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Mchmh-ZeitilW Amtsblatt 52. Jahrgang. Nr. 137. In,erat«, welch« bei »a bedeutenden Auflage bei Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit IO Pfg- die Spaltemeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirtr Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theilr, die Spaltenzeil« MPs«. ». Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Posten- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswake und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Lari Irhnr in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 25. November 1886. Zur Reichstags-Eröffnung. Am heutigen Donnerstag tritt der Reichstag zu seiner ordentlichen Wintersession, der letzten der gegen wärtigen Legislaturperiode, zusammen, nachdem er be kanntlich schon im September behufs Verlängerung des deutsch-spanischen Handelsvertrages zu einer außer ordentlichen, wenn auch nur sehr kurzen Session ver sammelt war. Bereits liegt ein ziemlich reichhaltiges Arbeitsmaterial vor; außer dem Etat umfaßt das Ar beitsprogramm des Reichstages bis jetzt di« Entwürfe über die Ausdehnung der Unfallversicherung auf die Erdarbeiter und die Seeleute, das neue Militärrelikten gesetz, die Vorlagen über die Abänderung des Gerichts kostengesetzes und der Gebührenordnung für Rechts anwälte, über die Ausprägung einer 20-Pfennig- Nickelmünze, über die veränderte Serviseintheilung der Orte, über die Errichtung eines orientalischen Sprachen- Seminars an der Berliner Universität uno endlich auch die wichtigste Vorlage der gesammten Session, diejenige wegen Festsetzung der Friedensstärke des Reichsheeres; daß sich diesem Vorlagenstrauße im Laufe des parlamentarischen Feldzuges noch verschiedene andere Entwürfe hinzugesellen werden, kUnn als sicher betrachtet werden. — Ueberrascht hat die so früh zeitige Einbringung der Militärvorlage; bislang war man allgemein der Ansicht, daß sie dem Parlamente erst nach Weihnachten zugehen werde, während nun offiziöserseits versichert wird, daß dies noch vor der Weihnachtspause geschehen solle. Es stehen demnach schon für den Beginn der Session heiße und große Debatten in Aussicht, denn schon seither konnte die Festsetzung der Friedenspräsenzstärke des Rsichsheeres und deren Dauer im Parlamente erst nach schweren Kämpfen erzielt werden und daß sich dieselben jetzt womöglich noch heißer gestalten werden, ist kaum zu bezweifeln — die Auslastungen der oppositionellen Presse über die neue Septenatsvorlage, deren Inhalt allerdings sich noch der Beurtheilung entzieht, lasten dies genugsam erkennen. Aber auch die Berathung des Etats wird schon sehr lebhafte Debatten ergeben; der Reichshaushaltsetat pro 1887/88 weist in ver schiedenen Positionen nicht nur beträchtliche Mehr forderungen aus, sondern er enthält auch ein Gesammt- defizit von 33 Millionen Mark, welches durch Er höhung der Matrikularbeiträge der Einzelstaaten zu decken sein wird. Die sich hieraus ergebende schwierige finanzielle Lage wird darum den Gegenstand lebhafter Verhandlungen bilden; auch auf Seiten der regierungs freundlichen Parteien herrscht die Ueberzeugung vor, daß vie Finanzsrage dringend eine Lösung erheische, aber wie dieselbe zu erreichen sei, darüber sind auch aus dieser Seite die Meinungen sehr getheilt, während bei den oppositionellen Parteien über diesen Punkt wiederum ganz andere Anschauungen obwalten. In jedem Falle wird aber die Beschaffung erhöhter Ein nahmen wiederum im Mittelpunkte des parlamen tarischen Kampfes stehen, gleichviel, ob abermals eine neue Branntweinsteuervorlage eingebracht wird oder nicht. Von den übrigen, oben erwähnten Vorlagen sind diejenigen über die veränderte Serviseinthei lung der Orte und über die Errichtung eines orien talischen Sprachenseminars an der Berliner Universität aus der vorigen ordentlichen Reichstagssession mit in die neue herübergenommen; auch das Militärrelikten gesetz hat den Reichstag schon wiederholt beschäftigt. Der Entwurf über Herabsetzung der Gerichlskosten und der Rechtsanwaltgebühren entspricht nur einem in den weitesten Volkskreisen seit lange gehegten Wunsche und ist der Entwurf berufen, einem Zustande ein Ende zu machen, den man überall in der Be völkerung als einen drückenden empfindet; ebenso kommt die Vorlage über di« Ausprägung einer 20- Pfennig - Ntckelmünze einem allgemein verbreiteten Wunsche entgegen. Was endlich die beiden Vorlagen hinsichtlich der Ausdehnung der Unfallversicherung auf die Seeleute und Erdarbeiter anbelangt, so kann man es nur freudig begrüßen, daß nunmehr auch diese beiden Kategorien der arbeitenden Bevölkerung mit ihren zahlreichen Mitgliedern der Wohlthaten der sozialpolitischen Gesetzgebung theilhaftig gemacht werden sollen. Alle diese Gesetzentwürfe sind allerdings weniger politischer, als vielmehr sachlich wichtiger Natur, aber auch sie dürften zum Theil zu einer bewegten Dis kussion führen. Alles in Allen genommen, läßt sich also schon jetzt erkennen, daß wir abermals einer höchst bedeutungsreichen Session entgegengehen, in der an alle Parteien Entschlüsse über schwerwiegende Fragen herantreten werden und man kann vorläufig nur dem Wunsche Ausdruck verleihen, daß diese Entschlüsse mit dazu dienen mögen, die Wohlfahrt unseres Gesammt- vaterlandes nach Innen und seine Machtstellung nach Außen fördern zu helfen. Allgemein sieht man einer persönlichen Kundgebung des Fürsten Bismarck über die gegenwärtig schwebenden Fragen der hohen Politik entgegen, doch steht eine solche erst nach Weihnachten zu erwarten, da der leitende Staatsmann bis dahin sich an den Verhandlungen des Reichstages nicht zu betheiligen gedenkt. Voraussichtlich wird aber schon die Thronrede Aufklärungen über die allgemeine Lage enthalten und bei der Friedenstendenz der deutschen Politik ist nicht daran zu zweifeln, daß diese Aus lastungen einen beruhigenden Charakter tragen und somit die Hoffnungen auf Erhaltung des Weltfriedens stärken werden. Lokales und Sächstfches. Dippoldiswalde, 24. November. Genau einen Monat vor dem Weihnachtsfeste dürfte es weder zu früh, noch zu spät sein, an Das und Jenes zu er innern, was doch Niemand, der in der Lage ist, Fest geschenke machen zu können, vergessen möge. Zunächst nämlich das, daß Vieles von dem, was man sich als Ueberraschung ausgesonnen hat, nicht erst aus der Ferne herbeigeholt oder verschrieben zu werden braucht, sondern am Orte in gleicher Güte und zu gleichem Preise zu haben ist. Wir verhehlen es ganz und gar nicht, daß wir mit dieser Erinnerung Reklame machen wollen für unsere Gewerbtreibenden — aber eine der artige Reklame halten wir für wahlberechtigt. Dürfen wir bei uns über die Leistungen in verschiedenen Zweigen der Gewerbsthätigkeit und des Handels durch aus nicht klagen, so möchte sich daraus auch die soziale Pflicht ergeben, alle strebsamen Geschäftsleute nach Kräften zu unterstützen, was besonders bei einer Ge legenheit, wie sie nahe bevorsteht, geschehen möchte. Es ist ja gewiß im Interests der gesammten Bevölke rung anzuerkennen, was z. B. in Herstellung anstän diger, ja sogar eleganter Ladeneinrichtungen bei uns geschieht; nun so belohne man denn auch die Streb samkeit und ermuthige den sich regenden Geschäftssinn. Für unsere Geschäftsleute ergiebt sich einer solchen Aufforderung gegenüber freilich die Pflicht, ihren Ab nehmern durch Zuvorkommenheit, Güte der Maaren und angemessene Preise in jeder Hinsicht gerecht zu werden und durch Beständigkeit in ihren Geschäfts grundsätzen ihre Geschäfte selbst zu empfehlen. Güte der Waaren und ehrliche, aufmerksame Bedienung ist allemal die beste Reklame. — Der vielgenannte, aus Sachsen stammende Hoch stabiler Haan, besten Leben bis jetzt eine ununter brochene Kette von Betrug, Schwindel, Fälschungen und dafür erlittenen Strafen bildet, und der auch die AmtShauptmannschaft Dippoldiswalde zum Felde seiner Thätigkeit erkoren hatte, hat, nachdem er zuletzt eine 1 '/»jährige Zuchthausstrafe verbüßt, seit dem Frühjahr Pommern, Ost- und Westpreußen zum Schauplatz seiner Thätigkeit gemacht. Als ein „Herr v. d. Goltz„ und „Lieutenant von Puttkamer", in welchen Rollen ihm sein feines und gewandtes Wesen zu Statten kam, hat er bei GutSherrschasten, wie bei Gastwirthen sich gemeiner Schwindeleien und Unterschlagungen so lange schuldig gemacht, bis er in Memel kürzlich verhaftet wurde. — Von den durch die kaiserl. Postbehörde eingc- führten Soldatenbriefmarken wird immer noch in einem verhältnißmäßig nur geringen Maße Gebrauch gemacht, was namentlich mit Rücksicht auf die jetzt neu einge stellten Rekmten erwähnt sein mag. Die Briefmarken schaffen den Soldaten auch größere Bequemlichkeiten in der Absendung von Poststücken und sind in jeder Kantine zu haben. Glashütte. Die Versuchskompagnie, aus Mann schaften der l. Infanterie-Division Nr. 23 gebildet, nahm ihre Marschroute über Glashütte und lagerte am 22. November Mittags, von Dohna kommend, in der Nähe der Stadt, um nach einstündigem Aufent halt das nächste Marschquartier Altenberg zu erreichen. Ein Korrespondent des Pirnaer Anzeiger brachte infolge des Eintreffens der Quartiermacher dieser Kompagnie in Mügeln bei Pirna die Sensationsnachricht, daß in Schlottwitz die Rinderpest ausgebrochen und die Kompagnie zur Absperrung kommandirt woHen sei. — Der Handwerkerverein feierte am Montag sein 13. Stiftungsfest durch einen Ball mit vorauS- gehender Tafel. — Vor Kurzem kam hier der Fall vor, daß ein Billardball beim Anrußen (um ihn nicht mit einem anderen zu verwechseln) mit langer Stichflamme ver brannte, ohne daß jedoch ein weiteres Unglück passirte. Der Ball war aus Cellulose gemacht. Altenberg, 23. November. Gestern Nachmittag >/,4 Uhr traf ein Versuchsdetachement der kgl. sächs. Armee, im Ganzen 117 Mann stark, bestehend aus Mannschaften des 1. Leib-Grenadier-Neg. Nr. 100, des 2. Grenadier-Reg. Nr. 101, des 3. Jnsanterie- Reg. Nr. 102 und des 4. Infanterie-Reg. Nr. 103, unter Führung eines Majors, eines Premier- und zwei Sekonde-Lieutenants nebst einem Stabsarzt, einem Feldwebel, einem Zahlmeister-Aspiranten und 10 Unter offizieren hier ein. Das Detachement kam von Dohna, nahm in Altenberg Quartier und marschirte heute früh um 8 Uhr ab nach Frauenstein. Seit dem Jahre 1866 war hier keine größere Einquartirung und wurden demzufolge die Mannschaften von den Bürgern freudig begrüßt und gewiß allerseits gut verpflegt. Dresden. König Albert und Königin Karola haben sich am Montag nach Jagdschloß Wermsdorf begeben, wohin Prinz Georg am Dienstag nachfolgte. Während nun die Königin an letzterem Tage zurück kehrte, werden der König und Prinz Georg erst am Freitag nach Dresden zurückkehren. Schandau. Bor ca. 9 Wochen wurde in Rein hardtsdorf der 6jähr. Sohn des Bruchmeisters Röllig von einem tollen Hunde gebissen. Dieser Tage ist nun der unglückliche Knabe erkrankt und soll nach dem Ausspruche des Arztes die Tollwuth zum Ausbruch gekommen sein. Meißen. Seiten des konservativen Vereins für den Amtsbezirk Meißen ist nunmehr als Kandidat für den diesseitigen Reichstagswahlkreis, welchen bislang der Rittergutsbesitzer und kgl. Kammerherr v. Carlo- witz auf Proschwitz vertrat, der Rittergutsbesitzer und kgl. Kammerherr Major a. D. Frhr. v. Friesen auf Rötha, welcher sich zur Annahme eines Mandats als Reichstagsabgeordncter bereit erklärt hat, für die im nächsten Jahre stattfindende Reichstagswahl aufgestellt worden. Areiberg. In seiner letzten Sitzung hat der Stadt rath beschlossen, die Anleihen von 1872 und 1880 im Restbeträge von rund 1,340,000 M. per I. April 1887 aufzukündigen, sobald ein definitiver Abschluß über eine neue Anleihe von 2,000,000 M. vorliegt, eine neue Gesammtanleihe zu 3'/» Prozent in Höhe von 2,000,000 aufzunehmen und Herrn Bürgermeister