Suche löschen...
Dresdner Journal : 13.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186010133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-10
- Tag 1860-10-13
-
Monat
1860-10
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 13.10.1860
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abonnewnllspretst: äLb-U^t»: 5 rnn. 10 K,r. u. ^jiidrl.: 1 „ 10 „ „ „ ti<,u,rli<:t> »M Vr—ä»v: 15 Kgr. Lmrvla« Kummern: 1 K^r, liu -it,Uu»L» tritt ko»t uua 8t«mpel»u- »ctilux t»iu»u. , »>ser«len»rrtft: für a»u N»«n> «ia«r »«»pulteoeo 2«il«: 1 K^r. I7oter ,,Lia^»»»uat" ül« 2«U«: 2 Kp-. Lrschrlieu: 1'ii^lieti, mit Xu»u»dme cker 8ouo- uml kelert»^«, Xdeuäi Nir ä»o kolx«aäea 2^»» Dres-nerMinnal. Verautwortlicher Redakteur: I. G. Harlmann. Snseralenannahmr auswärts: L«tpri?: 1«. Litt^osrLrr«», 6»mmi»8io»1r üe» Dreeckuer ^ourn»I»i «deml»»«ld»t: II. ttvxxiiii; Xll«»! L LerUu: <I>»ui>>l.e 8eku Uuekli., ItureL»; Lremell! L. 8t.ui.vri>-; krmiliturt ». ».: .iLraru'seke lluckkunälun^; WSIv: Xvoi-r L/tvrur»; k»rii: v. (28, ru» 6e, don» eoHus); kr»x: t «. Lusvivu'» lluvillotiullunx. Herausgeber: Xiiuigl. Lrpetlitioo 6«« vre»6ner ckoura»!», Oroiuteu, L1»rleu--tr»»!>s Kr. 7. Nichtamtlicher Thril. u,verficht. Telegraphische Nachrichten. Zrituaatschau. (Presse. — Journal deS Dubais. — Ami de la Religion. — Times. — Herald. — Chronicle.) Tageigeschichte. Wien. Das projectirte französische Hrsandtschaftshotel. Mr. Roebuck. EhrensLbel für Lamoriciöre. — I n n S b r u ck: Errichtung zweier Denk mäler. — Triest: Ein Garibaldi'scher Werbecomite verhaftet. — Berlin: Die Zusammenkunft des Prinz- Regenten mit dem Kurfürsten von Hessen. Die Grund steuervorlagen. Abreise der Königin von Sachsen. Bericht vom Commandanten der „Loreley" ringesor- drrt. — München: Vom Hofe. Denkschrift gegen Gewerbefreiheit. — Darmstadt: Kammerverhandlun gen. — Karlsruhe: Hofnachrichtrn. — Eisenach: Vom Hofe. Lutherdenkmal in Möhra. — Ko bürg: Hofnachnachrichte«. Zur Anwesenheit der Königin Victoria. Landtagswahlen. Vermischtes. — — — Altenburg: Hofprrdiger vr. Sachse — Frank furt: Durchreise der Königin Victoria. Aus der ge setzgebende« Versammlung. Die Einführung gezoge ner Geschütze in den Bundesstaaten. — Paris: Keine neuen Truppen nach Rom. General Gerandon. kamoricierr. Keine Modifikationen im diplomatischen Corps.— Turin: Kammerverhandlungen. — Genua: Trupprneinschifsungrn. Die neapolitanische Deputation. — Ancona: Bericht über die Belagerung und Ein nahme der Stadt. — Neapel: Protest der Regierung deS König- gegen die Decrete Garibaldi'-. Ein rücken der Piemontesen. Vom Kriegsschauplätze. Ver tritt seiner Stelle nicht enthoben. Vermischtes. — Madrid: Zur Reise der Königin. Versetzung deS englischen Gesandten. — London: Ein neues Mani fest deS Jnfanten Don Juan. Vermehrung der Flotte. Ernennungen, Lersetzungev re. ü» öffentl. Dienst«. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. München, Donnerstag, 11. Oktober. Die heutige „Reue Münchener Zeitung" erklärt daS »on der „Judoprndance beige" mttgetdtilte Leie- aranu», »ach »eiche» der hiesige päpstliche Lun- tinS einen Protest der Curie gegen den Einmarsch der Piemontesen in Umbrien und die Marken hier überreicht hätte, für vollständig erfanden. Darmstadt, Donnerstag, 11. Oktober. In der heutigen Sivunadtt Abgeordnetenkammer wnrde der Antrag deS Ausschusses in Bezug auf die Re gelung drrNrchtSverhältniffe der katholischen Kirche zum Staat (vergl. denselben unter „Tagesgeschichte") mit 3fi gegen 3 Stimmen angenommen Dresden, 12. Oktober. Den Ausführungen eines Theilr» der norddeutschen Presse gegenüber, daß dir Zusammenkunft in War schau, wenn sie zur Wiederaufrichtung der heiligen Allianz führen sollte, ein Unglück für jeden politischen Fortschritt sein würde, bemerkt die Wiener „Presse": „ES ist nicht die Aufgabe der Warschauer Zusammenkunft, einen RestaurationSseldzug gegen Frankreich und Italien zu Stande zu bringen und den Grundsätzen der heiligen Allianz in Europa wieder Anerkennung zu verschaffen. Darüber würden sich die Cabinete von Wien, Berlin und Et. Petersburg schwerlich verständigen können. Wäre daS mit Warschau von der einen oder von der andern Seite wirklich beabsichtigt worden, so zweifeln wir, daß d» Zusammenkunft überhaupt möglich wurde. Aber in einer Zeit, wo der Treu- und Rechtsbruch zum politi schen Ariom zu werden und die vollbrachten Thatsachrn alle Grenzen zu überschrerten drohen, ist es eine gesunde Politik, der allgemeinen Auflösung einen concrrten Ge danken entgegeazustrllen und di« Anerkennung desselben zur Bedingung des Weltfriedens zu machen. Wenn Oesterreich, Rußland und Preußen sich darüber verstän digen, kein weiteres Umsichgreifen der italienischen Be wegung und keine weitern Territorialveränderungen mehr zu dulden; wenn sie bestimmte Eventualitäten in Aus sicht nehmen, deren Eintreten ihre gemeinschaftliche Action zur unvermeidlichen Folge hätte, so wäre damit einer seits die Klippe einer Rcstaurationspolitik, gegen die sich die öffentliche Meinung von ganz Europa unzweideutig ausspricht, vermieden, andererseits aber eine achtungge bietende Stellung gewonnen, welche an und für sich eine Bürgschaft des Friedens und ganz dazu gemacht wäre, der Würde der Großmächte angemessene Transaktionen zu ermöglichen. Während eine Restauration-Politik im Style von 1815 England nothwendig wieder in die Arme Frankreichs triebe, würde rin solche- Resultat der War schauer Zusammenkunft England mit in diesen Bund hin einziehen, und jene Jsolirung der französischen Macht Herdriführen, die nun einmal nothwendig ist, wenn dir ErobrrungSgelüste de- BonapartiSmus ohne ruropäischeu Krieg gebändigt werden sollen. Hierin und nicht in Elu- cubrationen, die für diese Zeit nicht mehr passen, liegt die wahre Bedeutung der Warschauer Zusammenkunft. ES handelt sich nicht darum, Geschehenes ungeschehen zu machen, sondern den allgemeinen Frieden zu erhalten. Wenn die drei Mächte darüber einig werden, daß sie keine Gebiet-veränderungen mehr zulassen, und daß Italien über den Mtncio nicht hinausgehrn darf, so können sie das Uebrige getrost einem Eongresse oder in Ermangelung dessen der Zeit überlassen, welche in Frankreich und in Italien, die Geschichte beweist es, sehr rasch arbeitet und, sobald man sie nicht stört, oft über Nacht die überraschend ste« Veränderungen und merkwürdigsten Wandlungen in Scene setzt." John Lemoinne zollt im „Journal des DöbatS" dem Programm deS Grafen Cavour seinen Beifall. Man müsse in Rom noch die Franzosen, in Venedig die Oesterrcicher respectiren, obwohl mit dem Vorbehalt, daß die Bereinigung beider Gebiete mit dem einigen Italien nur eine Frage der Zeit sein könne. „Italiens Recht", fährt er fort, „bleibt, was cS ist; Italien fügt sich der Macht deS Etärkern, das ist Alle-. Diese gezwungene Rast muß es zu seiner Organisation benutzen. Ja, sollte dieselbe ihm nicht vielmehr zum Vortheil gereichen? Ohne sie würde eS vielleicht von der erlangten Freiheit nicht den angemessenen Gebrauch machen. DaS österreichische FcstungSviereck ist vielleicht ein heilsamer Zügel für da» befreite Italien und bewahrt es vor Anarchie und in ner» Zerwürfnissen. In Wirklichkeit ist Oesterreich da rührigste Werkzeug für die Einigung Italiens; cs wird den König von Piemont zum Könige Italiens krönen. Italiens Unglück erzeugte die Idee von Italiens Ein heit: verkörpert ist sie in Victor Emanuel, beschützt von Napoleon III., getragen von Cavour, und sie fand in Garibaldi einen der erhabenen Thoren, die mit Ver achtung aller Lehren der Vorsicht zuweilen Reiche stürzen und gründen." — Der „Ami de la Religion" er laubt sich, darauf aufmerksam zu machen, mit welcher er schreckenden Pünktlichkeit Piemont bis jetzt Alles aus führte, was der anonyme Verfasser der Broschüre: „Der Papst und der Congreß" angab. Dies Blatt hebt auch hervor, daß schon Napoleon l. gesagt habe: „Rom ist die Hauptstadt, welche die Italiener unstreitig eines Tages wählen werden." Hieraus wäre zu folgern, daß, wenn der Papst jetzt in Rom bleibt, dieser Rest seiner Herr schaft doch auch nur ein Provisorium wäre. Die englischen Blätter beschäftigen sich Vorzugs weise mit der Schlacht am Volturno. Ueber die Bcdcu tung des Ereignisses sind sie fast alle derselben Meinung, daß dadurch der Feldzug entschieden sei und daß die ver rückenden Piemontesen einen leichten Sieg über die ent muthigtcn neapolitanischen Truppen haben werden. Nachdem die „Times" die Schlacht vom 1. Oktober als ein „zweites Inkerman" charakterisirt hat (ein In kerman, insofern der Kampf mit einem von den Neapo ¬ litanern unter dem Schutze des Nebels versuchten Ucber- fall begann), sagt sie: „Die Wirkung, welche der König durch seine drohende Haltung vor der Schlacht aus die Einwohner von Neapel hervorbrachte, zeigt, mit welchen Schwierigkeiten der Diktator zu kämpfen hat, und welch ungeheure Bedeutung der erfochtene Sieg hat. Die er schreckten Bürger nahmen überall die Trikolore von ihren Häusern ab und würden wahrscheinlich dem heimkehren- den Bourbon ebenso zugejauchzt haben, wie seinem Ent- thrvner. Man erzählt, daß einmal in Neapel eine An zahl Menschen erdrückt wurde, weil Einem im Gedränge rin Tropfen Wasser von einem Balcon auf die Nase fiel. Er machte einen Seilensprung, theilte dadurch seinen Schreck dem Nachbar mit, dieser sprang gegen einen Drit ten, und so fort, bis die ganze Volksmasse von einer tollen Panique ergriffen war. So leicht werden die Nea politaner das Opfer jeder Art von Schreck und Auf regung. Sie werden vrrrnuthlich mit Angst und Zittern auf das Sinnbild der Einheit Italiens blicken, bis sie hören, daß König Franz von Ga^ta abgcsegett ist, und dann werden sie sich wieder vor Freude und Rachsucht wie Wahnsinnige geberden." Der toiyistische „Herald" giebt die Sache des Königs ebenfalls verloren, betont jedoch, daß die Ereignisse am Volturno „jedenfalls den Namen der Bourbons von dem Brandmal der Feigheit und des KleinmuthS im Unglück gerettet und die letzten Schritte LeS irregeleiteten Monarchen mit einer Art Ad schiedsglorie umkleidet haben". DaS Frankreich freundlichgesinnte „Chronicle" er hebt gegen Lord Palmerston die Anklage, daß er den Einfluß Englands zu sehr für die Aufrechterhaltung der schlechten Regierung in der Türkei interessire, und — was weit überraschender klingt — daß er sich einer zu großen Hinneigung zu Oesterreich schuldig mache. Tsigesgeschichte. Wien, 10. October. (W. Bl.) Der französische Bot schafter, Marquis de Moustier, hat die Leitung der Ge schäfte bereits von dem Botschastsrathe Grafen v. Moos burg übernommen und heute eine Besprechung mit dem Ministerpräsidenten Grasen Recbberg gehabt. — Es ist schon erwähnt worden, daß Hierselbst von der französischen Regierung ein GesandtschaftShotel erbaut werden soll. Es war zu diesem Zwecke ein Bauplatz vor dem Schottenthore im Flächeninhalte von nahezu lOOOQuadrat- klaftern ausersehen worden, und Marquis Moustier traf schon Verabredungen über die Ausführung des Bau planes, zu welchem Zwecke ihm seine Regierung bereits die erforderlichen Geldmittel bewilligt hatte. In den letzten Tagen ist jedoch ein Zwischenfall eingetreten, wel cher die Verwirklichung deS Bauprojekts ganz zweifelhaft macht, da als Preis für die Bauflächc, ursprünglich mit 200 Fl. pro Quadratklafter angenommen, neuerdings 500 Fl. pro Quadratklafter gefordert wird und der fran zösische Botschafter sich nicht geneigt zeigt, hierauf einzu gehen. — Seit einigen Tagen weilt das bekannte Par lamentsmitglied, Mr. Roebuck, hier; seine Anwesen heit soll handelspolitische Angelegenheiten betreffen. — Der clcricale „Oesterreichischc Vvlksfreund" hat heute einen „Aufruf an das konservative Deutschland" ver öffentlicht, worin zur Sammlung von Geldbeiträgen auf gefordert wird, um „einen mit dem Kreuze geschmückten EhrensLbel für Lamorici« re zu kaufen. Eventuelle Ueberschüsse sollen dazu verwendet werden, eine Denk münze für die päpstlichen Soldaten prägen zu lassen. Innsbruck, 6. October. (A. Z.) Gestern sand auf dem Berge Jsel eine erhebende Feierlichkeit statt; sie galt der Aufstellung des Monuments für die in den Jah ren 1848, 1849 und 1859 auf den Schlachtfeldern Italiens und Ungarns gefallenen Offiziere und Soldaten unsers tirolischen Kaiscrjägerrczimcnts. ES ist eine Pyramide aus weißem Marmor, welche die Namen der gctödtcten Kämpfer trägt. Auch ein Er innerungSmaal anderer Art wurde neulich ausgestellt: der Denkstein für den verstorbenen Dichter Johann Senn, von dem Bildhauer Hohenaurr. Es besteht auS einer großen Marmortafel, oben schließen Arabesken einen Spitzbogen, unter welchem der tiroler Adler die von Lordeerzwcigen umgebene Lvra mit auSgcspannten Schwingen cmporträgt, dann folgt die kurze Inschrift mit dem Namen und Todestage. Triest, 9. October. (Tr. Z.) Wie wir aus verläß licher Ouelle vernehmen, hat die hiesige Polizridirection heute Nacht die Hauptagentcn des Werbeco mit«- (5 an der Zahl, darunter der schon früher gesuchte M.) für die Garibaldi'schcn Schaaren in S. Giacomo ausgeforscht und verhaftet. Einer derselben wollte durch einen Sprung auS einem Fenster des 1. Stocke- der Verhas tung sich entziebcn, ward aber alSbald ergriffe«. U. Berlin, 1l. Oktober. In hiesigen gut unterrich teten Kreisen will man wissen, daß das Zusamentref fen Ihrer königlichen Hoheiten des Prinz-Regenten und deS Kurfürsten von Hessen-Kassel zu Frank furt (vcrgl. die gestrige Nummer) zu einem durchaus erwünschten Erfolge geführt habe und daS Einvernehmen der beiden Regierungen vollkommen hergestellt sei. (Nach der „R. Pr. Ztg." dauerte der Besuch, welchen der Prinz- Regent von dem Kurfürsten erhielt und später in der kurfürstlichen Villa erwiederte, über eine Stunde.) — Die Grundsteuervorlagen haben in den letzten Tagen das Ministerium in eingehender Weise beschäftigt. Die Wiedereinbringung der Gesetze in der nächsten Landtags session darf als ziemlich gewiß angesehen werden, jedoch hat man sich zu wesentlichen Modifikationen entschlossen, über welche eine Beschlußfassung erst nach der Rückkehr des Prinz-Regenten aus Warschau erfolgen foll. — Die Abreise Ihrer Majestät der Königin von Sachsen ist auf morgen (Freitag) Mittag festgesetzt. — Die „Epen. Zeitung" bringt folgende Nachricht: „Seiten des Obercommandos der königl. Marine ist vor einigenTagen von demCapitäu Kuhn, welcher das dem preu ßischen Gesandten in Neapel, Grafen v. Perponcher, zur Disposition gestellte Dampfaviso „Loreley" befehligt, ein Bericht über seine vielbesprochene Fahrt von Gai-ta nach Messina und über die Erledigung seines, von dem Grafen v. Perponcher erhaltenen Auftrages eingefordert worden. Das Ministerium der auswärtigen Angelegen heilen hat Achnliches von dem Grafen v. Perponcher ver langt." München, 9. Oktober. (A. Z.) Sc. Maj. der König ist diesen Morgen nach dem Spessart abgereist, wo zwei Jagden, morgen und übermorgen, werden ab gehalten Iverden. Uebermorgcn Abends soll dann noch die Ankunft in Darmstadt erfolgen, wo Se. Maj. am 12. zusammen mit dem königlichen Vater zu verweilen beabsichtigt. Erst am 13. geht cs dann nach Dürkheim. Gestern hatte eine Deputation des allgemeinen Gewerbe vereins, der erste Vorstand desselben (Spielwaarcnfabrikant und MagistratSrath Edel) an ihrer Spitze, die Ehre Sr. Maj. die neulich in der Generalversammlung des Vereins angenom mene und nun mit zahlreichen Unterschriften versehene Denk schrift gegen Einführung der Gewcrbefrciheit in besonderer Audienz überreichen zu dürfen. Der Monarch empfing die Deputation mit gewohnter Huld, unterhielt sich mit derselben über die Verhältnisse der Gewerbe und ertheilte zuletzt die Versicherung, nur das Beste des Bür ger- und Gewerbestandcs stets bezielt zu haben, und auch ferner anstreben zu wollen. Darmstadt, 6. Oktober. In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde von dem Abg. Thudichum Ausschußbericht erstattet über den Antrag dcSAbg.Wcrnher, die Verhältnisse der katholische« Kirche zu dem Staate im Großherzogthum betreffend. Der Ausschußbe richt kommt nach ausführlichen Erörterungen zu dem Schlußantrag: „Die Kammer wolle großhcrzoglichc Staats regierung ersuchen, die Verhandlungen mit dem Bischof zu keinem Abschluß zu bringen, sondern das ganze RechtS- vcrhältniß deS Staates zur katholischen Kirche und ihren Organen auf gesetzlichem Wege zu ordnen, und derStände- versammlung so weit erforderlich und so bald als möglich dazu die geeigneten Vorlagen zu machen." Darmstadt, 9. October. In der Zweiten Kammer Feuilleton. K. Hoftheater. Donnerstag den 11. Oktober wurde zur Feier der Enthüllung des Stand bildes Karl Maria'» v. Webers dessen Oper „Oberon" bei festlich erleuchtetem und außerordentlich gefülltem Hause aufgeführt. Der unsterbliche Tondichter hat, wie im „Freischütz" die deutsche Volkssage und in der „Euryanthe" die Rittergeschichte, so im „Oberon" einen dritten Hauptstoff der Romantik, das Märchen, musikalisch durchgebildrt. Diese» reiche, leben-warme Werk, in dem di« zartesten, weichen und traumhaften Farbentöne mit begeistertem Aufschwünge voll Kraft und Feuer wechseln, ist der wahrhaft „letzte Gedanke" seine schöpferischen Geiste-, dessen rastlos nach Neuem und Höher« vordringrndem Künstlerstreben die Ausdauer des Körpers so früh unterlag. Die Ausführung der Oper, in deren lose verbundener und mit dem Schauspiele ge mischter Scrnenfolge der durch frühere zu starke Kür zungen beeinträchtigte dramatische Zusammenhang wieder hergestellt wurde, war eine sehr gute und musikalisch »ohlgelunqene. Besonder» zeichneten sich au» Frau Bürde-Ney (Rezia) — namentlich im glänzenden Bor trage der Ocean-Arie —, Frau Jauner-Krall und Herr Ti chats check (Fatime, Hüon) und demnächst Frau KrebS-Michalesi (Puck), sowie die Herren Rudolph und Deitmer (Oberon, GcheraSmin). Fräul. AlvS- leben mißglückte di« bei der Entfernung vom Orchester etwas schwierige Intonation im Gesänge de- Meer- madchenS. Die Verwendung de» Herrn Deitmer i« der Oper liefert immer günstige Resultate und könnte mit Vortheil vermehrt werden. Fräulein Ulrich und Herr Maximilian hatten in dankeu-werlher Weise dir Re präsentation der Roschana und de- Almansor übernommen. DaS Publicum nahm die Vorstellung mit warmer und durch die Bedeutung des Tages erhöhter Stimmung auf. C. B. Die Abenteuer am NebraSca. Von Datduin FNiitihausln. *) (Fortsetzung au« Rr 239.) Wären wir nicht so viele Hundert Meilen von den ersten Ansiedelungen entfernt gewesen, so hätte ich die komische Seite unsrer Lage vielleicht mehr ins Auge ge faßt, denn da saß ich gleichsam als Gast im eignen Zelte bei der wilden Rotte, trank Kaffee und wärmte meine Glieder, während der Herzog mitten im Flusse hielt und seine Geduld über die lange Zögerung er schöpfte. Allerdings machte ich zweimal den Versuch, einen Indianer mit einem Gefäß voll de» wärmenden Trankes zu ihm hinüberzusenden; der Auftrag wurde auch mit der größten Bereitwilligkeit übernommen, jedoch nur insoweit auSgeführt, daß der Bote aufstand, mit den Zeichen des größten Wohlbehagen» den Kaffee austrank und mir mit freundlicher Miene die leere Schale zurück gab. Ich muß gestehen, daß so viel Unverschämtheit und grobe Rücksichtslosigkeit meinen Unmuth in eine Art Verzweiflung verwandelte, denn nirgends sah ich einen Ausweg au» dieser peinigenden Lage. Ich stieß die mir dargebotene Pfeife zurück, zu welcher Beleidigung man nur lachte, begab mich aus dem Zelte und stellte abermals mit den ernsteste« Geberden meine Forderung an dir Wilden. Infolge davon entstand eine Nein« Be wegung unter ihnen, die indessen nur den Zweck hatte, daß einer der außerhalb kauernden Burschen in» Zelt kroch, dort meinen Platz einnahm und e- mir überließ, *) Xu« deffia „Sirisea in die Felsengebirg» Nordamerika«". Eeipztg Hermann »openoble. mich im Freien, so gut cs mir beliebe, einzurichtcn. Jetzt war ich aufs Höchste erbittert, ich schmähte die ganze Gesellschaft in deutscher, französischer und englischer Sprache, doch auch dadurch entlockte ich nur Einzelnen ein beifälliges Kopfnicken, der beste Beweis, daß ich nicht verstanden wurde. Einmal glaubte ich schon zu meiner größten Genugthuung, daß cs mir gelungen sei, mich in gutem Deutsch verständlich zu machen, denn einer der Wilden bemühte sich mit dem lächerlichsten Ausdrucke, den ihm beigelcgtcn Titel „Flegel" zu wiederholen; doch bemerkte ich zu meinem Leidwesen, daß ihm nur der fremdartige Laut des Wortes besonders gefallen habe und er denselben seinem Gedächtnisse besonder- einzu prägen suchte. Ich verwünschte den Fluß, die Prairie und alle Indianer, und blickte in meiner Ratlosigkeit zu dem Wagen hinüber. Plötzlich fesselte ein Reiter, der sich auf den Höhen des jenseitigen Ufer» zeigte, meine Aufmerksamkeit; bald tauchten noch mehrere hinter den Hügeln auf und endlich, zu meiner unauS sprechlichen Freude, auch ein mit sechs Maulthieren be spannter Wagen, den ich sogleich für die von Fort Laramie zurückkehrende Vereinigte-Staaten-Post erkannte. Wie durch einen elektrischen Schlag verschwand jetzt meine Niedergeschlagenheit, und nie sah ich einen muthigcrn Menschen, als mich selbst, da ich die Hilfe der Weißen so nahe wußte. Ich sprang zu dem Zelte hin, riß den Vorhang auf und gab den Wilden durch unzweideutige Zeichen zu verstehen, daß sie jetzt mein HauS räumen sollten. AlS sie nicht sogleich Folge .leisteten, hielt ich ihnen mit lauter und gewiß recht kriegerischer Stimme eine Rede in deutscher Sprache, deren Inhalt ungefähr folgender war: „Wenn Ihr rotheS Gesindel nicht augenblicklich an die freie Lust kommt, so haue ich die Stützen deS Zeltes um und be grabe Euch unter seinen brennenden Trümmern!" Wenn die Wilden auch meine Worte nicht verstanden, so erriethcn sic doch den Sinn meines geschwungenen Beiles, mehr aber Wohl noch, daß irgend etwas Unge wöhnliches im Anzüge sein müsse, was mich plötzlich so muthig gemacht habe, denn Einer nach dem Andern wühlten sich die ungebetenen Gäste aus dem räucherigen Raume hervor. Das war meine erste Heldenthat unter den Indianern; stolz blickte ich auf die wilde Bande, die sich gehorsam, vor meinem Willen beugte, und wie so mancher Held des Tages dachte ich: „Wenn doch nur ein tüchtiger Künstler hier wäre, der mich in dieser Stel lung malen könnte"; im Geheimen aber wünschte ich mich von ganzem .Herzen zurück zu den Fleischtöpfen öst lich vom Missouri. Als die Indianer die kleine Carawanz: der Weißen erblickten, eilten sie zu ihren Pcrdcn, um'durch HerauS- schaffen deS versandeten Wagens den versprochenen Lohn zu verdienen; ich schlug indessen ihre Hilfe aus, und dieselbe Antwort wurde ihnen vom Herzoge zu Thcil, als sie zu ihm hinrittrn und ihre Dienste anboten. Die Post nebst den Reitern gelangte unterdessen mit geringer Mühe durch den Fluß; der Fuhrmann, die ihm von dem Herzoge zugcsagte Belohnung im Auge, ritt mit vieren von seinen Mauleseln zurück, spannte dieselben vor unfern Wagen, und bald darauf lagerten wir uns mit den neuen Ankömmlingen zum gemeinschaftlichen Frühstück um ein tüchtiges Feuer. Die Indianer waren durch die Ankunft der Fremden um BiclrS bescheidener geworden und hielten sich etwas entfernt von un»; wir sorgten aber auch dafür, daß wir mit der Post, die nur einige Stunden rastete, zugleich aufbrachen. Der Weg war fest und eben, und im raschen Trabe eilten die Pferde mit ihrer Last dahin. Nach kurzer Zeit hatten wir die Wilden aus den Augen verloren, bald darauf aber auch die Post, die um Viele- schneller al- wir
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite