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Dresdner W Journal. königlich SAchfischev Staatsanzetgev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 154. j r> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoengeS in Dresden. < Freitag, den 5. Juli 1W7. BezngSpretS: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwtngerstraße 20, sowie durch die Post im Deutschen Reiche 3 Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktag» nachmittag-. — Fernsprecher Nr. 1SVS. Ankündigungen: Die Zeile N. Schrift der «mal gespült. AnkündigungSseite 2» Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3 mal gesp. Texlseite im amtl. Teile «0 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 7» Pf. PreiSermäßigg. auf GeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. JmNichcr Teil. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr Majestät des Königs ist dem Bezirksarzte Medizinalrat Or. weck. Becker in Döbeln die erbetene Versetzung in den Ruhestand bewilligt und dem praktischen Arzte vr. m«6. Boeters die Stelle des BezirkS- arztcS für den Bezirk der Amtshauptmannschaft Döbeln über tragen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den in den Ruhestand versetzten nachgenannten Beamten der Staatseisenbahnverwaltung und zwar dem Maschineninspektor Frankenstein in Zwickau sowie den Bahnhofsinspektoren I Klasse Beckert in Werdau und Kretschmar in Oschatz das Ritterkreuz 2. Klasse vom Verdienstorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Ober-Postschaffnern Wagner in Oschatz und Jäger in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kreisobergendarmen Muntschick in Chemnitz bei seinem Übertritte in den Ruhestand das Verdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberlehrer sw. Karl Louis Meisel in Dresden das Berdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der in Sachsen staatsangehörige Forst assessor Rabe in Greiz das ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten zu Schaumburg-Lippe verliehene zu Höchstdessen silberner Hochzeit gestiftete Erinnerungszeichen annehme und trage. Von den Ministerien der Finanzen und des Innern ist de» Gemeindevorständen zu Tolkewitz, Niederschlema, Ober lößnitz und Flöha die Befugnis zur Anordnung der Zwangs vollstreckung in bewegliche körperliche Uachen und in den Arbeits- und Tienstlohn erteilt worden. Dem Gemeindevorstand zu Stünz ist die ihm vom Ministerium des Innern schon früher erteilte gleiche Be fugnis nunmehr auch vom Finanzministerium erteilt worden. Dresden, am 2. Juli 1907. b3«8 «soll 6 Ministerium des Innern, II. Abteilung. Herr Bezirksarzt Medizinalrat vr. Streit in Bautzen ist vom 12. Juli bis mit 11. August dieses Jahres beur laubt. Mit seiner Vertretung während dieser Zeit ist Herr Bezirksarzt vk. Sauer in Kamenz beauftragt worden. Bautzen, am 27. Juni 1907. 5373 Königliche Kreishauptmannschaft. Ernenmmgeit, Versetzungen re. in» öffentlichen Dienste. Im »«schäftsberetche de» Miniflerium» der Finanzer». Bei der StaatSschulden-Berwaltung sind ernannt worden: Rechnungsrat Israel, seither Buchhalter, zum Hauptkassierer; Schmidt, seither StaatSschuldbuchkontrolleur, zum Buchhalter; Naumann, seither Sekretär, zum StaatSschuldbuchkontrolleur; Dähne, seither Bureauafslstent, zum Sekretär. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Bo» Königliche« Hofe. Dresden, 5. Juli Se Majestät der König traf heute vormittag nach einem Ritte in der Dresdner Heid« im Residenz schlosse rin, nahm militärische Meldungen entgegen und hört« die Vorträge der Herren StaatSminister und des stellvertretenden KabinettSsekretärs Nach den Vorträgen empfing Se Majestät den neu- ernannten König! Kreishauptmann Vr. Fraustadt-Zwickau Heute abend wird Sich E« Majestät der König nach Zeithain begeben, um morgen früh der Regimentsbesichtigung de» 10. Infanterieregiment» Nr 134 auf dem dortigen Truppenübungsplätze beizuwohnen Mitteilu«ge« a«S der öffentliche« Verwaltung. --- Der Fernsprechverkehr von Dresden nebst Nachbar- und Vororten ist fortan unbeschränkt zugelassen mit Claus thal, Dinslaken (Niederrhein), Ditfurt (Provinz Sachsen), Ebern, Gelnhausen, Gimmel (Kreis Wohlau), Großbeeren, Grobgerau, Hauzenberg, Herne, Lampertheim, Langenschwalbach, Orb, Saaz in Böhmen, Steinschönau, Stemmern, Wangen (Allgäu), Westerhausen (Harz), Winzig und Wipperfürth Die Gebühr für ein gewöhnliches Gespräch bi» zur Dauer von drei Minuten beträgt 1 M Zeit»«gSscha«. Unter der Überschrift: ,,Ein Reich»amt für Sozial- Politik" wird der „Sozialpolitischen Rundschau" zu der gegenwärtig viel erörterten Frage folgendes geschrieben: .Seit der Entlassung de» Grafen Or. v Posadowsky-Wehner wird in der Presse die Frage einer Teilung Les ReichSamtS des Innern mehrfach in der Erörterung gestreift, ohne daß, soweit ersichtlich, die ganze Tragweite der Änderung übersehen würde. Zunächst ist die staatsrechtliche Seite der Neueinrichtung eine» Amte» nicht unbestritten. Insbesondere fragt es sich, ob Kaiser oder Bundesrat als solche be rechtigt sind, ein neues Amt ohne Zustimmung deS Reichstags zu schaffen. Es wird das jedenfalls nach der Richtung hin zu verneinen sein, daß die etatrechtliche Seite der Angelegenheit aus alle Fälle Sache de- Reichstags ist. ES wird sonach die Teilung dann nicht ohne Zu stimmung deS Parlament- erfolgen dürfen, wenn finanziell Mehr aufwendungen gegenüber dem jetzigen Stande notwendig sein werden, und das ist doch jedenfalls anzuuehmen Damit ist nicht nur die sormellrechtliche Frage der Zuständigkeit zur Errichtung eines neuen ReichSamtS, sondern auch di« der Errichtungszeit gegeben, da ja der Reichstag erst nächsten Winter Zusammentritt, dre Teilung also frühestens dann beschlossen werden kann WaS materiell-rechlitch die Teilung deS ReichSamtS des Innern erwünscht macht, ist zunächst die Berschiedenartigkeit der dem Amte übertragenen Funktionen Es ist heute in zwei Abteilungen gegliedert, von denen die eine, die so genannte Zentralabteilung, die eigentliche Fortsetzung der ehemaligen Zentralabteilung des Bundeskanzleramt» bildet. Die zweite Ab teilung für wirtschaftliche Angelegenheiten ist modernen Ursprung- und hat die gesetzgeberischen Vorarbeiten auf wirtschaftlichem Gebiet, namentlich Arbeiterverficherung, gewerbliche Angelegenheiten, Frei zügigkeit-recht und Armenwesell, ist also, wenn man die Fragen der Handelspolitik au-scheidet, wesentlich sozialpolitischer Natur SS liegt nicht- näher, als daß die Zentralabteilung, die als solche aushilfs weise alle Geschäfte erledigt, die nicht einem aaderen Reichsamte zu- gewiesen sind, zusammen mit dieser Handelsabteilung, gewissermaßen das Reichsministerium deS Innern bilden sollte, während aus dem Rest der heutigen zweiten Abteilung dann ein sozialpolitische- Reichs» Ministerium würde. Dies scheint um so näher zu liegen, als An sätze hierfür bewußt geschaffen worden sind Getrennt von dem Kaiser!. Statistischen Amt bestand nämlich seit dem 1. April 1892 die Kommission für Arbeiterstatistik zur Mitwirkung bei den statistischen Erhebungen, die bei der Vorbereitung und Ausführung der die Verhältnisse der gewerblichen Arbeiter betreffenden Gesetz gebung erforderlich werden. Sie hat die Aufgabe, auf Anordnung deS BundeSratS oder deS Reichskanzlers die Vornahme statistischer Erhebungen, ihre Durchführung und Verarbeitung, sowie ihre Ergeb nisse zu begutachten und dem Reichskanzler Vorschläge für die Annahme oder Durchführung solcher Erhebungen zu unterbreiten. An Stelle dieser Kommission trat im Jahre 1902 die Abteilung für Arbeiter statistik im Kaiser! Statistischen Amte, die zur Unterstützung der Er füllung ihrer Aufgaben einen Beirat für Arbeiterstatistik erhalten hat. Unter dem Titel ReichS-Arbeit-blatt veröffentlicht jene Ab teilung seit dem 21. April 1903 eine besondere Zeitschrift. ES liegt auf der Hand, daß au- dieser Abteilung für Arbeiterstatistik, die nur auS äußeren Gründen mit dem Statistischen Amte deS Deutschen Reiche- vereinigt wurde, ein Reich-arbeil-antt wird, mag man e» Reich-wohlfahrt-- oder sozialpolitische-Reich-amt nennen. Zu seinen Aufgaben muß dann alle- gehören, waS Gewerbeordnung, Arbeiter- Versicherung und Arbriterschutz betrifft. Welch ein großes Gebiet da- ist, braucht man sich bloß an den demnächst zu verwirklichenden Aufgaben de- Reiche- klar zu machen: Reform der Arbeiterversicherung- gesetze, HilfSkaffengesetz, Arbeilerkammern, Rechtsfähigkeit der BerufS- vereme, Pensiousversicherung, Witwen- und Waisenversicherung rc. Sodann ist die Teilung de- ReichSamtS deS Innern notwendig wegen der übermäßigen Belastung mit dringenden Arbeiten Run hat da- Reich-amt de- Innern in seiner jetzigen Zusammensetzung nicht nur die sämtlichen inneren Lerwaltungsangelegenheitea de-Reiche- (außer Justiz, Finanzen und Kolonien), sondern e- untersteht ihm auch eine Reihe von Behörden, von denen einige selbst wieder von größter Aus dehnung sind. Erwähnt sei hier nur daS Statistische Amt, die Normal- LichungSkommission, die Physikalisch-technische ReichSanstalt zu Berlin, da- Besundheit-amt, da- EchiffSvermciiungsamt, da- Kanal amt zu Kiel, da- An-wanderung-wesen, die Technische Kommission für Seeschiffahrt, die ReichSschulkommission und der Börsenau-schuß Auch sind rechtsprechend« Behörden diesem Reich-amt unterstellt, von denen namentlich da- Bundesamt für daS Heimalwesen und da» ReichSversicherungSamt von größter sozialpolitischer Bedeutung sind. Welch eia Koloß in dem letztgenannten Amte aufgrbaut worden ist, weiß jeder an der Sozialpolitik Beteiligte. Auch da» Patentamt mag hier noch erwähnt werden. Bei dieser Aufzählung ist aber noch da« Wesentliche, nämlich der Gesamtinhalt der iunern Ver- waltungSangelegrnheiten d«S Reiches, nur andentung-weise zu seinem Rechte gekommen; eS hier anzusühren, ist nicht angängig. Für die Sozialpolitik bedeutet aber dies« Überlastung deS Amte- eine groß« Gefahr. E- wird kaum eine Persönlichkeit geben, die in der Elaeu- schaft al- Staatssekretär all diese Fächer zu üb«rseh«n imstande sein würde. Graf Posadow«kv war «ine 1 b^rragead« AuSoahme Damit wäre ohne di« brabsichliat« Trennung di« Gefahr vorhanden, daß d«r leitend« G«ist hinsichtlich der Sozialpolitik verschwände und uur ein Bruchteil der Arbeitskraft deS Staatssekretärs auf die da- Wesentliche überschauende und leitende Tätigkeit deS neuen Herrn fiele Sonach ist es nicht nur die innere Berschiedenartigkeit der diesem Reichsamie zurzeit übertragenen Geschäfte, sondern auch die Bedeutung der deutschen Sozialpolitik, die eS dringend erheischt, in der bestehenden Organisation Wandel zu schaffen ' In der letzten Nummer der englischen Zeitschrift „The Graphit" veröffentlicht I L Bashford eine bemerkenswerte Unterhaltung mit dem Staatssekretär de» Reichskolonialamts Dernburg »Deutschland hat", so führte Exzellenz Dernburg aus, »keinVerlangen nach neuen Kolonien: es hat genug Aber die, welche wir haben, beabsichtigen wir so zu eatwickeln, daß sie sich mit der Zeit selbst unterhalten können und zu einem Faktor in der ökonomischen Fabrik deS Reiche- werde. Ich betrachte die Leitung unserer Kolonien al- kommerzielle- Unternehmen. Der Boden und die Bewohner der Kolonien, desgleichen ihre Erzeugniffe, müssen zum Besten der koloni sierenden Nation verwandt werden. Als Gegenleistung sucht die Nation den moralischen und physischen Stand der Eingeborenen zu heben und in jeder Weise auf das Gedeihen der Kolonie bedacht zu sein So läuft das Unternehmen auf ein gegenseitiges Überein kommen hinaus; in der Natur eines solchen Übereinkommen- aber liegt es, daß, wenn eine Kolonie gedeihen soll, das merkantile Element einen Teil der administrativen Leitung bilden muß. Die bürgerliche Bevölkerung der Kolonie muß notgedrungen über di« militärische vorherrschen. Jeder Versuch wird gemacht werden, die Eingeborenen zu kultivieren, aber man kann natürlich nicht im Handumdrehen einen afrikanischen Neger zu einem gebildeten Euro päer umbilden. Wir beabsichtigen in unseren Kolonien nur so viele Truppen zu belassen, als nötig, um den Frirden aufrecht zu erhalten. Wir wollen, daß sich unser« Kolonien selbst unterhalten können, dann hoffen wir, daß wir ihnen auch eine An Selbstregierung geben können. Exzellenz Dernburg erörterte dann noch die Eisenbahn- frage und erklärte, daß unsere Hauptpolittk sich darauf richten werde, so viele Eisenbahnen wie nur möglich zu erbauen Deutsches Reich. Zum Besuche ves Kaiserpaare» in Kopenhagen. (W. T. B) FredenSborg, 4. Juli Um ^1 Uhr begaben Sich die Majestäten und tue Mitglieds der Königlichen Familie mit Gefolge im offenen Wagen nach Frederiks borg, wo sie gegen 2(1 Uhr eintrafen Kurz nach 1 Uhr wurde im Rittersaale das Frühstück eingenommen; auf dem Zuge dorthin hatte König Friedrich die Kaiserin geführt, Kaiser Wilhelm die Königin und Prinz Adalbert von Preußen die Prinzessin Thyra Beim Frühstück hielt König Friedrich eine Rede, m der er seiner leb haften Freud« darüber Ausdruck gab, den Kaiser und die Kaiserin al« Gäste bei sich zu sehen Ter Kaiser dankte in Seiner Erwiderung für die Ihm und Seiner Gemahlin er wiesene außerordentliche Liebenswürdigkeit und brachte, der er- innerungsrerchen Stätte gedenkend, ein Hoch au» auf Däne mark» Köni^hau» Später wurde der Kirche ein Besuch ab gestattet, wo der Schloßorganift die große Orgel spielte Um 5 Uhr nachmittag» kehrten die Majestäten mit ihren Gästen nach Freden»borg zurück Nach der Rückkehr unternahm der Kaiser einen Spaziergang im Schloßpark Um 5 Uhr fand Tee und um 6 Uhr Familientafel zu 50 Gedecken statt Um ^10 Uhr war Souper Nach dem Souper hielten die Herr schaften Cercle ab Dann fand im Gartensaale musikalische Sons« statt. Zur sozialen Gesetzgebung. Reichskanzler Fürst Bülow erwiderte, wie Berliner Morgen blätter mitteilen, auf eine Zuschrift des Vorsitzenden de» Gesamt verbands der evangelischen Arbeitervereine Deutschlands aus Anlaß des Rücktritt» de» Grafen Posadow»ky, in der Sozialpolitik solle nicht gerastet, sondern auf den alten bewährten Bahnen weiter gearbeitet werden Reichstagsersatzwahlen. Dinkelsbühl, 5. Juli Beider Reichstags -Ersatzwahlim Wahl kreise Mittelftanken 5 (Dinkelsbühl) wurde Niederlöhner (kons.) mit etwa 1200 Stimmen Mehrheit gewählt. Berlin, 5. Juli. Berliner Morqendlättern zufolge wurd« bei der Reichstagsersatzwahl im 3. Oldenburgischen Wahlkreise Graf Galen (Zentr.) gewählt Die Flotten Per Grotzmächte. Ein soeben dem englischen Parlament zugeaangene» Weiß« buch gibt, wie die „Berliner Politischen Nachrichten" mitteilen, folgende Zusammenstellung über das Schiffsmaterial der großen Seemächte, wobei alle Fahrzeuge, die nicht al» voll kampffähig gelten können, au»geschted«n, aber die noch im Bau befindlichen Krieg»schiffe eingeschloffen sind. Danach besitzt an Linienschiffen Großbritannien 65, Frankreich 41, Deutschland 40, die Veremigten Staaten 30, Japan 17, an Panzerkreuzern erster Klaffe England 38, Frankreich 23, Deutschland 10, Amerika 15, Japan 13; an anderen Kreuzern England SO, Frankreich 36, Deutschland 51, Amerika 29, Japan 27 Für di« Hochsetflotte hat demnach England 193, Frankreich 100, Deuffchland 111, Amerika 74, Japan 57 Kri«g»schiffe zur