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chönburger Tageblatt Sonnabend, den 21. Februar srr. 43. 1920 Zugleich weit verbreitet m den Ortschaft« der StandeSamtSbezirke Altstadt Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Fallen, Grumbach, Kaufungrn, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, LangenchurSdorf, Stiederwiera, Oberwiera, Oberwinlel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Uüalrn: tn Altstadt Waldenburg bei Herrn Otto Für» fter; in Tallenkerg bei Herrn Strumpfwirker Friedr. Hermann Richter; m Langenchursdorf bei Frau Emma oerw. Stiegler; tn Penig bei Herrn Wilhelm Dahle ; in Wollenburg bei Herrn Linus Friedemann und in amtlichen Teile 60 Pfg- Nachlaß nach festem Tarif. f,». — ponl»«<r»e««»» in».»« Kmtsblstt siir das Amtsgericht und üen Staölrst zu Waldenburg. Witterungsbericht ausgenommen am 20 Februar, Mittag 12 Uhr: Barometerstand 762 mm reduziert aus den Meeresspiegel. Thermometerftaud -s- 7^° L. (Morgens 8 Uhr — 0,z° L. Tiefste Nachttemperatur — 1° L ) Feuchtt-keitSgehalt der Lust nach Lamprechts Polymeter 44"/«. Taupunkt — 4,5°. Windrichtung Süd. Riederschlagsmeng» in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,, mm. Daher WitterungSansfichten für den 21. Februar: Zunehmende Bewölkung. Amtlicher Teil. Tonnabend gegen Lebensmittelkarte 8 Abschnitt 104 125 Gramm Marmelade für 95 Ps. in den zum Lebensmittelbezug gewählten Geschäften, Lebensmittelkarte O graue Karte Abschnitt X VII 2 Pakete Zwieback f. 1.30 Mk. oder rote „ „ () j2 „ Keks für 1.20 Mk. bei Frau Gränz und im Konsumverein. Außerdem Sonnabend Vormittag in der Markenausgabe, stelle gegen Vorlegung der Brotmarkenbezugskarte Ausgabe von Anweisungen für Kinder von 4—10 Jahren auf 2S0 Gramm Nährmittel, für Kranke auf 250 Gramm ameri kanisches Maismehl (1 Mk) oder 250 Gramm pol nisches Weizenmehl (90 Pf) und auf 1 Dose Konvens- Milch (3.85 Mk). Die Anweisungen haben nur am Tage ihrer Ausgabe Gültigkeit (siehe Datumstempel); früher ent nommene Anweisungen find nicht mehr zu beliefern, sie können aber ausnahmsweise zur nachträglichen Belieferung sofort aus der Ratskanzlei zum Umtausch vorgegt werden. II. Von Vormittags */,9 Uhr ab Abgabe von 25 Gramm Landbutter für 31 Ps. auf Marke 8 der Landesfettkarte bei Fa. Eugen Wilhelm, Schreck und im Konsumverein, 50 Gramm Kokosfett für 1,15 Mk. und 50 Gramm Auslanvs-Margarine für 85 Ps. auf die Marken 2 und S der Landesfettkarte und VII und VIII der grauen Lebensmittelkarte für Fettselbstversorger, sowie zus. 100 Gramm Auslands-Margarine für 1,70 Mk. — einschl. 20 Gramm Lieferung auf LandeSfcttkartc — auf Marken 3 und 4 der roten Feitzusatzkarte bei Fa. Eugen Wilhelm und im Konsumverein. III. Beim Fletschwarenverkaus dieser Woche erhalten auf Reichsfleischkarte Marke 8 Erwachsene '.00 Gramm Auslands-Lchweinesteisch und 50 „ Rindfleisch einschl. Wurst, Kinder bis zu 6 Jahren die Hälfte. Für Militärurlauber wird das Fleisch auf die Woche 16.—22. Februar bei Herrn Fleischermeister Seidel a«S- gegeben. Waldenburg, den 20. Februar 1920. Der Stadtrat. Steinkohle Sonnabend von 9 —11 Nhr Vormittags und 2—4 Uhr Nachmittags bei Gumprecht und Stimmel auf Abschnitt 7 der weitzen Kohlengrundkarte ab Nr. 751. Preis 15.— Mk. für den Zentner. Waldenburg, den 20. Februar 1920. Der Ttadtrat. Montag, den 23. und Dienstag, den 24. Februar 1920, findet die Reinigung der Geschäftsräume des unterzeichneten Gerichts statt. An diesen Tagen werden nur dringliche Sachen er ledigt. Waldenburg, am 19. Februar 1920. Das Amtsgericht. Beitritt der Neutralen zum Völkerbund Empörung hervorgerufen. Soeben erst hat die ungarische Schaden als der ganze Krieg zugefügt hätten. Die grauenvolle und sinnlos darauf loswütende Wirt- Friedensdelegation an die Friedenskonferenz in einer 'Waldenburg, 20. Februar 1920. Die ungarische Frage harrt noch ihrer Lösung. Als Hauptursache der inneren Unruhen mutz da» unheilvolle Geschick betrachtet werden, da» für eine geraume Zeit das Land dem Bolschewismus in die Hände lieferte. DaS wilde, wüste Treiben der entfesselten bolschewi- sttschen Wut, der raubende, mordende und plün dernde Pöbel, der plötzlich fefsellos seinen niedrigsten und brutalsten Instinkten sröhnen konnte, haben den bis dahin noch gesunden Staat an den Rand des Abgrundes ge bracht, haben ihn ohnmächtig und wehrlos gemacht, so daß er der rumänischen Ländergier nicht entgegenzutreten vermochte, haben die gesamte Bevölkerung bis aufs tiefste erschüttert und verbittert, haben die Rache in ihrer schrecklichsten Form auf den Plan gerufen und haben so schließlich zu unaufhörlichen, folgenschweren innerpolitischen Wirren geführt. Bei der Eröffnung der ungarischen Nationalversammlung gab Ministerpräsident Huszar einen interessanten Rückblick auf die für Ungarn so Verhängnis volle Zeit der sogenannten Räteregierung. Er stellte dabei noch einmal ausdrücklich fest, daß allein die Um triebe der Bolschewisten die rumänische Besatzung nach gezogen und beide zusammen dem Lande größeren schäft der bolschewistischen Schreckensmänner mußte al- ganz naturgemäß sich ergebende Folge eine sonst sicher nicht so mächtig hervortretende reaktionäre und mon archistische Bewegung in- Leben rufen. Das rücksichts los ausgeplünderte und ausgeblutete Land sehnte sich nach einem starken Arm, der mit eiserner Gewalt Ord nung und wenigstens Sicherheit von Leib und Leben schuf. Auf die rote folgte die weiße Diktatur, und wenn sie auch, aufgestachelt durch daS unmenschliche Vorgehen der Bolschewisten, in der menschlich begreiflichen Ver geltung in bedauerlichem Maße über da- Z»el hinaus- schießen mochte, die gewaltige Mehrheit des furchtbar heimgesuchten Volkes war ihr doch dankbar dafür, daß sie vorerst einmal die äußerliche Ruhe wiederherstellte. Die entsetzlichen Erfahrungen der Bolschewistenzeit aber haben den monarchistischen Gedanken so nachdrücklich ge stärkt, daß er sich bis heute in überraschender Lebens kraft behaupten konnte. Eine Zeitlang wußte der Kriegsminister Stefan Fried rich die Zügel der Regierung mit fester Hand zu führen, obgleich die Ententemächte diese Wendung der Dinge mit mißtrauischen Augen verfolgten und namentlich sein Be- streben vereitelten, die Habsburger wieder auf den Thron zu bringen. Heute ist der Diktator Friedrich dem Dik tator Horthy unterlegen, und e» gewinnt immer mehr de« Anschein, daß letzterer der Gouverneur von Ungarn wird, um in seiner Hand die höchste militärische mit der höchsten politischen Macht zu vereinigen. Freilich kann auch dieser Mann zur Durchführung feines Unterfangens der Mithilfe des nun einmal volkstümlich gewordenen monarchistischen Gedankens nicht entbehren. Erzherzog Joseph freilich mußte Budapest schon vor Wochen ver- lassen und voraussichtlich bleibt er ein erledigter Mann. Dagegen verlautet, daß Horthy allmählich die Würde eines Regenten erlangen will, während der Sohn des Exkönigs Karl, der kleine Kronprinz Otto, zum König von Ungarn gekrönt werden soll. Ob die Ententemächte imstande sein werden, diese weit blickenden Pläne durch ihr Machtgebot so ohne weitere» zu durchkreuzen, dürfte, wie die Dinge heute liegen, zum mindesten recht zweifelhaft erscheinen. Wenn die unga rische Frage sich überhaupt zu einem sehr ernsten und chwierigen, für alle europäischen Staaten wichtigen Problem auswachsen konnte, so trägt die Entente nicht zuletzt die Schuld daran. Die elende Pfuscharbeit von Versailles, die ohne Rücksicht auf die Rationalität der Völker die Staaten willkürlich glaubte zerstückeln zu dürfen, hat besonders in Ungarn eine ständig wachsende In Berlin trifft demnächst eine amerikanische Militiir- kommission ein. Kaiser Wilhelm soll nach Cnra^ao verbannt werden. Im Elsass herrscht franzosenfeindliche Stimmung. Frankreich und England verbieten die Rückkehr des ehemaligen Kaisers und Kronprinzen nach Deutschland. Das spanische Ministerium erhielt ein Vertrauens- votnm. In den römischen Metallwerken kam es zu Zusammen- ftStzen. ' ' ' Das Hissen der roten Fahne ans englischen Kriegs schiffen zu E""* des Krieges war ei« Scheinmanöver. Zn der Ukraine wurde eine neue bolschewistische Re publik errichtet. Lie Moutenegriner wollen ihren König Nikolaus «iederhabe«. Bet der Eroberung von Odessa ereigneten sich ««er- hörte Greueltateu. Die deutschen Schiffe in Amerika find schwer ver käuflich. der deutschen Armee braucht erst bis IV-ZUli dnrchgeführt zu sein. im Ruhrrevier Haven lteverschichten übernommen. Note die dringende Forderung auf Erweiterung der Grenzen Ungarns gerichtet, die durch Volksabstimmung festgestellt werden sollen. In seiner schon angeführten Rede bei Eröffnung der ungarischen Nationalversamm lung erklärte Ministerpräsident Huszar die ungarische Frage — allerdings mit einem maßlo» überspannten Selbstßewußtsein — für da« größte Problem Europa«, und e» werde keinen Frieden und keine Ruhe geben, so lange diese Frage nicht vom Gesichtspunkt der Gerechtig keit ihre Lösung gefunden habe. H-olitische Nun-scha«. Deutsches Reich. Der endgültige Termin zum Zusammentritt der National versammlung wird Ende der Woche festgesetzt werben. Es ist arzunehmen, daß es beim 24. Februar bleibt. Lloyd Georg hat an den deutschen Geschäftsträger in London einen Brief gerichtet, nach dem die Abrüstung der deutschen Armee aus hunderttausend Mann erst bis zum 10. Juli durchgeführt zu sein braucht. Die Verhandlungen des Reichskanzlers mit den Zechen und Organisationen im Ruhrrevier, die eine Steigerung in der Förderung der Kohlen erzielen sollten, haben dazu ge führt,^daß die Bergarbeiter wöchentlich zwei halbe lleber- schichten verfahren wollen. Der Delegierte der polnischen Regierung in Tesche», Scamorski, hat unter der Begründung, daß die Entente- kommisfion die Ansicht habe, alle Kvhlengebiete den Tschechen zuzusprechen, sein Amt niedergelegt. In Kreisen der Münchener Betriebsräte wird dafür Sknn- mung gemacht, den 21. Februar, den Todestag EiSnerS, durch Arbeitsruhe zu feiern. TuS Arbeitgeberkartell erklärt hierzu, daß jetzt keine Zeit sei zu derartigen Feiern, son dern, daß jetzt alle Kräfte angewandt werden müssen, um durch vermehrte Produktion das deutsche Wirtschaftsleben wieder in den Gang zu bringen. Feiernde hätten einen ent sprechenden Lohnabzug zu gewärtigen. Die Studiengesellschaft für soziale Folgen des Weltkrieges veröffentlicht eine Arbeit über den Gesamt Verlust an Menschen, den die kriegführenden europäischen Staaten er- itten haben. Er wird aus mehr als 35 Millionen Meu chen geschätzt. Davon entfallen auf den Geburtenverlvst 20 Millionen, auf vermehrte Sterblichkeit 5 Millionen, auf die Kriegsgefallenen 10 Millionen. In parlamentarischen Kreisen rechnet man mit dem Rück tritt des RcichSwirtschaftSwinisterS Schmidt, der sich al- größtes Hindernis der Beruhigung unseres Wirtschaftsleben- erwiesen hat.