der Umgebung de« Minister- der öffentlichen Arbeiten, de« Herrn Maybach, verlautet, ist da« Befinden de« Minister« zur Zeit leider kein günstiges und bat derselbe seine Absicht zu erkennen gegeben, demnächst in den Ruhestand zu treten. Wir wollen mdesscn hoffen, daß der Urlaub, den Herr Maybach baldig auzulrclen gedenkt, zu einer völligen Wiederherstellung sinncr Kräfte Ubren und der auSgezeichncle Verwalter unserer Staats- bahnen noch lange dem öffentlichen Dienste erhallen bleiben wird. * An ihrer Spitze bringt die „Norddeutsche All emeine Zeitung" heute den folgenden hochofficiösen rtikel: Der „Moniteur de Rome" besp. icht in einem längeren Artikel, welcher mit den Worten schließt: ull rioleutum äurabil«, die von ihm al« kalt aeoompU angesehene Allianz zwischen „Italien" »nd „Centraleuropa". Er erklärt eine solche süc unnatürlich und un- haltdar, weil ein Allianzvertrag aus Gleichheit der Ideen, Interessen und Bedürfnisse beruhen müsse, die zwischen Oesterreich und Italien gänzlich fehle. Der JrredentisniuS und die religiöse Politik der italienischen Regierung habe zwöcheu Wien und dem Quinum eine zu tiefe Klust geschaffen. W r halten diese Argumentation nach gesch'chllichen Erfahrungen nicht für zutreffend. Der JrcedentiSmu« ist weniger mächtig, al« die Gemeiulamkeit de« Bedürfnisse« der miNeleuropäisch-n Staaten, sich gegenseitig Sicherheit und Frieden zu verschaffen, und Verschiedenheit der „religiösen Politik' hat gewiß lederzeit zwilchen de» allerchristlich'ien Königen vo» Frankreich und dem Sultan bestanden, ohne da« Bündiiih Beider gegen dir aposto lisch« Monarchie von Oesterreich und Ungarn jemKS zu hindern, ebensowenig wie da« hochkirchliche England durch Rrlizion«ver- schiedenheiten jemal« abgehalten worden ist, der Bundesgenosse de«- leldrn Sultan« oder der katholischen Schalen Orft^rreich. Spanien. Portugal, ohne Unlerschied, seinen politische» B-dürsnisjen nacki, zu werde». Wenn daher weiter keine Hindernisse guler Nachbarschaft zwilchen Oesterreich und Italien bestehen, werden also die vo» dem „Moniteur de Rome" geltend gemachten nicht in der Lage lein, beide Reich« an der Durchführung einer gemeinsamen Friedenspolitik zu hindern. Roch weniger haltbar erscheint uns da-, wa« da« römische Blatt von der Stellung Deutschlands und in bei ReictwkanjlerS zu dieser Friedenspolitik zu wisse» glaubt. Wir übergehen die Eefin- düngen von Linlchückterungen und Beeivreebungen, m» welchen Deutschland aus Ilalirn wirken soll. Beide M, >el waren in der Dhat schlechte Unterlagen für eine gemeinsame Politik beider Länder und wir halten den Kanzler sür er'ahren genug, um sicher zu sein daß Drohungen und Versprechungen nicht die Mittel sein werden nm Italien eine Politik aulzudrängen, welche den italienischen In- terefsen nicht entspräche. Wir suchen die Ursachen der Uebercinstlni- ininig der mitteleuropäischen Reiche in ihrer Politik auSschliei>Uch aus dem Erbiete der Interesse», welch« diese drei große» Reiche gleichmäßig an der Erbaliung de« Frieden« haben, und sind mit dem „Moniteur de Rome" der Ueberzeuzung, daß nur Gemeinsam- lei! der Interessen, nicht politische Iutriguen, da« Fundament der Verständigung großer Staaten bilden können. Wenn daS römische Blatt die Stellung Deutschland« zn Italien mit dem römisch-preußistheii Kirchenstreit in Verbindung bringt, so glauben wir kaum, daß e« dazu andere Motive haben wird, a« Bermulhuugen und WabrscheliilichkeitSberechnungen, wie sie Jeder, manu ini Volke zu Hebote stehen. Aus diesem Gebiete der Lon- jecturen ist eS sehr leicht, die Behauptung aufzustellcir, daß die Bildung deS Lentrum» al« konfessioneller Partei im Parlament und der preußisch-römische Kirchenstreit eine Rückwirkung aus daS Vcr- hällniß DcuijchlandS zu dem neuen Königreich Italien geübt habe, aber Beweise sür dergleichen Rückwirkungen wird Terienige bei- bringen müssen, der sie öffentlich behauptet. Man kann ebensogut jede andere mnihmaßliche Wechselwirkung al« Thitsache in die Welk schicken und Coujecluren darüber machen, welche Entwickelung der Kirchenstreit und Deuischlaud« B-rdältniß zu Italien etwa genommen tmben würde, wen» die conservative Partei in Preußen bei Gelegen heit de« Schulaussicht-gesetzeS nicht mit dem Reichskanzler gebrockwii lalle, oder wie sich die deuisch-italienischeii Beziehungen entwickelt haben würden, wenn die römische Curie und ihre Bertreler unter den deutschen Abgeordneten den Kamps in Parlament und Presse weniger intransigent und aggressiv geführt hätte». Bon solche» Lonjectiireu zu sicheren Behauptungen ist eS aber ein weiter Weg, wenn man nicht Thatsachen als Wegweiser aulzuflellc» hat. W r erinnern un« allerdings, daß der Reichskanzler sich vor Jahren öffentlich zu der tteberzeligung bekannt hat. daß er irgend «ine Souveraineiät de« PavstcS al« ein Bedürfnis; aller Staaten mit katholischen Unterthane» ansehe, aber wir wissen nicht, ob dies noch gegenwärtig seine Ueberzeugung ist, und wenn dies nicht der Fall wäre, weiche Erwägunacn iyu zu einer Aenderung derselben oder zu einem Verzicht aus ihre praktische Belhätigung gebracht haben können. Wir glauben im Rückblick aus seine ganze politische Laufbahn überhauvt nicht, daß seine ivesammtvoiitik von Stiiilmungei, und Abneigungen oder Vorliebe beh-rr>chl wird, sondern vo» Interessen, modificirt durch Thatsachen und Ereignisse, die nicht vo» ihm ab- hängen. Wenn in der großen Politik der Grundsatz richtig ist. daß man ein sicherer Freund seiner Freund« und ein eiilschlosjener Feind seiner Feinde sein soll, so muß man auch zugeben, daß Niemand in der Wahl seiner Freunde oder seiner Feinde absolut unabhängig ist, sondern, daß sür die A»knüpsui>b von Freundschaften und Eut- stehuiz, von Feindschasten die Initiative icderzeit beiden Theilen «*ee sied-. -'ianben. daß viele Unklarheiten und Räthlel in der Politik isichs zu lösen sind, wenn mau sk bei se» Lichte diese« zweifellosen Satze« orr Prüfung unlerz eht. E» ist die große Kunst dieser Art von Artikeln, daß sie laut vor dem gesummten Publicum gesprochen werden, der Thal nach aber nur an wenige Adressen acrichlct sind, die im Stauda sind, die Bedeutung der Veröffentlichung zu ver stehen. daß sie niidestreikbarc Vordersätze und Lciilcnzcn ent halten; die Folgesätze aber offen lasten. Am deullichsteu scheint aus dem Artikel hervorzugeüen. daß eS Fürst BiSmarck nicht mehr als Bedürsniß ei»psttidet, dem Papste irgend eine Souveraineiät zu schassen. Da aber der Vatican gar keinen anderen Gedanken liegt al- den, etwa« von seiner früheren weltlichen Herrlichkeit wieder zu gewinnen, seine ganze Politik sich darum dreht, Deutschland, Frankreich und Oesterreich gegen Italien auszuspielen, so ist eS verhältnißmäßig glcich- giltig, waS die neue nach Rom bestimmte Note sagt. Der Papst wird sich nicht regen oder er wird leere Worte machen tasten wie bisher. Der ganze Jammer der verwaisten Ge meinde», der im preußischen Abgeordnetenhaus« so laut ertönt, findet :in Vatican kein Echo. 6- ist ein Kamps um Herrschaft. der Vatican unter der sentimentalen Unkerslützung preußischer Conservativen führt. * WaS die Persönlichkeiten de« neuen niederländischen Ca binc tS andetrifft, so sind c« Alle Männer in reiferen, aber noch kräftigen Jahren. Außer Herrn Heci»rkcrk dürfte besonder» der l^oloniatminister van B>oei»e>,-Waa»dcrS als eine Stütze der neuen Regierung anzusehen sei». Er hat ich at« höherer VenvaltungSbcamIer in Indien große Achlnng und großes Anlehen erworben und gilt für entschieden ron servativ. Die Herren van der Doc« de WilleboiS und der General Weitzel waren schon Mitglieder de« ersten HcemSkcrk scheu Ministeriums. General Weitzel ist ausgesprochcner An hänger der allgemeinen Wehrpflicht. Besonders schwer wirb eS, wie man glaubt, dem neuen Justizniliiistcr, de»» Baron du Tour van Bellinchave, werden, seinen Vorgänger, Herrn Mokkerman, zu ersetzen, welcher so ziemlich für den ersten Juristen der Niederlande gehalten wird. Er bekleidete zuletzt ein Richteramt in Haag. Noch unbekannter aus politische'» Boden al- Baron du Tour sind der neue Fliianzmiiilster Grobbce. der Marineminister Biceadmiral Geerting und der Minister der Waterstaal« Jngenier van cen Bcrgh. * Wiewohl die osficiellen Kreise Rußland« durch die Vorbereitung zur Krönungsscier, die englischen Staatsmänner aber durch Dynamitbeklemiiiungeii und durch die Sorge wegen Abrundung de« britischen Colonialbesitzes vollauf i» Anspruch genommen sind, hat man dennoch sowohl an drr Newa wie an der Themse den Libaiionangeleaenheitr» iinanSgc setzte Beachtung zugewankt nnd e« glück ich dahin g-chiacht, baß der GouveriicurSwechscl dem doiiiinireiiden Eiiisttissc Frankreich- entzogen worden ist. Ter provisorische Verbleib Rustem Paschas, die Ellniinirung Prenk Bib Doda'ö und teste» Ersetzung durch Dänisch Esscndi'S Bewcrberschast sind ebciisovicle Störunge» der Cirkel deS Marquis de NoailleS, und wenn Frankreich auch in die Candidalnr der letzteren Persönlichkeit willigt, so macht eS lediglich gut Miene ,»»> böscn Spiel. BenierkenSwerth erscheint, daß Iic französische Logik immer wieder aus England al» den eigen! lichen Störenfried Le« guten Einvernehmens im Orient zurück kommt, woneben eS an scheelen Seitenblicken aus — Italien nicht mangelt. * AuS England ist auch gestern wieder die übliche Depesche gekommen, welch: von der Auffindung eüieS geheimen Nitroglycerin-Depot« Meldung macht; übrigens coiicentrirt sich daS Jutcreste der kssciitlichci» Meinung jetzt säst gänzlich aus die Vorgänge in Pbiladelphia, wo bekanntlich tcr Nationalcvngreß be« amerikanischen JrenthumS beisammen war. ES bestätigt sich, daß daS Washingtoner ttabinet in Sachen der irische» Agitation die Zügel de- Gesetze« straffer aiizuzlehen im Begriffe siebt. Die leitenden S rgane New EgoiSniuS deS eigenen Interesse? mächtiger alö der alter-graue Haß Bruder Jonathans gegen John Bull Neues Theater. Leipzig. 29. April. Gebern suluo unS Frau Fran ziska Ellinenreich in Shakespeare'« Zähmung der Widerspänstigen die Titelrolle. daS wilde klaü'chcn, vor, und zwar mit jenem seinen Kittistversiänduiß, welche» diese Darstellerin anSreichnet. DaS KäUichen ig srcilich von Hause ailö eine wilde Katze: aber wenn e? sich »ich! >?? nm eine äußerliche Dressur handeln soll, die in-br ia eine Menagerie gehört, als in ein Stück, so müssen doch linier dieser wilden Ungezogenheit, der Folg- eines n»gc- zügelten Temperamentes, »och uugepflegte. ciu:e Eig.'.i'chaficn gleichsam niiler cinein Banne leben, der sich gegen den Schluß deS Stückes hin löst »nd zwar mehr durch die Macht der Liebe, als durch die Macht deS äußeren Zwange». Selbst wen» in der Dichtung dafür die AnhallSpuncte selü.cn seliicn, so hat die Darstellerin die Mittel, durch ihre Eisäninung, durch ihr ganze» Weien daraus !>:»,»weisen, das; c? sich hier nur u», Auswüchse cincS gesunden KeruS handelt und daß ein heftige- feuriges Temperament durch die pädagogi'ck e W-'l-'hcit deS Vaters Bavtista und den Umgang mit dcr anscheinend sausten, aber, wie sich am Schluß zeigt, recht eigensinnigen und trotzköpfigen Schwester Bianka in selche falsch '» Bahnen gelenkt wurde. Bei aller Wildheit halte da? Kälbchen der Fraiizisla Ellineiireich von Hause anS etwa? Lieben'würdige-; auck vermied sic alle zu weit gebenden Erceü'e. Und bei der Bekehrung selbst zeigte sie durch eine Menge kleiner Züge, daß sie »ick't bloS dem gebieterischen Willen de- Stärkeren gehorchte, sondern daß auch der Zug des H rzenS bei solcher jlcberrcdiiiig milsprach. Am schönst.» trat die? in der Scene hervor, wo der geivallthätigc Pädagoge sein Werk sür voll endet erklären konnte, al- da? wilde Kälhchen »bin nicht nur stumm gehorchte, sondern auch mit liebender Hingebung iii die Anne sank. Shakespeare'- altenglischeS Kälbchen ist freilich an- etwas derberem Hetze geschnitzt, wie eS der Zeitgeschmack mit sich brachte. Da fehlen manche Züge der Deiubardtstein'schen Bearbeitung, welche eine so verfeinerte Darstellung ermög lichen. JedeiisallS war deö Käthchen der Frau Ellinenreich, welche- bei aller Wildheit so viel Aninutb bewahrte, eine höchst anspizcheiide Lecziung; unlerstützt vo» dem trefflichen kräftigen nud dabei maßvollen Pctrncchio des He.rn Bas- mann n»d einem bereits früher besprochenen Ensemble konnte der Gast alle seine Intentionen zu wirksamer Geltung bringen und fand mit Recht die beifälligste Ausnahme. Rubels von C-ottschall. )orks und der übrigen Großstädte des Lande« begrüße» riesen Entschluß der Regierung mit Genugtbunng. da d,e gegenwärtige Unsichrrbeit tcr öffentlichen Zustände England» ihre Rückwirkung ans den so lausencsaltig vcrzweigtcil Ge schäftsverkehr mit den UiiionSstaaten übt. So erweist sich der Die astronomischen Ereignisse im Mai L88;r. Nachdruck verboten. Die Sonne tritt am 21. Mittags 11 Uhr 32,5 Min. (Leipziger zeit) in das Zeichen dcr Jwillmge. Die Entjernnng der Sonne velrägt am 1. (Mittag?) 29 l200X1. am 16. 20 1«'>«>,>. am 21. 20249000 gcogr. Meilen. Am 14. und 15. findet cm ieeundäreS Müuiiium der Jeitglc i chimg statt. Die Sonne geh! an diesen Lagen am srül»esten durch die Mi tla g-linie —N Uhr 50Min.9Ser. Ti« astronomische Tümiiicriing (das Hellwcrde» des östlichen Himmels) beginnt de« Morgens am 1. 2 Uhr 7 Min., am 16. I Uhr 6 Min., am 22. 12 Ul'r 3l Min., am 21. 12 Uhr Lt Min., und endigt ?eS AdendS (Beginn der vollkommen-» Tunt'ltieir de» westlichen Himmels» am 1. !> Ubr 5l Min., am l«>. lO Uln c<OMin., am 22. II Uhr 31 Mm., ain 23. 1l Uhr 50 Min. Bom 24. Mai b.S zum 20. Juli wahr: die immer wahr ende Dämmerung. In dieser Zeit bleibt auch M.lteniallns der nör Nulie Himm ; erhellt. Die bürgerliche Dämmerung i-luslcst>1>e» d> L ckns in reigelegeiikn Wobnungenl beginnt des Morgen? am 1. 3 I,.,e Min., am 16. 3 U!>r 23 Mm., am 31. 3 Uhr 2 Min., und eiwigt des Abends (Anzüuden deS Licht«) am 1. v Uhr 3 Min., am 16. 3 llhr 30 Min., am 31. 8 Uhr .53 Mi». Neumond den 6. Abend.!, ürsixg Viertel den 13. Abends, Vollinoud den 22. früh, Letzte? Viertel den '29. Nackg itt.igs. Am 6. Abends bis 7. früh findet ci»e tola.e So!ln>..ijtus,ec»iij statt, die jedoch nur in der iüLlicheii Hä«üe re» großen Sec m, im östlichen Australien und in Öentralauierila sich'.bw >7 c an den beiden Enden 2l, in der Mitte 32 geographische Meü-n breile Sircije», in welchen» die Sonne total verfinstert irno, zieht s h von einem M Meilen östlich von Cidney gelegenen Pa,wie dnrck» die Frcundscliasts- und Maitesas-Inseln, nätnri sicii b ? aui ->. i i l ad dem Aequator und wendet sich daun in, der indml» b,, einem Pnncte, der 150 Meilen westlich von Luna U.gl. 2'öei , ic stl'ch von den MarkesaS-Jnseln bleibt die Sonne 6 Minuten 2 Secunoeu unsichtbar. (!) Der Mond ist am 5. Ab-»dS in kleinster Enl'ervnni big '<3 geegr. Meilen), am 13. srüh in groß' -r Emiernung < >! >4» „ei-gr. Meilen), am 3. srnli, 16. Bvriinings und 30. Na.t.»»innn Aequator (wie die Sonne um Fcüi,lmgsaiisang>, am 9. jc.ih in nördlichster Al weich»,>q wie die Souue um Scmin-renn'ing . am 24. früh in südlichster Abweichung (wie die Sonne um Walter'- mn.i . Bedeckungen größerer Sterile Lurch den Mond j.ukc-n nichl statt. In der Nahe des Monde? befindet sich nm 4. Nachm. Venu« und Mars, 7. AN'iidS LaS Siebenzestirn und So!» >, 8. Vorm. Aldebaran nnd Ptertnr. !>. Vorm. V la Ster, -ruh Jupiter, 11. Nachm. Pollux, 14. Nach» Regulus, >«:. 1! 18. Abends Tpica, 20. Nachi». Alpha Wa .ge, 22. N. r in. 2>i',l . .?, 25. Vorn». Sigma Schütze. Merkur ist als Abendstcru sich'.bar, am b'ste» Mille Lc? Monats. Am 2. ist cr 4 rsirrd »örtlich ron Saimn, am 14. i-r der größten scheinbaren E iliernnng x2-' Oaad) von d r Sonne. -i i Unt-rgang eisolgl ani 4. !> Uhr l!» M:»., 7. !» U!ir :i4 M n.. 10. !' Ubr 40 Mi».. 13. !> Uhr 52 M,n. 1«. l» UI 5! M-n.. 19. 9 Uhr 51 M » . 22. 9 Uhr 41 M.n. Abend». Am l ,n er 224 ,500>) gcogr. Meilen von der Erde enljccnt» am 16. lö d ll it 'O, am 31. 11 5 >5lX>>> Benuö iß Morgenstern »nd dnrchlälist cincn grosie.i Tb il der Sternbilder: Fi'cke nnd liö ''der. I'ore Entiernuag rcl.i.g' am l. 24 398000. am I«!. 2«>3>n:>iOO, an» 31. 28>>„50 0 g-rgr.Me I n. (Siehe iinien die 3. Tabelle.) MarS ist bis zum lO. östlich von VenuS, dann westlich, am 10. nur iNrad nördlich vau V iiu.. Sei:e EiiiicriU'»; betragt om 1. 42 38O1XI0. cm 16. 41 5430»), am 31. 4 '66.,liOO g.vgr. Meil.n. (2. ii. die 3. Tabelle.) Jupiter, dcr hellste Ster» deS Abendhininicl?, bciiiidet sich klwa iii der Milte zwiicheu Aldebaran »iid dcu beiden HiupisterutU der Zwillinge. Seine Enlseriiiiiig beträgt au« l. I l.'> 3201»rO, an« 1«l. 1 l8«)40<,:>o, nm 31. 121 21o000 -eogr. Meilen. z2iehe unten die letzte Tabelle.) Austritte des l. Iiipiteri.iondeS (Ende der Fwst ri'iß) ersolgen am 1. Abend? 7 Ul,r 2,l Min.. 7. früh 2 Ubr 28.«, M,n.. 8. Abend) 8Ubr 57,5Mi,,.. 14. s. I Ubr 23.9Mi".. 15. A.eacS lO Ubr 52,8 Mi».. 23. ,r>:', 12 Uhr 48,0 Mm. 30. srüh 2 Uhr 43.1 M n.. 3l. Abend? 9 Uhr N.8 Mm. Ter 3. (größte) Iupiiermoild wird verstnstert am 6 AbendS
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