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Dresdner Journal : 21.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188701210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-21
-
Monat
1887-01
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 21.01.1887
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I« v»»Uff»pr«t»« l» ff»»,« L,»t,«L« N«i»L»! ILdrUok: . . . . l» E^jLdrlied: 4 dO pk Lio»«Iu» ^unuosrn: 10 kl 4»„,rd»Idck«« ä»vt»cd»o keict»« tritt kost- uv«j 8U-o,p«l»oiell»ff bü»»u. ^»KUockIff«aff»ffel,«kr»a« kür ä«v kt»ul» einer ffsiptUUmso 2«il« Uotoor 8ckr,ft ?0kk lauter . ^ine«"»nät" äi« 2«i!« »0 kt. ö,i 1»b»U«L o. 2iS»rv»»t» «nt»pr. Fok»ottt»ff. Lr»edet»»», IR-iisd mit ä«r 8oiu»- ovä ?«i«t»^» »beoä». Freitag, den 21. Januar, abends. 1887. DresdnerAmuMl. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Mtto Nanck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. 4v»»tim» ro» Lotttuätffuoff»» »aerrRrt»» L»tp»lff! F> L,a»<ittett«-, OomwimiooLr ct« Orextoor ^ourn»U; L»md»rff IsrN» Visa - Lsipstff v»,»i->r»»I»»-^r»»^ea>'« ». Il : 7/aas-nst«- F kosten, 0«U»-Vi»a-L»«darff- ?r»ff - l.«tp,iff - rr«kk»tt ». N.-«»»edsa: Lu«j. Lko««,' ?»rt» r,o»cko»-L«rU»-^r»ok5ilrt » Il Itattffstt: Lo««t>« F <7o .L»rUo: Inva/»<i<n«tant, vrswsa: L Lr„I»u: F §tonA«^'s Lo^sao ^Lm>t SirUttr Lacä/ot-e,, «s»»o»»r. 0. Le^Ässt««', N»U, ». 4 : F. Loret F 6o. . Ner»i»ffed«r» Kvoiffl. Lrpeäiiioo «je, I)re,«joer /ourvlü», vr»»«j«o, 2vi»ff«r»tr»»,« I^o 10. jungen Mädchens über da« Geschick ihrer Taube, für verfiel aber vielfach in« Krankhafte, überspannte, Ge- Feuilleton a» entscheidet für die Gegen- Herz und vergieb mir, daß ich . suchte Wir finden diese Erscheinung ähnlich in der Poesie wieder, in dem Verhältnis der „schwäbischen In der Fremde. Novelle von H. Keller.Jordan. (Fortsetzung.) Dresden, 21. Januar. Zur Lage in Spanien. Es wurde bereit- an dieser Stelle vor einiger Zeit der erfolgten teilweisen Erneuerung de« Kabinett- in Madrid gedacht. Der Ministerpräsident Sagasta hat es allem Anschein nach verstanden, das Ministerium mit Geschick zu ergänzen. Alle au- Spanien ein lausenden Nachrichten bekunden, daß Sagasta durch die Verhältnisse unentbehrlich ist und, soweit dieses die spanischen Zustände ermöglichen, noch für eine längere Dauer an der Spitze der Regierung verbleiben wird. Man fühlt das Bedürfnis geordneter Zustände, wenn auch der ererbte revolutionäre spanische Geist noch nicht völlig überwunden ist. Hierüber schreibt das in spanischen Dingen sehr gut unterrichtete Wiener „Fremdenblatt": „Ein unbefangener Blick auf da- Leben und Trei ben, auf das Durcheinanderwogen der politischen Par teien und Fraktionen jenseits der Pyrenäen zeigt mehr, als zur Genüge, daß das Land aus dem Ungemach Ämlüchkr Teil. Se. Majestät der Köniz haben Allergnädigst ge ruht, dem zeitherigen Bürgermeister Schurig in Elstra da- AlbrechtSkreuz und dem zeitherigen Ge« meindevorstande Hartmann in Bretnig das allge meine Ehrenzeichen zu verleihen. dem hochverdienten Vertrauensmann der Königin» regentin, gewährten, ermöglichten es ihm, das StaatS- ruder bis jetzt in fester Hand zu halten. Die konser vativen Republikaner Castelars, die secessionistischen Konservativen Romero Robledos stellten sich gleichfalls dem Ministerium zur Seite; die republikanische Gruppe Salmerons, der in eklatanter Weise mit Zorilla ge brochen hat, trat ihm nicht entgegen. Weit ernster sind vielleicht aber die Schwierigkeiten, mit welchen Sagasta jetzt nach der Eröffnung der KorteS zu kämpfen haben wird. Spanien befindet sich in der Aera der Konstituirung, deren Abschluß nicht mehr auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben wer den kann. Nachdem in dem ersten Jahre der Re- gentschaft auf legislativem Gebiete thatsächlich nichts geschaffen worden ist, nichts geschaffen werden konnte, naht nun die Stunde der Erfüllung der nach entgegen gesetzten Seiten eingegangenen Verpflichtungen. Den Konservativen wurden von Canovas Versprechun- sittig gemütliche lyrische Zwiegespräche und eine un bedeutende Handlung sehr schwierig. In der That aber ist diese Oper auf dem Wege zu der unausbleib lichen Ruhe in den Opernschatzkammern der Bühnen, einem Endziel, welches nur einer geringen Zahl von genialsten Opernwerken fünfzig- und hundertjährigen Alters, die über den zeitlichen Wandel in der Kunst erhaben sind, noch lange fern bleiben wird. Für daS „Nachtlager von Granada" liegt der Grund veralten den Erscheinens weniger in der Musik an sich, als im Stoff. Wohl enthält die Musik viel Gewöhnliche-, Poesie wieder, i Dichterschule" zu den älteren norddeutschen Romantikern. Jener schloß sich Kreutzer, der Süddeutsche an. Und seiner Vergangenheit sich nur mühsam loszuringen vermag. Und doch kann man sich des Eindruckes nicht gen erteilt, welche den immer stärker betonten Reform entschlagen, ^aß seit^ dem Beginne dieses Jahrhunderts forderungcn der liberalen Gruppen diamentral ent nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 21. Januar. (Tel. d.Tresdn Journ.) Ein« Versammlung von Lertrauensmänueru der drei nationalen Parteien wählte gestern ein Ze«- tralwahlkomitee. Die Vorsitzenden sind: v. Monteton (konserv.), Kyllmann (nat.-lib.), v Zedlitz (frei konservativ). AlS Kandidaten Berlins wurden einstimmig vorgeschlagen für den ersten Wahl- kreiS: v Levetzow, für den zweiten Graf Moltke, für den dritten Miquel, für den vierten Boediker (nat.-lib), für den fünften Cremer, für den sechs ten Holtz (freikonserv.) BreSlau, 2V. Januar. (W. T. B.) Wie die „BreSl. Ztg." meldet, hat daS vollzählig versam melte Domkapitel heute vormittag v Kandidaten für die FürstbischofSwahl aufgestellt und die Kan didatenliste sofort dem Kultusminister übersandt. Paris, 20. Januar. (W.T.B.) Der Minister- rat beschloß, die vom Finanzminister Dauphin ge machte Budgetvorlage aufrecht zu erhalten. London, 21. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Standard" bespricht die gegenwärtige pre käre Lage Europas, die sich durch jedes Gerücht beeinflussen lasse und meint, die vom Fürsten Bi-r marck im Reichstage gestellte Forderung deS Ler- trauens und der Appell an den Patriotismus deS deutschen Volke- sei lediglich die öffentliche unver kennbare Anerkennung der gleichsam elementaren Thatsacke, daß zwischen dem deutschen Reiche und der französische« Republik eine nur durch Blut wegzuwaschende stetige Fehde bestehe. DieS mache die gegenwärtige Lage in vieler Beziehung schlim- mer, al» ein wirklicher Krieg; wenn man gewiß sei, dadurch, daß man jetzt in Geduld au»harre, einen späteren Krieg verhindern zu können, so »erde da- Volk gewiß zu jedem Opfer bereit sein. er hat sich in seinem anspruchlosen, bescheidenen Wirken, seinen Gesängen für eine Stimme (Dichtungen von Uhland) und für Männerchor durch volkstümlichen Ton und oft tiefen und poetisch empfundenen GefühlS- au-druck Verdienste erworben, die mit Unrecht jetzt zu wenig in Erinnerung gehalten und über das Wohl gefallen an gehaltlosen trivialsten Produktionen ver gessen werden. Von seinen Opern — er schrieb vierundzwanzig — glückte ihm nur vollständig im Erfolge „Da- Nachtlager von Granada" (1834) außer dem die Musik zum „Verschwender". C. Banck. aber sie ist einfach und ungesucht, voll gefälliger, sang barer Melodik, voll warmen Gefühl- und mit durch aus künstlerischem Geschick gestaltet und au-gearbeitet. Weit wertlosere, triviale, mit viel geringerem Talent, mit routinierter oder dilettantischer Mache gefertigte Opern finden jetzt den reichsten Beifall deS Publi kum-, aber sie haben den Vorteil der Neuheit und stehen mit ihren Schwächen, Effekten und Stoffen in lebendiger Verbindung mit dem Geschmacke der Mode strömung der Zeit. Da» entscheidet für die Gegen wart Die Fühlung mit der letzteren ist dem Sujet und seinem Einflüsse auf die Musik der Kreutzerfchen Oper im Laufe von fünfzig Jahren abhanden ge- Gegner entweder für sich zu gewinnen oder ihn un schädlich zu machen. Und darum wird auch keiner der hervorragenden spanischen Parteiführer leichten Herzens sich vermessen, an der Stelle Sagastas die höchst ver dienstliche, aber schier erdrückende Arbeit der konsti tuierenden Reformen für die Dauer auf sich zu nehmen. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag, den SV. Januar, wurde Konradin Kreuzers Oper „DaS Nachtlager von Granada" aufgeführt. Die Wieder aufnahme derselben ist jedenfalls der Absicht zu dan- km, Hrn. Bulß und Frau Schuch in ihren besonders geeigneten Partien auftreten zu lassen. Frau Schuch gab die Gabriele vortrefflich, mit Anmut und Un befangenheit und sang sie höchst reizend mit feinem künstlerischem Geschmack. Der Jäger und Prinz regent ist infolge der hohen Baritonlage der Partie eine ganz vorzügliche Leistung des Hrn. Bulß. Er sang dieselbe mit höchst maßvoller Behandlung, warm und geschmackvoll im Vortrage, und entfaltete mit schöner Wirkung Glanz und Weichheit seiner Stimme, so namentlich in der Arie deS zweiten Akts, zu welcher Hr. Prof. Lauterbach da« Biolinsolo meisterhaft, mit höchster Delikatesse spielte. Hrn. Eichhorn gelang der Gomez in der Ausführung besser als früher von ibm gegebene Partien; er muß sein Bemühen darauf richten, seine Stimme, besonder« im Forte, vom HalS- ton zu befreien. Die übrigen Rollen wurden be friedigend vertreten. Die Gesamtaufführung unter Direktion deS Hrn. Kapellmeister« Schuch war eine musikalisch vorzügliche. Der Besuch de- Theater» war ein geringer. Wenn die Teilnahme de« Publikum» beharrlichst mit den traurigen Schicksalen der alten nordischen Götter, mit Walküren und Nibelungengefühlen genährt wird, so wird die Sympathie für die Herzen-ergießungen eine« kommen. Da« „Nachtlager von Granada" führt un» »ur Unterscheidung zweier Richtungen in der romantischen Oper zurück. Die eise beruhte vorzugsweise im weich und empfindungsvollen, lyrischen Element, blieb natür lich einfach, wurde aber auch flach und empfindsam, die andere, in ihrem Wesen.dramatischer, mit Origi- nalität und Genie gepflegt, .errang weit höhere Ziele, „John, John, halt ein, Du zerbrichst mir da« Herz", unterbrach sie ihn, sank vor ihm in die Knie und benetzte seine Lände mit glühenden Thränen. Lich bin Deiner Liebe nicht wert, mit welcher Du mich, seitdem ich diese« fremde Land betrat, über schüttet hast und welches Du mir zur Heimat ge macht! Verstoße mich nicht, nimm mich an Dein gegenstehen. Wie sollen auch, ohne daß die bedenk lichsten Störungen in dem StaatSorganismus erzeugt werden, die Emanzipation der Schule, die Religions freiheit, die Zivilehe und noch eine Reihe moderner Postulate den tiefemgewurzelten Traditionen des ka- tholifchen Spaniens annehmbar gemacht werden? Und wenn den parlamentarisch schwach vertretenen, aber von dem mächtigen Patronat des höheren KleruS ge schützten Konservativen die vereinigten Gruppen der Liberalen diese für Spanien allzuweit ausgreifenden Reformen octroyieren würden, wenn das allgemeine oder auch nur das unvorsichtig erweiterte Wahlrecht triumphierend seinen Einzug hielte, so würden binnen kurzem in Spanien Zustände geschaffen werden, welche mit dem Fortbestand jeder politischen uno sozialen Ordnung unverträglich wären" „Vor einer solchen Zukunft scheuen auch in Spanien alle Männer des besonnenen rationellen Fortschrittes, wie der an das Bestehende sich anklammernden Ord nung zurück. Von Canovas an, welcher das kirchlich politische, streng konservative Regiment vertritt, bis zu Castelar, dem Manne der friedlichen Revolution, der seine republikanische Weltanschauung sehr wohl in einer honneten, liberalen Monarchie zu hegen und zu pflegen versteht, alle wollen sie in patriotischer Hingebung, im Interesse des Gesamtwohle« ihres Landes den gedeih lichen Fortbestand der herrschenden Dynastie. Alle fchaaren sie sich ehrerbietig um den Thron, beugen sie sich mit ritterlicher Courtosie vor der hohen Frau, welche, umgeben von der Liebe der König!. Familie, getragen von einer echten, stetSwachsendenPopularität, ihreernsten, ver antwortungsvollen Pflichten als Mutter und Regentin zum Heile Spaniens mit Weisheit und Klugheit er füllt. Darum haben sich auch die regierungstüchtigsten Persönlichkeiten, selbst aus dem republikanischen Lager, mit der steigenden Aussichtslosigkeit ihrer eigenen Be strebungen, den Monarchisten wieder genähert und sich Sagasta, dem bewährten Vertreter der liberalen Mo narchie, angeschlossen. Moret und Marlos, die ur sprünglich zu den stillen Gönnern der Zorillistischen Sache gehörten, haben sich nach einer kurzen Rast im Laster der dynastischen Linken in die Reihen der Ministeriellen, in denen sie heute eine hervorragende Stellung einnehmen, verfügt Von der dynastischen Linken selbst lösen sich allmählich die besseren Kräfte ab: so Montero-Rios und Becerra, welcher nächstens das Kolonienportefeuille im Kabinett übernehmen wird. General Lopez Dominauez ist, wenn ihm auch für die Zukunft eine große Rolle in seinem Lande zu spielen aufbewahrt ist, für den Augenblick in seinem eigenen Kreise etwas vereinsamt. Die Fusion, welche er mit Romero Robledo einzugehen sich bestimmen ließ, ent behrt einer gesunden, homogenen Grundlage. Das zwischen beiden Fusionisten vereinbarte Programm prunkt mit einer reichen Liste von Reformen, sogar mit der Erklärung der Menschenrechte; nur leidet es an dem einen Gebrechen, daß es in Spanien und für die Spanier noch auf längere Zeit hinaus nicht aus führbar ist. Dagegen bietet die stattliche Versamm lung von 254 Deputierten, welche am vergangenen Sonntag zur Einistung über ein umfassendes Reform- Programm auf politischem, wirtschaftlichem und finan ziellem Gebiet unter Sagasta und Marios sich zusam- mengethan hat, die beste Gewähr für daS Zustande kommen einer starken, zuverläßlichen ministeriellen Majorität." „Einstweilen bleibt also Sagasta der nahezu un entbehrliche Mann der Situation. Kein Staatsmann lebt in Spanien, der, wie Sagasta, das von der Na tion hochgehaltene monarchische Prinzip gegen alle Extravaganzen von rechiS und von link- erfolgreicher zu verteidigen vermöchte, keiner, der glücklicher und gewandter in der heiklen Kunst de« Vermittelns und des Transigierens wäre, der es besser verstände, einen K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 20. Januar. „Minna von Barnhelm" oder „DaS Soldaten glück". Lustspiel in fünf Akten von G. E. Lessing. Ein vollbesetztes HauS bei klassischen Stücken ist immer eine ermutigende Erscheinung für Schauspiel kunst und dramatische Litteratur Die enste, geschlossene Handlung und die strenge scenische Wirkung, in der ein so fein geführter Dia log kein Wort beim Publikum verlieren darf, macht für da« berühmte Lessingsche Lustspiel stanz besonder« ein nicht große« Theatergebäude mit maßvollem die Solidarität der nationalen Interessen mit einer pflichtbewußten, nur auf die Wohlfahrt de- ganzen be dachten Regierung nie fühlbarer, das Ankämpfen einer in langjährigem Bürgerkrieg hier und da eingenisteten AuslehnungSsucht nie schwächer gewesen ist, als seitdem AlfonS XII den spanischen Thron bestiegen hatte. So tief prägte sich in dem Volke und seinen berufenen Vertretern die wohlthätige Wandlung ein, welche der junge Herrscher während seiner allzu kurzen Regierung anzubahnen vermocht hatte, daß ihre Nachwirkung als segensreiche Erbschaft auf feine Hinterbliebenen über gegangen ist. Die 13 Monate, welche seit dem Tode des Königs verflossen sind, waren wohl nicht arm an mißlichen Zwischenfällen, allein gerade der Umstand, daß sie ohne Mühe bewältigt werden und keine ver derbliche Saat für später ausstreuen konnten, ist ein Prüfstein dafür, daß vielleicht zwischen einer traurigen Vergangenheit und einer besseren Zukunft die Grenz linie bereits erreicht ist Der unbedeutende Putfch in Cartagena, die tiefer angelegte Kasernenrevolte in Madrid selbst wurden im Entstehen erdrückt. Der hochherzige Akt der Königin-Regentin, welche, dem unwiderstehlichen Zuge ihres milden Sinne« folgend, die zum Tode verurteilten Offiziere begnadigte, hat ihr in noch erhöhtem Maße die Sympathien aller rein menschlich fühlenden Herren erworben, jedoch e« nicht verhindern können, daß unter den Ministern und den Armeesührern ernste Bedenken gegen eine solche souveräne Annullierung einer gerechten Strafe sich erhoben. Der Kriegsminister gab damals feine Demission mit einem warnenden Hinweis auf die blu tigen Annalen der PronunziamentoS; manche der treuesten Anhänger des Throne» beklagten den hu manen Entschluß der hohen Frau als unzeitgemäß und staatsgefährlich. General Salamanca allerdings, der sich immer mehr als spanischer Boulanger auS- fpielt, veiteidigte im Senat das Recht der Militär- aufstände, und wahrscheinlich giebt es in der älteren Generation noch manche solcher Käuze, welche die Erinnerung ihrer früheren militärischen Jahre nicht abgestreift haben. Allein die wiederholten gründlich verputschten Offiziers- und Sergeantenkomplotte der neuesten Zeit deuten doch an, daß die Race der man datslosen galonierten Staatsretter auf den Aussterbe etat gesetzt ist." „DaS Ministerium Sagasta befand sich nach dem Tode AlfonS' XII m einer äußerst kritischen Lage. Ungeachtet seiner staatsmännischen Gewandtheit hätte Sagasta einug mit Hilfe seiner eigenen Partei sich kaum au« den ihn von allen Seiten umgebenden Schwierigkeiten herauszuarbeiten vermocht. Die pa triotische Unterstützung, welche von rechts die Konser vativen, von links die dynastischen Liberalen, ihm, als Bühnenraum geeignet. Alle derartige Werke sprechen ich im Neustädter Hause überraschend gut und ver- allen in ihren zartesten Episoden niemals der Ver- lüchtiaung Dahin gehört die reizende Kleinmalerei macht »er ersten Gespräche zwischen Minna, Franziska und Herz Cagksgeschichte. * Berlin, 20. Januar. Se. Majestät der Kaiser hat das Präsidium und die Abordnung des Herrenhauses zur Entgegennahme der gestern von demselben beschlossenen Adresse heute nachmittag 2 Uhr empfangen. Die „Nordd. Nllg. Ztg." berichtet über die gestrige unter dem Vorsitze Ihrer Majestät der Kaiserin ao- gehaltene Sitzung des Vaterländischen Frauen vereins, in welcher über die Mobilmachung des preußischen Roten Kreuzes verhandelt wurde, und schließt ihren Artikel: Für die preußischen Männer« und Frauenvereine giebt es nur ein Wahrzeichen, ein Losungswort: Einigkeit in der Opferwilligkeit für König und Vaterland! Der „Neuen Preußischen Zeitung" geht die fol gende (wie wir mitteilen können, richtige, R. d. Dr. I.) Nachricht zu: Die Mitteilung der „Dresdner Nachrichten", daß der König!, sächsische Minister der Finanzen, Staateminister Frhr. v. Könneritz bierher kommen werde, um an Ministerberatungen über Steuer- fragen Teil zu nehmen, erweist sich nach jeder Rich tung hin als unbegründet Frhr. v Könneritz ist nicht hier angekommen und hat auch die Absicht gar nicht gehabt, Berlin auszusuchen Außerdem finden auch solche Beratungen hier nicht statt, obwohl der bayersche Finanzminister Frhr. v. Crailsheim, der württem« bergische Ministerpräsident v Mitin acht, der badische Ministerialpräsident Ell stälter, der meiningensche Minister Frhr. v. Giseke hier anwesend sind. Die offenbar von inspirierter Seite der „Allg. Ztg." in München zugegangene Meldung, daß Frhr. v. Crails heim sich wegen Ausgleichung technischer Eisenbahn fragen nach Berlin begeben hat, wird auch hier als Grund der Anwesenheit der süddeutschen Minister über haupt bezeichnet. Im ganzen haben 106 Herrenhausmitglieder die Adresse an den Kaiser votiert. Die Abstim mung war natürlich keine namentliche, man kennt jedoch Zahl und Namen derjenigen, die dafür gestimmt haben, aus den Unterschriften der Adresse. Unter diesen 106 befinden sich 16 Katholiken. Es find die- die Herren Adams, Graf Althann, Baumstark, Fürst Blücher-Wahlstatt, Graf Bruehl, Graf Frankenburg- LudwigSdorf, Graf Fürstenberg-Herdringen, Fürst Hatzfeld-Trachenberg, Graf Matuschka, Graf Nessel rode, Fürst A. Radziwill, Herzog v. Ratibor, Fürst Salm-Reifferscheid, Graf Schaffgotsch, Frhr. v. Sole- wacher Die eben erschienene Fraktionsliste des Ab geordnetenhauses wüst folgende Stärke der ein zelnen Fraktionen nach: Konservative 129, Zentrum 97 und 3 Hospitanten (Brühl, Grote, Stephanus), Nationalliberale 67, Freikonservative 64, Deutschfrei sinnige 41, Polen 14, Wilde 14. Die „Nordd. Allg. Ztg " enthält folgende Mit teilung: Gegenwärtig finden in Zabern, Roman»« weiler und im Breuschthale feiten französischer Holzhändler bedeutende Ankäufe von Brettern und Balken statt — man spricht von drei Millionen Stück Brettern —, welche von der französischen Regierung bestellt und zur Errichtung von Militärbaracken an der deutschen Grenze bestimmt sein sollen. Das frag liche Holz wird mit der Eisenbahn befördert und eS sind bereits von Romansweiler fünf Wagen nach Nancy und vier Wagen nach Verdun abgegangen, während weitere Wagen zur Beladung bestellt wurden. Gleiche dem Wirt, der kurze Besuch bei Tellheim von der Dame in Trauer, die so überaus vornehm und zu gleich empfindungswahr von Frau Bayer zum edel sten Ausdruck gebracht wird, — ja dahin gehören verschiedene andere Episoden, auf deren Ansprache der Dichter gerechnet hat. Die Aufführung dieser Komödie erinnert zugleich an deS Dichters Geburtstag und mußte einige Tage vor demselben erfolgen, da am 22. Januar der Sub- skriptionSball die Räume des Hause- in Anspruch nimmt. Frl. Ulrichs vielfach anerkannte Leistung in der Titelrolle und Hrn. PortHS Paul Werner bilden gegenwärtig die hauptsächlichste und am meisten in den Geist de» Stückes hineinpassende Tragkraft für die charakteristische Haltunst der Darstellung, der e» übrigen» an Fleiß und belebendem Tempo de» Zusammenspiel» nicht sehlt Besonders entgegenkommend für die fröh liche Geschmacksrichtung der Neustädter Publikum» hat sich außerdem die Wiedergabe de» Wirthe» durch Hrn. Schubert erwiesen. O. B.
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