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g«hr»a»>. -L 88» Dienstag, 17. Juli 1-28 Gegründet 18S6 Dr-0t-n,chrlst: «»»«««» »«»»«, gernsPrecher-Gammelnumme«! SV S^I Kur für RachtgelprLche: SV 011 Bezugs-Gebühr Lie »«»«tarn «erd Anzeigen-Preise: x,?.- LS »so «lg. Offerten frei Heul 1.70 M«L Juli S.«0 Liart ohne «ostjustelluno-aebühi. »t»t»ln»m«er 1» Msennl«. «»Hertz,!» »ro«»e»« 1» Psennla. «n werde» nach «oldmark berechnet: die einfpalttge »0 mm brett« gelle autwdrt» «0 Bsg. FamUienanzeigen und LteNengefuche ohne Rabatt crhalb »b Pfg-, dle 90 mm brelte Reklameteile ioo Psg., außerhalb 'ffertenaebühr 30 «fg. «„»wLrtige TluslrLge gegen «orau«be»ahlung. echrifNeitung mid Hauptgefchifttstell«: «-r»e»«»r,»e 3S/42 Lr«ck »nd «erlag von ««»»Ich » Relchardt ln Lretden Postfcheck-Ikonto 1VSS Lreldr» Rachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe i.Lreedner Rache.") »uläffig. — Unverlangte Schriftitücke «erden nicht aufbewatzrt. Wdemie der Hungerstreik. DK Zuchthäusler von Brandenburg nützen bk Litze, um gegen die „Ver schandelung" »er Amnestie zu demonstrieren. lDrahtmelbung unsrer Berliner Schrtftlettung.) verli«, 16. Juli. Nachdem bis heute morgen der letzte Strafgefangene in der Strafanstalt Sonnenbnrg den Hunger- streik aufgegeben, die anderen hatten bereits am Sonnabend wieder Nahrung zu sich genommen, ist am gestrigen Sonntag ein Teil der Strafgefangenen des Zuchthauses Branden- bürg tu den Hungerstretk getreten. Am Sonntag ver weigerten plötzlich 20g Strafgefangene von der 451 Mann be tragenden Belegschaft der Strafanstalt die Nahrungs aufnahme, und zwar handelt eS sich um Strafgefangene, die sich in Gemetnschaftshaft befinden und schwere Zuchthausstrafen zu verbüßen haben. Acht der Gefangenen haben inzwischen ihre Absicht, zu streiken, wieder aufgegeben, so baß heute nur noch 201 Strafgefangene an der Hungerstreikaktion beteiligt sind. Die Gefangenen haben erklären lassen, baß sich ihre Demonstration nicht gegen die Verwaltung der Strafanstalt, sondern gegen die »B er s ch a n d e l u n g" der Amnestie richte, die sich lediglich auf politische Gefangene» nicht aber auf kriminelle Verbrecher erstrecke. Zu weiteren Disziplinwidrig keiten tst es bisher nicht gekommen. Entlassungen in Gollnow. s«>«»», 16. Juli. Die durch das Amnestiegesetz be gnadigten sämtlichen politischen Festungsgefangenen, die vor einigen Tagen in der hiesigen Strafanstalt in den Hungerstretk getreten waren, sind Montag nachmittag entlassen worden und haben Gollnow mit dem Abendzug bereits verlassen. Weiter hin wurden drei politische ZnchthauSgefangene begnadigt. Ihre Zuchthausstrafe wurde in Gefängnis umgewandelt. Sie wurden in das Gefängnis Naugard übergeführt. Um den deutsch-polnischen Kandelsverlrag. tDrahtmelbung unserer Berliner Schrtftlettung.) Berlin, 16. Juli. In den nächsten Tagen werden sich die beiden Vcrhandlungssührcr Dr. Hermes und Twardowski in Warschau begegnen. Bei diese» Vorbesprechungen soll der Termin für die Fortsetzung der abgebrochenen Handels- vertragsvcrhandlnngen scstgelegt werden. Voraussichtlich wer. den sie Anfang September beginnen. Selbstverständlich wird die polnische G r e n z z v n e n v e r o r d n u n g, die ja die Ursache für den Abbruch war. bei den Herbstverhandlungen eine besondere Rolle spiele». — Wir hoffen, daß auch die neue Linksrcgiernng keineswegs in dieser für bas Deutschtum in Polen so bedeutungsvollen Frage Zugeständnisse machen wird, sondern sich im Gegenteil mit allen Kräften dafür einsetzen wird, die nötigen Garantien für die volkliche Sicherheit der 1,5 Million in Polen lebenden deutschen VolkSbiirger zu er- halten. Russische Bemühungen um dle Besserung -er deulsch-russischen Beziehungen. Berlin, 16:"Jult. Das Mitglied des Sowjetkommissariat» für Auswärtige Angelegenheiten, Storno« inkow, tst tu Berlin eingetroffen. Er beabsichtigt, mit dem Auswärtigen Amt und den führenden Wirtschastskreisen Deutschlands Ver handlungen über die Neubelebung der deutsch-russischen Be ziehungen zu führen. Die Hitzewelle über Europa. Zahlreiche Opfer -es Badens und -es Ättzfchlages.—„Svnnenscheinrekor-" in England. Berlin, 16. Juli. Die Hitze über Berlin hält auch im Lause des Montags unvermindert an. Um die Mittagszeit wurden in Berlin im Schatten 38)4 Grad Celsius abgelesen, nachdem am Morgen noch 28 Grad verzeichnet wurden. Achnltche Temperaturen herrschten auch im übrigen Deutsch land. So wurden tn B r e S l a u um die Mittagszeit 87 Grad im Schatten und über 50 tn der Sonne abgelesen. Nur an der Küste herrschten geringere Temperaturen vor. Auf fällig warm tst es tn den deutschen Bergen. So wurden aus dem Brocken 22 und auf der Wasserkuppe 26 Grad gemessen. Mannheim, 16. Juli. Die große Hitze am Sonntag. 92 Grad im Schatten, brachte einen Massenbesuch der Strandbäder am Neckar und am Rhein. Insgesamt sind drei Personen ertrunken. Bei Bad Dürkheim tn der Pfalz wurden fünf Kinder beim Hcidclbeerensuchen vom Hitz- schlag getroffen, davon zwei Kinder schwer. Eine Frau starb au den Folgen eines HitzschlagcS. Düsseldorf, 16. Juli. Am vergangenen Sonntag, der noch eine Steigerung der Temperaturen gegenüber dem Vortage brachte, waren die Rheinuser von ungezählten Tausenden bevölkert. Leider sind beim Baden viele Menschen ertrunken. Nach den bisherigen Feststellungen haben allein bei Benrath und Zons nicht weniger als sieben Menschen den Drd in den Fluten gesunden. Im Bezirk der Gemeinde Lank wird die Zahl der am Sonntag Ertrunkenen mit fünf angegeben. Auch aus anderen Städten und Ge meinden am Niederrhein werden Todesfälle infolge Ertrin kens gemeldet. England. London, 16. Juli. Auch tn London herrscht nach wie vor grohe Hitze. Im Schatten wurden am Montag 99 Grad Fahrenheit <37 Grad Celsius), die höchste Temperatur seit drei Jahren gemessen. In Birmingham schien die Sonne am Sonntag 18)4 Stunden. Damit ist der Sonnenschein-Rekord gebrochen worden, der vor 41 Jahren gemessen wurde. Frankreich. Paris» 16. Juli. In Parts erreichte die Hitze am Sonntag mit 37 Grad im Schatten den höchsten Stand seit 17 Jahren. Noch höher stiegen die Temperaturen tn der Provinz. So verzcichnete z. B. Li mogeS 40 Grad. Der Hitze sielen in Parts und dem übrigen Frankreich am Sonntag mehrere Personen zum Opfer. In der Nacht zum Montag entluden sich in verschiedenen Gegenden Frankreichs Gewitter, die eine leichte Senkung -er Temperatur be wirkten. Durch Blitzschlag wurden mehrere Personen getötet. Italien. Mailand, 16. Juli. Auch in Italien tst die Hitze außer ordentlich drückend. In Mailand stieg das Thermometer tn den letzten Tagen auf 40 Grad im Schatten. Am Sonntag wurden in Udine 85 Grad gemessen und zwei Todesfälle verzeichnet. Tschecho-Slowakei. Prag. 16. Juli. In Prag stieg das Thermometer am Sonntag auf 89 Grad im Schatten, womit ein neuer Rekord ausgestellt worben ist. Auch am Montag gab cS keinerlei Ab kühlung. Selbst im Gebirge übersteigt die Temperatur 80 Grad. Bon der Schneekoppe wird eine Temperatur von 23 Grad gemeldet. Ungar«. Budapest, 16. Juli. Der gestrige Sonntag war der heißeste Tag des Jahres. Nach Meldungen der Blätter sind in den verschiedenen Strandbädern acht Personen er trunken und außerdem ereigneten sich infolge der Hitze viele Unfälle. In einem Falle mußten Rettungsmann schaften einem Manne zu Hilfe kommen, dessen Haut sich nach einem Sonnenbad vollständig vom Körper abschälte. Infolge der außerordentlich hohen Temperatur geriet am Sonntag nachmittag die Fabrikanlage der vereinigten Oellampenfabriken in Neu-Pest durch Selbstentzün dung tn Brand. Bei den Löscharbeiten erlitten über 60 Personen Verletzungen. Zahlreiche andere fielen in Ohn macht. Der Sachschaden übersteigt 1 Million Pengö. Holland. Amsterdam,^ 16. Juli. Sonntag erreichte die Hitze tn Holland mit 82-L Grad ihren Höhepunkt. Die Badeorte an der Küste waren überfüllt. Fünf Personen sind beim Schwim men ertrunken. Schweres Unwetter in Saarbrücken. 86 Arbeiter vom Hitzschlag getroffen. Saarbrücken, 16. Juli. Nach der großen Hitze der letzten Tage ging am Montag nachmittag ein schweres Unwetter über Saarbrücken nieder. Stellenweise hagelte eS tauben et- große Schloßen, die auf den Feldern schweren Schaden angerichtet haben. Die Fernsprechleitungen sind zum grüßten Teil gestört. Während die Leitungen nach Paris zum Teil» unbrauchbar sind, ist mit Berlin gar keine Berbin- düng mehr möglich. — Die Belegschaft der Bur- bacher Hütte war am Montag gezwungen, die Arbeit ein zustellen. Bor den Feuern herrschte bis zu 80 Grad Hitze. 22 Arbeiter haben am Montag Hitzschläge erlitten, nachdem bereits am Sonnabend 14 Mann umgefallen waren. Wien feleri die „Vremen"-FNeger. Wie«, 16. Juli. Die „Bremen"-Flteger Köhl und v. Hüne- selb waren heute mittag beim deutschen Gesandten et „geladen. Graf Lerchenfelb überreichte den Fliegern bei dieser Gelegenheit das ihnen vom BnndeSvräsidenten ver liehene Goldene Ehrenzeichen der Republik Oesterreich. Am späten Nachmittag sprachen Köhl und v. Hünefeld in der für das Sängerbundesfest im Prater errichteten Riesenhalle über dr^ Vorbereitung und die Durchführung ihres Amerikafluges. Beim Betreten der Halle wurden sie von der aus etwa 80 000 Menschen zu schätzenden Zuhörerschaft mit stttr» mischen Heil- und Hochrufen begrüßt, die sich nach einleitenden patriotischen Lieder» des Reichsdeutschen Männergesang. Vereins während und nach den Vorträgen sowie als das Deutschlandlied gespielt und gesungen wurde, durch sich immer mehr steigernde Begeisterung wiederholten. Abends fand zu Ehren der Flieger ei» Empfang beim Handelsminister Dr. Schttrff tn Schvnbrunu statt. Lein Kuhhandel. Das auhenpolttische Programm der deutschen Regierung abgelehnt. (Von unserem Pariser Mitarbeiter.) Paris, im Juli- ' Die ordentliche Frühjahrssihungsperiode von Kammer und Senat tst geschlossen worden. Die parlamentarischen Ferien haben begonnen. Was uns an der neuen Kammer beim Rückblick auf ihre ebenso kurze wie inhaltsreiche erste Sitzungsperiode am meisten interessiert, ist ihre Ein- stellung zu den außenpolitischen Fragen, be sonders zu der Frage der Verständigung mit Deutschland. Das charakterischste Merkmal ist hier die beinahe völlige Passivität, die Im Grunde genommen nichts anderes be deutet, als daß die Kammer der Regierung Poincars—Briand in diesen Fragen absolute Freiheit zu lassen entschlossen ist. An Gelegenheit, sich zu äußern, hätte cs nicht gefehlt. Während die französische Regierungserklärung, mit der die Parlamentssession vor sechs Wochen eröffnet wurde, sehr vorsichtig und kurz über alle gefährlichen Fragen der Außen politik HInweggeglittcn ist, und auch die Debatte darüber sich derselben Zurückhaltung beflissen hat, hat die deutsche Regierungserklärung sich gerade mit den Fragen der Außenpolitik besonders eingehend beschäftigt. Ein Echo hat aber das, was am Regicrungstisch in Berlin gesagt wurde, im französischen Parlament bisher nicht gefunden. Auch dieses Schweigen ist sehr vielsagend. Gesprochen hat hinter den verschlossenen Türen der S e n a t s k o m m i s s i o n für Auswärtiges über die Fragen, die die deutsche Regierungserklärung angeschnitten hat. der Außenminister Briand. Aber so mager auch der amtliche Bericht sein mag, der über diese mehr als zweistündige Aussprache in der Senatskommisston ausgegeben wurde, so ist eines zweifellos: Die in der deutschen Regierungserklärung vertretene These, daß die Rheinlandräumung nicht mit anderen Fragen ver- mischt werden dürse, und daß Deutschland ein vertrags mäßiges Recht auf frühere Räumung habe, wird von Briand «bgclehnt. Abgelehnt wird auch von der ganzen französischen Oeffentlicbkeit mit verschwindend wenigen Ausnahmen die deutsche Berufung auf Locarno, d. h. darauf, baß die in Locarno eingelcitcte Verständigungspolitik notwendig die frühere Räumung des Nheinlandcs zur Folge haben müsse. Man bezeichnet rundweg diese Berufung auf Locarno als ein Gefühlsmoment, das bei dieser Frage ganz ausgeschaltet werden müsse. Interessant und höchst bezeichnend ist hier eine kleine Beobachtung, für deren Nichtigkeit ich mich verbürge: Als unmittelbar nach der erwähnten Sitzung der Senats kommission der Presse daS amtliche Kommunigus darüber in die Feder diktiert wurde, wurde dieses ganze KommunignS von den anwesenden Vertretern der Pariser Presse still schweigend ausgenommen. Nur als die Acußerungcn Briands Über die Räumung des Rheinlanbes und gleich daran an schließend über den Kelloggpakt diktiert wurden, ertönte von allen Seiten das eine Wort: Sanktionen, d. h. sowohl die Frage des Kelloggpaktcs wie die der Räumung werden von Frankreich — und bas erklärt allen französischen Widerstand und alles Zögern! — mit dem verknüpft, was ge- spensterhast die ganze Außenpolitik Frankreichs überragt: Das ist die französische Sicherheit. Darum stimmt die Rechnung nicht, die Rechnung nämlich, die man in Deutschland vor den Reichstagswahlcn und dann wieder vor der Regierungserklärung aufgemacht hat. All die schönen französischen Versprechungen, mit denen man das deutsche Volk von Paris aus zu Linkswahlcn begeistert hat, waren eine billige Lockspeise, die jetzt ihren Zweck erfüllt hat. Wer dies immer gewußt hat, den kann die Aufnahme, die die deutsche Regierungserklärung in den wirklich maßgebenden politischen Kreisen Frankreichs findet, nicht überraschen. W. ., man sich in den eigentlich amtlichen Kreisen auch noch einer gewissen Vorsicht befleißigt, so hat sich die Presse um so weniger Zurückhaltung auserlegt. Bitter rächt sich jetzt, baß die deutsche Diplomatie nicht mit dem Tage, an dem die Alliierten anerkannten, daß Deutschland alle seine Entwaffnungsvcrpslichtungen erfüllt habe, sofort klar und unzweideutig den aus Artikel 431 des Versailler Vertrages folgenden rechtlichen Anspruch Deutsch lands aufs entschiedenste tn den alliierten Regierungskanz. leien geltend gemacht hat. Die deutsche Diplomatie hat hier im entscheidenden Augenblick eine schwankende Haltung ge zeigt. nur aus Furcht, daß die Gegenseite diesen Anspruch ab- An unsere Postbezieher! In -lesen Tagen kommt -er Briefträger ;u Ihnen, um -ie ' «k stir Monat Mault ISA i > »>. I! - i für -ie „DresSner Nachrichten" zu kassieren. Erledigen Sie -ie Angelegenheit sofort, -amit keine Unterbrechung ln -er Zustellung -er Zeitung eintritt. Verlas -er Dresdner Nachrichten