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72. Jahrgang. ^177 Sonnabend- 14. April 1928 »ratiiiniickiriNi ««chrtchte» »«».n, tz-rnivr-chrr-kammeinunimer: 28 2^1 «m IM NachtgkivrLklic: 20 011 vom >. dl« r». «PNI wr» de, laallltl »wnmauaer ZuIlcUung irrl va, <)tzgUZS'1NtzOUl)5 Poftbejugsorci» litt Monat Avnl » Marl odne Posttullollungtnebühr. «rlnjklnummkr t» «lrnni« Nuueriiait, Irc.drn» l» Vik«nt«. Die Unreinen werden nacki Swldmar! berechne! die »inwalline so mm brelle geile e>t^,„!„„»,.er>„„!t». »» Pin., t>rr autwilri» «a Plg. gamilienanreinen und Eieilenneluche ohne Rabatt ,s Pia., außerhalb iS PIn„ dlc v» mm ineile Re»ame»ei>k s»o Pin„ auberhald i»0 Pin. cllcrienoebühr »o Pia. Lubwättiae AuIlrLge «eacn «orau«be,ahluna. Echriltleitung und -auptaelchbflistelle: Marlenilraii» 38/.2 Druck und Beriaa von rttevich ck RelchardI in Dresden Posticheck-iionw 1OSS Drr.de« Rachdruck nur Mi« deuilicher Quell nanaobe <»Dre«dner Rachr."! 'Nliiiiia. — »nnerianale Eck'N'Nlitae werden «rchl -„'bemal,rt. .Ib.t t.u.tUttnitititunt u..t.t..t.:':t.':.ttLt...pu'«tttttttttnu.r.inn„t...jj Sonnsbsnci IIsfLdsmI lies lltSSllllkfkezellselisst ^uropsiiof ....... «7» ' INiL» -.U.H rr:7.v"-77nnn^ , i r " Noch keine Gewißheit über die „Bremen" Die Nachrichten von der Sichtung und Landung in Amerika waren übereilt. Eine Flul von Falschmel-nngen. Entgegen einer Anzahl von Meldungen, die in den späten Abendstunden des Freitag von der Anknnst der „Bremen" über Nenyork und sogar von ihrer Landung wissen wollten, ist bis L Uhr nachts über das Schicksal des Flugzeuges und der deutschen Ozcanslicger nichts Sicheres bekannt geworden. Die erste» hvsfniingsvvllen Nachrichten über das Gelingen des Fluges, die in ganz Deutschland schon Freude und Begeisterung erweckt hatten, gründeten sich zunächst ans eine Beobachtung an der amerikanischen Küste, über die fol gende Meldungen verbreitet wurden: Rcuyork, 18. April. Nach hier vorliegenden kanadischen Maiincmeldungcn ist gegen 10,80 Uhr amerikanischer Zeit slii.'lü Uhr mitteleuropäische Zelts ein Flugzeug in west- südwestlicher Richtung über Kingsport im Reuschottland gesichtet worden. Die SichtUHg der „Bremen" ersolaic durch, Kapitän Barkhouse vom kanadischen Negicrungsbampfer „ArraS". Nach der KingSporter Meldung kann kein Zweites mestr sein, das, somit die „Bremen" das aincrikaniswz: Festland erreicht hat. Die Entfernung Kinqsport—R"un«f. k beträgt in der Luftlinie nicht ganz 700 Kilometer, so dsiß die Flieger bisher rund 4S00 Kilometer ihres Fluges zuriick- gelcgt haben. Diese Nachricht hatte in ganz Amerika ungeheuren J-iLel ansgclöst und die Gewißheit von dem Gelingen des deutschen ttiitcrnchnieiiS verbreitet, um so mehr, als auch von andleren Orlen, sv um 7,45, Uhr abends v v n B v st o n gemeldet n/urde, dos, ei» hochslicgciidcs Flugzeug, das man für die „Br-men" hielt, gesichtet worden sei. In Nenyork setzte aus diese s tunde bin eine wahre Bölkcrivandernng zu dem Flugplatz Mitchcl- Ficld ein, wo die deutschen Flieger mit Spannung in jeder Minute erwartet wurden. Kurz daraus, um 8.45, Uk,r, ver breitete WTB. denn auch die Mitteilung von dem Elntresscii -er „Bremen" über Neunork mit folgendem Wortlauts Emden, l8. April. Begleitet von einem za//,lrctchcn Fliigzriiggeschivadcr ist die „Bremen" über Ncrmork ge sichtet worden. Die Funkstatio» Nvrddcich meldet in einem Fiinksvruch an alle, dast die „Bremen" 20,30 ltz'zr mittel europäischer Zeit in Mitchcl-Ficld ciiigctswsfcn ist. Dann aber verharrten Kabel und Funk stun/senlang in Schweigen. Die mit Spannnng erwartete Meldung von der Landung blieb anö, so das, die Warnung des Ncv yorker Ver treters der Tclegraphen-Union, dast der NoiMeichcr Mel dung gegenüber gröstte Borsicht geboten sei, sich immer mehr als berechtigt heranöstclltc. Auch eine weitere R olfs-Meldung, wonach der Dampfer „Dresden" die Landung der „Bremen" mitteiltc, konnte nicht als Bestätigung gellen. Allmählich verbreitete sich auch bei der tauf dem Ncn- yorker Fingplatzc nngednldig wartenden M-lngc die Ucbcr- zengnng, das, die verschiedene» Nach.ichtcn Ü7»cr die Sichtung der „Bremen" unzntrcssend waren. Um 11 Uhr abends wurde von Nenyork gekabelt, dast die L/nkündignng der „Associated Preß", die „Bremen" habe Rtuschottland über- siogcn, einfach erfunden sei. Tatsäck/lich lagen bis z« dieser Stunde in Nenyork keine absolut bv/lanbigten Meldun gen über die Beobachtung der einslicgepchen „Bremen" vor. Auch die erste Meldung von dem Kapit/in eines kanadischen NegiernngsdampserS, Barkhouse. hat koä/nc andere Beglaubi gung ersahicn. Man ist deshalb In Nenyork wegen des Aus bleibens positiver Nachrichten etwas be.unr»higt, trotzdem er hält sich aber die leidenschaftliche Zuversicht, daß die „Bremen" in de« nächsten Stunden in Mitchcl-Ficld landen werde. P!it den Amerikaner« hofft auch das ganze deutsche Volk, dast dw nächste» Stunden günstigen Bescheid Uber das Schicksal der ,.Bremen" und ihrer Piloten bringen mögen. Auf -er Suche nach -er ..Bremen". Concord sRcwhampshires, lg. April, 6,54 Uhr lamertka- nischer Zeitj. Der Flieger Robertson startete nach Old O/echard sMaines, um nach der „Bremen" zu suchen. iWTB.) Das -rutsche diplomatische Korps in Mitchet-Field. Nenyork, 18. April. Die Angehörigen der deutschen Bot, 'schast nud des deutschen Konsulats sind heute nachmittag um < 8 Uhr aus dem Flugplatz Mitchcl-Ficld cingctrossen. Aus dem Flugplatz sind bereits drei amerikanische Flug zeuge zur Begrüßung der .Bremen" fertiggcmacht. Die Motvre» sind bereits in Gang gesetzt. Es herricht in Nruyvrk wunderschönes Frühlingswettcr. Schon in den frühen Morgenstunde» bewegten sich ans den ZnsahrtSstrastcn zum Flugplatz Mitchcl-Field unzählige Automobile mit Neugierigen, die Augenzeuge der Landung der „Bremen" sein wollen. Verstärkte Aufgebote von Schutzleuten ans Motor rädern überwachen die Abwicklung des Verkehrs. Der Flug- platz selbst ist seit 8 Uhr früh von starken Militär- und Polizei posten umstellt. Das Betrete» des eigentlichen Flugfeldes ist nur Besuchern mit besonderen Ausweisen gestattet. Tausende von Menschen warte» geduldig hinter de» Abspcrrnngskettc». Die Z»scha»cr sind znm grvstcn Teil Deutsche und Iren. Aus dem LandnngSplatze selbst erteile» Offiziere die letzten Be fehle an die Mannschaften In Nenyork und in den andere« Städten der Bereinigten Staaten bildet der Ozeanslug des Hanptmanns Köhl das Stadtgespräch. DaS Schwesterslugzeng der „Bremen" ist mit der Tochter des Prof. Junkers. Frl. Hertha Junkers, der „Bremen" entgegcngcslogen. Wie bekannt geworden ist. beabsichtigt Hauptmann Köhl und seine Begleiter, vor der Landung 15 Minuten das Flug feld zu umkreisen und Grüstc abzuwcrsen. Der Nenyorker Oberbürgermeister Walker erklärte, dast die Stad« Rcuyork den deutschen Fliegern den aröstten Empfang bereiten werde, der überhaupt nur denkbar sei, denn cs handle sich bei diesem Fing um die gröstte Leistung, die bis cher aus dem Gebiete des Flugwesens erzielt wurde. Der Kommandant des c r st e n A r m c e k o r p S- bczirks hat sämtliche Armceposten der Befestigungen in Nen-England gngewiesen, nach der „Bremen" schärfste Aus schau zu halten. Eine Kundgebung Professor Junkers. Berlin, 13. April. Professor Hugo Junkers hat nach dem Start der „Bremen", bevor noch die Meldungen von der Sichtung des Flugzeuges an der ameritaiiischcn Küste ein getroffen waren, folgende Botschaft an die amerikanische Presse gerichtet: „Während Köhl, Hünescld und Fitzmanricc abslicgcn, ist es mir eine Ehrenpflicht, ihnen mit dem herz lichen Grus, zu folgen, de» ei» Flieger dem anderen wünschen kann: „Glück ab". Sic habe» der Gefahr entgegengeschaut nnd mit kühler Ucbcrlegiing alles vorbereitet, was bei dem gegenwärtigen Stande der Technik möglich ist. Ihre Tat zeugt von grostcm Mut, ob cs ihnen gelingt oder nicht. Ich bewundere solche Menschen. Ale Pioniere der Luftfahrt setzen sie ihr Leben aufs Spiel, »m die Herrschaft des Menschen über die Elcincutc zu stärken. Eine solche mutige Tat bringt alle Mensche» näher zusammen in dem Bewußtsein einer ge meinsamen Einheit." DeuWe Pfadfinder vo/M französischen Kriegsgericht v//rur1eM. Mainz, i8. April. In den/» Beruf,ingsprozcs, gegen 15 deutsche Pfadfinder ans P r ü m iEiscls, der heute vor dem hiesigen französischen «rlegsger/i/ht ftattfand, stellte der Militärstaatsanwalt den Antrag, Len 81 Jahre alte» Haupt- siihrer z» 8» Lagen Gesängni/1 ohne Strasausschub «nd lliii Mark Geldstrafe zu vcrnrtq'/len. Er beantragte weiter ei, de» zweiten Führer und if/vet Unterführer je 100 Mark Geldstrafe. Demgegenüber verurteilte das Berufungsgericht den Hauptsührcr zu 15, Tagen /'Gefängnis ohne Strafaufschub bei sofortiger Vcrhastnng, den zweiten Führer zu 500 Mark Geldstrafe nnd die übrigen Angeklagten zu 100 Mark Geld strafe. Ein Polizeibeamtcr vurde srcigcsprochc». Die Pfadfinder wurden seinerzeit von der sranzösischen Behörde bei einem Nachtma/ ,ch beobachtet und unter Anklage Ntä rische Hebungen im de Tri - - gestellt, verbotene mil' letzten Gebiet abzuhalten. Da» Trierer Kriegsgericht ver- urteilte die Pfadfinder zu Gefängnisstrafen bis zu fünf Monaten und eine» deutsche» Polizcibeamten zu einer Ge- sängnisstrase von ctncin Jahre. Sowohl der MilttärstaatS- anivalt, wie auch der deutsche Verteidiger Dr. Führ legten gegen die Trierer Urteile Vcrusung et». In der heutigen BerilfungSverhandinng bestritt Rechtsanwalt Dr. Führ, dast die Uebiingen der Psadsindcrgruppe im besetzte» Gebiet etwas mit militärischen Uebiingen zu ty» hätten. Das Berusungs- gcrtcht bejahte die Anklage bezüglich der Leitung verbotener militärischer Hebungen und der Mitgliedschaft bei einer im besetzte» Gebiet verbotenen vaterländischen Vereinigung. Der Staatsanwalt las in seiner Anklagerede auch Bruchstücke a»S einem Führerbesehl der Psadsindcrgruppe vvr und versuchte daraus de» Beweis zu erbringe», dast austcr sportlichen Ver- anstaltuiigcn auch militärische Ucbnngc» stattgefundcn hätten. Zaleski in Rom. Der polnische Außenminister Zaleskt ist in Nom etngetrosfen. Nalionale Bünde und Wahlkamps. Der Aufmarsch der Parteien zum Wahlkampf hat be gonnen, und nach dem Wafsenfrieden der Osterzcit wird in den nächsten Tagen die Werbung um die Stimmen der Wähler mit ganzer Kraft und voller Leidenschaftlichkeit ein- ietzen. Auch die groben nationalen Bünde haben bereits ihre Stellungnahme zu den Wahlen und zu den Par teien formuliert. Sie war nicht auf einen so einfachen Gene ralnenner wie die der Linksorganisalionen zu bringen. Das „überparteiliche" Reichsbanner zieht als ausgesprochene Kampstruppe für die Sozialdemokratie in den Wahlkampf. Darüber täuschen heute alle Deklamationen und Prokla mationen nicht mehr mehr hinweg. Wenngleich auch die Nechtsverbände durch ihre Wendung zum Politischen eine ge wisse Annäherung an die Parteien als die eigentlichen Träger der politischen Betätigung vollzogen haben, io betrachten sie -te Parteien immer noch als „eine andere Welt". Aber die Wendung zum Politischen droht bereits die eigent liche Ausgabe der nationalen Bünde, die wir vor allem sehen in der Pslege des Gcmeinschaftsgedaiikens, auSgcdrückt beim Iungdo in der OrdenSform, aufgebaut beim Stahlhelm auf dem Fronterlcbnis, zu überwuchern. Der Stahlhelm und der Wehrwolf haben bekanntlich den Versuch unternommen, dnrch Verhandlungen mit einzelnen Parteien eine Reihe ihnen genehmer Persönlichkeiten oder sogar Kameraden an aus sichtsreiche Plätze zu bringen. Von einem Erfolg dieser Be strebungen hat man bisher noch nichts gehört. Vielleicht ist das gut so für den Stahlhelm und seine ideelle Sendung. Tenn ob der Einfluss der in den Reichstag lancierten Stahl helmabgeordneten die Fraktionen wie bas Senfkorn den Tancrtcig dnrchdringcn würde, ist sehr zweifelhaft. Es hieße dieMacht des F r a k t i o n i s m u s verkennen, würde man hier an ein Wunder glauben. Auch sollte das Schicksal der völkischen Bewegung ein warnendes Beispiel gegen bas Be- schrciten dieses Weges sein. Denn sobald lebenskräftige Ideen unter die parteipolitische Form gezwungen werden, fallen sie dem Tode anheim. Diese Gefahr hat der Iungdeutsche Orden erkannt »nd deshalb von vornherein darauf verzichtet, eigene Ver trauensmänner ins Parlament hineinzubringen, weil inner halb des ncndeulschen Parlamentarismus jede tätige Kraft sich ausreiben must. Der Verband hat sich sogar einige Zeit stark mit dem Gedanken getragen, mit der Parole der Wahl- enthaltnng „als dem Generalstreik der Nation" die Aus wüchse des derzeitigen Parlamentarismus zu bekämpfen. Er blieb mit dieser Parole aber allein aus weiter Flur. Die anderen nalionale» Ncchtsbünde erkannten dieGesährIi ch- keit einer solchen Wahlenthaltung, die doch lediglich die eine Wirkung habe» würde, dast die gegnerische» Kräfte zur hem mungslosen Macht gelange» würden. Ein solcher Wahlstreik könnte doch nur dann wirklichen Eindruck machen, wenn dahinter nicht eine gewisse müde Resignation über das Ver sagen des Parlamentarismus und den Brndcrstrcit der Rechts parteien stände, sondern der Wille und die Macht, in abseh barer Zeit eine radikale Aciidcrung der bestehenden Anstände herbcizuführcn. Jedes einsichtige Bnndeömitglicd wird aber sich gewiß darüber klar sein, dast hierzu gegenwärtig nicht die geringste Möglichkeit und Aussicht besteht. Diese Tat sachen sind auch dem Jungdcutschen Orden allmählich klar geworden, und so hat er auf die vielfach erwogene Parole der Wahlenthaltung verzichtet. Jedoch dieser Verzicht genügt noch nicht. Es gilt eine positive Parole für die Mitglieder aufzustellen. Wer der Wahl fern bleibt, also den Kampf an der Stelle, aus die er gestellt ist, nicht mitkämpst, der tut im Grunde genommen dasselbe, was-die Drückeberger und Uebcrläufcr im Weltkriege taten. Er versündigt sich auf das schwerste am Vaicrlandc. Gerade die Organisationen, die ihre ganze Ideenwelt auf dem Fronterlebnts aufgebaut haben, sollten doch für den Wahlkamps ans jenem Vergleich die erforderliche» Lehren ziehen. Nicht die matte Parole: „Wir predigen keine Wahlenthaltung", sondern die begrtt- st cnö werte kategorische Losung des Stahl. Helms »nd des Kyfshäuserb »nbeö: „Jeder K a m c r a d h a t d i e P s l i ch t z u >v ä h l c n", zeigt den Ver bandsmitgliedern den einzig richtigen Weg im kommenden Wahlkampf. Diese Parole must sedvch auch, wenn sie vollen Erfolg haben soll, mit allem Nachdruck von den Leitungen der natio nalen Bünde immer und immer wieder ihren Anhängern ein- gehämmert werben. Denn zweifellos ist unter ihnen eine sehr große Wahlmttdtgkett vorhanden. Diese Wahlmüdigkett hat natürlich ganz andere Gründe, als die