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Das Arbeitsvrogramm des Vorbereitenden Aus schusses für die Abrüstungskonferenz sieht für den Ab schluß der ersten Lesung nach Mitteilung des Vorsitzenden vor, daß ani Donnerstag die Frage der Secrüstungen, der allgemeinen Grundsätze für die Ein richtung einer Kontrolle und die noch ofsenstehenden Restpunkte behandelt werden sollen. In der Osterpause soll das vorliegende Ergebnis vom Bureau zusammen- gestellt und zum Abschluß der ersten Lesung in der Woche nach Ostern dem Ausschuß vorgelegt werden, der nach Genehmigung dieses Berichtes für unbestimmte Zeit auseinandergchen wird. Das Datum der zweiten Lesung soll später bestimmt werden. Zu dieser Meldung, die in etwas verklausulierter Weise den vorläufigen Abbruch der Genfer Abrüstungs- Verhandlungen wiedergibt, wird uns von besonderer Seite geschrieben: Politische Prophezeiungen von sich zu geben, ist in manchen Fällen wirklich nicht schwierig, wenn man sich nur den Kopf von überflüssigen Schlagwörtern frei hält. So war es auch weiter nicht schwer, vorauszusagen, daß die Abrüstungskommission des Völkerbundes, die dazu be stimmt war, eine große internationale Abrüstungs konferenz vorzubereiten, ergebnislose Arbeit keiften würde. Und das ist nun eingetreten; über die Frage der Abrüstung zur See ist die Kommission endgültig gestolpert, weil England, Italien und Amerika selbst den sehr weitgehenden französischen Kompromißvorschlag ablehnten, in dem eine Veröffentlichung der Gesamt- tounage, der die vertragschließenden Parteien für ihre Sicherheit benötigen, durch Mitteilung an den Völkerbund vorgesehen war. Sogar so weit war der französische Vor schlag gegangen, daß innerhalb der benötigten Gesamt- ionnage jeder Staat Kriegsschiffe bauen könne, wie er wolle. Gerade daran stieß sich aber England, und wenn Lord Cecil den Standpunkt seiner Regierung dahin er- täuterte, es sei ihr unmöglich, zuzugestehen, daß ein Staat etwa die für ihn festgesetzte Gesamttonnage ausschließlich für den Bau einer einzigen Schissskategorie verwenden würde, so weiß man, was dahintersteckt: Frankreich würde seiner maritimen Lage entsprechend vor allen Dingen den Bau von Unterseebooten betreiben. Man hat lllso die Beratungen zunächst einmal auf u n b e st i m m t e Zeit vertagt und will nur noch schnell die Fragen der Beschränkung der Luftrüstungen erledigen. Was die Kommission bisher geleistet hat, rst aber herzlich wenig und verliert überhaupt jede Geltung, da angesichts des Auffliegens dieser vorbereitenden Kom mission an den Zusammentritt einer eigentlichen Ab rüstungskonferenz, deren Beschlüsse er zu zwingendem Völkerrecht werden würden, vorläufig gar nicht zu denken ist. Der zweite Versuch also, den die Vereinigten Staaten gemacht haben, um eine Rüstungsbeschränkung herbeizusühren, ist wiederum gescheitert. Und was die Kommission beschlossen hat, ist nicht bloß dem Umfange nach nur gering, sondern über dies noch so unbestimmt, daß es zu erheblichen Ausein andersetzungen gekommen wäre, wenn sich überhaupt eine Abrüstungskonferenz hätte zusammenbringen lassen. Wiederum ist das Versprechen des Versailler Vertrages, daß die deutsche Abrüstung lediglich der erste Schritt zu einer allgemeinen Abrüstung sein würde, unerfüllt geblieben. An den Abrüstungsbestim mungen des Versailler Vertrages wird eisern festgehalten und unter dem Deckmantel einer internationalen Kontrolle der Rüstungen hat man in der Hauptsache nur eine Über wachung Deutschlands zu verstehen. So bleibt alles beim alten Zustand; auf der einen Seite das zwangsweise praktisch ganz abgerüstete Deutschland und rings um uns ein Wettrüsten, das ein immer schnelleres Tempo anuimmt. Gewiß ist auch das allgemeine weltpolitische Bild des Augenblicks einer För derung der Abrüstung nicht gerade günstig: die Ereignisse in China, vor allem die erhebliche Zuspitzüng der englisch- russischen Beziehungen macht nur allzu deutlich, daß das E n t s ch e i d e n d e d i e m i lit ä r i s ch e M a ch t ist, die ein jeder der konkurrierenden Staaten in die Wagschale zu werfen hat. Niemand, außer gezwungenermaßen Deutsch land, wird sich an die Beschlüsse halten, die nach endlosen Beratungen in der Genfer Abrüstungskommission zustande gekommen sind Stärker als alles pazifistische Wollen und Wünschen spricht die Wirklichkeit. Ganz unverhüllt hat das Lord Cecil mit den Worten ausgesprochen, daß „der fran zösische Vorschlag nicht das Minimum an Sicherheit ge wahre das die englische Regierung wegen der auf ihr lastenden Verantwortung für große Landesgebiete fordern muffe." Ebenso hat das ganze Verhalten des französischen Vertreters, also des Sozialisten Paul-Boncour, der sich stolz rühmt, der Vater des neuen gewaltigen Rüstungsplanes Frankreichs zu sein, immer und immer wieder bewiesen, daß dieses Land gar nicht daran denkt, auch nur das ge ringste feiner militärischen Kraft dem Gedanken der Welt- adrüstung zu opfern. Enttäuscht werden konnte von diesem Ausgang der Kommissionsarbeiten nur, wer immer noch nicht hat er kennen wollen, daß trotz aller Phrasen lediglich die Macht es ist, die die Welt regiert. Pessimismus in Frankreich. Diese Ausführungen unseres Mitarbeiters werden be- MMznsmmvhW im Arm Wz. Mobilisierung in Iapan. SehrernsteLageinChina. Die Vorgänge in China rufen jetzt auch in Japan starke Nervosität hervor. Die Tokioter Presse vertritt die Meinung, daß infolge des gegenwärtigen Standes der Be ziehungen zwischen Moskau und Peking eine sehr ernsteLage entstanden sei, durch dieIapan vielleicht in Mitleidenschaft gezogen würde, wenn auch Mos kau wohl nicht eine Entscheidung durch Waffengewalt suchen werde. Wie nervös man in Tokio geworden ist, geht daraus hervor, daß weitere vier japanische Tor pedobootszerstörer angewiesen worden sind, sich zur Ausreise nach Schanghai bereitzuhalten. Der Sonderberichterstatter des „Daily Telegraph" meldet aus Schanghai: Die Haltung der Japaner bean sprucht das stärkste Interesse, da alle Anzeichen auf eine allgemeine Mobilisierung des japanischen Heeres Hinweisen. Der Berichterstatter fragt, ob man eine offene Kriegserklärung gegen Rußland erwarten müsse oder ob die mobilisierten Kräfte nur für eine Ver änderung im engeren Rahmen bestimmt seien. Die japa nischen Einwohner in Hankau sandten ein Ultimatum an ihre Negierung und forderten, daß eine Expeditionsstreit- krast sofort abgeschickt werde, um das ihnen zugefügte Unrecht zu sühnen. Der Korrespondent schließt: Die allernächsten Wochen werden Ereignisse von größterBedeutungim Fernen Osten sehen. Gleichsam, um diese Prophezeiung zu bestätigen, weiß der „Daily Telegraph" weiter aus Peking zu melden, daß große japanische Verstärkungen in der mandschurischen Eisenbahnzone eingetroffen sind. Nack einer Meldung der „Daily Mail" werden große russische und chinesische Trup penkontingente an der sibirischen Grenze zusammen gezogen. G Ispsn ckrobt kußlanck mit kingreilen. Paris, 12. April. Der japanische Generalkonsul in Schanghai erklärte dem Vertreter der Havas-AgeMuc gegenüber, daß infolge der Sowjet-Note die Spannung zwischen Rußland und China in der Mandschurei, wo die Bevölkerung keine ein heitliche sei, zu schweren Folgen führen könne. Für den Fall, daß der Ausbruch eines Krieges, der von nun ab in Erwägung gezogen werden müsse, zu Unruhen führen sollte, werde sich Japan zwecks Herstellung der Ruhe zum Eingreifen genötigt sehen. Der Generalkonsul erinnerte sodann an die bestehenden Verträge, die es den Sowjetvertretern verbieten, kommunistische Propaganda zu treiben. Japan könne gegenüber der Bolschewisierung Chinas nicht indifferent bleiben. Die jvpam'che Regierung verfolge die Entwicklung der nationalen Bewegung in China mit Wohl wollen. Sie werde aber einen bolschewistischen Einfluß auf diese Bewegung nicht zugeben, da ein solcher Leben und Besitz der Japaner in China gesährde. Die Nsie an China» Dls lm Namen der Regierungen Amerikas, Groß britanniens, Frankreichs, Italiens und Japans von ihren Konsularvertretern in Hankau Tschen gestellten Bedingun gen für eine schnelle Regelung der durch die gegen ihre Untertanen von nationalistischen Truppen in Nanking am 2-1. März begangenen Verbrechen geschaffenen Lage sind folgende: 1. Angemessene Bestrasung der sür die Morde, persönlichen Verletzungen, unwürdige Behandlung und angerichteten Materialschaden Verantwortlichen Truppen kommandeure, ebenso aller Personen, die nachgewiesener maßen darin verwickelt sind; 2. eine schriftliche Entschuldigung des Ober befehlshabers des nationalistischen Heeres einschließlich einer ausdrücklichen schriftlichen Verpflichtung, sich aller Formen der Gewalt und Agitation gegen Leben und Eigentum von Ausländern zu enthalten; 3. vollständige Wiedergutmachung sür persön liche Verletzungen und angerichteten Materialschaden. Wenn die nationalistischen Behörden nicht zur Zufrieden heit der interessierten Regierungen ihre Absicht bekunden, dieftn Bedingungen schnell nachzukommen, werden sich die erwähnten Regierungen gezwungen sehen, die Maß nahmen zu ergreifen, die sie für angemessen halten. * Keine Näumungsabsichten der China deutschen. Die Nachrichten, daß die Deutschen in China einzelne Plätze im Innern, insbesondere in Hankau, zu räumen gedächten, entsprechen nicht den Tatsachen. Nach Tele grammen, die beim Ostasiatischen Verein Hamburg- Bremen aus Tsinanfu, der Hauptstadt der Provinz Schan- tung, und aus Schanghai enrgelaufen sind, sind die Deut schen in Tsinanfu und Hankau vollzählig an diesen Plätzen geblieben und haben auch nicht die Absicht, diese Plätze zu verlassen. „Daily Mail" berichtet aus Peking: Die gelegeutlich der letzten Durchsuchung im russischen Botschaftsgebäude verhafteten Russen sind sreigelasfcn wor den. Der Stab der russischen Botschaft fährt am Sonn abend nach Rußland ab. * Der Eindruck der Nanking-Note in der Pekinger Fremdenkolonie, London, 13. April. Nach einer Tim-es-Meldung aus Peking Hot die Nole der Mächte an die chinesischen Behörden wegen der Vorfälle in Nanking in Kreisen der Pekinger Fremden- kelvnie ziemlich enttäuscht, da man allgemein schärfere Bedingun gen erwartet habe. Die Schwäche der internationalen Proteste werde houptsiichlich sür den Zusammenbruch der Stellung der Ausländer in China verantwortlich gem-zcht. Man sei der Auf fassung gewesen, daß die Nankinger Vorfälle den Mächten eine gute Gelegenheit gegeben hätten, den verlorenen Boden zurück- zugewinnen. W- stätigt durch ein Pariser Telegramm, in dem yervor- gehoben wird, daß man in französischen diplomatischen Kreisen mit dem Verlauf der Genfer Abrüstungsverhand lungen unzufrieden ist. Man hegt kaum mehr die Hoff nung, daß es gelingen wird, eine Formel für die Ein berufung der endgültigen Abrüstungskonferenz zu finden. Ja, wenn selbst noch diese Möglichkeit offenbliebe, zögert man nicht, zu erklären, und dies vielleicht aus taktischen Gründen, daß mit einer Vertagung der Ab rüstungskonferenz auf unbestimmte Zeit zu rechnen sei. Die Schuld hierfür wäre nach Ansicht Frankreichs England zuzuschieben, das unter dem Schutz von Italien es ablehne, den französischen Vorschlag über die Beschränkung der Seestreitkräste anzunehmen. Frank reich könnte aber unter gar keinen Umstünden zulassen, daß eine Abrüstungskonferenz einberufen werde, die nicht gleichzeitig die Frage der Beschränkung der Luft-, See- und Landstreitkräfte behandelt. Infolgedessen sei zu er warten, daß die nächste Völkerbundratstagung die Ab rüstungsverhandlungen auf unbestimmte Zeit vertagen werde. Die feierliche Begrüßung der „New Nock". Ungewöhnliche Ehrungen. Dem Hapagdampfer „New Uork" fuhren bei seiner Ankunft im Newyorker Hafen die Gattin des Oberbürger meister Walker und Botschafter Maltzan entgegen. Als sie das Schiff bestiegen, spielte die Kapelle die ameri kanische und die deutsche Nationalhymne. Alle Hafenfahr zeuge und Hudsondampfer hießen den einlaufenden Dampfer mit lautem Sirenengeheul willkommen. Das Feuerlöschboot aab einen Wafferialut ab. Eine nach Lausenden zählende Menschenmenge säumte die Ufer vou Brooklyn und Manhattan und die Fenster der Wolken kratzer waren dicht besetzt, als die „New Pork" bei wolken losem Himmel und hellstem Sonnenschein von der Quarantänestation aus dem Hudson zur Anlegestelle fuhr. Am Pier kam auch Oberbürgermeister Walker an Bord. Bei dem darauf folgenden Festakt in der Empfangshalle der Hapag gab Oberbürgermeister Walker seiner Freuds über die Ankunft der „New Z)ork" Ausdruck und bezeich nete es als eine große Ehre, daß die Hapag ihr neues Schiff nach der Stadt Newyork genannt habe. Hierauf überreichte der Oberbürgermeister als Geschenk ein Niesen- gemälde von Newyork. Der ehemalige Reichskanzler Cuno dankte namens der Hapag. Ferner sprachen Botschafter v. Maltzan, Victor Nidder sowie ver schiedene andere Redner. DerAWorienSettügSlentOaudewlen Die Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Die gleichzeitig in Berlin, in Hamburg und in Köln begonnenen Ermittlungen betreffend die Betrügereien und Fälschungen auf dem Gebiete der Zigarettenfabrikation haben einen solchen Umfang angenommen, daß beim Land gericht l in Berlin ein Sonderdczernat eingerichtet wurde. Die Nachforschungen sind noch keineswegs abgeschlossen. Es handelt sich um Fälschungen von gangbaren bekannten Zigarettenmarken sowie um Fälschung von Zigaretten- bauderolen. Von den in Berlin verhafteten Personen sind einige, wie Georg Lübeck, aus der Untersuchungshaft wieder entlassen worden. Von Artur Krakauer, den-. Inhaber der Fabrik „Dilia", der noch in Untersuchung -' tzaft sitzt, ist feftaeftellt worden, daß er durch drei Gebrüder