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WMall und Anzeiger. Amtsötatt dkl Sönigl. Amtshauptmamschlft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts wld der StadttathS zu Riel». Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 140. Sonnabend, den S. November 188V. 42. Jshrg. Erscheint in Riesa wöchentlich viermal: Dten-tag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — Äbonnemenspreir vierteljübrlich I Mark 2b Pfa. — Bestellungen nehmen alle lkaiserk. vciiavstLlic-, Poftdoten, die Erpcditioncn in Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserat«, welche bei dem auSgebrciteten Leserkreise eine wirksame verössrnt» lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittags v Ubr. JnsertivnSvreiS die dreigespaltene LorpuSzeilr oder deren Raum 10 Psgi Bekanntmachung, den Bezug der Standesreaister und Formulare für die Ttandesamler betr. Wie von der Königlichen Kreishauptmannschaft zu Dresden unterm 19. vorigen Monats bekannt gegeben worden, ist die Lieferung der auf Staats kosten zu beschaffenden Stanbcsregistcr und sonstigen Formulare für standes amtliche Angelegenheiten für das Jahr 1890 wiederum der Buchdruckerei-Firma C. Heinrich zu Dresden übertragen worden. Ergangener Anordnung zufolge werden die Herren Standesbeamten im Bezirke der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft hiervon mit dem Veranlassen in Kenntniß gesetzt, bis zum 1. Deeember 188» den Bedarf an unentgeltlich zu liefernden Hauptregistern, sowie Formularen für Geburts-, Heiraths- und Sterbenebenregifter, Formular ^.. 8. 0, Geburts-, Heiraths- und Sterbeurkunden, Formular 8b. und Le , Todesanzeigen über das Ableben der vor erfülltem 20. Lebensjahre verstorbenen männlichen Personen, Formular V. Anzeigen an die Vormundschaftsbchördcn über uneheliche Geburten, Formular Anzeigen an die Bczirksärzte über stattgefundene Geburten, Formular X. und Nachrichten an die Pfarrämter, Formular ?. anher anzuzeigen. Großenhain, am 5. November 1889. Die Königliche Amtshauptmannschuft. 1651 8. i. A.: von Gruben, Bez.-Ass. O. Ortskrankenkasse Riesa. Nach 8 51 des Ortsstatuts haben die Vertreter der Cassenmitglieder und der Arbeitgeber zur Generalversammlung, welche im Herbst 1887 gewählt sind, auszuscheidcn. Nur diejenigen Vertreter, welche im Herbst 1888 gewählt sind, ver bleiben als Solche. An Stelle der ausscheidenden, aber wieder wählbaren Mitglieder, ferner in Folge Vermehrung der Casse und ebenso als Ersatz für ausgeschiedene Vertreter haben folgende Ablhetlungen Neuwahlen vorzunehmen: 1. Abtheilung: Steinmetzen und Bildhauer . 5 Vertreter. 2. Marmorarbeiter 1 3. - Maurer .... - 8 4. - Zimmerer und Schiffbauer 3 - 5. - Handarbeiter .... 8 6. - Ziegelarbeiter.... 3 - 8. - Güterbodenarbeiter. 2 B 9. - Speicher und Speditionsarbeiter 3 B 10. s Elvarbeiter .... 1 - 12. - Fuhrwerksbetrieb . 3 - 14. -- Stuhlfabrrkarbeiter. 1 15. Corsetarbeiter, Handschuhmacher, Gürtler, Bürstenbinder, Uhrmacher, Färber, Kürschner 1 16. - Tischler 1 - 17. - Schlosser, Feilenhauer und Mechaniker . 1 - 21. -r Fleischer und Müller 3 -- 24. - Kellner 1 B 25. - Stellmacher, Schmiede, Kupferschmiede, Sattler und Goldschmiede 1 28. -r Land- u. Forstwirthschaftlicher u. Gärtnerei- Betrieb 1 Ebenso sind von den Arbeitgebern, welche für versicherungspflichtige Mit glieder Beiträge zur Casse leisten, an Stelle der ausscheidenden Vertreter, welche im Herbst 1887 gewählt waren, wie in Folge Vermehrung der Caste und als Ersatz, 27 Neu- und 2 Ersatzwahlen vorzunehmen, bei denen die Aus scheidenden jedoch wieder wählbar sind. Der Wahltermin ist auf Montag, den 11. November festgesetzt und findet im Gafthause zum Kronprinz statt. Die Wahl wird getrennt vorgenommen und zwar Abends von 8 bis 8 Uhr für die Arbeit nehmer und von 8 biS '/,» Uhr für die Arbeitgeber. Wahlberechtigt und wählbar sind nur diejenigen Cassenmitglieder, welche großjährig und im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sind. Die Arbeitgeber und die Lassenmitglieder der oben aufgeführten Ab teilungen werden dringend ersucht, bei dieser Wahl zahlreich zu erscheinen. Riesa, am 28. October 1889. Der Caffenvorstand. Franz Heinrich, Vors. H. Tagesgeschichte. Dr. Karl Peters, der Führer der deutschen Emin- Pascha-Expedition, ist mit seiner gesammtea Mann schaft im Innern Afrikas niedergemetzelt worden! Diese Trauerbotschaft brachten wir bereits in voriger Nr. und ist leider an der Richtigkeit der Nachricht nicht mehr zu zweifeln. Ein Europäer und ein Schwarzer sind die einzigen Ueberlebenden des Zuges, welcher der Befreiung Emin Paschas gelten sollte. Der überlebende Europäer, Lieutenant v. Tiedemann, ein Sohn des Regierungspräsidenten zu Blomberg, hat die Nachricht von der Katastrophe nach Lamu über mittelt. — Die Peterssche Emin-Pascha-Expedition ist von jeher der Gegenstand vielseitiger, abfälliger Kritik gewesen. Erst ganz vor Kurzem wurde bekannt, daß der Zweck der Expedition in Wirklichkeit ein realer war, denn kein Mensch kann heute noch daran zweifeln, daß Dr. Schnitzler (Emin Pascha) sich in großer Ge fahr befand und daß eine wirksame Unternehmung zu seinem Schutze keineswegs so überflüssig war, wie es von Seiten der Gegner deS Dr. Peter« hingestellt zu werden pflegte. Wadelai ist den Mohdistea in die Hände gefallen, Emin Pascha war gefangen und ist aus eine noch nicht näher bekannte Weise wieder frei gekommen. Sein Zug mit Stanley gegen die Küste führt ihn durch das Gebiet mehrerer kiiegerrscher Stämme, so daß ihm und der ihn begleitenden Schar Getreuer dir Zuführung von Waff n und Munition sicherlich recht zu statten gekommen wäre. — Dr. PeterS' Unternehmen war ein kühnes, abenteuerliches. Sichere Nachrichten über Emin fehlten ihm ganz; ebenso über dessen Aufenthalt Aber Dr. PeterS hatte sich in den Kopf gesetzt, die Befreiung Emin Paschas sei eine Ehrenpflicht Deutschlands, man dürfe den kühnen Forscher und Krieger am oberen Nil nicht im Stich lasten und er, Peters, wollte diese Ehrenpflicht erfüllen. Die Art, in der er das Werk angriff, ist heftig getadelt worden und selbst ein ihm sonst wohl gesinntes Blatt, die „National-Zeitung", kann die Be merkung nicht zurückhalten: „er war außerhalb des Kreises seiner begeisterten Anhänger ein Virtuose in der Kunst, sich Feinde zu machen." — Dr. Peters ist nur dreiunddreißig Jahre alt geworden. Er ist der Sohn eines Pfarrers in Neuhaus an der Elbe und war ein Mann von ganz bedeutenden Talenten; er hat Geschichte, Bolkswirthschaft und die Rechte studirt und erhielt bereits im Alter von 22 Jahren für eine geschichtliche Arbeit von der Berliner philosophischen Fakultät die große goldene Medaille. Sein etwas abenteuerlicher Sinn führte ihn vor fünf Jahren nach Ostafrika, wo er die ersten Verträge mit den Häupt lingen schloß, welche von der Reichsregierung aner kannt wurden. Auch gelang es ihm, den bekannten Pachtvertrag zwischen dem Sultan von Sansibar und der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft abzuschließen. Der Leiter der dortigen Angelegenheiten der Gesell schaft hatte er nicht bleiben können; dazu war er eine zu wenig ruhige Natur. — Dr. Peters ist in seinem Beruf gestorben. Hat er geirrt, so hat er seinen Jrr- thum mit dem Tode gebüßt und seinen Gegnern das , Recht genommen, über ihn geringschätzig zu urtheilen. I Er ist, wie vor ihm sein Freund Dr Jühlcke und mancher andere Deutsche, die sich zu ausschließlich I wissenschaftlichen Zwecken in das Innere des dunklen Erdtheils gewagt, für ein Unternehmen gefallen, das nach seiner und seiner zahlreichen Freunde Ueber- zeugung — ob es nun gelang oder fehlschlug — dem deutschen Namen zur Ehre gereichte. Deutsches Reich. Das Kaiserpaar ist sm Donnerstag Mittag um 2 Uhr wieder aus Konstan tinopel abgereist; die Meerfahrt geht nach Venedig. Kurz vor seiner Abreise aus Konstantinopel hat der Kaiser dem Reichskanzler noch folgendes Telegramm gesandt: „Im Begriff abzureisen, spreche ich Euer Durchlaucht aus, daß mein hiesiger Aufenthalt in .jeder Beziehung zu meiner vollsten Zufriedenheit aus gefallen ist. Sowohl der Sultan als auch die gesammte Bevölkerung jeden Standes und Glaubens haben sich in freundlichster Weise bemüht, mir ihre volle Sympathie kundzugeben/' Ferner ging dem Reichs kanzler am Donnerstag Nachmittag von Sr. Majestät noch folgendes Telegramm zu: „Nach dem Aufent halt, der einem Traume gleicht und welcher durch die freigebigste Gastfreundschaft des Großherrn Mir zu einem paradiesischen gemacht wurde, passtre Ich soeben bei schönem Wetter die Dardanellen." Mit dem Kaiser von Oesterreich wird, wie die meist gut unterrichtete offiziöse Wiener „Polit. Korr." erfährt, Kaiser Wilhelm bei seiner Rückreise auS dem Orient auf österreichischem Boden zusammentreffen. Die Zusammenkunft, welche einen durchaus zwanglose« Charakter ohne Entfaltung von Pracht tragen solle, werde voraussichtlich in Innsbruck stattfinden, da der Kaiser auf der Heimreise die Eisenbahn über den Brenner benutzt. Der Tag der Zusammenkunft fei noch unbestimmt. Graf Moltke ist von seinem Sommerausenthalt in Kreisau nach Berlin zurückgekehrt.