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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911208010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891120801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891120801
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-08
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
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Abead-Au«gad»: die Ogespattene Petitzeila 40^ Reklamen uuler dem Redactwneftrich («gewalteuj 1 Gl, Familieunachrichten und Anzeigen verlorener ttiegenslände lOgripatten) 80^ Größere Schrillen laut unserem Preis- Verzeichnis!. Tabellariicher und Zisternjatz nach höherem Daris. »rlra-Beilagen (gesalzt), nur mit der M-egen»Ausgabe, ohne Poslbesörderung Gl ÜL—, «lt Postbesorderuag ^ 7V.—. ^nnahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Bormittag« lv Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- «ad Festtag» früh 9 Uhr. vet den Filialen und Annahmestellen je «in» halbe Stunde früher. Anserate sind stet» an di« tirtzetzttioa zu richten. ^423. Dienstag den 8. December 189t. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lrennholzauction. Mittwoch, den 0. Derember d. Jrs., sollen von Bormittags 9 llhr an aus dem Kohtschlage in Abth. 87d des Burgaurr Re- »iers, in der sogenannlen Lindenaner «ottge, dicht an der grünen Linie, in der Nähe der Leichscher Nllecbrücke 175 Hausen Abraumrristg und 40 » Schlagrrisig unter den öffentlich aushängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammentunst: auf dem odengenanntea Schlage. Leipzig, am 28. November 1891. De» Ruths Forfttzetzutation. Lekllllillmachung. Nachdem die Kranken- >I»V Brgräbniizrasse her Glaser» grhitscn zu Leipzig und Umgrgrnd in ihrer am 24. Oktober 1891 jialigesundeiien außerordentlichen Generalversammlung beschlossen hat, ab Äl. Oktober I. I. sich auszulüse», nimmt die Unterzeichnete Lass« Veranlassung, die Herren Arbeitgeber darauf hinzuweisen, daß ver- ichcrungsvflichlige Mitglieder dieser Lasse nach der Borschrift de« KrankeilversicheruiigSgesetzeS binnen 9 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, mittelst dcS vorgeschriebenen Formular« zur Anmeldung zu bringe» sind. Bei Nichten,ballung dieser Meldefrist treten die Nachtheile der , 50 und 8l de« angezogencn Gesetzes in Kraft. Leipzig, am 4. Deceinber 1891. Die Lrtstrankcurassc sür Leipzig und Umgegend. Albert Brockhau«, Borsitzender. Äuclions-Lckannlmachung. Donnerstag, den 10. dieses Monats, , Vormittags vou 0 Udr an, sollen im Ttadthause, Eingang Miihlgasse Nr. l, verschiedene WirthschafkSgegenslände, Kleidungsstücke, Taschen uhren, ein Betociped, eine Nädmaschine, ein halbes Faß Farbe (sogenanntes Matergrün) und verschiedene andere Gegenstände an den Meistbietenden gegen soforttgk haare Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 4. December 189t. , Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 22463 u. s. w.ür. Georgi. Hübschmann. Bekanntmachung. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen Mittwoch. Ven 0. December 18S1» vormittags van 0 Uhr au im htrsiacn Stadtbause verschiedene Gegenstände, als: Möbel, Betten, Wäsche. Kletdun-S stücke, Haus- und Küchengcräthe U. A. «. öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 7. December 1891. D«S Armenamt. Hentschel. BrtuS. 8. I80L, Xdood, 6 tlkr tm 8»»Iv der I. Ullrgersebuls. Tagesordnung: IValilen. Leratkung des Statuts Ktr Lbrsugeriekte. t'amenberiolit«, VI). Om 7 Okr ist der IVablact goscldossen, i-odass später Orscheinondo von der Abstimmung ausgeschlossen sind. vr. Uenrlel. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) 700 Gi in einer Reichsbanknote ä 500 und in 2 100- Marknoten, zwei Psaiidschciiic des hiesigen Leihhauses, Lit. 6 dir. 8958 und 21408 ein ebensolcher Schein über im Frühjahr 1891 für 12 Gl versetzte div. Wäschestücke, ein AchtellooS der vraunschweiarr Lotterie VI. Classe Nr. 82282 und div. Papiere, darunter ein Lchnlvschrin über 700 .St, dazu eine hellbraun- lkverne Brieftasche mit Stickerei aus einer Seite, am 24, v, M.; 2) ein goldener Ring, breiter Reif, mit kleinen, ä zour ge- faßten Diamanten, an, 18, v. M.; 3) eine goldene Dameniihrkette. mit Quaste und Larabincr> haken, von einem zum anderen End« stark zulaufend, Mitte Oktober d. I.; 4) eine silberne Remontoirnhr mit Goldrand und Sekunde, geriefter Rückseite mit Schildchen und der Fabrikaummcr 40818, am 28, v. M.; 5) ein Wtnterüberztehrr. olivensarbig, glatt, mit schwarzem Schoß- und schwarz- und braungcstrentem Aermelsutter, einer Reihe Stein» uhknövse und 3 inneren Taschen, am 26. v. M.; 6) rin Winterüberzieher, kaffeebraun, kleinflockig, mit schwarz, seidener Borde, Sammetkragen, wollenem großcarrirten dreifarbigen Futter, einer Reihe schwarzer Hornknöpfe, am 29, v. M.; 7) ein Winterüberzileher, ne», dunkelbraun, mit braunem Sammelkragen, Hellem carrirten Futter, Perlinutterknöpscn und Kettüiendenkel, rin Wintrrübrrzirher, neu, dunkelblau, mit eben, solchem Futter, Knüpfen und Henkel und mit Bordcneinfassung, am 30. v. M.; 8) ein Winterübrrzteher, dunkelbraun, mit braunem Sammet kragen, hellgelbem blaugestreisten Futter, einer Reihe Strinnuß. knöpien mit verdeckter Batterie, Kcttchenhenkel und einer Naht in der linken Schoßseite, am 27. v. M.; 9) ei» Wiiiterkderzikder. rothbrann, mit dunkelblauem Sammet, kragen, Aermetausschlägen, defektem carrirten Futter, schwarzen über, sponnenen Knüpfen und Stosshenkel, am 20. v. M.: 10« ein Wtntcrüberziehrr von schwarzem stockigen Stoff, mit grauwollenem gestreifte» Futter und einer Reibe Knövke, am 29. v. M.: 11) ein Wlnterübcrzichcr von dunklem glatten Stoff, mit grauem gewürfelten Futter und schwarzen geriesten Hornknöpscn, am 29. v. M; 12) ein schwarzer Schafpelz mit'schwarzem Tuchuberzug. einer Reihe schwarzer Hornknüpse und einem Defect am linken Äermel eine gelb« rolhkantige PfrrSedrcke mit grauem Futter, am 3. d. M. 13) ein ausge,chlachtctes halbes Schwei» mit dem Stempel „OrnM kriedricb", am 8, d. M.; 14) ein Biersutz mit dem Zeichen 8ch." und einer unbe. bekannten Nummer, 2'» Liter Wrizrnbicr entdaltend, am 26. v. M >5) L Stück Driithübncr, 2 Milchgänse, 4 wcijze und S schwarze Vnten, vom 28. bis 29. v. M.: 16) ca. 7 w Blcirobr in 2 Theile», 24 mm und bezw. 19 mm stark, 2 Bentilhähne von Messing mit Verschraubung und Rad griff, am 25, v. M.: 17) ein zweirädriger Handwagen mit Spaunkett« und Blech sirma: ^Lodert 8cl,wöllmg", am 28. v. M.) 18) rin »terräbrtgrr Handwagen mit Kastrnoussah, beladen mit Lumpen rc., am 27. v. M; 19) et» vierrädriger Handwagen, blaugestrichen, mit Lettern am 27. v. M.; 20) 8 Sandsteine, und zwar »in rother rundgeorbeiteter, ein eidlicher, ca. 45 eia laug und ca. 30 ew breit, und ein weißer, cm lang und 80 cm breit, am 23. v. M.; 21) et« zweirädriger Handwagen, grau gestrichen, mit Latten boden und eisrrner Stütz« »ater >ed«m Lan-baunr, Kette und Schloß eiserner Bandage am rechten Longbavm «nd einer Blechfirma A. Oaxemaon", am 2. d. M. Lttvaiae lkvahrnehmangen über den Lervlieb der gestohlenen >d« oder üoer den Thater sind ungesäumt bei nusrrer e zu brtl Geaensläno« ober uver vea LU»atrr l>nb , llriminal-Altheuuna zur Anzeige zu bringen. LetpzlL am 7. December I8vl. Da« Poltzeiawt »er Stadt Leipzig. Bretschnrtder. ztg. Dgr. Rudini und die Papstfrage. Die Erklärungen, welche Rudini am 4. und 5. December in der italienischen Kammer Uber die Papstfrage gegeben hat, ind nach zwei Seilen hin enlscheidcnd für die zukünftige Lntwickelung Ztalien«. In der auswärtigen Politik beben ,e die fernere Geltung dcS GarantiegefctzeS Uber jeden Zweifel und verbürgen dem Papst auch ferner die Freiheit und Unabhängigkeit in seiner Eigenschaft als geistliches Ober- baupt der katholischen Christenheit und der katholischen Kirche. Dagegen nimmt er für den Staat das Recht in Anspruch, sich unabhängig von der katholische» Kirche zu ent wickeln, besonders auf dem Gebiete der Schule. Die Fragen der Eivilche und der Ehescheirung will er gegenwärtig nicht aufwerfen, weil ibm der Zeitpunkt dazu ungeeignet scheint. In der innern Politik bat er die Grenze für die Parteien aufgestellt, welche mit der Regierung geben wollen und welche ihr Widerstand entgegen setzen. Für ihn ist taS Garantie gesetz unanlastbar und ein Theil des Staatsgrundgesetzes, während CriSpi die Abänderung des GaranliegcsetzcS als das Ziel der Zukunft bezeichnet hak. Rubin» bat durch seine feste Haltung bei diesem wichtigen Anlaß eine Probe seiner staatömännischen Befähigung ab gelegt, er bat gezeigt, daß er politische Fragen kalt und ruhig u behandeln weiß, ohne sich von Gefühlen beherrschen zu affen, die an sich, der Berechtigung nicht entbehren. WaS liegt näher für den Leiter der italienischen Regierung, als einem Nebenbuhler teS König« von Italien die Möglichkeit weiterer Störungen des inneren Frieden» zu entziehen? Rudini läßt aber den internationalen Charakter dcS GaranticgcsetzcS nicht außer Acht, er zieht die Wirkung in Rechnung, welche die Abänderung des Garanticgesetzeü aus die katholische Welt anßcrhalb Italiens haben würde. Ihm kommt cö zunächst darauf an, die Bedingungen nicht zu verändern, unter welchen der Dreibund zu Stande gekommen ist, und er ist sich dessen bewußt, daß die Abänderung des Garantiegesetzes zur Aus lösung des Dreibundes führen könnte. Im Gegensatz dazu hat CriSpi in seiner letzten großen Rede vor seinem Rücktritt vom Amte deS Ministerpräsidenten der preußischen Regierung daraus einen Borwurs gemacht, daß sie die Gesandtschaft beim Papste wiedcrbcrgestcUt bat. Er wollte den Papst seiner Eigenschaft als Sonverain entkleiden und ihm lediglich sein Amt als Lberbaupt der katholischen Kirche lasse». Diese Bcrändernng kann aber die italienische Regierung nicht allein -ornkbnic», sondern nur im Einvcrständniß mit den beim Papst vertretene» Mächten DaS Garantiegcsctz bildet die staatsrechtliche Grundlage für die beim Papst beglaubigten Vertreter der Mächte, und deshalb ist die Auffassung Rudini'S von der Natur dieses Gesetzes als internationaler Vereinbarung die allein richtige. Die italienische Regierung bat daS Garantiegesey vom 13. Mai 187 t den auswärtigen Mächten mitgetheill in der Absicht, zu erfahren, ob dagegen Einwendungen erhoben werden. Schon diese Mittbeilung war ein Zeichen, daß die italienische Regierung selbst das Garanticgesetz nicht als eine ausschließlich italienische Angelegenheit betrachte, sondern den internationalen Charakter des Gesetzes anerkenne. Rndiiii sagte am 4. December mit Recht: „Die Lage wäre schwierig gewesen, wenn die Regierungen gegen daS Gesetz Ein wendungen erhoben hätten." Da dies nicht geschehen ist, so ist der gegenwärtige Zustand, welcher durch das Gesetz geschaffen ist, solange der Einwirkung des Auslandes ent zogen, als er aufrecht erhalten wird. Der im Jahre I87l befolgten Handlungsweise entsprechend, müßte auch eine etwaige Acndcrung dcS GaranticgcsctzeS den Mächten zur Acußcrung vorgclcgt werden, nnd diese neue Lage würbe nicht weniger schwierig sein, als sie vor zwanzig Jahren war. Zwischen heule und damals liegt der Kamps, welcher von der preußischen Regierung gegen daS Papstthum geführt worden ist. Dieser Kamps hat gezeigt, Uder welche Macht daS Papstthum verfügt, und deshalb bewahrt die französische Regierung dem Papstthum gegenüber so große Zurückhaltung. In jedem Jahre entbrennt der Streit auss Neue, ob der Botschaslerposten beim Vatiean ausrecht zu erhalten oder ab zuschaffen sei, und jedes Mal wird der Streit zu Gunsten des PapstthiimS entschieden. Jeder Versuch, die Machtvoll kommenheit deS Papstes cinzuschräiikcn und ibm die Macht deS Staates fühlbar zu machen, zieht die schlimmsten Folgen nach sich, wie jetzt wieder die bei der Vcrurtheilung des Er; bisckoss von Air gemachten Erfahrungen beweisen. Rudini stellt sich auf den Staudpunct, daß die Aufrccht- haltung und Entwickelung der weltliche» Schule mit der Zeit am besten und sichersten über alle Anmaßungen dcS Papst- thumS hiuweg helfe, er erwartet daS Heil der Zukunft nickt von gewaltsamen Eingriffen, welche die politische Macht des PapstthumS einzuschränken bestimmt sind, weil sie leicht di« entgegengesetzte Wirkung baden können, sondern von der Aus breitung der Volksbildung Rudini hat nicht gesagt, weshalb er den gegenwärtigen Zeitpunkt nicht für geeignet hält, Schritte zur Reform der Bedingungen der Eheschließung und Ehescheidung zu tbun, aber eS ist klar, daß er die social« Frage als taS Haupthinderniß ansieht, hierin Wandel zu schaffen. Oesterreich-Ungarn und Italien haben allen Grund, dem Delegirten Zallinger sür seine sehr übel angebrachte Red« in der Plenarsitzung der österreichischen Delegation ibrcn Dank abzustatten, denn diese Rede war es, welch« Rudini Gelegenheit gegeben hat, seine staatSmännische Befähigung im glänzendsten Lichte zu zeigen. . ^ -r Rudini bat in erster Linie das Streben, die Bündnisse mit Oesterreich-Ungarn »nd Deutschland aufrecht z» erhalte» nnd in zweiter, sich eine Mehrheit im italienischen Parlament zu schaffen. Beide« steht mit einander im Zusammenhang, denn ohne die Mehrheit im Parlament kann daS Ministerium Rudini nicht im Amt bleiben. CriSpi legt den Nachdruck auf die Notbwendigkeit, daß Italien stark genug sein müsse, uni seine Eiubeit gegen jeden Feind selbst zu vertbcidigc», während Rudini dem Schutze, welche die Bundesgenossen Italien gegen Angriffe gewähren, volle Gerechtigkeit widerfahren läßt. Rudini erklärte sich aber gleichzeitig ein verstanden mit dem Grundsätze, daß Italien sich selbst zu genüge», stark genug sein »lüsse, und erzielte damit die i>eab,lchtigte Wirkung. Es ist ganz unverständlich, wie man in einem Augenblick die Verdoppelung der Wehrkraft Italiens in Anregung bringen kann, in welchem die Volksvertretung die äußerste Sparsamkeit zur Bedingung ibrcr Unterstützung jeder Regierung macht. Rudini suhlt sich stolz als Italiener, aber er würde sich zehn Mal besinnen, ehe er etwas lhut, was Italien die BundeSgcnossenschast Oesterreich - Ungarn« und Tcutschlaiidö entziehe» könnte. DaS ist selbstverständlich, denn sonst wäre es tbörichl von Italien, Bündnisse mit Oesterreich - Ungarn und Deutschland cingegangen zu sein. Aber WaS soll cS heißen, wenn CriSpi mit besonderer Betonung ausruft: „Wehe denen, die im Kriegsfälle nicht gerüstet sind." Italien bat mit finanziellen Schwierig keiten zu kämpfen, und von diesem GcsichtSpuncte auS hat daS Parlament reckt, die äußerste Sparsamkeit zur Richtschnur seiner Beschlüsse zu wählen, aber eö steht CriSpi schlecht an, die Schwierigkeiten, mit welchen Rudini zu kämpfen hat, zu vermehren, indem er von >km die Abschaffung des GarantiegcsetzeS »nd die Verdoppelung der Rüstungen verlangt, mit der Aussicht auf die Möglichkeit, den Dreibund durch die Veränderung der internationalen Lage zu sprenge». Rudini bat eine äußerst glückliche Form für die Abweisung solcher Angriffe gefunden, indem er die Mitglieder des gegenwärtigen italienischen CabinetsGbibellinen nannte. Er hat damit die Saite angeschlagen, welche i" Oesterreich-Ungarn wie in Deutschland harmonisch anklingt, denn die Ucbcrlieferungen beider Kaiserhäuser, des Habs- burgische» wie deS hohenzollerschen, stimmen darin überein, daß sie eS mit den Ghibellinen und nicht mit den Gneisen Hallen müssen. * Leipzig, 8. December. * Der Abg. Oechel Häuser beantragt, die von der Bndgctcomniission gestrichene erste Rate von 40 090 zur wissenschasllichen Erforschung und Aufdeckung des römischen Grenzwalls (LimeS) nach der Vorlage der verbündeten Regierungen zu bewilligen, * Die neueste Nummer des BLckcl'schcn „Ncichühcrold" enthält unter der Rubrik „Parteinachrichtcn" folgende Be kanntmachung: „Auf mebrfackc Anfragen von Parteigenossen sehen sich die Unterzeichneten zu der Erklärung genötbigt, daß sic für Herrn Rector Ahlwardt'S Verbalten und öffentliches Auftreten keine Verantwortung übernehmen und daß Herr Rector Ahlwardt keiner der beiden Partei organisationen angcbört, Berlin, 29. November 1891. Ter Vorstand der Deutschsocialen Partei. I. A.: Lieber mann v. Sonncnberg. Der Vorstand der Antisemitischen Volkspartei. I. «.: Vr. Böckel. * Im „Württemberaischen StaalS-Anzeiger" giebt der Iustizministcr einen Bericht über die AuSsübrung der Amnestie, welche der König bei seiner Thronbesteigung erlassen bat. Hiernach sind aus Vortrag de« Justizministeriums über 2800 Personen eine- GnadenacteS theilbaftig geworden Begnadigt wurden vorzugsweise Personen, welche wegen Ver letzungen der öffentlichen Ordnung im weiteren Sinn, wie zum Beispiel Widerstand gegen die Staatsgewalt, AmtS- ehrenbeleidigung, Haussricdciisbruch und dergleichen, aber auch wegen Vergehen sonstiger Art. wofern sie einen leichteren Cbarakter batten, vcrnrtbeilt waren. In dem Amnesticerlaß de« Königs war ausdrücklich befohlen, daß die landesherrliche Gnade vor Allem de» Angehörigen der ärmeren VolkSclaffe zugcwendel werte, welche nntcr dein Druck äußerer Notb sich minker bedeutender Verschlungen schuldig gemacht haben. Aus letzterem GcsichlSpunct baden namentlich Zuwider Handlungen gegen daö Forststrafgescy ausgiebige Be rücksichtiguug gefunden. Auf Befehl de« Königs bat a»ch eine Ausdehnung dieses Gnadenactcs auf die zur Zuständigkeit der Forstämter und OrtSvorstebcr gehörigen Verfehlungen gegen das Forstpolizeigcsetz stattgesundcn; 115 Personen, weiche wegen solcher Ucbertrctnngcn bestraft worden sind oder in Untersuchung standen, wurden begnadigt. * Aus Thüringen wird u»S geschrieben: Wie wir hören, soll von orthodox protestantischer Seite in Thüringen ein wiederholtes Gesuch an das preußische Eisenbahn Ministerium gerichtet werde», dahin gehend, daß die Vcr ausgabung von Sonntagsfahrkarten an den Buß tagen unterbleibt, da diese Fahrpreisermäßigung in der Thal nur zu Ausflüge» nach solchen Orten benutzt wird, in denen der Bußtag aus einen anderen Tag fällt. Da- Gleiche Ersuchen soll an die Privatbahndircclioncn ergehen. . * Im österreichischen Abgeordnetenhaus bcant wortete Gras Taassc die Interpellation, betreffend die Vor kommniffe aus dem Wiener Rennplätze. Die bisherigen noch unabgrschloffenen Erkebungc» constalirtcn eine nickt strafbare Handlung de- betreffenden IvckevS, doch eine Ucbrrschreitung der Rennvorschristen, WaS den Rennclub veranlaßtc, von dem Recht der Ausweisung Gebrauch zu machen. * In» ungarischen Abgeordnetenhaus« beantragte bei der Veralhung des RecrutencontingrntS Bolgar (Nationalpartei) die Aufhebung des zweiten DienstjahrrS der Einjahrig-Freiwilligen. Ugron (äußerste Linke) be antragte die Rückverwersung der Vorlage an den Ausschuß und verlangte eine Reform de« Militair-StrafgesetzkS. die Aufhebung de« «hrearäthlichen Verfahren» in der Armee und die Beeidung der Recrutcn auf die ungarische Vcr- ässung. Iranyi beantragte die Vorlage alljährlicher Daten über die in der Landwebr und der Armee vor kommenden Selbstmorde und ihre Ursachen. * Binnen wenigen Tagen wird auch Frankreich eine Kirckendebatle haben. Am Freilag den N. dS. wird der Cultusmiuistcr de FalliörcS die Interpellation Hubbarv beantworten. Dieser radicale Tcpulirte bat den Blättern mitgethcilt, er gedenke die Regierung vor Len Gesabrcu zu warnen, die eine allzu „papstsreundlickr Politik" sür Frank reich baden könnte, da eine solche Politik geeignet wäre, die ranzösischen Klerikalen, gleich den österreichischen, zu den« Wabne zu verleiten, die weltliche Herrschaft müßte wieder bergestcUl werten. Außerdem wird Hubbard einen Hirtcn- brics des Bischofs von Bordeaux au seine Geistlichen zur Sprache bringen, in welchem der „Bischof mit dem Flammcn- berzc» und dem bis zur Leidenschaft glühenden Worte, der auS seiner Feder Baiinflüchc fließen ließ", verherrlicht und die französische Regierung gcbraudmarkt wird, weil ihr erste» Wort nach den Kundgebungen in Rom nicht daö italienische Volk zur Achtung seiner Wohlthätcr und der Fahne auf- forderte, unter der so viele französische Soldaten gcsallen sind, um eS wieder zum Leben zu erwecken. Der Bischof von Bordeaux soll übrigens bereit« nach Paris berufen sein, um Auskläru»gen über seinen Hirtenbrief zu geben. Ein anderer radicaler Dcputirtcr, Herr Labrousse, will bei dieser Gelegen heit einen Zusatzartikcl bei dem Finanzgesetzc cinbringen, dem zufolge acht Erzbisthüincr und zweiundzwanzig Bisthümer, welche bei dem Abschlüsse de« ConcordatS in Frankreich neu geschaffen wurden, auf den Ausstcrbc-Etal gesetzt werden sollen. Da schon bisher 22 Redner eingetragen sind, so dürste die Debatte ebenso lebhaft als an Zwischenfällen reich werden. Man glaubt übrigens nicht, daß die Regierung in Folge dieser Interpellation ihre in der Kirchensragc so vor sichtige und entschiedene Haltung aufgcbeu werde. Herr de Freycinet wird sich zum Beweise auf daS Vorgehen der Regierung gegen den Erzbischof Gouthe-Soulard berufen» und die gemäßigten Republikaner scheinen entschlossen zu sein, den Uebcrgang zur Tagesordnung zn beantragen. * Au» London wird gemeldet: Sir Arthur Stepnetz, seit 1886 liberaler Vertreter deS Wahlkreises Carmarthcn im Unterbause, kündigte seinen Uebertritt zur Unio- nistenpartri an, da er Gladstone'S Homrrulepolitik nicht länger unterstützen könne. * Der niederländische Gesetzentwurf, betreffend die Festsetzung der Militairdienstzeit ans 10 Jahre, stößt in dem betreffenden Bureau der 2. Kammer auf lebhaften Widerstand. Der Bericht der Commission betont, der Gesetz entwurf werde keine Majorität finden, eS sei denn, daß der selbe nur einen vollständig vorübergehenden Charakter erhalte, oder daß da» Princip deS persönlichen Dienste- mit der Vor lage verbunden werde. * Aus Rom wird gemeldet: Wie Viele vorauSsahcn, ist die Freisprechung Llvraghi'S erfolgt. Das Urtheil hat liefen Eindruck gemacht und wird allgemein commrntirt. * Ein russischer kaiserlicher Erlaß ordnet die Ver anstaltung einer Lotterie zum Besten der Notbleidendcn i» den Mißwuchs-Gegenden an. Die Lotterie soll l 200 000 Loose im Betrage von 6 Millionen Rubeln umfassen. * AuS Christiania wird geschrieben: DaS Ministerium Steen hat nun endlich, nach langem vergeblichen Suchen, einen Finanz minister in der Person de» Staatsanwaltes Dr. Engelhart gesunden. Engelbart ist zwar Laie aus finanziellem Gebiete, aber ein Fachmann war nicht zu be kommen. Die Befürchtung ist daher nickt unberechtigt, daß die bisherige fehlerhafte Wirtbschaft de» Ministerium« Steen unter dem neuen Finanzminister fortgesetzt werde. — Die Agitation Björnstjerne Björnson'S bei den Wahlen zu Gunsten der Ucbcrlaffung eines norwegischen HascnS an Rußland, angeblich zu russischen Waarcnnieder- lagen, bat mehreren Preßorganen der Rechten und der Svcrdrup'schcn Linken zu einer angemessenen Kritik Anlaß gegeben, Björnson will nun eine Anklage gegen die .regnerischen Zeitungen erheben, darunter auch gegen die «Ltavanger Zeitung „WestlandSpostcii" (moderat-demokratisch welche auf die Klageanküntigung Folgende- entgegnet: „Wir nehmen a», daß Herrn Björnsou'ö Grund zur Erlicbuiiz diese- Proccsse« weder Rackegesübl, noch Vcrsolgungölust ist, sondern daß er aus gerichtlichem Wege fcstgestellt wissen will, was er mit seinen leichtsinnige» und schamlosen Acußcrungen über Hasenablretungen gesagt oder allcnsallS gemeint habe» will. Wir gebrauchen absichtlich die Ausdrücke „leichtsinnig" und „schamlos", denn so wollen wir seine Ausdrücke bezeichnet haben, auch wenn dicS uns einen Proccß zuzichen sollte." * Nack Meldungen auS Rio de Janeiro bat der Präsident Peixoto ein Manifest erlassen, in welchem tie ilrsachcn dargelcgt werden, die zu der Erhebung gegen die srübere Regierung, welche die Bestimmungen der Verfassung verletzt habe, Anlaß gegeben hätten. Am ischlusse des Man, festes versichert Peixoto, seine Bemühungen seien darauf ge richtet, die republikanische Regierung zu befestigen. Gestern empfing der Präsident Peixoto die Mitglieder de» diplo matischen Corps und die Osficirre de« brasilianischen Ge schwader». Sächsischer Ingenieur- nnd ^rchitcktenvercin. L Leipzig, 6. Deceinber. Nach der statutarischen Bestimmung sind die Mitglieder deS über da» ganze Königreich sich erstreckenden Bereins zu der 3 diesjährigen, der 130., Haiiplveriammlmig nach Vier cingeladen worden und sanden sich ziemlich zahlreich zu einer geselligen Zusammenkunft am gestrigen Abend im Saale des Sirbenmännertmule« ein. Am heutigen Morgen hielten die 4 Ab- ihcilungen im Bornerianum ihre Sitzungen ab und sprach in der t. Abtheilung iBauingenieure) geprüfter Liviiingeuieur und Ober, lehrer hiesiger Gewerbeschule Herr I-r. Föppl: lieber die Quersteingkeit «ijerner Brücken und verwandle Fragen der FachwerkSlehre. Der Bortragende, wetcher eine Theorie des räumlichen FachwerkeS neu ausgestellt hat und mit Etiencon- striiktlonen auch sich insoweit praktisch betdätigt, dast er zu Gut- achten und Berechnungen <wi« z. U. hiesige Markthalle) mit beran- gezogen wird, nahm bierbei Beranlasiung. de« Mönchensleiner BruckeneiasturzrS zu gedenken, über desffn Beranlasfung er bereit« in wisseaichasUichen Zeiffchniten sich auSaeiprochen dal und gerade tu letzter Zeit da« Gutachten der vom schweizerischen Buadesrath
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