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WMIt für WMss ThlllMdt, Nassen, Menlehn »nd die UmseMden. Imtsölult für die Ugl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. , Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — vierteljälMch 30 Ps-, durch dw Pl Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mtttags 12 Uhr angenommen. - Juserttoysprerv 10 Pfg. pro dmge,Miene r,orpu z Druck und Verlag von Martin Berger m Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaitwn H A. Berger dweldff.... No. 72 Sonnabend, 0en2b. Jimi > Bekanntmachung, die Einziehung des innengenanntcn Fußweges betr Es wird beabsichtigt, den von Klipphausen nach Hartha führenden Fußweg, den sogenannten Reitersteg, innerhalb der Flur Rohrsdors emzuz^ Gemäß 8 14 Absatz 3 des Wegebaugcsetzes vom 12. Januar 1870 wird dieses Vorhaben hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß etwaige Widersprächt dagegen binnen 3 Wochen unter gehöriger Begründung hier anzubringen sind. Meißen, am 12. Juni 1896. Königliche Amtshcruptmannschaft. von 8«drovtvw. Der Einzug in Berlin. 16. Juni 1871. Die Waffen ruhten; heim zogen, mit Lorber geschmückt, die deutschen Krieger in die jubelnde Heimath. Festesrauschen, stotternde schwarz-weiß-rothe Fahnen, mit Waldesgcün und Blumm geschmückte Feststraßen, jauchzende Volksmengen überall im jungen Deutschen Reiche. Aber am glänzendsten gestaltete sich doch vor nun 25 Jahren der Einzug der preußischen Garde und der Deputationen des gesammten deutschen Heeres durch das Brandenburger Thor in die neue Reichshauptstadt Berlin, und an der Spitze der 42000 Mann der oberste Kriegsherr, Kaiser Wilhelm. Auf dem Tempelhofer Felde hatte er die EinzngStruppen besichtigt, dann setzte sich der Zug in Bewegung durch die Belle-Alliancestraße zum Hall,scheu, durch die König. iuLtzerstraße zum Brandenburger Thor. Auf dem Askanischen Platze tönte dem Kaiser auö 1OOOO jugendlichen Schülerkehlen von einer Riesentribüne herunter der begeisterte Gesang der .Wacht am Rhein* entgegen. Und dann ging eö durch das herrlich geschmückte Branden burger Thor; dicht vor dem Kaiser ritten die drei Paladine: Bismarck, Moltke, Roon; dem Kaiser folgten unmittelbar der Kronprinz, Prinz Friedrich Karl, dann die anderen Prinzen und Machen Fürsten, nun die Truppen, an ihrer Spitz- die eroberten Feldzeichen. Die Musik tönte, die Glocken läuteten, das Volk begleitete den Zug mit immer wieder erschallendem tausendstimmigen Hurroh- und Jubelgeschrei. Am Branden burger Thor wurde dem Kaiser von einer Ehrenjungfrau ein Lorberkranz überreicht, aber kaum hatte er ihn in Empfang genommen, da fiel sein Auge auf eine Tribüne, die mit ver wundeten Olfnieren besetzt war. Da wendete er sein Roß dorthin und übergab den Braven, die für ihn und das Vater- land ihr Blut vergossen hatten, mit huldvollen Königlichen Worten Lorberkränze. Und weiter ging der Zug die wahrhaft feenhaft ausge- statieten Linden entlang, deren schönsten Schmuck aber die er- vberten feindlichen Geschütze bildeten, die längs der Straße vufgefahren waren. Am Blücherstandbild auf dem Opernplatze wachte Kaiser Wilhelm Halt und ließ die Truppen an sich vorüberzieM; an ihm zogen auch vorüber, weithin im Winde lwNernd und rauschend, die seidenen fünfundfünfzig eroberten ^""Wchen Fahnen, mit stürmischen Hurrahs von der Menge begrüßt. Donn ordnete sich alles im weiten Kreise um das noch verhüllte Denkmal König Friedrich Wilhelms III. im Lustgarten. Die französischen Feldzeichen wurden am Fuße des Denk wals niedergelegt; die Hülle fiel, Kaiser Wilhelm salutirte, das edle, tief ergriffene Antlitz zu dem Standbilde seines Vaters bmaufwendend, mit gezogenem Degen, die prinzlichen Feld- warschälle begrüßten mit ihren Marschallsstäben das Bild des Großvaters; die Truppen präsentirten, die preußischen Fahnen knknn sich, die Trommeln wirbelten, die Musikchöre spielten »Heil dir im Siegerkranz"; alle Glocken läuteten und 101 Kanonenschüsse erschütterten die Luft. Dann erscholl der Choral: »Nun danket olle Gott", in den die Anwesenden tiefbewegt rnfinmmten. Abends erglänzte die Stadt in einem wahren Lichtmcer. Wohl manche treffende Inschrift gab das wieder, was aller Herren an diesem Tage bewegte, abertreffen der konnte dies nicht geschehen, als am House Bismarcks. Dort wehte eine mächtige Fahne mit den Sch'llerversen: Wir wollen sein ein ewig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr! un arunter stand mit des Kanzlers markigen Schriftzügen: Leopold Eduard Otto von Bismarck, geboren zu Schonhausen in der Altmark am 1. April 1815. D Mneue Heeresreform. Umaeffalti.n?'?^ Dienstag die Vorlage über die hei/endaültff, Bataillone debattelos mit großer Mchr- 8 g g nehmigt, womit diese ganze Frage zu einer befriedigenden Lösung gebracht worden ist. Der genannte Ge setzentwurf gehörte bekanntlich zu jenen neuen Vorlagen, welche dem Reichsparlamente erst in seinem nachösterlichen Sesfions- abschnitt zugegangen sind, und als nun dasselbe an die ihm gewordene neue Aufgabe herantrat, da wurde allerhand von bestehenden Schwierigkeiten der militärisch-politischen Lage und den angeblich geringen Aussichten des jüngsten Militärgesetzes gemunkelt. Aber siehe da, dessen Berathung hat sich wider alle Voraussagungen glatt und rasch vollzogen und eine imposante Mehrheit ertheilte ihm schließlich die parlamentarische Genehm igung, so daß die Regierung mit diesem speziellen Erfolge im letzten Theile der Neichstagssession sehr wohl zufrieden sein kann. Allerdings waren unverkennbare Schwierigkeiten vor handen, sie wurden durch die mit der vorgeschlagenen mili tärischen Maßregel innerlich eng zusammenhängenden Frage der Reform des Militärstrafprozesses heroorgerusen. Aber die in Bezug auf letztere berechtigte Forderung der deutschen Volks vertretung abgegebenen beruhigenden Regierungserklärungen be wirkten, daß der Reichstag in seiner Mehrheit eine durchaus zustimmende Haltung gegenüber der jetzigen Militärvorlage ein nahm und dieselbe zuletzt unverändert guthieß während zugleich der Versuch des Abgeordneten Richter, als Gegenleistung der Regierung die gesetzliche Festlegung der zweijährigen Dienstzeit herbeizuführen. Die maßgebenden Parteien hegten eben das Vertrauen, daß die Versicherungen vom Regierungstische aus, wonach eine »ehrliche Probe" gemacht und wonach ferner dem Reichstage im kommenden Herbste bestimmt der Entwurf einer Reform des Militärstrafprozesses unterbreitet werden soll, loyal gemeint waren, und an der Aufrichtigkeit dieser Erklärungen ist gewiß auch nicht im Mindesten zu zweifeln. Was nun die militärische und weiter die finanzielle Seite der Reform, wie letztere durch die nunmehr definitiv beschlossene Umgestaltung der vierten Bataillone dargestellt wird, onbelangt, so bedarf es wohl hierüber wohl schwerlich nochmaliger eingehen der Erläuterungen. Das System der sogenannten Halbbataillone, noch eine Erbschaft aus der Aera Caprivi, hat nach dem ein stimmigen Urtheile aller militärischen Autoritäten den darauf gesetzten Erwartungen fast gar nicht entsprochen und sich eigent lich nur als ein Ballast für die Heeresorganisation erwiesen. Die Heeresverwaltung entschloß sich daher diesen Versuch wieder aufzugeben und dafür die bisherigen 173 Halsbataillone in 86 Vollbataillone umzuwandeln und letztere wiederum in Regimenter und Brigaden zu gliedern, womit die innere Kraft des deutschen Reichsheeres eine zweckmäßige Stärkung erfährt, ohne daß es doch nöthig wäre, die Friedenspräsenzstärkc abermals zu erhöhen. Sicherlich hat dieser Umstand wesentlich mit dazu beigetragen, die ursprünglich wohl in weiteren K'eisen des Reichstages vor handen gewesenen Bedenken gegen die neue Militärvorlage zu beseitigen, umsomehr, als ja die unmittelbaren Mehrkosten der Umwandlung der vierten Bataillone verhältnißmäßig geringe sind, so daß di« Maßregel auch an die Steuerzahler des Reiches so gut wie gar keine Ansprüche stellt. Im Gegentheil erfreut sich dieselbe in den an der Reform mehr oder weniger interes- strten Bevölkerungskreisen schon jetzt einer unverkennbaren Volks- thümlichkeit, da selbstverständlich für diejenigen Orte, welche zu Garnisonen der neuen Vollbataillone bestimmt sind, manche wirthschaftliche Vvrtheile aus dieser Begünstigung erwachsen. Die Befürchtung aber, daß das jüngste Miltärgesetz nur als der Vorläufer einer abermaligen umfaßenden Anziehung der „Militärschraube' zu betrachten sei, muß nach der ganzen re gierungsseitig beobachteten Haltung in den betreffenden Reichs tagsdebatten als entschieden unbegründet gelten. Tagesgeschichte. Der Kaiser hat ein erfreuliches Zeugniß gegen die Unsitte mancher Vereine, ihre Festlichkeiten, Ausflüge rc. am Sonntage während der Gottesdienstzeitzuhalten, abgelegt. Am 30. Mai fand in Berlin die große Regatta auf dem Müggelsee statt, zu welcher auch der Kaiser einen Preis gestiftet hatte. Der Berliner Jachtklub erlaubte sich, dem Kaiser eine Einladung zugehen zu lassen, worauf aber aus dem Hofmarschallamt die Antwort zurückkam, daß der Kaiser für die Uebersendung der Einladung bestens danken lasse, jedoch bedauere, einer in der Zeit des Hauptgottesdienstes stattfindenden Regatta nicht bei« wobnen zu können. Der Jachtklub verlegte den Beginn d«r Regatta auf Mittags 1 Uhr, aber der Kaiser ist nicht erschienen. Kyffhäuser, 18. Juni. Seine Majestät der Kaiser traf gegen 12 Uhr Mittags in Begleitung des Fürsten Günther von Schwarzburg-Rudolstadt auf dem Denkmalsplatze ein. Auf dem ganzen Wege von Roßla nach hier wurde Ee. Majestät mit brausendem Jubel begrüßt, namentlich die spalier bildenden Kriegeroereine brachten dem Kaiser ihre Huldigung in stürmischen, nicht endenwollenden Hochrufen dar. Am Ein gänge des Denkmalsplatzes war eine Ehrenkompagnie des 7. thüringischen Infanterieregiments Nr. 96 aufgestellt, welche die HoneurL erwies und deren Front Seine Majestät der Kaiser abschritt. Auf dem Denkmalsplatze begrüßte der Kaiser die er schienenen Bundesfürsten und begab sich mit denselbm, gefolgt von den hierzu befohlenen schwarzburgischen Beamten, dem ge schäftsführenden Denkmalsausschufse und den Künstlern auf die Plattform der Bogenhalle, wo der eigentliche Festakt stattfand. Der Vorsitzende des Denkmalsausschusses, Z. T. von Spitz, begrüßte Seine Majestät mit folgender Ansprache: Eure Kaiser liche und Königliche Majestät und Allerhöchstdero hohe Ver bündeten begrüßen an diesem Denkmale die Verbände ehemaliger deutscher Soldaten ehrfurchtsvollst, aber auch mit stolzer jubeln der Freude und mit tiefer Dankbarkeit für die bedeutungsvolle Verherrlichung des Festes durch die huldreiche Theilnahme Eurer Majestät und so vieler deutscher Fürsten. Auch den edlen Fürstinnen danken wir huldigend für die gnadenreiche Anwesen heit bei der heutigen Feier. Die lautersten Gefühle, welche in der Menschendrust wohnen, die Dankbarkeit und die Treue haben die Herzen der alten Soldaten geeint, und so wurde unter dem hochherzigen Protektorate des Herrn des Gebietes, Seiner Durch laucht des Fürsten zu Schwarzburg - Rudolstadt, der Beginn und die Vollendung dieses herrlichen, sinnvollen Bauwerkes er möglicht. Dieser Bau steht da als ein mächtiger Mcrkstcin einer gottgesegneten Zeit, des Völkerfrühlings, welchen Kaiser Wilhelm des Ersten geheiligten Andenkens den deutschen Landen gebracht hat. Wer die stumme und doch so beredte Sprache dieses Bau werks versteht, dem offenbart dasselbe sich nicht nur als ein Theil der in der Seele der Wehrhaften unseres Volkes leben den dankbaren Erinnerung, sondern auch als eine ernste Mahnung. Die viele Jahrhunderte währenden Zeiten des Traumes, der Sehnsucht des Hoffens beendete der hochselige Kaiser, dessen Bild in seiner Heldenherrlichkeit über uns steht, durch die ge waltige That. Unter seinem Walten wurde dem sehnsuchtsvollen Hoffen wundergleiche Erfüllung. Wie aber dieses Denkmal ruht und emporgewachsen ist auf dem uralten festen Felsen dieses von geheimnißvoller Sage umwobenen Berges, daß es den Stürmen trotzen kann, so ruht und ist emporgewachsen daS Deutsche Reich, welches der große Kaiser mit starker Hilfe der verbündeten Fürsten schuf auf der felsenfesten Treue der Wehr haften unseres Volkes. So lange dieser Fels den Bau des Reiche« trägt, kann dasselbe der Stürme spotten und nahe liegt die ernste Mahnung, niemals zu dulden, das frevelnde Mächte denselben erschüttern. Dieses Bewußtsein durchglühte auch die Herzen der alten Soldaten, welche sich zur Errichtung dieses Denkmals vereinigten. An dieser weihevollen Stelle, vor dem Bilde des der Zeitlichkeit entrückten und iw Herzen der Deutschen ewig lebenden Kaisers, geloben dieselben Eurer Majestät auf'« Neue, die Liebe zu Kaiser und Reich und die alte deutsche Mannestreue für die angestammten Landesherren zu pflegen, zu verbreiten und zu vertiefen, mit ganzer Kraft, so lange Gott der Herr ihnen den Lebensathem gönnt. Aus diesem-Geiste ist das Denkmal entstanden und in ihm war die heutige Feier ge dacht. So bitte Eure Majestät ich denn allunterthänigst, den Beginn der Feier huldreichst befehlen zu wollen." Nachdem Seine Majestät der Kaiser den Beginn der Feier befohlen hatte,