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Wchttitz-MiliT r Donnerstag, dm 29. November 1894. 60. Jahrgang Nr. 139 n - Rittergut Mühlbach ist von der Militärverwaltung bereit» in eigene Bewirthschastung übernommen worden und eS sollen während des Winters Einrichtungen ge troffen werden, die es srWglichen, schon im nächsten Frühjahr dreijährige Remonten dort einstellen zu können. Das Rittergut Adelsdorf wird erst am 1. April 1896 von der Militärverwaltung übernommen werden; die nöthigen Umbauten erfolgen jedoch schon im nächsten S immer, sodaß Adelsdorf vom Frühjahr 1896 an mit Remonten besetzt werden kann. — An die Besichtigung dieser Rittergüter schloß sich noch eine Besichtigung deö RemontedepotS Kalkreuth, welches nunmehr zum zweiten Male mit 450 Remonten besetzt worden ist. — Das kgl. Landgericht Dresden verhandelte am 27. November gegen den Bolksschullehrer Johann Georg Hansch wegen Körperverletzung und Uebertretung einer BerusSpslicht. Da der Angeklagte leugnete, so hatte sich die Borladung von 13 Zeugen nothwendig gemacht. Hansch ist am II. Januar 1860 hier ge boren und seit 1883 Volksschullehrer in Glashütte. Im Jahre 1890 wurde der Angeklagte von dem Schöffengerschte Lauenstein mit einer Geldstrafe von 3 Mk. belegt, da er einen Knaben so heftig geschlagen hatte, daß diesem die Backen angeschwollen waren. Hansch hat später wiederholt von der AmtShauptmann- schäft Dippoldiswalde und auch von der Schulinspek tion wegen unangemessener Behandlung der Schul kinder Rügen erhalten. Am 15. Juli v. I. legte Hansch hiergegen bei der Kreishauptmannschaft Be schwerde ein, dieselbe ist jedoch verworfen worden. Nach jener Zeit ist wiederum gegen Hansch Anzeige wegen schlechter Behandlung eines Kindes erstattet worden. Am 20. Jan. d. I. ist von der vorgesetzten Behörde deS Angeklagten erwogen worden, ob er nicht wegen unangemessener Behandlung der Schulkinder zu entlassen sei. Schließlich ist ihm am 17. Febr. d. I. durch den BezirlSschulinspektor Richter die ernste Mißbilligung deS Kultusministeriums bekannt gegeben, worden. In dem heutigen Falle ist Hansch angeklagt, am Morgen deS 5. Mai d. I. seine damalige Schü lerin, die noch nicht 8 Jahre alte Frieda Martha Sterl, während des Schulunterrichts mit der Hand gegen die Backen, sowie mit einem Lineal auf die Hände und den Kopf geschlagen, sich hierdurch der körperlichen Mißhandlung und zugleich der Uebertretung einer BerusSpslicht schuldig gemacht zu haben. Wie die Eltern des Kindes heute bezeugten, ist dasselbe nach Schluß deS Unterrichts nach Hause gekommen, Hal geschwollene Backen gehabt, über Kopfschmerzen geklagt und gesagt: „Ich habe tüchtige Schellen von Hansch erhallen, da ich nicht gewußt, wie viel 1 mal 4 ist!" DaS Kind hat in der darauffolgenden Nacht un ruhig geschlafen, die Kopfschmerzen sind heftiger ge worden und am 9. Mat ist die Kleine gestorben. Hansch behauptete heute, er habe am 5. Mai die kleine Sterl nicht angerührt, er habe Feinde in Glashütte und diese hätten die Eltern der kleinen Sterl erst ausgehetzt, wie bereits in den früheren Fällen, Anzeige gegen ihn zu erstatten. Die Kleine ist nach jenem angeblichen Vorgänge in der Schule bis zu ihrem Tode von einem Arzte nicht behandelt worden. Hansch mußte heute zu geben, daß er in der Schule oft mit Ohrfeigen strafte, da seine Schüler theil» unbotmäßig seien. Der An geklagte konnte nicht in Abrede stellen, daß er die kleine Sterl, da sie nicht gut begabt und immer sehr zerstreut gewesen sei, früher öfters geschlagen habe, er bestritt dahingegen, daß er die Kleine seit 14 Tagen vor ihrem Tode angerührt habe. Das Gericht hielt den EchuldbewetS nicht für erbracht und erkannte des halb auf Freisprechung. — DaS am 7. ds«. MtS. in Pieschen verbrannte Schiff wurde am Bußtage vom Dampfer „Aussig" nach dem linken Elbufer bugflrt und dort beschäftigt man sich, vermittels zweier Bockwinden das Wrack Verantwortlicher Redacteur: Dstul Ikhnk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem .Hllustrirterr UnterhaltuugMatt". Mit land- und hauStvirlhschaftlicher Monat-beilage. Blattes eine sehr wirb same Verbreitung, sind«^ werden mit 10 Psg. di« Spalterueile oder d««U Raum berechnet. — Ta bellarisch« und eomplicirte Inserat« mit entspreche» dem Aufschlag.—«Lae- sandt, lm redaktionell« Lheile, die Spaltenzetle «MS- Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach dem Volks-Aberglauben gehört der AndreaStag zu den gesegneten Zeiten deS Jahres, namentlich für junge h eirathslustige Mädchen und Männer. Die Träume, welche die Schlummern den in der Nacht vom 29. zum 30. November um gaukeln, gehen sicher in Erfüllung, ehe Eanct Andreas wieder erscheint, mögen sie durch künstliche Mittel er regt worden sein oder sich von selbst eingestellt haben. Schon manchem liebedürstenden Herzen soll auf diese Weise die dunkelverschleierte Zukunft in klarem Lichte erschienen sein! Im Elsaß sucht man in der Andreas - nacht verborgene Gewässer auf, hoffend, in ihrem Spiegel das ersehnte Bild des zukünftigen Geliebten oder Gatten zu schauen. An anderen Orten sucht man durch Bleigießen, Werfen von Fruchtschalen, aus brennenden Lichtern in schwimmenden Nußschalen und durch andere Spiele, wie sie auch bei uns an den langen Winterabenden gebräuchlich sind, den Schleier der Zukunft zu lüsten. Dem Landmanne ist das Wetter deS AndreaStageS bedeutungsvoll für die Ernte deS nächsten Jahres. Er sagt: „Sanct Andreas Schnee, thut dem Korne weh." Nach Sanct Andreas hat der Tag seinen Namen erhalten, weil die katholische Kirche ihn, den Bruder des Petrus, als einen Heiligen ver ehrt. Er hat den Skythen und anderen wilden Völkern das Evangelium gepredigt, sich längere Zeit in Nord- Griechenland und EpiruS aufgehalten und schließlich soll er einen Bischofssitz in Patras gegründet haben. Als Bischof sei er am 30. November deS Jahres 70 vom Richter AegeaS an ein Kreuz mit schräggestellten Armen geschlagen worden. In Schottland gilt er als der Schutzheilige deS Landes, und die Ruffen verehren in ihm den Apostel, der ihnen zuerst die Lehre Christi verkündigt hat. — Wir machen darauf aufmerksam, daß nach ß 1 der Verordnung vom 11. April 1874, die Beobachtung der geschlossenen Zeiten in polizeilicher Hinsicht betreffend, sowohl öffentliche Tanzbelustigungen, als auch Tanzbelustigungen geschloffener Gesellschaften bis zur letzten Woche vor dem Weihnachtsfeste, vom ersten Weihnachtsfeiertage einschließlich desselben zurückgerech net, mithin in diesem Jahre bis mit Dienstag, 18. De zember, abgehalten werden dürfen. Die Abhaltung von Concerten und theatralischen Vorstellungen ist da gegen auch in der letzten Woche vor dem Weihnachts feste gestattet. — Für rechtzeitiger Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bet dem Mühlenbesitzer Weichelt in Reichenau, am 18. Octo- bey d. I., hat die König!. BrandversicherungS-Kammer der Spritze der freiwilligen Feuerwehr zu Frauen stein 30 Mk. und der Spritze der freiwilligen Feuer wehr zu Nassau 25 Mk. Prämien bewilligt. Schmiedeberg. Nächsten Sonnabend, Nachmittag» von 5—7 Uhr, findet hier eine GemeinderathS - Er- gänzungSwahl statt. Hänichen. Kommenden Sonnabend findet für die gesummte Knappschaft im Poffendorfer Gotteshause Abendmahlsfeier statt. Die damit verbundene Kirchenparade setzt sich vom WilmSdorser Berglust schachte nach dem GotteShause zu in Bewegung. TagS darauf, Sonntag, findet in den Räumen der Goldenen Höhe da» übliche Bergfest für unsere Knappschaft statt. Wilmsdorf. Wiederum hat die Diphtheriti- bet uns ein Opfer gefordert. Am Sonntag starb der im 14. Lebensjahre stehende v Sohn des Bergarbeiters Barth an dieser tückischen Krankheit. Der wohlgesittete Knabe, welcher Ostern 1895 konfirmiert werden sollte, wird allgemein betrauert. Dresden. Kriegsminister v. d. Planitz begab sich am Sonnabend voriger Woche mit mehreren höheren Offizieren nach den Rittergütern AdejlSdorf und Mühlbach, welche vor Kurzem vom Kriegsministerium Zu Remontedepotzwecken angekauft worden sind. Da ¬ näher an» Land zu bringen, um die RäumungSarbeiten vornehmen zu können und da» Wasser auSplpumpen. Da der Boden des Schiffe», sowie die eiserne» Rippe« noch erhalten sind, soll dasselbe vermittels eine» Dampfers nach der Werft geschleppt werden. Volle Petroleumfäffer find keine mehr im Wrack. Oederan. In der letzten Sitzung de» hiesige« Stadtverordnelencollegiums wurde die RathSvorla«, betreffend die Erbauung eine» Schlachthofes in hie siger Stadt, abgelehnt. Döbeln. Von den Ueberschüffe« der hiesigen städtischen Sparkasse art» dem Jahre 1893 können im Jahre 1895 für gemeinnützige Zwecke 71367 Mk. verwendet werden. Die Vertheilung dieser Summe wurde in folgender Weise vom Stadtrath beschlossen: 11000 Mk. für die öffentliche Straßenbeleuchtung, 30000 Mk. für Neupflasterung städtischer Straßen (bezw. Pflasterung des oberen Theile» der Bahnhof straße bis zur Echlachthofgrenze oder auch Herstellung der Burgstraße), 900 Mk. für eine zweite Bedürkniß- anstalt an der KönigSstraße, 600 Mk. für das Stabs- Theater, 600 Mk. für die hiesige Gemeindediakonte, 3000 Mk. für die Bauschule, 15000 Mk. für die Schulkaffe, 800 Mk. für städtische Festlichkeiten und Stadtrepräsentalion rc. Die vom Stadtrath vorge schlagene Verwendung-4»nd die Onftimmnng de» Kollegiums, dasselbe behielt sich aber die endgiltige Genehmigung der Posten von 30000 Mk. (Pflasterung ober Straßenbau) und 900 Mk. (Bedürfnißanstalt an der KönigSstraße) bis zur Vorlegung der bezüglichen Projekte vor. — Vom Stadtrath Eyfrig ist im Auf trage des Rathes der Entwurf zu einem Ortsstatut über pneumatische Grubenräumung fertig gestellt worden. LeiSnig. Am Freitag Mittag wurde im nahen Beiersdorf ein junges Mädchen, die Näherin Eulitz, von einem jungen Mann aus Unvorsichtigkeit mit einem sogenannten Teschin in den Hals geschossen. DaS kleine Projektil ist im Kehlkopf sitzen geblieben und konnte bisher nicht entfernt werden. Wurzen. Die hiesige Dampfmühlen-Sctiengesell- schast ist durch die Flucht ihre» DirectorS, der unter Hinterlassung großer Schulden geflüchtet ist, in Ungelegenheiten gerathen, die aber für das Unter nehmen selbst nicht von weiterer Bedeutung sind. Dem Betreffenden war von Seiten der Gesellschaft bereit gekündigt worden. ' Borna. Der „Breite Leich", welcher an und für sich eine Zierde unserer Stadt ist, hat einen neuen Schmuck, einen Springbrunen, der sich in der Mitte des Teiches befindet, erhalten. Bei der probe weise» Inbetriebsetzung entsandte die Fontaine einen gegen 15 m hohen Wasserstrahl, welcher kerzengerade in die Höhe stieg. Leipzig. Der Bau des neuen Reichsgerichts ist in ein sehr interessantes Stadium getreten. Die Bildhauerarbeiten im Aeußeren haben in der letzten Zeit grobe Fortschritte gemacht. An der Hauptfront ist das große Giebelfeld vollendet worden, in dessen Mitte die ernste Gestalt der Justicia thront. Zwei Knaben halten das Gesetzbuch und das Liktorenbündel, während zu beiden Seiten die bestrafende und frei sprechende Thätigkett der Justiz in Figurengruppen zur Anschauung kommen. Die beiden seitlichen Kaiserthürme werden noch reichen Skulputurenschmuck erhalten, in die zwei Nischen werden die von Otto Lessing modelltrten Statuen der Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. zu stehen kommen. Die Modelle hierzu sind fertiggestellt. An der nach dem Gewandhaus zu gelegenen Fassade steht man in dem Giebel über dem Festsaal zwei jung fräuliche Gestalten, welche den HauSaltar festlich be kränzen. Darüber ist eine Gruppe, die Gastfreundschaft darstellend, in diesen Tagen vollendet worden. Die Hinterfront nach der Amtshauptmannschaft zu ist nahezu vollständig abgerüstet, die Giebelgruppen, welche aus die alttestamentarischen und die römischen Gesetze hin- erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich S4 Pfg., «inmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postqn- «alten, Postboten, sowie Vie Agenten nehm« Be- Amtsblatt fiir die Königliche Umlsdauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte und die KtadtrLthe zu MppokdiswLlde und Irauenstein